Mühsam erhob sich Garath und streckte seine steifen Glieder.
Der Schlafsack den er sich selbst, nach den Anweisungen seiner Lehrer, genäht hatte war bei weitem nicht so bequem wie der junge Reiter erwartet hatte.
"Guten Morgen!" grüßte Arget Un Eragon von der Feuerstelle her. "Das Frühstück dauert noch einen Moment. Du kannst noch in aller Ruhe die erste Stufe des Remgar durchgehen. junger Garath. Das hilft auch gegen deine steifen Knochen."
Garath rang sich ein "Ja Meister!" ab und begann mit den Übungen.
Jeden Morgen ihrer gemeinsamen Reise hatte für den jungen Novizen der Reiter so begonnen. In den Meisten fällen hatte Garath die Übungen mit seinem Lehrmeister gemeinsam absolviert.
Eragon hatte die Tage ihrer Reise stets zu füllen gewusst. Am Morgen der Remgar, während des Fluges dann Kunde in der Geschichte der verschiedenen Völker, Übungen in der Magie während der Mittagsstunden und nach dem Abendessen war der Schüler stets gegen seinen Lehrmeister im Schwertkampf angetreten.
Diese Kampfübungen waren manchmal sogar recht exotisch ausgefallen.
In den einsamen Gebieten der Wüste Hadarac waren Lehrer und Schüler sogar auf den Rücken ihrer Drachengegeneinander angetreten.
An den ersten Abenden am Boden und schließlich hatten sich Aurelia und Meisterin Schimmerschuppe sogar über den Himmel gejagt.
Die blaue Drachendame war natürlich aufgrund ihrer Größe, Kraft und Erfahrung im Vorteil gewesen aber Aurelia hatte trotzdem viel gelernt.
-"Das wirst du Küken brauchen wenn du es mal mit dieser stinkenden Brut zu tun bekommst, den Letherblaka!"- hatte die Blaue gesagt.
Auch Nyx hatte diese Übungen unterstützt und mal auf Seiten Aurelias gekämpft aber bei anderen Gelegenheiten auch Saphiras angriff unterstützt.
Diese Luftkämpfe hatten die Drachenreiter schließlich beendet als sie in die alte Welt zurückkehrten.
Eragon wollte nicht, dass Bauern oder fahrende Händler Zeuge wurden wie Drachen sich untereinander bekämpften. Gerüchte wären entstanden und hätten unter Umständen zu einer Panik geführt.
Daher beschränkten sich die abendlichen Duelle seit etwa einer Woche auf Schwertkämpfe von Meister und Schüler.
Garath zog dabei immer den Kürzeren aber er lernte aus seinen Fehlern.
Es hatte den jungen Fischersohn überrascht, dass sein Lehrer Städte und Dörfer mied.
Nach den langen Nächten in dem ungemütlichen Schlafsack und Mahlzeiten die mehr und mehr wie "alter Proviant" schmeckten hätte Garath absolut nichts gegen eine Rast in einer Herberge einzuwenden gehabt.
Auf seine Nachfrage hin hatte Eragon geantwortet, dass er Aufsehen vermeiden wollte. Die Ankunft eines Reiters und besonders des Arget Uns des Ordens war ein nicht unwesentlicher Anlass für Aufsehen.
"Außerdem....." hatte Eragon hinzugefügt und nachdenklich über das weite Land um sie herum geblickt. "Außerdem erinnert es mich an meine Jugend."
Garath hatte die Entscheidung seines Lehrers schließlich hingenommen und sich mit dem Schlafsack abgefunden.
Nur einmal waren sie auf ihrer Reise einer Stadt auch nur nahe gekommen.
Arget Un Eragon hatte in der Nähe von Dras Leaona das Grab seines Vaters besucht. Garaths Lehrmeister war regelrecht gerührt gewesen als er sah, dass das kristallene Grab von Brom inzwischen offenbar nicht nur für seinen Sohn wichtig war.
Blumenkränze und sogar einige Kerzen standen um das Grab des alten Reiters verteilt!
Garath konnte das gut verstehen. Noch gut erinnerte er sich an das Standbild von Brom in der Ostmark und an Aurelias Reaktion darauf.
Brom hatte das Leben vieler bereichert und beeinflusst. Nun da seine Verdienste bekannt geworden waren wollte man ihm offenbar danken.
Von Dras Leaona aus war es weiter gegangen Richtung Westen. Saphira hatte den Donner über die Große Ebene geführt bis sie den Buckel erreichten und war dann nach Süden abgebogen.
Das Land, welches den Gehörnten nach dem großen Krieg geschenkt worden war, lag im Grenzgebiet zwischen Surda und dem Reich von Ilirea. Es erstreckte sich bis tief in den Buckel. Dieser Gebirgszug galt bei den Menschen als eine gefährliche, unwirkliche Region. Nur wenige wagten es ihn zu bereisen und niemand wollte dort leben!
Garath wusste aus seinen Geschichtsstunden, dass Königin Nasuada die Erste erst gezögert hatte dem Volk der Urgalgra dieses Land anzubieten. Die Gehörnten waren wertvolle Verbündete gewesen und auf keinen fall wollte die damals junge Königin, dass sie sich betrogen fühlten.
Sehr zu ihrer Freude hatten die Urgals das Land jedoch mit Freude angenommen. Die Gefahren die man dem Buckel nachsagte waren für sie eine Herausforderung! Außerdem war ihr Kriegshäuptling , der vor einiger Zeit verstorbene Nar Garzhvog erkannt, dass es nur dem Frieden dienen konnte wenn er und sein volk Land beanspruchten, dass kein anderes Volk Alagaesias haben wollte.
Unter seiner weisen Führung hatten die Gehörnten ihre neue Heimat gezähmt und auch heute noch führte sein Sohn die Stämme der Urgalgra als erster Nar an.
"So, das Frühstück ist fertig!" verkündete Eragon und unterbrach damit Garaths Übungen.
Hoffnungsvoll setzte sich der junge Reiter zu seinem Meister ans Lagerfeuer und wurde bitter enttäuscht.
Der Arget Un reichte ihm eine Schale mit Gemüsebrühe die diesen Namen kaum verdiente. Es schien sich mehr um heißes Wasser zu handeln in dem vereinzelt etwas Grünes schwamm. Dazu ein Stück Brot welches, davon war Garath überzeugt, nur noch mit einer Klinge aus dem legendären Sternenstahl zu schneiden war.
Offenbar sah man dem jungen Fischersohn seine "Begeisterung" deutlich an, denn Eragon lachte herzlich.
"Mehr gibt unser Proviant leider nicht mehr her Garath -Finiarel. Aber keine Sorge: Wir erreichen heute unser Ziel: Mhada! Die größte Siedlung der Urgals!"
Garath hob überrascht den Blick.
-"Ich habe mir schon gedacht das wir unserem Ziel nahe sind."- warf Aurelia altklug aus dem Hintergrund ein. -"Der Wind trägt bereits viele interessante Gerüche heran."-
Garath warf seiner Drachendame einen Blick zu und erkannte, dass ihre Schwanzspitze neugierig hin und her zuckte.
Aurelia hatte die ganze Reise in vollen Zügen genossen. Sie war bereits von der Aussicht begeistert gewesen in neue, ihr Unbekannte Länder vorzustoßen.
-"Überrascht dich das etwa?"- hatte sie ihren Reiter gefragt. -"Du stammst aus diesen Landen aber du erzählst nie davon."-
Garath hatte ihr da zustimmen müssen. Er erzählte wirklich nicht viel von seiner alten Heimat. Hauptsächlich weil diese Erinnerungen unweigerlich mit seiner Mutter verknüpft waren.
-"Ich verstehe das schon."- hatte Aurelia fröhlich verkündet. -"Aber diese Welt ist ein Teil von dir und du bist ein Teil von mir. Jetzt können wir sie zusammen neu entdecken!"-
Diesem Vorsatz hatte sich Garath sofort mit ganzem Herzen angeschlossen!
Nun aber interessierte ihn weit mehr was ihn heute erwarten würde. Hunderte von Fragen stiegen in ihm auf und er machte sich nicht die Mühe sie aufzuhalten.
"Dann ist Mhada die Hauptstadt der Urgals Meister?"
"Der Urgalgra!" verbesserte der Arget Un. "So nennen sie ihr Volk und da wir in den nächsten Wochen ihre Gäste sein werden solltest du sie auch so ansprechen. Du würdest es doch auch nicht gern sehen wenn man dein Volk ständig Menschlinge nennen würde oder?"
"Natürlich Meister."
"Gut, nun zu deiner Frage" der Arget Un sammelte sich kurz. "Mhada ist nicht die Hauptstadt der Gehörnten. So etwas haben sie im Grunde gar nicht. Sie glauben ja auch nicht an feste Städte. Ihr Volk durchwandert stets ihre Heimat und den Buckel.
Allerdings hast du nicht Unrecht junger Garath.
Mhada kommt dem was man eine Hauptstadt nennen könnte am nächsten.
Es ist aber mehr ein zentraler Sammelpunkt verstehst du? Auch Nomaden brauchen Orte an denen sie Waren kaufen und Reperaturen bei Handwerkern durchführen können.
Alle Clans der Urgalgra kommen auf ihren Wanderungen an diesen Ort. Sie tauschen Waren, lagern Vorräte ein und erzählen von den Großen Taten ihrer Sippe.
Auch für die anderen Völker ist dies der Anlaufpunkt wenn sie Geschäfte mit den Urgalgras machen wollen.
Du weißt ja, dass ihre Dienste als Wache für Handelsleute sehr begehrt sind.
Ihre Handwerker stellen hier ihre Dienste zur Verfügung und die Ältesten kommen in der roten Halle zusammen um Beschlüsse zu fassen die ihr ganzes Volk betreffen."
-"Die rote Halle?" wollte Aurelia wissen.
Bisher hatte die junge Drachendame mit Saphira und Nyx etwas abseits gelegen doch nun hob sie interessiert den Kopf.
-"Was ist das Meister?"-
Der dunkelblaue Nyx schnaufte amüsiert als er Aurelias Interesse bemerkte.
Durch die Verbindung zu seiner Drachendame bekam Garath mit wie der junge Drache seiner Freundin ein Bild schickte, welches Aurelias Schuppenkleid sehr deutlich zeigte.
Der Junge Fischersohn verstand:
Nyx war überzeugt, dass Aurelia sich nur so sehr für dieses Gebäude interessierte weil es eben eine "rote Halle" war.
Garaths Drachendame regierte auf diesen Vorwurf mit einem garstigen Fauchen. Sie schnappte nach Nyx doch dieser entzog sich ihr mühelos und gab sich unbeeindruckt.
"Die rote Halle ist das Herz von Mhada." erklärte Eragon schließlich nachdem sich die beiden jungen Drachen wieder beruhigt hatten. "Sie heißt deshalb die rote Halle weil sie aus dem Holz eines Baumes erbaut ist der im Buckel wächst. Die Gehörnten nennen ihn Bluteiche. Das tun sie, weil das Harz dieses Baumes, anders als bei anderen Bäumen, rötlich ist. Auch das Holz, dass man aus diesen Bäumen gewinnt ist nicht nur ungewöhnlich hart sondern auch von rötlicher Farbe.
Bluteichen wachsen nur an einem bestimmten Ort im Buckel. Dieser Wald ist für die Urgals fast etwas heiliges. einige ihrer Schamanen lehren, dass in diesem Wald die Götter der Gehörnten Krieg führten. Ihr Blut sei in die Erde gedrungen und habe die Bäume so gefärbt."
"Aber das stimmt doch nicht oder Meister?" erkundigte sich Garath. "Ich meine ihr habt doch mal über den Glauben der Zwerge gesprochen und......"
"Vorsicht!" Eragon hob mahnend den Finger. "Sei immer vorsichtig wenn es um den Glauben geht junger Reiter. Wenn Glaube und Götter im Spiel sind kannst du schnell jemanden beleidigen!"
Eragon sah seinen Schüler eindringlich an und fuhr fort:
"Wir sind immer schnell bei der Hand natürliche Erklärungen zu suchen wenn damit ein Glaube widerlegt wird der uns selbst fremd ist. Aber die Götter der Urgalgra sind nicht schlechter als unsere Garath und es steht uns nicht zu den Gehörnten ihren Glauben zu nehmen!"
"Das wollte ich auch nicht tun Meister!" versicherte Garath sofort. "Es interessiert mich nur warum diese Bäume so anders sind. Es muss doch eine Erklärung geben!"
"Die gibt es auch." lächelte Eragon. "Merke dir aber bitte: Die Götter, sollte es sie geben, offenbaren sich auf unterschiedlichste Weise. Nichts was ich dir beibringe widerlegt die Schamanen der Urgalgra und es ist nicht die Aufgabe der Drachenreiter oder deine eben dies zu tun!"
Eragon wartete kurz bis er sicher war das sein Schüler ihn verstanden hatte, dann fuhr er fort:
"Es gibt natürlich eine naturwissenschaftliche Erklärung. In diesem Teil des Buckels gibt es in den Bergen sehr viel Eisen. Das Schmelzwasser spült es aus dem Fels und in das Erdreich hinein auf dem die Bluteichen wachsen. Die Bäume saugen das Wasser auf und damit auch feine Bestandteile des Metalls. Es setzt sich in ihrer Struktur fest. Eichenholz ist ohnehin sehr hart und die rote Farbe: Nun, das ist das Eisen!
Du weißt ja, das Eisen wenn es rostet Rotbraun wird.
Das Rosten ist ein natürlicher Vorgang und auch hier läuft er ab. Dadurch entsteht die rotbraune Farbe der Bäume!
Die rote Halle ist gänzlich aus diesem Holz erbaut. In ihr versammeln sich die Ältesten und dort wird auch der erste Nar der Urgalgra gekrönt. Der oberste ihrer Häuptlinge dem alle Gefolgschaft schulden und der sie im Kriegsfall anführt.
Zur Zeit hält diesen Titel Nar Garzhenog. Der Sohn des großen Kriegsführers Nar Garzhvog. Du wirst ihn noch heute kennen lernen."
Garath schluckte. Diese Aussicht erschreckte ihn ein wenig.
-"Die Urgalgra versammeln sich auch um die rote Halle um die Völkerspiele zu eröffnen."- erklärte Saphira.
Der Tonfall der blauen Drachendame überraschte Garath ein wenig. Ihre Stimme war eindeutig von persöhnlichem Stolz durchzogen.
Saphira fuhr fort:
-"Die Eröffnung wird heute Abend stattfinden. Höhepunkt der Zeremonie istdas entzünden der Feuersäulen! Fünf Säulen aus Sandstein die über Monate hinweg in Öl getaucht wurden. Der Stein hat das Öl aufgesogen und mit ein wenig Magie können die Schamanen der Gehörnten dafür sorgen, dass die Säulen wochenlang brennen.
Nur Mitglieder des großen Freidenspaktes der die Reiter schuf dürfen an den Spielen teilnehmen!
Eine Säule für jedes Volk Alagaesias! Für die Menschen, die Elfen, die Zwerge, die Urgalgra und natürlich die Drachen!
Mit diesem Ritual ehren die Gehörnten meinen Reiter der sie in den Pakt aufgenommen hat."-
"Und die mächtige Drachendame die über diesen Reiter wacht." vollendete der Arget und und warf seiner Begleiterin einen vielsagenden Blick zu.
An Garath gewannt erklärte er:
Als die Elfen das letzte Mal den Jahrestag des Blutschwurs gefeiert haben waren Saphira und ich zur Gast. Sie erschuf damals eine Steinsäule die sie entflammte. Daher haben die Urgalgra die Idee für dieses Ritual."
Eragon zwinkerte Garath vielsagend zu und blickte dann zu Saphira.
Die Blaue tat so als würde sie ihren Reiter gar nicht bemerken. Stolz hielt sie den Kopf erhoben und lüpfte kurz und kokett die Flügel.
"Nun," Arget Un Eragon klatschte in die Hände. "Wir besuchen die Feier in diesem Jahr weil es das erste Mal ist, das Nar Garzhenog den Spielen vorsteht. Sein Vater hat die Tradition begründet und sein Sohn ist ein würdiger Nachfolger der unsere Unterstützung verdient.
Und da du Garath meine Küche offenbar nicht schätzt können wir uns ja auch auf den Weg machen!"
Abstimmen ned vergessen;)
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Eragon-OS-Sammlung
FantasiDiese One-shot Sammlung von Eragon gehört nicht mir. Ich habe sie nur auf ff.de gefunden der eigentliche Autor heißt auf ff.de Traeumer. Die One-shots beziehen sich auf seine Eragon Fortsetzungen. (Man kann die Geschichte auch auf Fanfaction.de lese...