117. Duell Teil 1

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Araya spürte wie Fírnen sich unter ihr in die Kurve legte und mit dem letzten Anflug auf das Heim von Darus und Harkor begann. Die kleine Hütte lag in der Nähe der Berge die die Ostmark nach Norden hin begrenzten. Es erfüllte die Elfe mit kaltem Zorn als sie daran zurückdachte welche Mühe man investiert hatte um es dem alten Reiter und seinem Drachen bequem zu machen. Er und Harkor hatten sich nicht trennen wollen! Der Seelenhort wollte nicht bei den anderen auf der Ratsinsel bleiben sondern bei seinem Reiter sein.
Damit schied die Reiterstadt als Wohnsitz für die beiden aus. Das gleiche galt für die Festung der Drachenreiter. Dort lebten schließlich auch einige Novizen des Ordens. Die jungen Drachen der Schüler wollte man noch nicht mit dem großen Geheimnis der Seelenhorte belasten.
Schließlich hatten die Krieger der Drachen den beiden ihre derzeitige Behausung erschaffen.
.......Und als Dank vergiften sie meine Tochter.....
Arya atmete tief ein und aus. Sie schloss kurz die Augen. Sie stellte sich vor, dass ihre Gefühle als einen Ozean vor aus dessen Tiefe sie zur Oberfläche glitt. Schließlich entstieg sie dem Wasser völlig. Sie ließ jedes Gefühl hinter sich zurück und verschloss jede Emotion tief in ihrer Seele. Kalte Klarheit erfüllte sie nun. Es gab nur noch das Ziel!
-"Ich hasse es wenn du das tust!"- flüsterte Fírnen . Eine tiefe Traurigkeit lag in seiner Stimme.
-"Was meinst du."- erkundigte Arya sich unsicher geworden.
-"Wenn du dich in deine Dunkelheit verkriechst.."- antwortete der grüne Drache. -"Meist versuche ich diese Seite von dir zu ignorieren. Versuche es mit Humor zu nehmen. Deshalb nenne ich dich kleine Maus. Immer schnell in einem Loch verschwunden. Eigentlich aber finde ich diese Seite von dir gar nicht zum Lachen Arya. Das erste mal hab ich das erlebt nachdem Eragon fort war. Als du mich aufgezogen hast, warst du so liebevoll und voll Freude. Dann kam Eragons Brief und deine Seele strahlte noch viel heller! Dann haben wir Saphira und ihn getroffen. Erst habe ich es an dir nicht bemerkt. Saphira....nun, sie war da. Aber dann sind sie beide fortgegangen. Auch ich war traurig aber du?! Es war, als ob ein Licht in dir erloschen wäre und mich ganz allein zurückgelassen hätte. Vor einem Kampf suchst du diese Dunkelheit regelrecht!"-
-"Weil ich das Leben verehre, mein Großer."- erklärte die Elfe. -"Kampf bedeutet Tod. Freund oder Feind ist egal. Jedes Leben das verlischt ist ein Verlust."-
-"Das mag so sein!"- hielt Fírnen dagegen. -" Aber du treibst ein gefährliches Spiel Arya. Ich habe Angst, dass du irgendwann deinen Weg aus der Dunkelheit nicht wieder zurückfindest. Ich habe Angst, dass du leer bleibst."-
Die Worte ihres Drachen berührten Arya tief. Sie spürte Deutlich, dass das keine salbungsvolle, gut gemeinte Warnung gewesen war sondern das Fírnen von einem Gefühl bewegt wurde, dass sie von einem Drachen kaum kannte: Angst. Echte, reine Angst um sie!
Es versetzte Arya einen Stich als sie begriff, dass sie diese Saat ausgebracht hatte.Fírnen war jung gewesen als Eragon fortging. Er hatte damals Saphira verloren und sie war ihm keine Hilfe gewesen. Sie war niemals ausgebildet worden. Man war einfach davon ausgegangen, dass ihre umfassenden Kenntnisse sie zu einer perfekten Reiterin machen würden. Aber es gehörte eben mehr dazu als die Schwertkunst und Wissen um Magie. Man musste auch begreifen, wirklich verstehen, dass man nicht mehr nur für sich selbst verantwortlich war. Im Leid wie im Glück war man mit einem anderen Wesen verbunden und für dieses Wesen verantwortlich.
Einige Sekunden suchte die Elfe nach den richtigen Worten, gab den Versuch dann aber auf. Stattdessen ließ sie Fírnen spüren, dass all die Gefühle noch in ihr waren. All die Liebe die sie für ihn, und ihre Familie empfand. Sogar ihre Angst ließ sie ihn fühlen. Ihre Angst vor weiteren Verlusten.
Fírnen reagierte mit einer sanften Welle von Zuneigung und Verständnis.
-"Ich habe schon so viel verloren Großer. Die Angst noch mehr missen zu müssen würde mich auffressen. Ich brauche die Klarheit jetzt die mir die Dunkelheit gibt. Verstehst du?"-
-"Ich verstehe dich kleine Maus. Versprich mir nur, dass du den Weg ins Licht zurück nicht vergisst."-
Trotz der überwältigenden Sorge um ihre Tochter musste Arya lächeln und schickte ihrem Seelenbruder eine stumme Zustimmung.
Einen Wimpernschlag lang ließ Arya noch die Wärme und Nähe zu, dann richtete sie ihren Geist wieder ganz auf die Aufgabe die vor ihr lag.
Das kleine Haus, dass zwei Elfen für den alten Reiter Darus aus einer Eiche gesungen hatten, lag direkt vor ihnen.
Darus saß vor dem Haus. Als Fírnen zur Landung ansetzte sprang der alte Mann auf. Sein Blick wirkte gehetzt als er ins Innere des Hauses stürmte.
Arya spürte eine grimmige Freude in sich aufsteigen. Sie hatten ihn überrascht. Eragon war wirklich weitsichtig gewesen.
-"Die Überraschungen beginnen erst für euch."- knurrte Fírnen als Darus in sein Haus stürzte.
Augenblicke später erschien der alte Reiter wieder. Bei sich trug er sein Schwert und den Seelenhort seines Drachen. Als Fírnens Krallen sich in die Erde gruben formte sich die Lichtgestalt von Harkor.
Arya glitt wortlos von Fírnens Rücken und ging auf Darus zu.
"Meisterin Arya." der alte Reiter bemühte sich gelassen zu klingen. Dominanz über die Situation auszustrahlen aber es war unverkennbar: Er war überrascht und beunruhigt. "Wir hatten nicht so früh mit euch gerechnet."
"Spart euch das." Arya verwandelte jedes ihrer Worte in ein Geschoss. Darus zuckte unter der Kraft ihrer Stimme zusammen. "Ich weiß, dass ihr meine Tochter vergiftet habt!"
"Eine bedauerliche Notwendigkeit."
Harkor hatte gesprochen. Seine Worte trafen nun Arya tief. Die Stimme des Drachen war weich und doch volltönend. Die Kraft der Überzeugung lag in ihr. Das Bedauern, dass mitschwang so ehrlich, dass man fast glauben könnte, der Drache würde sein Handeln wirklich bereuen, doch die nächsten Worte des ehemaligen Drachens zerstörten diese Illusion.
"Ihr habt uns allerdings keine Wahl gelassen. Mein Reiter und ich tun nur was nötig ist."
"Das ist die Ausrede aller Tyrannen und Meuchelmörder im Laue der Geschichte aller Völker. Man hat immer die Wahl. Es gibt immer richtig und Falsch Drache. Ich war einst die Wächterin des letzten freien Dracheneis. Alles habe ich gegeben für seine Sicherheit. Ich ertrug sogar die Folterqualen des Schatten Durzas! Er tat alles um mich zu brechen aber ich schwieg um Saphira Schimmerschuppe zu beschützen und mit ihr die Hoffnung für das Drachenvolk. Ihr zieht dieses Opfer in den Dreck!"
Arya war zufrieden mit der Wirkung ihrer Worte. Es hatte ihre ganze Willenskraft erfordert aber sie hatte es vermocht jedes Zittern, jede Spur von Gefühl aus ihren Worten zu verbannen. Sie hatte langsam und mit Bedacht gesprochen.
Die Wirkung war viel stärker als eine hysterische Litanei . Selbst Harkor wirkte nun leicht verunsichert.
Arya war zufrieden. Sie hatte in zahllosen Verhandlungen für die Varden die Macht der Wörter kennen gelernt und erfahren, dass es nicht nur wichtig war was man sagte sondern auch das "Wie".
Mit Zorn und Verzweiflung hatten Darus und Harkor gerechnet. Ruhe vermochte sie in viel größerem Maße zu treffen.
"Wie dem auch sei." hob Harkor schließlich an. "Wir sollten diese unerfreuliche Angelegenheit nun schnell zu einem guten Ende bringen. Ihr habt großen Einfluss im Rat des neuen Ordens. Wenn ihr ein Votum abgebt, dann folgen die Mitglieder eurem Urteil. Ihr werdet....."
Fast lässig hob Arya die Hand auf der sie ihr Drachenmal trug. Eine vorbereitete Zauberformel rollte über ihre Lippen unterstützt von der Waffe die der Rat ihr auf Eragons Bitte hin zur Verfügung gestellt hatte. Das Wort der Wörter. Der wahre Name der alten Sprache. Natürlich hatte die Elfe sich selbst mit einem Zauber belegt der verhinderte, dass Darus oder Harkor das Wort der Wörter verstanden. Seine Wirkung würde es aber nicht verfehlen.
Darus und die Lichtgestallt seines Drachen zuckten zusammen. Das jemand Magie wirkte ohne die Geistige Kontrolle gewonnen zu haben war ein Verstoß der Regeln der Magie.
"Was habt ihr getan?" wollte der alte Reiter wissen. Er hatte sein Schwert gezogen und blickte sich gehetzt um. Suchte die Wirkung von Aryas Zauber. "Seid ihr von Sinnen Magie zu gebrauchen? Ihr hättet einen Gegenangriff provozieren können! Ihr...."
"Dann greift mich an." forderte Arya.
Darus stutzte.
"Was?"
"Versucht Magie zu gebrauchen." forderte die Elfe und unterstützte ihre Worte mit einer weiteren Waffe: Einem strategisch platzierten Lächeln.
"Ich verstehe nicht! Was auch immer für ein Spiel ihr treibt euch muss klar sein, dass..."
"Das was?" unterbrach Arya. "Das ihr meinen Gefährten fortgelockt habt? Dass ihr seinen Spiegel verzaubert habt, damit wir ihn nicht erreichen können? Das weiß ich längst. Eragon hat euch durchschaut und war klug genug euren Zauber nicht mit Gewalt zu durchbrechen! Damit habt ihr doch gerechnet oder? Es wäre für euch das Signal gewesen. Das Signal, dass der Augenblick zum Zuschlagen gekommen ist. Der Moment mir eure Forderungen zu stellen! Zweifellos hättet ihr mich und Eragon in der alten Sprachen schwören lassen alles dafür zu tun, dass man euch zu den Anführern des Ordens macht. Außerdem hättet ihr uns zur Verschwiegenheit verdammt. Nie hätte der Ältestenrat oder die übrigen Reiter von eurem Anschlag erfahren dürfen! Keiner wäre euch mehr gefolgt. Ihr hattet sicher Pläne euch langsam aber Sicher absolute Kontrolle über alle Reiter und die Eldunari zu erschleichen. Drohungen, erzwungen Eide. Ihr gebt vor Galbatorix zu Verabscheuen aber in Wazhrheit spielt ihr genau sein Spiel!"
Darus und auch Harkor versuchten zu widersprechen aber Arya sprach einfach weiter.
"Was auch immer ihr geplant hattet, ihr seid gescheitert. Der Rat weiß alles."
Wieder wallte grimmige Befriedigung in Aryas Brust auf als sie einen Anflug von Panik bei Darus und seinem Drachen bemerkte.
Sie fuhr fort:
"Eragon hat befürchtet, dass ihr das Gegenmittel für mein Kind irgendwo versteckt habt. Vermutlich mit einem Zauber versehen der es zerstört solltet , für den Fall, dass ich euch Angreife oder versuche mir das Mittel mit Gewalt zu nehmen. Deshalb hat er mich überzeugt, den Rat um eine besondere magische Kraft zu bitten. Ein Stück Wissen, dass nur auserwählten Seelenhorten der weisesten Drachen bekannt ist. Diesen Zauber habe ich über euch gesprochen. "
"Was bewirkt er?" wollte Darus wissen.
Arya entgingen nicht die Schweißperlen auf der Stirn des alten Reiters. Ebenso wenig entging ihr das er sein Schwert fast krampfhaft umklammerte.
"Er macht es euch unmöglich Magie zu wirken."
Darus begann schallend zu lachen.
"Fast hätte ich euch geglaubt Elfenweib. Aber das ist unmöglich. Ihr könnt vielleicht einen Schutzwall um mich legen der meine Magie einschließt aber Harkor und ich haben uns vorbereitet. Im Juwel meines Schwertes stecken Kraftreserven von über 100 Sommern. Ein Kräftemessen könnt ihr nicht gewinnen. Und deshalb werdet ihr....."
"Dann versucht Magie zu wirken. Hebt den Stein dort an."
Arya wies auf auf einen flachen Stein der auf der Lichtung lag. Er war etwa so groß wie ein Teller.
Darus zögerte einen Augenblick, dann reckte er seine Hand in Richtung des Steins und befahl: "Resa!" (Steige empor)
Nichts geschah.
"Resa!" befahl der alte Reiter mit mehr Nachdruck doch wieder geschah nichts.
"Das ist unmöglich!" hauchte er." Ich fühle nichts. Hättet ihr einen Schutzwall errichtet müsste ich einen Widerstand spüren aber ich fühle nichts. Gar nichts!"
Verzweifelt sah Darus zu seinem Drachen.
"Was tun wir jetzt? Was soll ich jetzt.....?"
Fírnens Knurren rückte Arya und ihren Drachen wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit von Darus und Harkor.
Mit einer fließenden Bewegung zog Arya ihre grüne Klinge. Hinter ihr ging Fírnen in Angriffsstellung.
"JETZT, Darus und Harkor, JETZT hole ich mir von euch was meine Tochter braucht.





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