89. Ein letzter Blick zurück

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Mit vor Aufregung zitternden Fingern schloss Naja die letzte Gürtelschnalle am Sattel ihres Drachen. Tanis erhob sich, streckte seine Muskeln und prüfte sorgfältig ob das neue Gewicht auf seinem Rücken richtig ausbalanciert war.
Naja ließ ihrem Drachen die nötige Vorbereitungszeit. Hier ging es schließlich nicht um einen kurzen Flug zur nächsten Unterrichtsstunde! Sie würden über Stunden in der Luft sein und wenn es um das Fliegen ging war der Drache der Experte und nicht der Reiter.
Naja nutzte den Augenblick und sah sich noch einmal in ihrem Zimmer um. Ihre freudige Erregung trat in den Hintergrund und machte einer gewissen Wehmut platz. Das hier war ihr zu Hause. Der erste Ort an dem sie sich sicher und geborgen gefühlt hatte seit ihre Eltern gestorben waren. Weder das Waisenhaus in das man sie gebracht hatte noch die Werkstatt von Gerbermeister Balhadan hatten ihr dieses Gefühl vermittelt. Ganz im Gegenteil!
Erst dieser Ort hatte ihr wieder dieses Gefühl gegeben. Die Drachenreiter waren ihre Familie geworden. Ihr Meister Tar war weit mehr für sie als nur ein Lehrer. Er war ein zweiter Vater für sie geworden. Mit ihm hatte sie die Dörfer der Urgals besucht und es hatte eine Zeit gegeben in der sie bedauerte eine "Hornlose" zu sein.
Von diesem Teil ihrer Familie hatte sich Naja schon vor einigen Tagen verabschiedet. Tar und Aroc befanden sich mit jungen Schülern des Ordens auf einer Reise zur Stadt der Toten. Die Beiden hatten neue Schüler zugeteilt bekommen als Najas und Geoffs Ausbildung in die letzte Phase eintrat.
Arget Un Eragon und Meisterin Arya hatten es sich zur Aufgabe gemacht jeden Schüler des Ordens in diesem Abschnitt seiner Ausbildung persönlich zu betreuen. Naja verstand dies. Sie führten den Orden und mussten ein genaues Bild von den individuellen Fähigkeit jedes Reiters haben. Nur dann konnten sie festlegen wer am besten für einen Auftrag geeignet war.
Zwar durchlief jeder Schüler die selbe Grundausbildung aber inzwischen war der Orden so zahlreich, dass man es Schülern gestatten konnte Schwerpunkte festzulegen die sich an ihren natürlichen Talenten und Neigungen ausrichteten.
Naja hatte sich beispielsweise als eine geschickte Heilerin herausgestellt und sich daher besonders intensiv mit magischen und nicht magischen Methoden beschäftigt Verletzungen zu versorgen. Besonders im Bereich der Kräuterheilkunde waren die Unterweisungen "denkwürdig" gewesen.
Geoff hatte sich mehr für verschiedene Methoden des Zweikampfes interessiert und war der erste Reiter dem das Studium einer ganz besonderen Kampftechnik zuteil geworden war.
Er hatte sich intensiv mit der Methode auseinandergesetzt die der blinde Elf Legartis entwickelt hatte. Naja hatte es bei einer Grundausbildung belassen aber Geoff hatte sich von dem Elfen bis zur Meisterschaft schulen lassen.
Das Sehen spielte bei dieser Art der Verteidigung absolut keine Rolle. Man kämpfte mit einem speziell verzauberten Stab der sowohl als Waffe diente als auch bei der Orientierung half. Bestimmte Figuren, die der Kämpfer einnahm und den Stab dabei in eine bestimmte Position brachte, halfen bei Angriff, Verteidigung und auch bei der Erfassung der Situation. Die meisten dieser Stellungen waren nach der Körperhaltung von Tieren benannt. Die "Schlange war beispielsweise die Grundstellung des Kämpfers. Dabei wurde der Stab parallel zum Boden gehalten und der Kämpfer aktivierte bestimmte Zauber die fest mit der hölzernen Waffe verbunden waren. Der Stab gab dann bestimmte Geräusche und Vibrationen von sich die es dem Kämpfer ermöglichten sein Umfeld zu erkennen, den Gegner auszumachen und so den Angriff zu planen.
Um ein möglichst umfassendes Bild zu bekommen schwenkte man den Stab dabei sanft und langsam hin und her. Die fließende Bewegung erinnerte stark an das gleichmäßige hin und her einer Schlange.
Durch Geoffs Ausbildung waren schließlich auch die "Krieger der Drachen" auf diese Kampfart aufmerksam geworden. Bloedgram war begeistert gewesen und hatte Legartis ermutigt eine kleine Gruppe von Kriegern in dieser Kunst zu unterweisen. Aus diesen formte der Wolfkatzenelf eine Eliete-Einheit deren Ausbildung Legartis zu überwachen hatte.
Der blinde Elf hatte zunächst gezögert einen Offiziersrang in den Reihen der "Krieger der Drachen" zu übernehmen aber Arget Un Eragon hatte ihn überzeugen können.
Der Orden hatte diese Kunst bei den nächsten Völkerspielen den unterschiedlichen Rassen Alagaesias vorgestellt und Begeisterungsstürme entfacht. Nasuada hatte sofort eine Auswahl ihrer Nachtfalken bei Legartis in die Lehre gegeben. Ein Jahr später reisten die ersten Zwerge an um sich unterweisen zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt unterrichtete Legartis bereits eine Gruppe von Elfen die in der Ostmark ansässig war.
Diese hatten es sich ohnehin zur Aufgabe gemacht die ehemals verstoßenen Kinder ihres Volkes in die Gemeinschaft von Esterní aufzunehmen.
Heute reisten Schüler aus allen Völkern an um in Legartis Schule die Kunst seiner Verteidigung zu erlernen.
Und all das.....dachte Naja.....lassen wir nun hinter uns.
-"Unsinn!"- warf Tanis, direkt wie immer, ein. -"Dies ist unser zu Hause und wird es immer bleiben Kleines aber die Welt ist groß und reich an Wundern! Zeit das wir sie uns ansehen damit wir interessante Geschichten nach Hause bringen können."-
Mit diesen Worten legte sich der dunkle Drache nieder und signalisierte seiner Seelenschwester damit das sie aufsteigen sollte.
-"Bereit?"- fragte er verspielt.
-"Und ob!"- lachte Naja.






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