96. Verwirrung

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Eine Weile hatten Tanis und Naja noch zusammen gesessen. Viel gesprochen hatten sie nicht.
Naja hatte mehr das Gefühl gehabt dabei zuzusehen wie sich auch die seelischen Wunden ihres Drachen langsam schlossen.
In dieser Situation begrüßte sie es, dass Drachen die Paarung eher nüchtern betrachteten.
Varus hatte sich schon vor einiger Zeit verabschiedest. Er wollte den beiden Seelenpartnern offenbar die Ungestörtheit erhalten und hatte nur signalisiert, dass er seinem Reiter und den elfischen Gastgebern mitteilen würde, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchten.
-"Na dann wollen wir mal."- erklärte Tanis schließlich und bedeutete seiner Reiterin auszusteigen.
Mit einem schnellen Zauber schützte diese ihre Beine und ließ sich dann in die Nackenmulde ihres Seelenbruders gleiten.
Tanis erhob sich in den Himmel und gewann langsam über dem See an Höhe. Er ließ sich bewusst Zeit da Naja ohne die schützenden Beingurte auf seinem Rücken saß.
Drache und Reiterin blieben eng im Geist verbunden, damit Naja sich auf alle Manöver ihres Seelenbruders einstellen konnte. Daher bemerkte sie, dass da noch ein letzter Zweifel war der ihren Drachen quälte. Wie ein Splitter steckte er im geistigen Ozean ihres Partners.
-"Was ist den Großer."- erkundigte sie sich und übermittelte Tanis, dass sie ein "Nichts" als Antwort nicht hinnehmen würde.
-"Ich hoffe Ranar nimmt mir die Angelegenheit nicht übel."- druckste der junge Drache schließlich. -"Es wäre mir wirklich unangenehm wenn Varus nun Schwierigkeiten auf seiner Suche bekommen würde."-
-" Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen."- gab Naja zurück. -"Ich meine es ist doch nichts ungewöhnliches passiert. Du bist nur der Stimme deines Blutes gefolgt. Du hast getan was deiner Art entspricht. Warum sollte ihn das wütend machen?"-
-"Wir werden es gleicherfahren fürchte ich."-
Tanis lenkte den Blick seiner Reiterin auf das Plateau das vor ihnen in Sicht kam. Nicht nur Geoff, Varus und ihre Gastgeber erwarteten sie dort.
Die freie Fläche wurde fast vollständig von einem gewaltigen schwarzen Drachen ausgefüllt der äußerlich Tanis recht ähnlich war aber seiner Umwelt, dass konnte niemand bestreiten, um einiges mehr Respekt abnötigte.
Der Dunkle war um ein vielfaches größer als Najas Seelenbruder. Seine nachtschwarzen, glänzenden Schuppen schmiegten sich so nahtlos aneinander, dass sie sich scheinbar zu einem großen Ganzen vereinten, das nur unterbrochen wurde durch ständig die Position wechselnde goldene Lichtreflexe.
Als Tanis landete glitt Naja von seinem Rücken und verbeugte sich respektvoll vor dem alten Drachen. Sie spürte wie sich ihre Nackenhaare aufstellten als Ranars Blick über sie glitt. Die Luft schien zu prickeln. Die bloße Anwesenheit dieses Drachen wirkte sich auf die Welt um ihn herum aus. Er verzauberte sie, hob sie aus den Fugen!
Das Erlebnis ließ sich für die junge Reiterin nicht wirklich in Worte fassen. Es war kein Gefühl, kein Geruch oder etwas, dass die normalen fünf Sinne erfassen konnten. Am ehesten entsprach es dem Klang den ein Glas erzeugte, welches man anschlug. Ein reiner, lupenreiner Klang der durch die normalen Geräusche der Welt schnitt und eine ehrfürchtige Stille zurückließ.
Gewaltig wie die Wellen des Ozeans spülte das Bewusstsein des wilden Drachens gegen das der Neuankömmlinge und Naja stellte erleichtert fest, dass Ranar zwar von Tanis erfolgloser Werbung wusste aber keineswegs beleidigt war.
Im Gegenteil. Sie glaubte sogar seine Spur von Schadenfreude bei dem Anführer der Wilden zu erkennen.
Als sie Tanis darauf ansprach flüsterte dieser ihr zu:
-"Das siehst du ganz richtig. Ranar ist besorgt, dass einige der jungen wilden Drachen ein wenig zu hochmütig gegenüber den Reiterdrachen sind. Immerhin war es Saphira und ihr Reiter die Galbatorix besiegt haben und Meisterin Schimmerschuppe hat Ranar und die erste Generation der neuen Zeit wie ihre eigenen Jungen aufgezogen. Er meint, dass ein Weibchen zwar das Recht hat die Paarung abzulehnen aber sie sollte es nicht mit so viel Geringschätzung tun.
Naja schmunzelte in sich hinein. So schätzte sie die Situation auch ein und Tanis hatte das Verständnis von Ranar offenbar gut getan.
Inzwischen war nun Varus vorgetreten und die junge Reiterin spürte, dass ein intensiver Gedankenaustausch im Gange war. Offensichtlich trug Geoffs Begleiter gerade sein Anliegen vor.
Nach einigen Sekunden schnaubte der ältere Drache zustimmend, senkte seinen mächtigen Kopf und begann damit den Geruch seines jüngeren Artgenossen in sich aufzunehmen.
Zufrieden wollte Naja sich gerade etwas entspannen als es passierte: Ruckartig zog Ranar den Kopf zurück und schüttelte sein Haupt als hätte er ein Insekt in die Nase eingesogen.
Mit neu erwachter Unruhe beobachtete Naja nun wie Ranar erneut den Kopf senkte und erneut Witterung aufnahm. Sie hatte das Gefühl, dass der dunkle Riese noch akribischer zu Werke ging als zuvor.
Erneut zog Ranar den Kopf fast ruckartig zurück, er verweilte einen Augenblick, dann schickte er einen kurzen Strom von Gedanken an Varus der ein wenig Hilflos wirkte.
Schließlich entfaltete der alte Drache seine Flügel und erhob sich in den Himmel.
Sofort liefen Naja und Tanis zu Varus und Geoff hinüber.
Die beiden Drachen begannen sofort eine intensive geistige Unterhaltung.
"Was ist los?" wollte Naja von Geoff wissen der ebenfalls recht verwirrt wirkte.
"Wissen wir nicht." räumte der andere Reiter ein. "Ranar hat um Bedenkzeit gebeten. Er will uns morgen wieder hier treffen. Ungewöhnlich dabei ist, dass er so verwirrt schien."





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