Mit leicht zitternden Fingern schloss Garath die letzten Verschlüsse an seinen Satteltaschen.
Der junge Reiter war so aufgeregt gewesen, dass er alles dreimal umgeräumt hatte.
Aurelia war dieses Verhalten so sehr auf die Nerven gegangen, dass sie ausgeflogen war.
Ein Umstand der bei ihrem Reiter fast zu einem Ausbruch von Panik geführt hätte. Die junge Drachendame hatte ihrem Seelenbruder dann jedoch versichert, dass sie in der Nähe der Festung Mor' raner bleiben würde. Garath solle sie einfach rufen wenn er mit dem Packen fertig sei. So müsse sie sein Elend wenigstens nicht mit ansehen.
Mit diesen Worten war Aurelia in den klaren Morgenhimmel entschwunden, der sich über der Ostmark aufspannte.
Nun da Garath mit dem packen fertig war trat er an die Einflugöffnung und blickte über die Ostmark.
Seit fast drei Monaten war dieses Tal nun sein zu Hause und seit etwa zwei dieser Monate bewohnte er nun ein Reiterquatier in der Festung des Ordens.
Er und Aurelia hatten es kurz nach ihrem ersten gemeinsamen Flug bezogen.
Garath musste lächeln als er an diesen Tag zurück dachte. Es war schwierig gewesen zu entscheiden wer aufgeregter war. Er oder Aurelia.
Die gemeinsame Anspannung von Drache und Reiter hatte dazu geführt, dass die ersten vier Versuche des Sattelns spektakulär gescheitert waren.
Nach dem vierten Misserfolg hatte Meisterin Saphira laut zu lachen begonnen.
Rückblickend war Garath der festen Überzeugung, dass die blaue Drachendame ein Ziel verfolgt hatte.
Das ihrer Lehrerin über sie lachte war aurelia nämlich so peinlich gewesen, dass sie beim fünften Anlauf betont stellgehalten hatte.
Augenblicke später waren sie und Garath die Herrscher des Himmels gewesen.
Als Drache und Reiterin dann nach Stunden wieder gelandet waren hatte Meister Eragon ihnen die erlaubnis gegeben sich ein Reiterquatier in der Festung zu wählen.
Es war am späten Nachmittag gewesen und Garath hatte eigentlich die Hoffnung gehabt, dass er die Nacht bereits in seinem neuen Quartier verbringen könnte.
Ein Vorsatz, der aber an Aurelia gescheitert war. Die junge Drachendame hatte darauf bestanden jedes frei Quartier in der Festung genau zu inspizieren.
Garath hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass es doch im Grunde keinen Unterschied machen würde welches Quartier sie sich wählten. die Ausstattung war doch überall gleich.
Aurelia hatte das jedoch nicht gelten lassen. Für Drachen seien andere Dinge wichtig als Möbel! Ein Himmelskind müsse spüren, das dies sein Heim sei!
Woran genau sie das fest machte wollte oder konnte die Rote nicht erklären aber da Meister Eragon ihr Verhalten akzeptierte beschloss Garath es seinem Lehrer gleich zu tun.
Aurelias letztendliche Wahl konnte sich sehen lassen. Zu Garaths Überraschung hatte sich seine Drachendame nicht für ein Quartier mit Ausblick auf den See entschieden sondern ihre Unterkunft so gewählt, dass man in Richtung der Reiterstadt blickte.
An klaren Tagen war es sogar möglich das Plateau zu erspähen auf dem Saphira Schimmersu8ppe mit dem Arget Un lebte.
Aurelia wusste immer gern was um sie herum vorging und der Ausblick von ihrer Unterkunft aus ermöglichte es das geschäftige Treiben in der Ostmark zu beobachten. Ein Umstand der auch Garath gefiel.
Nun reckte der junge Reiterschüler seine geistigen Fühler und suchte nach den Gedanken seiner Drachendame.
Er wurde schnell fündig, spürte aber noch einen weiteren Geist in Aurelias Gedanken. Dieser zog sich aber bereits zurück.
-"Das war Freund-seit-Erwachen-der-Seele-Glaedr"- erklärte Aurelia auf Garaths Nachfrage hin. -"Er und seine Eltern bleiben ja hier in der Ostmark und da wir nun auf Reisen gehen wollte er sich verabschieden."-
Der junge Reiter signalisierte dass er verstanden hatte und machte die Einflug Öffnung frei. Sekunden später landet Aurelia anmutig .
Der junge Reiter fand es unglaublich wie weit sich seine Drachendame entwickelt hatte. In wenigen Monaten wäre aus einem Wesen, dass nicht größer als eine Hauskatze war eine mächtige Kreatur geworden die niemanden fürchten musste.
Ihr Feuer hatte die junge Rote zwar noch nicht entdeckt aber ihre Kraft reichte aus um mit jedem Feind fertig zu werden und , natürlich, um ihren Reiter durch den Himmel zu tragen.
Schnell legte Garath Aurelia den Sattel auf, nachdem die Rote sich niedergelegt hatte und verschloss die Gürtelschnallen.
-"Wie fühlt es sich an?"- fragte er nervös als seine Drachendame sich erhob und prüfend die Schultern hin und her wiegte. -"Wenn das Gewicht nicht richtig verteilt ist kann ich es noch....."-
-"Nein!"- unterbrach Aurelia schnell. -"Du fängst nicht wieder an alles umzuräumen!"-
-"Aber Meister Eragon hat gesagt, dass man bei längeren Reisen darauf achten muss das Gewicht richtig zu verteilen!"- hielt der junge Reiter dagegen. -"Und das ist unser erster gemeinsamer Flug über eine größere Entfernung. Ich möchte nicht, dass du....."-
Aurelia summte zutraulich und zwinkerte ihrem Reiter dankbar zu.
-"Das ist lieb von dir Garath aber mach dir keine sorgen: Es ist alles gut. du hast die Last gut verteilt und wir können los."-
Erneut legte Aurelia sich nieder um ihrem Reiter das Aufsteigen zu erleichtern.
Garath zog sich in den Sattel und sicherte seine Beine mit den Halteriemen.
-"Bereit?"- erkundigte sich Aurelia und trat an den Rand der Einflugöffnung.
-"Bereit!"- versicherte der junge Reiter.
Freudig entfaltete die junge Drachendame ihre Schwingen und stieß sich ab.
Aurelia ließ sich einige Meter fallen um Geschwindigkeit zu gewinnen, dann spreizte sie die Flügel, fing den Wind ein und schoss in den den Himmel.
Zu Garaths Überraschung jedoch strebte Aurelia nicht dem Plateau zu wo sie sich mit Meister Eragon und Meisterin Saphira treffen sollten sondern flog in Richtung des Sees in dem die Ratsinsel lag.
-"Wo willst du hin?"- fragte Garath überrascht.
-"Mach dir keine Sorgen Garath."- beschwichtigte die junge Rote. -"Wir haben noch jede Menge Zeit bevor wir uns mit den Meistern treffen müssen. Wir müssen noch jemanden abholen."-
Unsicher rutschte Garath im Sattel hin und her, entschied sich aber abzuwarten.
Bereits nach wenigen Augenblicken kam eine kleine Bucht in Sicht die Garath gut kannte.
-"Aurelia, denk daran was Meisterin Saphira gesagt hat. Ohne die Erlaubnis ihrer Tochter Vervarda oder der Wilden der alten Zeit Lumaja sollten wir uns der Krippe nicht nähern. Wilde Drachen sind wenn es um ihre Jungen geht......"-
-"Willst du mir jetzt die Gebote meines Volkes erklären Garath?"- gluckste die junge Drachendame und betonte das Wort "meines" überdeutlich.
-"Mach dir keine Sorgen!"- beschwichtigte Aurelia und versicherte dann: -"Wir werden erwartet."-
Garath konnte nur hoffen, dass seine Seelenschwester recht hatte. Unsicher blickte er an ihrem Kopf vorbei.
Die Krippe war bereits deutlich zu erkennen. Vier Drachenkinder tollten über den feinen Sand der die Wasserkante der keinen Bucht von der angrenzenden Wiese trennte.
Er erkannte auch drei ausgewachsene Drachen.
Die türkiesfarbene Drachendame war zweifellos Vervarda. Saphiras Tochter die schon seit Jahrzenten eine schützende Hand für die Kinder ihres Volkes war die hier in der Ostmark geboren wurden.
Seit einigen Jahren teilte sie sich diese Aufgabe mit einer silbernen, wilden Drachendame die noch zur Zeit des alten Ordens geboren worden war.
Sie hieß Lumaja und hatte, als sie erkannte, dass Galbatorix und seine Verräter die Welt nicht mehr bedrohten, in der Ostmark eine neue Heimat gefunden.
Hier waren auch ihre Jungen geschlüpft. Küken die über hundert Jahre auf ihr Leben gewartet hatten.
Garath war sich nicht sicher aber der dritte Drache war wohlmöglich eines von Lumajas Kindern.
Seine Schuppen waren von einem so dunklen Blau, dass nur der direkte Einfall von Sonnenlicht enthüllte, dass sie nicht schwarz waren.
-"Du hast ganz recht!"- bestätigte Aurelia die die Gedanken ihres Reiters verfolgt hatte. -"Das ist Lumajas Sohn. Er heißt Nyx. Ich habe mich in den letzten Wochen mit ihm angefreundet und er möchte uns auf der Reise begleiten um mehr von der Welt zu sehen."-
Die junge Rote hatte inzwischen beigedreht und kreiste in Respektvoller Entfernung zur Krippe. Nah genug jedoch um gesehen zu werden.
Mit einem donnernden Brüllen bestätigte Nyx das er ihre Ankunft bemerkt hatte. Kurz rieb der Dunkelblaue seine Schnauze an die seiner Mutter und erhob sich dann ebenfalls. Mit kräftigen Flügelschlägen kam er auf Aurelia zu.
Garath spürte wie die beiden Drachen sich begrüßten. Nyx Geist streifte auch kurz den des jungen Reiters. Der Wilde signalisierte Wohlwollen und Respekt.
Gemeinsam flogen die beiden Drachen nun in Richtung der Behausung des Arget Un.
-"Du hast dich also mit Nyx angefreundet?"- fragte Garath schließlich schelmisch. Er stellte sicher, dass ihr neuer Reisebegleiter nichts davon mitbekam.
-"Es ist nicht wie du denkst Garath!"- brummte Aurelia verlegen.
-"Ach? Was denke ich denn?"-
-"Wir Drachen sind anders wenn es um Partnerschaften geht. Nyx und ich sind nicht das was du ein "Liebespaar" nennen würdest.
Wir sehen das Leben als eine große Reise. Man begegnet sich auf dem Weg und Wege trennen sich wieder.
So ist der Lauf der Dinge!
Wenn wir sprechen, dann spricht unsere Seele Garath. Nicht nur unser Mund.
Nyx und ich finden die Seele4 des jeweils anderen interessant. Die Welt durch die Augen des jeweils anderen zu betrachten verschafft uns Einsicht und hilft uns die Dinge besser zu verstehen.
Deshalb haben wir beschlossen, dass wir ein Stück des Weges zusammen gehen um von einander zu lernen.
Manchmal entschließen sich Himmelkinder, die eine Weile Reisegefährten waren, sich zu paaren. Manchmal aber auch nicht.
Es ist auch nicht das notwendige oder erklärte Ziel. So denken wir Drachen nicht. Wir...."-
-"Ihr seid Drachen. Ihr "seid" einfach!"- vollendete Garath.
-"Für einen Zweibeiner bist du recht klug!"- lobte Aurelia und flog weiter in Richtung des Plateaus von Meisterin Saphira.
Als sie sich näherten erhob sich gerade die gewaltige Gestallt von Fírnen in den Himmel. Der Grüne grüßte die ankommenden Artgenossen und strebte dann mit seiner Reiterin auf dem Rücken in Richtung des Ausgangs des Tals.
-"Wo die Beiden wohl hinwollen?"- fragte sich Garath.
-"Frag Meister Eragon oder Meisterin Saphira!"- schlug Aurelia vor. -"Sie erwarten uns bereits!"-
Garath erkannte, dass seine Drachendame recht hatte.
Meisterin Saphira trug bereits ihren Sattel mit den Taschen ihres Reiters und auch der Arget Un selbst wirkte reisefertig.
Garaths Aufregung kehrte zurück.
Waren sie zu spät?
Es waren die Worte der blauen Drachendame die den jungen Reiter beruhigten:
-"Ihr seit pünktlich. Gut!"-
Aurelia setzte zur Landung an während Nyx weiterhin über der Wiese kreiste.
-"Was macht Lumajas Sohn hier?"- wollte Saphira wissen und auch ihr Reiter blickte neugierig zum Himmel.
Aurelia übermittelte schnell einige erklärende Gedanken an ihrer Lehrerin.
Nach wenigen Augenblicken schnaufte die ältere Drachendame zustimmen.
-"Es ist immer gut wenn auch unsere wilden Brüder und Schwestern etwas über die Welt lernen wollen und dort wohin wir gehen könnt ihr wertvolle eindrücke sammeln."-
"In der Tat." bestätigte Eragon die Worte seiner Drachendame.
"Wird eure Gefährtin uns begleiten Meister?" fragte Garath der immer noch an den Aufbruch von Meisterin Arya und ihres Drachen dachte.
"Nein" erklärte der Arget Un lächelnd. "Die beiden haben ein andere Ziel. Arya besucht ihre Cousine in Cosaria. Deine erste Meisterin. Narie erwartet wie du weißt ein Kind und Arya möchte ihrer Verwandten einige Ratschläge geben.
Es gibt zwar magische Spiegel aber manches bespricht man einfach besser selbst.
Sie möchte auch unsere Tochter wiedersehen.
Gegen beides ist nichts einzuwenden. Der Orden den wir gemeinsam aufgebaut haben kann auch ohne uns funktionieren. Zumindest einige Wochen.
Sollten wirklich schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen gibt es erfahren Ratsherren und mit meinem Bruder ist der, nach mir, älteste Reiter anwesend um den Ältestenrat zu unterstützen.
Also, Garath, Aurelia? Seit ihr fertig zur Abreise?"
"Ja Meister. Wir sind bereit!" versicherte Garath aufgeregt.
-"Trotz der Bemühungen meines Reiters!"- warf Aurelia trocken ein.
Garath spürte wie ihm das Blut in die Ohren schoss.
Glücklicherweise übergingen seine Lehrmeister diesen Einwurf.
"Sehr gut." lächelte Eragon statt dessen. " Es wird sicher interessant für euch werden. Unser Ziel ist eine einzigartige Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln.
Also aufsitzen junger Garath. Die Völkerspiele erwarten uns!"
Abstimmen nicht vergessen;)
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Eragon-OS-Sammlung
FantasyDiese One-shot Sammlung von Eragon gehört nicht mir. Ich habe sie nur auf ff.de gefunden der eigentliche Autor heißt auf ff.de Traeumer. Die One-shots beziehen sich auf seine Eragon Fortsetzungen. (Man kann die Geschichte auch auf Fanfaction.de lese...