82. Allgemeines Interesse

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Tar streckte sich das seine Knochen knackten. Der Urgal hatte gar nicht bemerkt sehr er sich in den letzten Stunden verspannt hatte.
Gemeinsam mit den anderen Bewohnern der Ostmark hatte Tar die Verhandlung gegen den Zirkel der Heiler verfolgt.
Es war ein bedeutsames Ereignis für den Orden. Schließlich war es das erste Mal seit der Neugründung der Reiter, dass man sie als Richter einsetzte. Gewiss, man hatte den Orden schon des Öfteren um Rat und Beistand ersuchen aber diese Situation war anders. Ein ganzes Volk hatte die Autorität der Rechtsprechung auf Ordensmitglieder übertragen.
Außerdem würden die Opfer der Heiler, die Verstoßenen, bald ebenfalls zu den Bewohnern der Ostmark zählen. Die Angehörigen der verschiedenen Völker die sich hier angesiedelt hatten bildeten eine einzigartige Gemeinschaft. Zwar hielt man die Wohngebiete getrennt damit es Rückzugsräume für die einzelnen Bürger gab aber dennoch waren alle, die hier eine Heimat gefunden hatten von dem Wunsch beseelt etwas Neues zu versuchen. Ein Zusammenleben dass in anderen Teilen des Landes für unmöglich gehalten wurde.
Insofern war das allgemeine Interesse an allem was die Verstoßenen betraf recht hoch.
Vervarda hatte gestattet, dass die kleine Bucht in der sie die Jungendrachen betreute ein wenig umfunktioniert wurde. Die ausgedehnte glatte Wasserfläche war ideal geeignet für einen Einsatz der Traumsicht. Tar und die anderen Drachenreiter hatten den Zauber gewirkt und ihn so angelegt, dass man das Gefühl hatte von oben in den Saal zu blicken wo der Prozess stattfand. Die gesamte Wasserfläche der Bucht wurde als Bildfläche genutzt. Die interessierten Zuschauer hatten sich um die Wasserfläche verteilt und beobachteten das Geschehen. Es zeigten sich einige bekannte Gesichter und Tar hatte die Gelegenheit zu einigen interessanten Unterhaltungen genutzt.
Er hatte sich beispielsweise kurz mit Jeod und dessen Gattin ausgetauscht. Als Cronist des Ordens war es für den Gelehrten Ehrensache eine Mitschrift des Prozesses anzufertigen um sie für die Geschichte der Bruderschaft der Reiter zu bewahren. In Begleitung des Chronisten und seiner Frau befanden sich Angehörige des jungen Drachenreiters Cale.
Besonders dessen Großvater schien sich mit Jeod ausgezeichnet zu verstehen. Helene, seine Frau, schien dankbar über die Anwesenheit von Tena, Cales Mutter, zu sein. Die beiden Frauen verstanden sich offenbar gut.
Auch Mitglieder der Krieger der Drachen, sowie sämtliche Reiter die zurzeit in der Ostmark anwesend waren gehörten zu den Zuschauern.
Tar freute sich besonders das auch Narie unter den Interessierten war. Immerhin gehörte die junge Elfe, genau wie Tar zur ersten Generation des neuen Ordens. Noch gut erinnerte sich der erste Gehörnte der je zum Reiter berufen worden war an die Jahre ihrer gemeinsamen Ausbildung. Zwischen ihm, der Elfe und dem Bergnomaden Marek bestand eine besondere Freundschaft. Zum Teil mochte das daran liegen, dass sie nach Eragon, Murtagh und Arya die ältesten Reiter des Ordens waren. Alle übrigen sahen zu ihnen auf und die drei hatten die Ausbildung der anderen Reiter zumindest begleitet und unterstützt. Ein Umstand, der immer eine gewisse Disziplin einforderte, denn immerhin waren sie nach dem Abschluss ihrer Ausbildung auch direkt in den Ältestenrat berufen worden.
Im Augenblick war die Verhandlung unterbrochen worden und Tar wollte die Gelegenheit nutzen die bisherigen Abläufe mit Narie zu diskutieren. Suchend ließ er seinen Blick schweifen. Er musste schmunzeln als er seine vier Schützlinge entdeckte. Naja, Geoff und ihre Drachen waren auf seine Anweisung hin ebenfalls anwesend. Tanis hatte zwar behauptet, dass ein solcher Prozess bestimmt langweilig wäre und sein brauner, ehemals wilder Artgenosse hatte ihm aus ganzem Herzen recht gegeben. Geoffs Seelenbruder hatte beeindruckende Fortschritte gemacht. Zwar war ihm das gesprochene Wort immer noch zu unpräzise aber aus Rücksicht auf seinen Reiter unterstützt er die Gefühle und Sinneseindrücke die er übermittelte zumindest mit einigen Worten die seinen Standpunkt untermauerten. Auch konnte man nun sicher sein, dass er jedes gesprochene Wort verstand.
Tar hatte deshalb darauf bestanden, dass seine Schüler den Prozess mit verfolgten, weil es eine gute Gelegenheit war sie mit der Denkweise der Elfen vertraut zu machen. Wie Meister Feuerschwert immer zu sagen pflegte: "Es bedurfte eines feinsinnigen Geistes um mit dem Schönen Violk umzugehen."
Sehr zum Missvergnügen der beiden jungen Drachen war der Prozess bisher aber sehr unspektakulär verlaufen. Der Großteil der Heiler gestand die eigene Schuld ein und war bereit Strafe zu akzeptieren. Zur Verteidigung hatten die einzelnen Heiler lediglich ins Feld geführt, dass sie zum Zeitpunkt der Taten zumindest glaubten im Sinne des Paktes zwischen Elfen und Drachen zu handeln. Die eigentliche Herausforderung für Eragon und die anderen Richtern würde sich erst ergeben wenn es darum ging ein gerechtes Urteil zu fällen.
Bevor man allerdings darüber auch nur nachdenken konnte musste die so genannte Beweisaufnahme abgeschlossen sein. Ein letztes Hindernis stand denn noch im Weg. Eine Gruppe von Heilern die sich uneinsichtig zeigte.
Diese Wenigen lehnten jegliche Schuld ab und behaupteten nur zum Wohle des Volkes der Elfen gehandelt zu haben. Sprecherin dieser Gruppe war eine Elfe mit silberblonden Haaren die den Namen Adiera trug. Nach den Vorkommnissen mit dem Wolfkatzenelf Bloedgram war dieser Name Tar nun wirklich kein Unbekannter.
Inzwischen hatte der junge Urgal seine ehemaligen Mitschülerin entdeckt und trat neben sie. Konzentriert blickte die junge Elfe weiterhin auf die Wasseroberfläche. Tar folgte ihrem Blick und stellte fest, dass ihre besondere Aufmerksamkeit ihrer Cousine Arya galt.
"Machst du dir sorgen um deine Blutschwester, Feuerspeer?"
Erst jetzt schien Narie zu bemerken, dass sie nicht mehr alleine war. Sie lächelte kurz und antwortete dann:
"Um ehrlich zu sein, ein wenig Tar."
"Warum? Der Kampf den Meister Feuerschwert und Meisterin Sturmklinge führen ist ein Kampf des Wortes. Außerdem liegen die Beweise klar auf dem Tisch. Es ist wohl mehr Trotz dass dieser Heiler ihre Schuld nicht annehmen wollen."
"Ich hoffe du hast recht." murmelte Narie.
"Du hast Zweifel?"
"Diese Adira.....es ist nur ein Gefühl Tar aber ich glaube nicht, dass sie sich einer Verurteilung widersetzen würde wenn sie nicht zumindest eine Chance sehen würde sich erfolgreich verteidigen zu können. Ich glaube dass sie etwas in der Hinterhand hat und ich glaube, dass es sich gegen Arya richtet. Sie hat Rabenmähne die gesamte Verhandlung lang beobachtet. Auch wenn es nur ein Krieg der Worte ins Tar, auch mit denen kann man verletzen."






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