77. Folgen Teil 2

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Es war ein Traum gewesen. Geoff sagte sich das immer wieder in Gedanken während er die Augen noch fest geschlossen hielt. Irgendwo tief in sich hoffte er den Traum etwas länger festhalten zu können wenn er seine Lieder nicht hob und so tat als ob er noch schliefe.
Doch es war mehr als das. Etwas in ihm, etwas unvernünftiges weigerte sich einfach anzuerkennen dass der gestrige Tag nur ein Traum gewesen war.
Der junge Stallbursche schämte sich für soviel eigene Unvernunft. Wie konnte er denn bitte glauben, dass ein wilder Drache, der frei und ungebunden war sich ausgerechnet ihn zum Reiter wählen würde? Der Stallmeister und alle anderen in der Kaserne der Krieger der Drachen würden ihn auslachen wenn er irgend jemandem etwas von diesem unverschämten Traum erzählte.
Doch da war wieder dieses etwas dass sich weigerte die Wahrheit zu erkennen und stattdessen als Argument an führte, dass der Drachenreiter Tar ihm gesagt hatte, dass es durchaus schon vorgekommen war das Drachen sich für einen anderen Weg entschieden als den, den man bisher für sie geplant hatte.
Geoff wurde jetzt regelrecht wütend. Warum musste er so dumm sein? Diese Äußerung des Drachenreiters war doch bestimmt auch nur Teil seines Traums! Warum musste sein eigener Verstand es ihm so schwer machen? Warum konnte er nicht einfach akzeptieren dass er einen ungewöhnlich intensiven Traum gehabt hatte und an sein Tagewerk gehen?
Die Antwort breitete sich in Geoffs Seele aus wie ein bitterer Geschmack auf seiner Zunge.
Er wünschte sich eben das es die Wahrheit wäre!
Aber es war nun zeigt sich der Realität zu stellen. Geoff wusste zwar nicht genau wie spät es war aber sicherlich war es Zeit zum aufstehen. Seine tägliche Arbeit wartete und er wollte nicht zu spät zu den Schwertkampfübungen kommen die er gemeinsam mit Naja erhielt. Sie war inzwischen seine beste Freundin und er wollte sie nicht warten lassen.
Der junge Stallbursche beschloss das ein kurzes und relativ schmerzloses Ende das beste war was er gegen diese hartnäckige Fantasie tun konnte. Er öffnete die Augen und schob seine eigene rechte Hand in sein Sichtfeld. Wenn er sich richtig erinnerte müsste ja dort das silberne Mal den Drachenreiter zu sehen sein wenn es tatsächlich kein Traum gewesen war. Natürlich erwartete Geoff nichts zu sehen. Das würde ihm sicherlich in die Wirklichkeit zurückholen.
Langsam und fast zögernd öffnete er seine rechte Hand die zur Faust geballt in seinem Sichtfeld aufgetaucht war.
Dieses unvernünftige etwas in ihm wollte es wirklich schwer für ihn machen.
Geoff lag ein an sich selbst gerichtetes "Na siehst Du!" auf der Zunge als er schließlich seine Handfläche sah. Diese weise Belehrung jedoch blieb ihm jedoch im Hals stecken und stattdessen triumphierte das unvernünftige Etwas.
Geoff war mit einem Schlag hellwach! Dort war das Drachenmal! Sollte das etwa heißen, dass er doch nicht geträumt hatte. Wenn ja, dann hatte Meister Tar ihn gestern noch vor einen Spiegel treten lassen aus dem der Schattentöter Eragon und seine Gefährtin Arya zu ihm gesprochen hatten. Beide hatten sie ihn zu seiner Berufung zum Reiter beglückwünscht und Tar hatte ihm erklärt, dass er ihm von nun an zusammen mit Naja ausbilden würde.
Noch während diese Ereignisse an Geoffs innerem Auge vorbeigezogen spürte er wie sich neben ihm etwas bewegte.
Geoff blickte an seiner linken Seite herunter und die letzten Zweifel lösten sich entgültig auf. Dort lag tatsächlich der kleine braune Drache neben ihm im Bett unterlegte und streckte im Schlaf gerade sämtliche Glieder. Kurz blinzelte er den Menschenjungen an um dann selig wieder einzuschlummern.
"Nicht wieder einschlafen!" hörte Geoff sich selbst sagen. "Wir müssen doch zum Unterricht."
Der kleine Drache hob den Kopf und blickte den Menschen der neben ihm lag einige Sekunden aus zu Schlitzen verengten Augen an. Dann machte das Küken ein Geräusch das wie ein Seufzen klang, gähnte noch einmal ausgiebig und erhob sich dann.
Wie er es schaffte sich selbst ebenfalls aus dem Bett zu erheben, sich zu waschen und anzukleiden war dem jungen Stallburschen ein Rätsel doch er schaffte es. Geoffs Unterkunft lag auf einem alten Dachboden direkt über den Ställen. Der Kastelan der Kaserne, so erinnerte er sich hatte ihm zwar ein Quartier angeboten das seinem neuen Status als Drachenreiter eher angemessen war aber das hatte der Junge abgelehnt. Es wäre ihm irgendwie falsch vorgekommen. Er war noch jetzt kein anderer Mensch als vorher. Auch seinem Drachen schien es nichts auszumachen über einem Stall zu schlafen solange sein Reiter bei ihm blieb. Im Augenblick erkundete das kleine Kerlchen den Dachboden auf eigene Faust.
Neben dem Bett indem Geoff schlief gab es noch eine alte Kleidertruhe in der er seine wenige Habe verstaute und ein kleines Tischchen mit einer Waschschüssel. Diese Dinge hatte man gemeinsam mit dem Waisenjungen in der hintersten Ecke des Dachbodens untergebracht. Das störte Geoff nicht, denn wenigstens lag sein Schlafplatz direkt neben dem Fenster und er konnte auf den Hof der Kaserne blicken.
Der Rest des Dachbodens wurde als Lagerraum verwendet. Kisten, Fässer und Säcke waren dicht nebeneinander aufgestapelt. Zwischen ihnen streunte Geoffs kleiner Begleiter gerade herum. Die Vorratsbehälter störten den Jungen offenbar nicht. Im Gegenteil. Geoff empfand es eher als praktisch. Viele der Säcke enthielten Vorräte und der Stallmeister hatte ihm erlaubt sich hier jeden Morgen sein Frühstück selbst zusammenzustellen. Heute fischte sich Geoff nur einen Apfel aus einem der Fässer und biss hinein. Für eine größere Mahlzeit war er viel zu aufgeregt.
Aber was war mit seinem Drachen? Der brauchte doch sicherlich auch ein Frühstück und würde sich wohl nicht mit einem Apfel oder einem Stück altem Brot zufrieden geben. Aber Fleisch? Fleisch war teuer! Aber musste er als Reiter das Futter für seinen Drachen bezahlen? Es sich einfach zu nehmen wäre Geoff aber falsch vorgekommen. Vielleicht sollte er zunächst einmal seinen Lehrmeister Tar fragen ob es da eine Regelung gab.
Geoff stöhnte in sich hinein. Er war ja ein schöner Drachenreiter. Er wusste nicht mal wo er Futter für seinen Drachen her bekommen sollte! Er schämte sich das er seinem ersten Tag in der Ausbildung mit einer solchen Frage beginnen musste. Außerdem, würde der kleine Drache überhaupt so lange warten? Fragen konnte er den Winzling nicht einfach. Anders als Najas Drache Tanis sprach der kleine Braune nicht. Er übermittelte nur Bilder und Gefühle wenn er etwas ausdrücken wollte. Eine Sprache die nicht immer leicht zu verstehen war.
Gerade als Geoff noch über das Futterproblem nachdachte hörte er plötzlich ein schrilles quieken. Erschrocken sah der Junge sich um. Hatte sich sein Drache etwa verletzt? Nein, das müsst er als sein Reiter doch spüren. Oder etwa nicht?
Gerade als Geoff noch darüber nachdachte tauchte der braune Drache hinter einer Vorratstonne auf und sein junger Reiter sah gerade noch den Hinterleib und den Schwanz einer fetten Ratte im Schlund des Schlüpflings verschwinden. Der kleine Drache schluckte sie herunter, lecke sich noch einmal genießerisch über die Lippen und stieß dann einen satten Rülpser aus. Anschließend blickte er den Menschenjungen an und zwinkerte.
"Also ich bin fertig und was ist mit dir?" schien der Blick des Schlüpflings sagen zu wollen.





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