63. Unerwartete Gäste

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Der Tag war gerade erst angebrochen als Saphira und Fírnen mit ihren Reitern auf dem Rücken über die spiegelnde Oberfläche des Isenstars glitten. In wenigen Minuten würden die beiden ältesten Reiter des neuen Ordens Giel'ead erreichen.
Marlena die vor ihrem Vater im Sattel der blauen Drachendame saß reckte und streckte sich bereits um die Stadt als erste zu erspähen. Stolz hielt sie dabei einen Beutel aus rotem Samt fest indem sich die Dracheneier befanden, die bald einer Reiterprüfung unterzogen werden sollten. Eragon hatte den großen Augen seiner Tochter nicht widerstehen können als die ihn bat den Beutel tragen zu dürfen. Er hatte ihr schließlich nachgegeben, nachdem er verschiedene Schutzzauber über die Dracheneier gewirkt hatte und es zur Bedingung erklärt hatte, dass die Kleine immer in der Nähe ihrer Eltern blieb solange sie die Eier bei sich trug.
Schon am nächsten Tag sollte die Reiterprüfung stattfinden vorher jedoch gab es in Giel'ead noch einige Formalitäten zu klären.
Der Zug der ehemals verstoßenen Elfen hatte sein Nachtlager nördlich des Dorfes Isencroft aufgeschlagen. Heute würden die Reisenden mit der Fähre den See überqueren und die nächste Etappe ihrer Reise hinter sich lassen.
Man hatte sich für diese Form der Anreise entschieden weil die Zeit die Eragon mit den ehemals verbannten Elfen verbracht hatte doch gezeigt hatte, dass diese im Umgang mit fremden Wesen noch recht schüchtern waren. Die Feierlichkeiten in Carvahall waren zwar gut und für alle angenehm verlaufen aber dennoch war der junge Anführer der Reiter etwas besorgt gewesen. Im weiteren Verlauf der Reise hatten Sina, Legartis und ihre Leidensgenossen es stets vermieden sich Dörfern zu nähern und waren stets etwas abseits der Wege geblieben um nicht zu vielen Reisenden zu begegnen. Die Bewohner von Eragons alte Heimat hatten die Verstoßenen mit ihrer Herzlichkeit einfach übermannt aber Saphiras Reiter war durchaus klar, dass nicht jeder Ort in Alagaesia so einladend war wie der Ort an dem er aufgewachsen war. Bei einer Anreise über Land hätte der Zug der Elfen die gesamte Stadt am südlichen Ufer des Isenstar durchqueren müssen bevor sie am Sitz des Statthalters angekommen wären. Zweifellos hätten sie einige neugierige Blicke auf sich gezogen und Eragon hatte eine recht bedrückende Situation vorher gesehen. Eine Gruppe von Elfen die unsicher war was sich selbst und ihren Kontakt zu anderen Völkern betraf die durch enge Straßen einer Menschenstadt ziehen mussten und sich von allen Seiten neugierigen Blicken ausgesetzt sahen war keine sehr einladende Vorstellung. Dazu kam, dass die Reisenden aus dem Norden der menschlichen Kultur, der Bauweise ihrer Städte und ihrer Lebensart noch völlig unwissend gegenüberstanden.
Cale hatte schließlich den Vorschlag gemacht die Reiseroute zu ändern. Sie waren dem Verlauf des Nimor gefolgt und so in die Nähe der alten Heimat des jungen Drachenreiters gekommen. Ismira hatte zwar darauf hingewiesen, dass dieses Dorf alles andere als einladend war aber Cale hatte ihre Befürchtungen zerstreuen können. Sie mussten die kleine Siedlung gar nicht betreten. Nördlich des Dorfes war die Fährstation wo man nach Giel ead übersetzen konnte. Die Anzahl der Passagiere war kein Problem versicherte der junge Reiter. Die Fähre war schließlich so ausgelegt, dass Truppenkontingente aus der ehemaligen Garnisonsstadt schnell übersetzen konnten und um auch Handelskarawanen aus den örtlichen Dörfern und Städten schnell übersetzen zu können.
Ein kurzes Gespräch mit dem Fährmann war nötig gewesen aber im Anschluss war die Überfahrt der Reisegruppe sichergestellt gewesen.
Cale und Ismira blieben bei den Gästen aus dem Norden zurück um sie auf der Überfahrt zu begleiten während Arya, Eragon, Marlena und ihre Drachen sich am Morgen bereits auf den Weg gemacht hatten um sich mit der Honoration von Giel'ead zu treffen und die letzten Vorbereitungen zu besprechen.
"Wir sind gleich da!" stellte Marlena aufgeregt fest und deutete über Saphiras Kopf hinweg auf den Hafen der ehemaligen Garnisonsstadt der sich nun deutlich am Horizont abzeichnet.
-" Wir sollten bevor wir landen einige Runden über die Stadt drehen!"- schlug Saphira betont beiläufig vor.
-" Möchtest du bewundert werden meine Schöne."-erkundigte sich Eragon schelmisch.
Die blaue Drachendame gab ein Geräusch von sich das bei einem Zweibeiner wohl ein verlegenes Hüsteln gewesen wäre.
- "Natürlich nicht." - erwiderte Saphira. - "Ich möchte nur nicht, dass der Orden in den Ruf gerät kontaktfeindlich zu sein. Die Elfen aus dem Norden und auch König Maranus und sein Gefolge reisen alle samt über den See an. Ich möchte einfach nicht, dass die einfachen Leute glauben, wir würden uns für etwas Besseres halten und uns von ihnen abgrenzen." -
- "Da hast du natürlich recht." - schmunzelte Eragon.-" Wie konnte ich dir nur etwas anderes unterstellen! Wir wollen die Leute natürlich nicht enttäuschen." -
- "Da du so einsichtig bist werde die diesmal verzeihen Kleiner."-
Erwiderte Saphira großmütig und beschleunigte ihren Flug etwas.
Eragon indes blickte sich zu Arya um und fing ihren Blick ein. Offenbar hatte der Seelenpartner der Elfe bereits denselben Vorschlag gemacht. Arya lächelte nur vielsagend und nickte. Auch ihr grüner Gefährte liebte es offenbar wenn man seine Stärke bewunderte.
Saphira und Fírnen enttäuschten die Einwohner von Galbatorix ehemaliger Garnisonsstadt nicht. Die beiden mächtigen Drachen rauschten in geringer Höhe über die Häuser hinweg und ernteten erste bewundernde Rufe zur Begrüßung. Dann schraubten sie sich wieder in den Himmel und als sie sich ihre Höhe erreicht hatten erleuchteten sie das morgendliche Blau mit ihrem Feuer. Unter dem Applaus der Stadtbevölkerung drehten die beiden Drachen dann schließlich ab und steuerten den ehemaligen Militärhafen an.
Dort bot sich Eragon ein ebenso erfreulicher wie erstaunlicher Anblick. Ein Drache der ebenso groß war wie Saphira und dessen Schuppen glänzten wie ein im Blut getauchter Rubin trat aus einer der großen Lagerhallen heraus, gähnte und streckte sich bevor er seine Artgenossen mit einem donnernde Brüllen begrüßte. Während Saphira und ihr Begleiter diesen Gruß erwiderten ruhte Eragons Blick auf den dunkelhaarigen Mann der neben den Drachen getreten war und nun freundlich die Hand hob.
-" Ich wusste nicht, dass Murtagh und Dorn auch in der Stadt sein würden."- meldete sich Arya über die geistige Verbindung.
-" Ich auch nicht."- erwiderte Eragon.-" Aber es ist auf jeden Fall eine angenehme Überraschung."-
Marlena schien ihrem Vater zuzustimmen den sie begann bereits ausgelassen ihrem Onkel zuzuwinken während Saphira zur Landung ansetzte.




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