Eragon eröffnete die Verhandlungen wieder indem er den klaren Ton der Kristallkugel erklingen ließ. Der selbstsichere Ausdruck auf dem Gesicht der Heilerin Adira ließ in Saphiras Reiter ein Echo der Wut aufwallen die er schon zuvor verspürt hatte. Er rief sich jedoch zur Ordnung. Sie hatten nun eine Strategie aber dieser Plan erforderte größte Aufmerksamkeit. Adira hatte bereits viele Sommer gesehen und besaß Erfahrung. Umso wichtiger war es auf jedes Detail zu achten.
"Wir setzen die unterbrochene Verhandlung hiermit fort." erklärte Eragon. "Adira-Zogne, im Zuge unserer Beratungen haben wir die von euch vorgebrachten Argumente abgewogen. Bevor wir jedoch zu einer endgültigen Entscheidung über die Rechtmäßigkeit eures Ansinnen kommen können haben wir noch einige Fragen. Seid ihr bereit diese zu beantworten so gut ihr vermögt?"
Die Heilerin blickte Eragon direkt in die Augen und dieser hielt ihrem Blick stand. Schließlich nickte sie schlicht.
"Unsere erste Frage lautet: Haben wir euch richtig verstanden? Ihr geht davon aus, dass Königin Islanzadie und König Evander bewusst den Befehl, der an euch ergangen ist eurer Handlungen einzustellen, falsch formuliert haben. Auf diese Weise wollten die euer Handeln unterstützen und sie befürworteten euer tun. Ist das eure Annahme?"
"Das ist in der Tat das Argument dass ich vorgebracht habe." Erwiderte die Angeklagte.
Eragon musste sich auf die Zunge beißen um nicht zu lachen. Kalain hatte Recht gehabt. Jetzt galt es vorsichtig zu sein.
Die gesamte Verhandlung wurde in der alten Sprache geführt. Inzwischen war diese Eragon so zur Natur geworden, dass er fast eine besondere Eigenschaft dieser besonderen Worte vergessen hatte. Man konnte ihn ihnen nicht lügen. Man konnte sich nur bemühen die Wahrheit durch geschickte Formulierungen dennoch zu verschleiern. Die ihm soeben gegeben worden war, war das perfekte Beispiel dafür.
Adira hatte nur bestätigt dass dies das Argument war dass sie vorgebracht hatte. Sie hatte aber nicht bestätigt dass das in der Tat ihre Annahme war und dass sie wirklich glaubte das Aryas Eltern ihr Handeln unterstützt hätten.
Kalain war aufgefallen, dass alle Vorbringungen der angeklagten Elfe wenn man sie genau betrachtete so geschickt formuliert waren, dass sie zwar Islanzadie und Evander in ein schlechtes Licht setzten und jeden zu der Schlussfolgerung zwangen die beiden hätten das Handeln der Reiter unterstützt aber wenn man die Worte genauer untersuchte stellte man fest das es Schlupflöcher gab.
Eragon hätte die Heilerin nun unmittelbar mit der Zweideutigkeit ihrer letzten Aussage konfrontieren können aber damit hätte er seine Absicht zu schnell kundgetan. Sollte sich Adira ruhig in Sicherheit wiegen. Sollte sie ruhig glauben, dass ihr Plan aufging.
"Die nächste Frage: Wie lange gehört ihr bereits als Heilerin dem Zirkel an der den ursprünglichen Befehl von König Caracajan ausführt?"
Adira beantwortete die Frage direkt und umgehend. Sie gehörte breits 150 Jahren zu diesen Zirkel. Die Frage war im Grunde nur von geringem Interesse für Eragon. Sie diente einzig und allein dazu der angeklagten Heilerin ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Nun jedoch war es an der Zeit die Falle aufzustellen.
"Meine vorletzte Frage: Wurden während der Regierungszeit von Königin Islanzadie und ihres Gefährten auch Kinder geboren die euren Anforderungen nicht genügten und somit ins Exil geschickt wurden?"
Im Grunde kann der Eragon die Antwort auf diese Frage bereits. Bloedgrams Sohn war der lebende Beweis aber es war wichtig dass auch Adira offen vor allen Anwesenden bestätigte, dass es solche Vorfälle während der Regierungszeit von Aryas Eltern gegeben hatte.
Einen Wimpernschlag lang zögerte die Heilerin, dann antwortete sie:
"Ja wir sahen uns gezwungen auch während der von euch genannten Zeitspanne aktiv zu werden."
"Dann sag mir bitte Adira-Zogne: Habt ihr Maßnahmen ergriffen eurer Aktivitäten vor den Herrscherpaar geheim zuhalten?"
Wieder zögerte Adira.
"Wir haben nichts unrechtes getan."
Innerlich triumphierte Eragon.
"Das ist eine unzureichende Antwort. Sie ist unpräzise und daher nicht akzeptabel."
"Was meint ihr damit?" Erkundigte sich die angeklagte Elfe spitz." Ich verstehe den Sinn eure Frage nicht?"
"Meint Ihr mit dieser Aussage jetzt meine letzte Frage an euch oder eine der vorhergegangenen?"
Ein Anflug von Nervosität huschte über die Züge der Heilerin.
"Was wollt ihr erfahren?" erkundigte sie sich schließlich.
"Ich stelle fest das ihr immer ausweichender werdet Adira- Zogne. Jetzt geht mir nicht einmal mehr Antworten sondern beantwortet meine Frage mit einer Gegenfrage. Es ist nicht nötig dass ihr begreift was ich zu erfahren suche. Was ich von euch erwarte ist eine klare unmissverständliche Antwort auf meine ursprüngliche Frage. Als ihr euren Aktivitäten während der Herrschaft von Königin Islanzadie und König Evander nachgegangen seit, habt ihr da Maßnahmen ergriffen um vor den damals amtierenden Herrschern zu verbergen, dass ihr überhaupt aktiv geworden seid?"
Ein Flüstern ging durch die Reihen der Zuschauer und Eragon fiel auf das die Mundwinkel von König Maranus verräterisch zuckten. Offenbar hatte der Herrscher des schönen Volkes begriffen welches Ziel der Anführer der Reiter verfolgte und amüsierte sich bestens.
"Ich habe euch eure Antwort gegeben." sagte Adira schließlich.
"Ihr habt mir eine Antwort gegeben Adira-Zogne! Eine Antwort die ich bereits als unzureichend eingestuft habe. Ihr habt lediglich gesagt dass ihn nichts Unrechtes getan habt. Eurer Einschätzung nach habt ihr niemals etwas Unrechtes getan wenn ihr Eltern das Kind gestohlen habt und sie in dem Glauben gelassen habt ihr Nachwuchs wäre tot zur Welt gekommen. Ich habe euch nicht gebeten euer Handeln zu bewerten. Ich möchte von euch erfahren ob ihr zu Regierungszeit von Königin Islanzadie und König Evander Maßnahmen ergriffen hat um euer Handeln vor den Herrschern geheim zu halten? Nun gebt mir bitte eine klare Antwort."
Adira senkte kurz den Blick, dann breitete sich ein bitteres Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
"Ich habe euch wohl unterschätzt Arget Un Eragon." sagte sie schließlich." Ja, wir haben derartige Maßnahmen ergriffen."
Eragon wusste nun dass er gewonnen hatte.
"Dann lässt das nur eine Schlussfolgerung zu Adira-Zogne. Nämlich die, dass weder Königin Islanzadie noch ihr Gefährte eure Aktivitäten unterstützt haben. Auch haben sie sie nicht gedeckt. Und der Formfehler auf dem Befehl war eben genau das: Ein Fehler! Es wäre eure Pflicht gewesen die Herrscher darauf hinzuweisen und um eine Bestätigung dieser Anweisung zu bitten. Es nicht zu tun bestätigt eure Schuld und da ihr den Tatbestand an sich niemals geleugnet habt muss die Anklage gegen euch ebenfalls als bestätigt angesehen werden. Wenn ihr nichts mehr vorzubringen habt, werden wir uns zurückziehen um ein gerechtes Urteil über euch zu fällen."
"Ich bin Gespannt wie ein solches Urteil aussehen soll!" warf Adira wütend ein." Nur wenige Kinder unseres Volkes werden mit Makeln geboren. Viele jedoch fühlen sich belästigt und erniedrigt durch die Missgebildeten. Ihr zwingt uns nun aber dazu unsere Bedürfnisse, die der vielen, über die der wenigen zu stellen! Sagt mir weiser Drachenreiter, wo liegt da die Gerechtigkeit?"
Mit eiserner Beherrschung führte Eragon das notwendige Procedere aus damit sich die Reiter zur Beratung zurückziehen konnten. Er kam jedoch nicht umhin ein Körnchen Wahrheit in Adira Vorwurf zu sehen. Ein gerechtes Urteil würde eine weitere Herausforderung sein.
Abstimmen nicht vergessen;)
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Eragon-OS-Sammlung
FantasyDiese One-shot Sammlung von Eragon gehört nicht mir. Ich habe sie nur auf ff.de gefunden der eigentliche Autor heißt auf ff.de Traeumer. Die One-shots beziehen sich auf seine Eragon Fortsetzungen. (Man kann die Geschichte auch auf Fanfaction.de lese...