101. Lumaja

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Eine Weile sagte niemand etwas. Der Blick der alten Drachendame folgte den Vögeln die sich kreischend in alle Winde zerstreuten.
Als Naja schon nicht mehr damit rechnete begann die unbekannte Drachendame wieder zu sprechen. Die Worte fluteten aus ihrem Geist auch wenn sie mehr ihr selbst galten als ihren Zuhörern:
-"So lange...... Nur drei kurze Jahre durfte ich wie ein wahrer Drache leben. Dann kam ER! Galbatorix! Seitdem muss ich mich verstecken. Selbst die kleinen gefiederten Himmelsbrüder muss ich fürchten! Ihre Erinnerung könnte den Falschen erreichen."-
Ein heiseres bitteres Lachen drang aus der Kehle der Drachendame bevor sie weitersprach:
-"Was für ein Leben ist das? In einem Loch hausen und sich nur in der Dunkelheit herumzudrücken. Leise sein! Schnell die Beute erlegen und in das Loch zurück fliehen auf das die Stimmen des Lebens nicht bemerken das es einen gibt!"-
-"Das muss sehr schwer gewesen sein edler Skulblaca."- platzte es aus Naja heraus. Die silberne Drachendame tat ihr leid.
Ruckartig fuhr der riesige schimmernde Kopf herum. Erst jetzt schien der Drachin wieder bewusst zu werden, dass sie Gäste hatte. Schnell wurde ihr Blick weicher.
-"Ja, das war es! Das war es!"-
Kurz schüttelte die Drachendame ihren Kopf als wolle sie ein lästiges Insekt verscheuchen.
-"Aber ich bin unhöflich. Da habe ich zum ersten mal seit 100 Sommern Gäste und beachte sie kaum. Naja, Tanis! Mein Sohn sieht in euch Mitglieder seines Clans. Familie! Daher begrüße ich euch mit der selben Freude wie ihn. Geoff: Mein Sohn hat seine Seele mit dir verschmolzen. Du bist ein Teil von ihm so wie er ein Teil von dir ist. Ich erkenne eure Bindung an und sie hat meinen Segen als Varus Mutter. Ich entschuldige mich bei euch allen, dass ich euch so schroff begrüßt habe . Ich glaubte, dass ihr von Galbatorix geschickt worden seit um diesen Ort, an dem das Ei meines Sohnes gefunden wurde nach weiteren Dingen abzusuchen die dieser Leichenfledderer plündern und ausbeuten kann. Mein Irrtum tut mir besonders leid wenn es um dich geht Geoff. Wie gesagt: Du gehörst zu meinem Sohn wie seine Flügel. Ich dachte das du Teil dessen wärst was aus ihm einen Sklaven macht. Ich hoffe ihr akzeptiert meine Entschuldigung."-
-"Natürlich!"- versicherte Geoff sofort.
Er war offenbar tief bewegt von den Worten der Drachendame.
-" Ich würde Varus diesen freudigen Moment nie durch gekränkten Stolz verderben."- aufgeregt knuffte Geoff seinen braunen Seelenbruder in die Seite und lachte ihm zu:-"Wir haben es geschafft Großer!"-
Varus schnaubte nur vergnügt und reagierte sich für den freundschaftlichen Rippenstoß mit einem sanften Schnauzenklapps auf den Hinterkopf seines Reiters.
-"Und du junge Reiterin?"- erkundigte sich die Silberne.
-"Natürlich gibt es auch keine Vede zwischen uns Skulblaka."- versicherte Naja und auch Tanis übermittelte seine Zustimmung. -"Gestattet mir nur die Frage: Führt ihr einen Namen den ein Zeiwbeiner aussprechen kann. Ich möchte euch nicht nur "Drache" nennen."-
Etwas wohlwollendes lag im Blick der Drachendame als sie antwortete:
-"Lumaja."- kurz überlegte sie. -"So hat mich dein Vater immer genannt Varus. Bevor ich ihn traf, dachte ich das Worte etwas für Zweibeiner wären aber er war anders."-
-"Dann war er ein Reiterdrache?"- wollte Varus aufgeregt wissen.
-"Er hätte einer sein sollen."- erwiderte Lumaja. -"Seine Eltern übergaben sein Ei den Reitern und es erhielt den Segen der es auf die Suche schicken sollte. Man brachte sein Ei in die Eikammer auf Vroengard und wollte es bei der nächsten Gelegenheit zur Prüfung zulassen. In der Nacht hörte der Wächter der Kammer ein Knacken. Er sah nach und dein Vater hockte mitten in den Resten seines Eis. Den Segen der Reiter hatte er einfach abgeschüttelt. Er wollte ein wilder Drache sein. Er verachtete die Reiter aber nicht. Denk das nicht Sohn! Schon damals gab es Helfer wie die, die ihr heute "Krieger der Drachen nennt". Dein Vater war der erste wilde Drache der seine Kraft in ihren Dienst stellte. Er gehörte zur Schildwache von Vroengard und der tapfere Reiter, der heute dafür gerühmt wird einen Schatten getötet zu haben hätte das ohne die Hilfe deines Vaters wohl nicht geschafft. Er ging seinen eigenen Weg. So wie du mein Sohn! Ein Wilder der sich einen Reiter wählt! Du siehst, du hast mit deiner Wahl einen Kreis geschlossen."-
Varus blickte stolz zu seiner Mutter auf und schien vor Fragen förmlich zu platzen.
Auch Naja lagen noch etliche auf der Zunge aber sie blieb still. Was sie unruhig machte war nichts, dass sie in diese freudige, entspannte Runde werfen wollte.
-"Leider fiel dein Vater bei der letzten Schlacht auf Vreongard."- erklärte Lumaja ernst. -"Aber ich bin sicher er wäre sehr stolz auf dich."-
Die Worte der Drachendame heizten den Druck hinter Najas Stirn noch weiter an aber sie bemühte sich um Beherrschung.
Vergebens offenbar den Lumaja sagte an sie gewannt:
-"Du siehst aus als würdest du gleich platzen junge Reiterin. Wenn auch du Fragen hast....?"-
"Schon" druckste Naja. "Aber ich will weder euch noch Varus dieses Wiedersehen verderben."
-"Sprich!"- forderte Lumaja sanft aber bestimmt.
"Es passt alles nicht zusammen." platzte es schließlich aus Naja heraus und sie fühlte sich fast körperlich erleichtert als die Fragen zu sprudeln begannen. "Es waren es Meister Marek und Meisterin Laorie die Varus Ei hier gefunden haben. Sie glaubten, dass es hier von einer Windschwinge abgelegt wurde. Sie waren fest überzeugt, dass Varus nur kurze Zeit hier geruht haben kann, denn in einer solchen Umgebung....."
Naja deutet auf das grüne Tal zu ihren Füßen.
"In einer solchen Umgebung hätte es kein Küken lange in seinem Ei gehalten. Aber Varus muss fast 100 Jahre gewartet haben wenn sein Vater zur Zeit des alten Ordens lebte! Das macht keinen Sinn! Außerdem.....Ihr geht so liebevoll mit eurem Sohn um Lumaja. Ich denke nicht, dass ihr eine Windschwinge seid, die ihr Kind zurücklässt."
-"Du bist sehr Scharfsinnig junge Reiterin."-
Eine Welle von Gefühlen begleitete die Worte der Drachendame nun. Naja erkannte Trauer, enttäuschtes Vertrauen, Wut die längst zur Verzweiflung verraucht war und vieles mehr, dass Naja einfach nicht erfassen konnte.
-"Du hast ganz recht Naja. Ich bin keine Windschwinge. Es gibt Schwestern des Himmels und des Feuers die diesem Weg folgen. Ich respektiere das aber es ist nicht mein Weg. Ich hätte meinen Sohn nie allein zurückgelassen."-
Stille folgten den letzten Worten der Drachendame. Lumaja schien zu überlegen, dann schob sie ihren Kopf zurück durch den Wasserfall aus dem sie getreten war. Als sie ihn wieder ans Tageslicht zog hielt sie etwas im Maul. Behutsam legte sie vor der staunenden Reisegruppe zwei Dracheneier ab. Das eine war silbern wie sie auch, dass andere schien fast schwarz zu sein. Nur dort wo das Licht der Sonne direkt die Schale berührte erkannte man einen blauen Glanz auf der Oberfläche.
-"Ich hätte keines meiner Kinder zurückgelassen."- flüsterte Lumaja nun und blickte ihre Gäste entschlossen an. -"Mein Sohn, damit dein Bruder und deine Schwester endlich leben können brauche ich deine Hilfe und die deiner Freunde."-






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