81. An Bord

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Eragon klappte die Ermittlungsakte die er von König Maranus erhalten hatte zu. Hier hatten die vom König eingesetzten Beamten des Elfenvolkes die Ergebnisse ihrer Ermittlungen aufgelistet und in einer Anklageschrift zusammengefasst.
Gegen die Heiler standen schwere Vorwürfe im Raum. Das Lager der Angeklagten war gespalten. Der Großteil der Heiler war, besonders nachdem bekannt geworden war, dass das Drachenvolk ihre Praktiken zutiefst ablehnte, reumütig und hatte mit den Ermittlern kooperiert. Ein Umstand der sich nach Eragons Meinung strafmildernd auswirken sollte. Sie begriffen ihren Fehler und bedauerten ihn.
Komplizierter war es mit der zweiten, kleineren Gruppe. Vier der Heiler lehnten die Anklage vollständig ab. Sie leugnete nicht an den angeklagten Taten beteiligt zu sein, argumentierten aber zum Wohle des Elfenvolkes gehandelt zu haben und behaupteten zum Zeitpunkt ihrer Vergehen das Gesetz auf ihrer Seite gehabt zu haben. Das Problem waren dass sie ihre Verteidigung vor Beginn des Prozesses nicht im Detail darlegen mussten. Folglich war es schwierig sich auf ihre Argumente vorzubereiten.
Eragon trat aus seiner Kabine auf den Gang hinaus. König Maranus hatte ihn, Arya und die kleine Marlena eingeladen den ersten Teil ihrer Reise nach Elesméra an Bord seines Schiffes zu absolvieren. Eragon hatte das höfliche Angebot, sehr zu Saphiras Leidwesen angenommen.
Die blaue Drachendame schien es persönlich zu nehmen, dass ihr Reitern eine andere Art der Fortbewegung wählte. Einen zusätzlichen Stich hatte ihr Stolz erhalten als sie Marlenas Begeisterung über die Schifffahrt bemerkte. Das Küken ihres Reiters zählte schließlich zu ihren größten Bewunderern.
Eragon hatte seine Drachendame schließlich damit besänftigen können, dass er ihr erklärt hatte, dass es unhöflich gewesen wäre Maranus Einladung auszuschlagen. Außerdem begriff Saphira, dass er ihre Reiterzeit brauchte um die Aufzeichnungen über die Ermittlungen und den anstehenden Prozess zu studieren. Sie musste zugeben, dass er dies besser in einer Kajüte des Elfenschiffes tun konnte als auf ihrem Rücken.
Marlenas Verhalten rechtfertigte der Anführer der Reiter vor seiner Drachendame mit der freudigen Aufregung über etwas neues und unbekanntes. Geschickt wies er darauf hin, dass Marlena bereits seit Jahren die Eleganz und Schönheit der Drachen bewunderte und ihre Begeisterung für Schiffe wohl nur ein Strohfeuer sei. Sorgfältig hatte er darauf geachtet, als er von Schönheit und Eleganz sprach, sich Bilder seiner Drachendame ins Gedächtnis zu rufen.
Saphira hatte natürlich betont, dass dies eine sehr durchsichtige Schmeichelei von seiner Seite gewesen sei aber er konnte deutlich spüren, dass es ihr trotzdem gefiel.
Während sich der Anführer der Reiter auf den Weg an Deck machte kreisten seine Gedanken immer wieder um dieselbe Frage: Wie würden die uneinsichtigen Heiler argumentieren. In den zurückliegenden Jahren hatte er gelernt dass man Elfen niemals unterschätzen sollte. Ihr Verstand reifte durch die Jahrhunderte und wurde zu einer scharfen Klinge die extrem Wandlungsfähig war. Er konnte mit der Kraft eines Breitschwerts zuschlagen aber auch präzise und scharf wie eine Rasierklinge sein.
Als Eragon an Deck trat konnte er seine düsteren Gedanken jedoch für einen Augenblick völlig vergessen. Seine Gefährtin Arya und Königin Nievren wurden gerade Opfer einer gründlichen Befragung durch Marlena. Das kleine Mädchen wollte genau wissen wie die einzelnen Segel hießen und wie das Lied ging mit dem sie gehisst wurden.
Eragon hatte schon bemerkt, dass Maranus Gefährtin einen gewissen Gefallen daran gefunden hatte den jüngsten Passagier ihres Schiffes ein wenig zu verwöhnen. Hier zeigte sich mal wieder wie sehr Kinder bei den Elfen geschätzt wurden.
Eragon trat an den Bug des Schiffes und blickte über die spiegelnde Wasseroberfläche. Er war in Gedanken versunken als ich eine Hand auf seine Schulter legte. Der Anführer der Reiter drehte sich um und erblickte Arya. Etwas besorgt sah die schöne Elfen ihn an.
"Dein Blick ist voller Sorge." sagte sie schließlich. "Denkst du an.....damals?"
Aryas Blick glitt kurz zum Bug des Schiffes. Eragon Begriff voraus sie an spielte und schob die unangenehme Erinnerung einfach zur Seite. Lieber als sich an Abschiede der Vergangenheit zu erinnern, legte er die Arme um Aryas Hüften, zog sie an sich und küsste sie zärtlich.
"Die Erinnerung daran ist höchstens eine Wolke die für einen Augenblick die Sonne verdunkelte, mein Stern. Es ist aber ein viel zu schöner Tag um sich um eine Wolke zu sorgen."
Arya lächelte erleichtert und legte ihren Gefährten die Arme um den Hals.
"Aber etwas bedrückt dich. Teil es mit mir."
"Ich mache mir ein wenig Sorgen wegen dieser uneinsichtigen Gruppe von Heilern. Ihr Anspruch zum Wohle des Elfenvolkes gehandelt zu haben lässt sich vielleicht noch mit Verblendung erklären aber sie behaupten auch durch das Gesetz gedeckt zu sein. Ich verstehe warum ein Angeklagter seine Argumentation nicht vorlegen muss. Trotzdem ist es aber schwierig sich darauf vorzubereiten."
Arya nickte und antwortete:
"Vergiss nicht Liebster, es ist eigentlich gar nicht unsere Aufgabe uns auf ihre Argumente vorzubereiten und diese zu entkräften. Wir müssen neutral bleiben, die Argumente abwägen und dann nach den Gesetzen entscheiden."
"Ich befürchte nur dass sie versuchen werden den Buchstaben des Gesetzes zu verwenden um seinen Geist zu umgehen. Vielleicht rechnen sie nicht einmal damit, mit ihrer Argumentation durchzukommen. Vielleicht wollen sie einfach nur den Prozess in die Länge ziehen bist der größte Zorn unter den Elfen verraucht ist."
"Das könnte in der Tat geplant sein." räumte Arya ein. "Mein Volk liebt die Schönheit in all seinen Formen. Im Augenblick dominiert der Wunsch nach Gerechtigkeit. Wenn der Prozess sich aber übermäßig in die Länge zieht wird der Großteil des Volkes einfach nur den Wunsch haben, dass die leidige Angelegenheit endlich bereinigt ist. Wenn das bedeutet einige Anklagepunkte die strittig sind fallen zu lassen und endlich zu einem Ergebnis zu kommen, würde man das wohl befürworten."
Während Eragon düster nickte fuhr Elfe in seinen Armen fort:
"Es gibt allerdings einen einfachen Weg dieser Angelegenheit zu begegnen."
"Welchen?"
"Ganz einfach, wir müssen uns der Angelegenheit bewusst sein. Wenn Du recht hast, und dass ihre Strategie ist, ist der entscheidende Faktor dass es ihnen gelingt uns zu verunsichern. Unsicherheit begegnet man am besten indem man zu seinen Überzeugungen steht. Wenn wir uns einig sind das hier Unrecht geschehen ist, dann ist nur die Frage welche Gesetze konkret gebrochen worden sind. Darauf beruht dann die Strafe."
Eragon fühlte sich unwillkürlich an seinen Unterricht bei Oromis erinnert. Der alte Reiter hatte ihn damals die Frage gestellt warum es richtig sei gegen Galbatorix zu kämpfen. Er hatte ihn damit verunsichert, dass er ausführte wie vielleicht ein Krieg über das Volk bringen würde. Auch über Menschen die Galbatorix Grausamkeit vermutlich nie zu spüren bekommen hatten und nur ihr eigenes Heim beschützen wollten. Auch damals hatte ihm eine einfache Erkenntnis Klarheit gegeben und auch hier fühlte er sich nun gestärkt.
"Was wäre ich nur ohne mein Stern der mir den Weg weist." Schmunzelte Eragon und küsste einmal mehr seine Gefährtin.
Noch während sich ihre Lippen sanft aneinander schmiegten unterbrach ein leises Kichern den zärtlichen Moment. Ein schneller Blick von Eragon blieb am feixenden Gesicht seiner Tochter hängen die gemeinsam mit der Königin zu ihnen herübersah.
"Ich mag es wenn Mama und Papa kuscheln." Verkündete das Mädchen so laut, das jeder auf Deckt hören musste. "Dann sieht man immer wie lieb sie sich haben.






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