95. Stolz

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An den Fingernägeln knabbern. Naja tat dies immer wenn sie nervös war und keiner ihrer Lehrer hatte ihr das abgewöhnen können. Nicht einmal ihr Ziehvater Tar.
Im Augenblick war die junge Reiterin sehr nervös und ihre Nägel bekamen dies zu spüren.
Eigentlich hatte der Besuch im Tal der wilden Drachen um Ranar recht viel versprechend begonnen.
Nachdem die Wächter ihren Segen gegeben hatten waren die jungen Reiter in das Tal eingeflogen. In der nähe eines kleinen Baches hatten sie die Häuser der beiden elfenwächter entdeckt die damals mit den Wilden von der Ostmark aufgebrochen waren um diese neue Kolonie der Sculblaca zu schützen.
Zwar war die Anzahl der wilden Drachen inzwischen so angestiegen, dass das Überleben des Volkes nicht mehr auf dem Spiel stand aber die beiden Elfen Enerun und seine Gefährtin Talea versahen trotzdem noch eine wichtige Aufgabe.
Nur durch eine Geheimtür in ihrem Haus erreichte man eine unterirdische Grotte in der einige Seelenhorte sicher untergebracht wahren. Zwei aus dem Verließ der Seelen und drei gehörten zu den Drachen die einst von Galbatorix versklavt worden waren.
Von diesen 5 lernten die Drachen, die in diesem Tal das licht der Welt erblickten von der Zeit vor dem Verrat der 13 und welche Dunkelheit von Saphira Schimmerschuppe und ihrem Reiter Eragon Schattentöter vertrieben worden war.
Mit aufwendigen Zaubern hatten die beiden elfischen Gefährten die Seelenhorte gesichert und nur ihnen war bekannt wie man sich Zutritt zu der unterirdischen Kammer erhielt. Dieses Wissen hüteten sie sorgfältig und hatten es nur mit Eragon und seiner Drachendame geteilt.
Besuch von Reitern war für Enerun und Talea stets ein Grund zur Freude. Das versicherten sie Naja und Geoff immer wieder aufs neue.
Es sei ein Beleg für den Erfolg der Aufgabe, der sie sich gemeinsam mit Eragon Schattentöter verschrieben hatten.
Wohlweißlich hatten die beiden Elfen auch Gastquatiere aus bäumen, nahe ihres eigenen Hauses gesungen. Diese stellten sie den beiden jungen Reitern gern zur Verfügung.
Tanis und Varus hatten sich nicht lange mit den Spitzohren aufgehalten sondern waren, kaum dass man sie von ihren Sätteln befreit hatte, aufgebrochen um das Tal zu erkunden.
Naja hatte den beiden Elfenwächtern den Grund ihres Besuches erklärt. Varus suche nach seiner Mutter.
Es hatte bei den beiden Elfen für große Aufregung gesorgt, als sie hörten, dass Geoffs Begleiter als wilder Drache das Licht der Welt erblickt hatte und sich ganz bewusst einen Reiter gewählt hatte!
Der ehemalige Stallbursche hatte ihnen diese Erfahrung genau beschreiben müssen und beide waren sehr beeindruckt welch tiefes Verständnis der junge Reiter für die Art der wilden Drachen zu kommunizieren hatte.
Die beiden Elfen hatten den jungen Reitern jedoch prophezeit, dass sie sich einige Tage würden gedulden müssen bevor Ranar bereit wäre mit ihnen zu sprechen. Er war mit einer Gruppe flügge gewordener Schlüpflinge zu deren erster Jagd aufgebrochen. Ein besonderer Moment im leben junger Wilder Drachen und die Aufzucht von Nachwuchs war in einer Brutgruppe stets eine Angelegenheit aller. Ranar ließ es sich nicht nehmen einen jungen Donner auf dessen erster Jagd zu begleiten. Er war schließlich das Oberhaupt dieses Clans und musste wissen welche Fähigkeiten der Nachwuchs hatte und was er von seinen Artgenossen erwarten konnte sollte eine Notlage eintreten.
Naja und Geoff hatten sich verständnisvoll gezeigt. Sie waren schließlich nicht in Eile. Die Reise die jeder Reiter am Ende seiner Ausbildung antrat war praktisch keinen Regeln unterworfen. Auch zeitlich war keine Grenze gesetzt. Man erwartete nur, dass die jungen Reiter erreichbar blieben falls der Orden um Hilfe angerufen wurde und man ihre Unterstützung anfordern musste.
Die beiden Elfen hatten die jungen Drachenreiter zu einem üppigen Abendessen eingeladen und weder Geoff noch Naja hatten sich lange bitten lassen.
Das Leben auf Wanderschaft hatte viele Vorzüge aber das galt auch für eine anständige Mahlzeit. Nach einer Weile war das Brot so hart, dass es einer Elfenklinge bedurfte um es zu spalten. Sicherlich beherrschten sowohl Geoff als auch Naja die Magie aber es war immer ein Eckpfeiler der Ausbildung von Arget Un Eragon gewesen den jungen Reitern klar zu machen, dass Magie immer nur das letzte Mittel war. Aus einer Gabe durfte keine Abhängigkeit werden!
Das Essen war in vollem Gange gewesen als es passierte. Ein scharfer Schmerz durchzuckte Naja und übermannte sie zunächst völlig.
Erst nach einigen Sekunden war ihr aufgefallen, dass sie so plötzlich aufgesprungen war, dass sie ihren Stuhl umgeworfen und auch einiges an Geschirr vom Tisch gefegt hatte.
Der Schmerz den sie fühlte stammte von Tanis. Irgend etwas stimmte nicht mit ihrem Drachen! Sie hatte versucht ihn anzusprechen aber der Schwarze hielt seinen Geist eisern verschlossen.
Naja war völlig aufgelöst gewesen. Leider wussten auch ihre Gastgeber nicht was vorgefallen war.
Die Erlösung war schließlich von Geoff oder besser gesagt von Varus gekommen.
Er hatte seinem Reiter übermittelt, dass er Naja abholen und zu Tanis bringen würde.
Natürlich hatte die junge Reiterin wissen wollen was denn nun eigentlich vorgefallen war aber Varus hatte sich nicht weiter geäußert sondern sie nur gedrängt aufzusteigen.
Ratlos hatte Naja nachgegeben und der braune Drache hatte sie schließlich am Ufer des Malea iet abgesetzt.
Schon aus der Luft hatte Naja Tanis entdeckt und was sie gesehen hatte sorgte dafür, dass ihre Sorge noch wuchs. Tanis hatte einige Kratzspuren an verschiedenen Körperstellen. Einige davon wirkten durchaus ernst. Auch erkannte sie einige Löcher in der dünnen Flügelhaut von Tanis rechter Schwinge. Kleine Pfützen von Drachenblut hoben sich scharf gegen den weißen Felsen ab auf dem Tanis sich niedergelassen hatte.
Von Varus Landung nahm der dunkle Drache zunächst überhaupt keine Notiz. Er leckte seine Wunden sauber.
Naja war sofort von Varus Rücken gesprungen um ihrem Drachen zu helfen. Dieser jedoch hatte sie nicht an sich heran gelassen. Wütend hatte er sie angefaucht.
Naja war völlig verzweifelt und den Tränen nah gewesen. Varus hatte sich schließlich in ihren Geist gedrängt und nur ein Wort übermittelt:
-"Geduld!"-
Naja hatte sofort widersprechen wollen aber Varus hatte sie mit einer Welle von Gefühlen einfach matt gesetzt. Von ihm war die feste Überzeugung ausgegangen, dass sie Geduld haben musste und sich alles zum Guten wenden würde.
Schließlich hatte sich die junge Reiterin überzeugen lassen und sich in einiger Entfernung zu ihrem Drachen niedergelassen. Nach einer Weile war ihr etwas in den Sinn gekommen das ihr Arget Un Eragon einmal erzählt hatte. Er hatte gesagt, dass Drachen nun einmal ein sehr stolzes Volk seien. Er hatte sich während seiner Ausbildung auch einmal in der Situation befunden, dass zunächst der verletzte Stolz seiner Seelenschwester heilen musste bevor sie zuließ, dass man ihre Wunden behandelte. Sie glaubte sich zu erinnern, dass er in diesem Zusammenhang einen Ort namens Monolit der Tränen erwähnt hatte. Was genau vorgefallen war hatte sich der Anführer der Reiter nicht entlocken lassen aber Naja war entschlossen Geduldig zu sein wenn es ihrem Seelenbruder half.
Stunden waren seitdem vergangen. Die Nacht war angebrochen und Naja bedauerte inzwischen, dass sie bei ihrem schnellen Aufbruch nicht an einen warmen Umhang gedacht hatte.
-"Du wirst dich noch erkälten."-
Naja musste sich auf die Zunge beißen um nicht vor Freude das Tanis endlich mit ihr sprach zu jubeln.
Knapp erwiderte sie nur:
-"Dann ist das eben so!"-
Der Anflug eines amüsierten Funkelns schlich sich in Tanis Blick. Seufzend hob er den Flügel und bot seiner Reiterin damit Wärme an sowie die Möglichkeit seine Wunden zu behandeln.
-"Was ist denn nun eigentlich passiert?"- wollte Naja wissen als sie mit Magie zu werke ging.
Tanis antwortete nicht aber das Bild eines fliederfarbenen Drachenmädchens schlüpfte aus seinem Geist. Ebenso ein Instinkt. Alt und stark! Heiß brannte er sich seinen Weg durch das Blut des dunkeln Drachen.
-"Oh!"- sagte Naja verlegen.-"Sie hat dich abgewiesen?"-
-"Weil ich ein Reiterdrache bin und sie eine Wilde. Ich sei schwach."-
Naja biss sich auf die Lippe.
-"Es tut mir leid wenn du wegen mir....."-
Tanis Kopf wirbelte zu ihr herun. Eines seiner unergründlichen Augen blickte sie direkt an.
-"Du bist ein Teil von mir kleines und ich einer von dir. Das hast du mir gerade wieder gezeigt als du trotz Kälte da gesessen bist. Gegen das was uns verbindet kommt "Die" nicht an. Und ich habe ihr gezeigt wie schwach ich bin. Ihr und ihren beiden anderen Verehrern."-
-"Diese Drachin und zwei Verehrer?! Und du hast......"-
Mit einem Gefühl tiefer Zufriedenheit ließ Tanis dunklen Rauch aus seinen Nüstern steigen während sich das Schelmische Funkeln in seinem Blick noch verstärkte.







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