80. Folgen Teil 5

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"Was hat er denn?" fragte Geoff und blickte zu seinen Lehrern.
Tar wollte antworten aber Aroc signalisierte ihm, dass er diese Situation gerne bereinigen würde. Der Reiter der Urgalgra vertraute seinem Partner und hielt sich deswegen im Hintergrund.
- "Sag du es uns junger Reiter. Es geht hier um den Gefährten deiner Seele." -
Tar lehnte sich gegen die Außenmauer der Kaserne und beobachtete wie Geoff neben seinem Drachen in die Hocke ging, ihm zunächst beruhigend über den Rücken strich und anschließend offenbar seinen Geist öffnete. Der Gesichtsausdruck des jungen Menschen verriet eindeutig, dass er die Verbindung zu seinem Drachen suchte.
Der ehemalige wilde Drache ließ sich offenbar nicht lange bitten und übermittelte seinem Reiter einen Strom von Bildern und Gefühlen. Dabei achtete er allerdings immer akribisch darauf Naja nicht aus den Augen zu lassen. Auch verriet seine Körperhaltung, dass sie sich trotz Geoffs Bemühungen nicht völlig entspannte.
Schließlich blickte der ehemalige Stallbursche zu Aroc hinüber.
"Ich denke er hat Angst um mich Meister. Er will nicht das ich verletzt werde. Aber wir verwenden doch nur Holzwaffen und es ist nur eine Übung."
- "Richtig." - brummte der alte Drache und inspizierte, scheinbar desinteressiert, seine Krallen auf Schärfe und Sauberkeit. - "Das weißt du aber weiß es auch dein kleiner Begleiter? Du darfst nicht vergessen mein Junge, dein Drache hat die Welt bisher nur mit den Augen der Kinder des Himmels und des Feuers gesehen. Glaubst du dass er überhaupt weiß was ein Schwert ist? Wie erkennt man den Unterschied zwischen einem Kampf auf Leben und Tod und einer Übung? Der Bruder deiner Seele ist nicht dumm junger Geoff. Aber er wandelt erst seit kurzem auf dieser Welt. Als sein Reiter ist es deine Aufgabe ihm zu helfen sich zurechtzufinden. So war es schon immer. So war es bei mir und Tar und auch bei Meisterin Schimmerschuppe und ihrem Reiter, den Königsmörder Eragon. Erkläre ihm was hier vorgeht." -
"Aber Meister...." Geoff wirkte verunsichert. "Wie soll ich es Ihm denn erklären? Er versteht doch nicht was ich sage."
Tar erkannte die Zwickmühle in der sich sein Schüler gefangen sah. Aroc jedoch blieb die Ruhe selbst und Tar vertraute seinem Drachen genug um abzuwarten.
- "Er versteht vielleicht nicht jedes einzelne Wort der Sprache von euch Zweibeinern aber das bedeutet nicht dass dein junger Begleitern dumm ist."- erklärte der braune Drache geduldig.
"Natürlich nicht!"ereiferte sich Geoff. Er schien fest entschlossen sein junge Seelenbruder gegen diesen Verdacht mit aller Entschiedenheit zu verteidigen.
Ein Umstand den Aroc mit einem gütigen Augenzwinkern bedachte.
- "Gut! Du musst es ihm einfach auf eine Art begreiflich machen die er versteht. Ihr seid Drache und Reiter auch wenn ihr euch auf ungewöhnliche Weise gefunden habt. Ihr müsst lernen euch zu verstehen. Nur so wird sich eure Bindung vertiefen und weiter entwickeln. Denke mal darüber nach wie er dir den Namen gesagt hat den er für sich gewählt hat. Er hat Bilder und Gefühle verwendet. So musst du mit ihm sprechen."-
Geoff wirkte etwas hilflos. Zu begreifen was sein Drache ihm auf diese Weise mitteilen wollte war eine Sache. Das konnte Tar gut nachvollziehen. Etwas anderes war es jedoch selbst in dieser Sprache zu kommunizieren und einen komplexen Sachverhalt darzulegen.
Noch während der Reiter der Urgals über das Problem nachdachte schien Geoff bereits eine Idee gekommen zu sein. Tar reckte seine geistigen Fühler und verfolgte durch Arocs Wahrnehmung was nun vor sich ging. Schon bald musste er zugeben, dass sich der Menschenjunge alles andere als dumm anstellte.
Zunächst übermittelte Geoff seinem Partner ein Gefühl das ihn beruhigen sollte. Nämlich die tiefe Überzeugung seines Reiters dass keine Gefahr bestand. Dann fügte der ehemalige Stallbursche ein Bild aus der Krippe an. Drachenküken die sich spielerisch belauerten und ihre Kräfte austesteten. Er verknüpfte diese Erinnerungen dann mit Bildern von früheren Übungskämpfen gegen Naja und übermittelte auch die Gefühle die er dabei empfunden hatte. Seine Freundschaft zu der anderen Reiterin, seine Begeisterung für das erlernen des Schwertkampfes und das tiefe Bewusstsein nie in Gefahr gewesen zu sein.
Tar konnte auch betrachten wie sich die Gefühlslandschaft des jungen Drachen verändert. Mehr und mehr trat die Sorge des ehemaligen Wilden in den Hintergrund. Interessiert schien der Schlüpfling der lautlosen Ansprache seines Reiters zu lauschen und legte dabei den Kopf interessiert von einer Seite auf die andere.
Als der Strom von Geoffs Gedanken schließlich verebbte sichien der junge Braune das Wort zu ergreifen. Ein hartnäckiger Rest von Sorge hielt sich offenbar in ihm. Er verband dieses Gefühl mit einer Erinnerung die Tar noch ziemlich frisch vorkam. Es handelte sich um eine Begebenheit die auf diesem Hof stattgefunden hatte. Es zeigte den Kampf von zwei Rekruten bei dem einer verletzt wurde. Die Bilder wurden auch von anderen Sinneseindrücken begleitet. Geoffs Drache hatte die glänzenden Schwerter zunächst eigentlich als recht hübsch befunden. Gerade als er sich fragte was das seltsame Objekte waren die, wenn sie aufeinandertrafen, diesen klingenden Laut erzeugten wurde der menschliche Krieger verletzt. Sofort schwang die Gefühlslage des jungen Drachens um! Der Geruch von Blut hing in der Luft. Er war alarmiert! Um ihn herum blieben aber alle relativ ruhig. Er hörte wie die Zweibeiner sich in ihrer Sprache unterhielten verstand aber nicht worum es ging. Gehörte es an diesem Ort einfach dazu sich weh zu tun? Das wollte er für seinen Geoff nicht! Die Freude über das Wiedersehen mit Schuppen-Schwarz-Tanis und zwei-Beine-freundlich-Naja überdeckte seine Sorge schließlich. Diese kehrte jedoch mit aller Kraft zurück als er beobachtete wie sein Reiter und zwei-Beine-freundlich-Naja sich vor einander aufstellten und in den Händen Objekte hielten die zumindest denen der Krieger etwas ähnlich sahen.
Tar konnte im folgenden miterleben wie die beiden jungen Drachenreiter nun gemeinsam den braunen Schlüpfling erklärten dass es sich nur um eine Übung handelte. Auch Naja übermittelte dem ehemaligen wilden Drachen dass sie Geoff nicht verletzen wollte und ihn ebenso sehr als Freund betrachtete wie er sie. Dann ließen sie den Schlüpfling noch die Holzschwerter beschnuppern mit denen sie ihre Duelle ausfochten. Auf diese Weise konnte sich der junge Sculblaka davon überzeugen, dass sein Reiter wirklich keine Gefahr bestand.
Schließlich war der junge Drache befriedigt und kehrte zu Aroc zurück.
- "Gut gemacht." -lobte der alte Drache seine zweibeinigen Schützlinge und richtete dann das Wort an seinen Reiter. - "Ich werde meinen jungen Bruder hier wohl mehr beibringen müssen als nur ein paar Worte. Ich denke ich werde mit ihm, Geoff und Naja einen Spaziergang durch Esterní machen sobald sie mit ihren Übungen am Schwert fertig sind. Es ist wichtig das er die Welt der Zweibeiner etwas besser kennen lernt.
-" Ich begreife langsam was wir uns mit diesem Schülern für eine Verantwortung aufgeladen haben alter Kampfgefährte."-murmelte der gehörnte Reiter. -" Außerdem wie schwierig es wohl für Meister Eragon und Meisterin Arya gewesen sein muss uns auszubilden. Wir hatten schon Erfahrung gesammelt als wir sie im Unterricht unterstützt haben. Du hast dich um die jungen Reiterdrachen gekümmert und ich habe die Rekruten im Schwertkampf unterwiesen. Die Herausforderung vor der wir jetzt stehen ist wesentlich umfassender."-
-" Du denkst doch nicht daran aufzugeben oder?"-
Der Tonfall seines Seelenbruders machte Tar klar, dass sein Drache nicht wirklich damit rechnete dass er aufgeben würde.
- "Natürlich nicht."-
-"Hatte ich auch nicht erwartet."-brummte Aroc.-" Es ist gut dass du die Tragweite unsere Aufgabe begreifst Tar aber denke immer daran, dass wir auf ein sehr solides Fundament zurückgreifen können. Nämlich auf die Verbindungs die es zwischen jedem Drachen und jedem Reiter gibt. Die Bruderschaft ihrer Seelen! Sowohl dein Adoptivkücken als auch der junge Geoff sind auf ungewöhnliche Weise zu Reitern geworden. Das schwächt allerdings ihre Bindung zueinander nicht sondern stärkt sie auf einzigartige Weise. Auf diese Verbindung sollten wir vertrauen, sie fördern und ausbauen. Dann wird es schon werden."-
-"Hat ja auch Wunder für einen schwächlichen, schüchternen Urgal gewirkt oder?"- erkundigte sich Tar und klopfte seinem Seelenbruder freundschaftlich auf die Flanke.
Aroc brummte sanft.
-" Er hatte wesentlich bessere Anlagen als er sich damals zugetraut hat."-






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