158. Drachenfamilien Teil 2

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Erneut glitt die Drachendame Kira auf das Ufer zu wo sie schon von einigen Mitgliedern des rollenden Donners erwartet wurde aus dem Aurelias Ei stammte.
Vom Rücken der ehrwürdigen Drachendame beobachtete Garath den Strand. Bisher hatte das ausgelassene Spiel in welches Aurelia und ihre gelbgoldene Schwester verstrickt waren eine sichere Landung verhindert.
Nun jedoch stieß Kira einen wohlwollenden Laut aus. In dem trompetenhaften Klang schwang keine Drohung mit aber er verlangte Aufmerksamkeit von den beiden Jungdrachen.
Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Die beiden Drachenmädchen hoben augenblicklich die Köpfe und eilten sogleich zu den erwachsenen Artgenossen die bereits am Ufer warteten.
Während seine geflügelte Lehrmeisterin nun endgültig zur Landung ansetzte beobachtete Garath wie Aurelia von ihren Eltern begrüßt wurde. Der Anblick rührte den jungen Drachenreiter zutiefst.
Garath war mit den Geschichten um Drachen und ihre Reiter aufgewachsen. Die Dorfältesten, die den großen Krieg erlebt hatten wussten einiges zu berichten. Sie erzählten von den Abenteuern des Schattentöters Eragon und seiner Drachendame Saphira.
Garath konnte sich an lebhafte Schilderungen über den heutigen Anführer der Reiter erinnern. Die Barden berichteten, wie das Schicksal ihn auserwählt hatte, wie er seine Drachendame aufzog und schließlich aus seiner Heimat auszog. Sie beschrieben wie er mit List und Schläue den Schergen des Königs immer wieder entkommen war und so dem Volk vor Augen führte, dass Galbatorix Macht bereit war gebrochen zu werden!
Garath schmunzelte bei den Erinnerungen an diese Heldensagen. Sein Vater hatte immer zu ihm und Reanna gesagt: Glaubt nicht alles was ihr hört! Barden neigen dazu die Wahrheit auszuschmücken.
Trotzdem hatte Garath gerne diesen Geschichten gelauscht und inzwischen hatte er, durch seine Lehrer, erfahren, dass vieles von dem was er Gehört hatte zumindest einen wahren Kern besaß.
Außerdem war er zu dem Schluss gekommen, dass die Geschichten in einem Punkt nicht über- sondern untertrieben waren. Und zwar wenn es um die Drachen ging.
Dieser Teil hatte Garath in seiner Kindheit ohnehin immer mehr interessiert als Geschichten über den Krieg. Wenn andere Kinder auf Erzählungen von Schwertkämpfen bestanden oder großen Schlachten hatte Garath immer mehr über die Drachen erfahren wollen. Einen Mangel an solchen Geschichten hatte es nicht gegeben. In den Jahren nach dem Krieg waren Drachen sehr schnell zu einem Symbol der Hoffnung und des Neuanfangs geworden.
Erst nach und nach hatte das Volk begriffen, wie viel angenehmer das Leben in einem Reich war, in dem Gesetze das Leben regelten und nicht die Willkür korrupter Speichellecker eines Tyrannen.
Endlich konnten einfache Leute die Früchte ihrer harten Arbeit genießen und mussten sie nicht Steuereintreibern übergeben die die Aufgabe hatten Geld für den völlig überzüchteten Militärapperat des Reiches aufzutreiben!
Der Sieg des jungen Ordens der Drachenreiter über die Jünger des Helgrinds, die geführt von dem zum Dämonen gewordenen Shruikan nach der Macht griffen, hatte dazu beigetragen, dass die geflügelten Begleiter der Reiter zu einem Symbol für diesen Neuanfang geworden waren.
Garath hatte natürlich wissen wollen wie Shruikan überhaupt überlebt hatte und wie seine Verwandlung zum Dämon von statten gegangen war aber sein Lehrmeister Marek war sehr wage geblieben.
Shruikans Geschichte sei einzigartig hatte der Reiter von Laorie geantwortet. Viel war nur deshalb geschehen weil sein Band zu Galbatorix erzwungen und unnatürlich war. Damit hätte alles begonnen. Die Keimzelle des Wahnsinns.
Es gäbe noch mehr zu sagen hatte Marek gesagt, aber nicht zu diesem Zeitpunkt. Für bestimmte Dinge sei es einfach noch zu früh.
Garath hatte das akzeptiert. Es gefiel ihm ohnehin nicht von einem Drachen als einem Dämon zu denken.
In den Jahren nach dem großen Krieg waren die Drachen natürlich selten gewesen. Doch dann war ihre Zahl gewachsen und die Geschichten um sie häuften sich. Bald schon galt es als ein gutes Ohmen einen zu sichten und flog einer über das Haus in dem man Lebte bedeutete es Glück für seine Bewohner!
Soweit es Garath betraff war das die Wahrheit! Noch gut erinnerte er sich an en Ereignis aus seiner Kindheit. Ein donner wilder Drachen hatte sich damals neue Nistplätze gesucht und sich auf der Insel "Haizahn" nieder gelassen. Einige Wochen nachdem die Herolde dies verkündet hatten war sein Vater zu einer Fangfahrt ausgelaufen. Er und seine vier Matrosen waren gerade bei ihren Fanggründen angekommen als ein Drache über ihr Boot flog. Ein Wilder, ohne Reiter!
Garaths Vater hatte seiner Familie erzählt, dass das mächtige wesen über ihrem Boot gekreist sei und plötzlich hätte er und seine Mathrosen Bilder gesehen. Bilder von Sturmwolken die sich auftürmten und Bilder von aufgepeitschter See.
Gemeinsam hatten sie beschlossen sofort Kurs auf den heimatlichen hafen zu setzen und das war gut! Mit knapper Müh und Not hatten sie es nach Hause geschafft! Der Sturm hatte sie buchstäblich in den Hafen geblasen. Nie hätten sie dieses Unwetter auf hoher See überstanden!
So hatte Garaths Vater es jedem erzählt der die Geschichte hören wollte und vor diesem Hintergrund war die Abneigung die Seine Mutter nun für Aurelia hegte noch unverständlicher für Garath.
Er verdrängte diese unerfreuliche Erinnerung schnell wieder und konzentrierte sich lieber auf den rührenden Anblick von Aurelia und ihren Eltern.
Zärtlich liebkosten die beiden erwachsenen Drachen ihr Küken mit den Schnauzen und die kleine Rote schien gar nicht zu wissen an wen sie sich zuerst schmiegen sollte.
........Habe ich wirklich das Recht von Aurelia zu verlangen das sie bei mir bleibt während ihre Eltern uns verlassen.......schoss es dem jungen Reiter durch den Kopf. ........Oder will ich vielleicht nur, dass sie bleibt damit ich nicht zu Mutter zurück muss?.......
Inzwischen war Kira gelandet und die rote Drachendame ließ ihren Passagier absteigen.
Die blauweiße Drachendame, Garath vermutete, dass es sich um Wilana handelte, löste sich von den beiden anderen Wilden und schritt auf die Neuankömmlinge zu. Kira begrüßte sie und die beiden Drachendamen begannen eine lautlose Unterhaltung.
Etwas verloren blickte Garath zu seiner Lehrerin auf, unschlüssig was er nun tun sollte. Weder wollte er Aurelia stören noch sich in die Unterhaltung der beiden Drachendamen ungefragt einmischen.
Plötzlich jedoch hatte der junge Reiter das Gefühl, das er beobachtet wurde. vorsichtig blickte er sich um und entdeckte Aurelias sonnengelbe Schwester die sich ihm vorsichtig genähert hatte und, in dem Versuch ihren Sicherheitsabstand zu wahren, sich fast den Hals ausrenkte um ihre Nase nahe genug an den jungen Zweibeiner zu schieben um seinen Geruch zu kosten.
Als das Drachnmädchen bemerkte, dass seine Annäherung entdeckt worden war riss es sofort den Kopf zurück und musterte den jungen Zweibeiner unschlüssig.
-"Guten Tag."- sagte Garath auf geistiger Ebene betont höflich. -"Du bist......... nicht wahr?"-
Seine Worte unterstrich Garath mit den Bildern und Erinnerungen die Kira mit ihm auf dem Hinflug geteilt hatte. Das Bild des Sonnenaufgangs über dem Jörmundur.
Fassungslos schüttelte das junge Drachenmädchen den Kopf. Es schien für sie undenkbar, dass das merkwürdige Wesen dem sie gegenüber stand ihren Namen kennen konnte.
Das leise, heisere Geräusch zweifachen Drachengelächters ließ Garath herumfahren. Kira und Wilana blickten ihn an.
-"Du musst die Neugier des Kükens entschuldigen junger Mensch."-
Garath begriff, dass die unbekannte Stimme von Wilana stammen musste.
-"Du bist der erste Zweibeiner dem sie so nah vor sich sieht."- fuhr die Drachendame fort. Kurz blickte sie zu dem Küken, dass flink an ihre Seite glitt. Zu Garath sagte sie:
-"Sie findet das du ein sehr merkwürdiges Geschöpf bist. Sie kann es sich nicht vorstellen so eng mit einem Wesen wie dir verbunden zu sein wie ihre Schwester es ist."-
-"Aber ich habe ihr gesagt das du zu mir gehörst wie meine Flügel."- krähte Aurelia dazwischen und trat neben ihren Reiter. -"Und sie wollte dann wissen wie das sein kann."-
Garath kam nicht umhin sich durch ihre Anwesenheit gestärkt zu fühlen.
-"Und was hast du ihr sonst noch erzählt?"- wollte er wissen.
Es war jedoch die männliche Stimme eines erwachsenen Drachen die Antwortete.
-"Wir haben unserer Tochter gesagt, dass das was dich und Aurelia verbindet teil der Natur ist junger Zweibeiner."-
Garath blickte auf, und erkannte, dass Aurelias Eltern zu ihnen getreten waren und ihn freundlich anblickten.
-"Manche Dinge in der Welt um uns herum entziehen sich einfach jeder Frage junger Reiter."- nun war es die grüne Ester die sprach. -"Warum sind ihre Schuppen gelb während die von Aurelia rot sind? Warum ist der Himmel blau und die Blätter grün? Und selbst wenn wir die Antworten auf diese Fragen kennen würden, was würden sie uns bringen?"-
Ester senkte ihren Kopf bis sie mit Garath auf Augenhöhe war.
-"Ich glaube aber, dass dich eine ganz andere Frage beschäftigt junger Zweibeiner. Stell sie ruhig. Ichz sehe keine Falschheit in deinen Augen. Folglich lebt keine Lüge in deinem Herzen und in deinen Worten kann keine Beleidigung liegen. Was bedrückt dich."-
Garath zögerte einen Moment, doch Kira sickte ihm einen ermunternden Gedanken.
-"Ich....."- hob er an. -"Ich müsste blind sein um nicht zu sehen wie sehr ihr eure Tochter liebt Ester. Ich habe Angst. Angst das ich Aurelia etwas wegnehme wenn sie wegen mir zurückbleibt. Ich habe Angst......."-
Die Erkenntnis traf Garath während er sprach.
-"Ich habe Angst, dass ich ihr das selbe antue wie meine Mutter mir und meiner Schwester. Sie hat uns auch nicht gehen lassen. Wir durften auch nicht unser Leben leben."-
Ester brummte zustimmend. Behutsam legte sie sich vor Garath in den Sand. Ihr Kopf blieb weiterhin mit dem jungen Reiter auf Augenhöhe.
-"Würdest du Aurelia denn gehen lassen wenn es ihr Wunsch wäre?"-
Die Antwort fiel Garath nicht leicht. Er spürte bereits ein Echo des Schmerzes den er empfinden würde sollte Aurelia ihn wirklich verlassen. Doch er antwortete ehrlich:
-"Ja, wenn sie das will."-
-"Aber du würdest darunter leiden oder?"-
-"Ja."- flüsterte Garath.
-"Und warum glaubst du würde es Aurelia anders gehen wenn sie ohne dich ginge?"-
Garath blickte zu seiner kleinen Drachendame hinunter, die ihn aus großen augen musterte. Er musste leise lachen.
-"Ich verstehe."- sagte er schließlich. -"Es ist nur.......wird euch die Zeit nicht fehlen die ihr nun nicht mit eurer Tochter verbringt."-
Mehrstimmiges Drachengelächter war die folge dieser Frage.
-"Du nimmst die Zeit wahr wie es deiner Art entspricht junger Mensch."- schmunzelte Ester. -"Du bist sterblich geboren und daher sitzt du über der Zeit die dir gegeben ist wie eine Vogelmutter über ihrem Gelege. Aber wir sind Drachen junger Zweibeiner! Wir sind ewig wie die Berge und der Himmel. Wenn man die Zeit so wahrnimmt wie wir es tun, dann erkennt man, dass nicht die Anzahl der Augenblicke entscheidet ist, sondern die Bedeutung die dem Moment inne wohnt. Das dürfte für dich vielleicht etwas schwer zu verstehen sein."-
-"Ich denke doch."- murmelte Garath. Einmal mehr musste er an die Zeit bei seiner Mutter denken. -"Wenn man nicht die Gelegenheit bekommt Momente mit Bedeutung zu füllen, dann kommt man an einen Punkt, wo alles gesagt ist, wo die Zeit die man gemeinsam verbringt zur Bürde wird und man sich morgens fragt warum man überhaupt aufsteht. Und was Größe und körperliche Entwicklung angeht.....Eure Art wächst das ganze Leben lang. Warum sollten die paar Zoll von heute an bis zu dem Moment in dem sich eure und Aurelias Wege wieder kreuzen mehr Bedeutung haben?"-
Garath blickte Ester mit neuer Kraft in die smaragdfarbenen Augen.
-"Ich werde mir alle Mühe geben, dass die Momente die wir mit euch teilen können wenn wir uns wiederse3hen interessant und voller Bedeutung sind."-
Ester stieß ein tiefes brummen aus, das voller Zufriedenheit war. Ihr Blick glitt zu Aurelia.
-"Du hast gut gewählt meine Tochter. Dein Reiter hat noch viel zu lernen aber er kann verstehen."-







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