91. Frühstück

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Mit einigen kräftigen Flügelschlägen ließen die jungen Drachen die Stadtgrenze hinter sich und strebten der Behausung des Ordensführers zu.
Unter ihnen verlief schnurgerade der gepflasterte Weg der zur ehemaligen Schlüpflingswiese hinaufführte. Eragon hatte seinerzeit gegen diese Baumaßnahme Einspruch erhoben. Er wollte nicht, dass man sich seinetwegen solche Umstände machte.
Die Elfen seiner ehemaligen Garde hatten widersprochen und ihn darauf hingewiesen, dass er der Arget Un der neuen Reiter war. Er würde hohen Besuch empfangen müssen und sollte in der Lage sein dies mit der angemessenen Würde zu tun.
Saphira Schimmerschuppe hatte dies, so Najas Nachforschungen, als lächerlich bezeichnet. Ihr Reiter würde stets jeden König in des Schatten stellen können da er sich bei offiziellen Anlässen in ihrer Begleitung befinden würde und sie sei eines der erhabensten Wesen von Alagaesia.
Trotz dieses Einwands war der Weg schließlich gebaut worden und nun entdeckte Naja eine junge Frau die ihm offenbar in Richtung Stadt folgte. Sie hatte lange, naturbraune Haare, trug helle, einfache Kleidung. Es fiel auf, dass sie kein Kleid sondern Hosen trug und wer genau hinsah erkannte die elegant geschwungenen Ohren.
Der Korb den die junge Frau bei sich trug war mit einer guten Menge an Büchern gefüllt.
Aus all diesen Hinweisen folgerte Naja, dass Marlena, die Tochter von Agert Un Eragon und Meisterin Arya sich auf dem Weg zu ihrem Lieblingsplatz in der Reiterstadt machte. Der Bücherei des Gelehrten Jeod.
Die junge Halbling war als Bücherwurm berühmt und oft hatten Naja und Geoff sie getroffen wenn sie sich Nachschlagewerke für ihre Studien in der Bibliothek aussuchten. Marlena war stets eine sachkundige Ansprechpartnerin gewesen die so manchen guten Rat für wissensdurstige Novizen des Ordens gehabt hatte.
Als sie nun die ankommenden jungen Drachen entdeckte winkte sie fröhlich zu Naja und Geoff hinauf.
Gern wurde der Gruß erwidert, dann jedoch straffte Naja ihre Haltung und brachte ihre Gadrobe in Ordnung. Nur wenige Flügelschläge trennten sie noch von der Heimstatt von Saphira Schimmerschuppoe und ihrem Nistpartner Fírnen Smaragdfeuer. Auf keinen Fall wollte sie Tanis vor den beiden ältesten Reiterdrachen in Verlegenheit bringen.
Die beiden jungen Drachen landeten am Rand der Lichtung und ließen ihre Reiter absteigen.
Naja und Geoff wechselten einen schnellen Blick und erkannten, dass sie beide nur mühsam ein Lachen unterdrückten, während sie ihre Seelenbrüder beobachteten.
Tanis legte mit größter Sorgfalt seine Flügel an während Varus offenbar bemüht war eine besonders eindrucksvolle Haltung anzunehmen. Geduldig warteten die beiden jungen Reiter bis ihre geflügelten Gefährten mit ihrem Äußeren zufrieden waren, dann traten sie Gemeinsam in den Bereich unter der Baumkuppel die den Drachen der Ordensführer Schutz vor den Elementen bot.
Dort wurden sie bereits erwartet.
Der Anblick von Saphira Schimmerschuppe und ihrem grünen Nistpartner versetzte Naja schlagartig in ihre Kindheit zurück. Schon damals hatte sie sich stets winzig gefühlt wenn sie den ältesten Drachen des Ordens gegenüberstanden. Damals hatte Tanis jugendlicher Übermut sie stets vorangetrieben aber inzwischen war ihr Seelenbruder reifer geworden und brachte den Eltern der Wiedergeburt großen Respekt entgegen.
Auf der anderen Seite kannten sie die blaue Drachendame inzwischen. Sie war eine strenge Lehrerin aber sie hatte ein großes Herz für jeden ihrer Schüler. Die jungen Drachen so gut es ihr möglich war auf die Aufgaben vorzubereiten die das Leben als Reiterdrachen an sie stellen würde war für sie eine Herzensaufgabe.
Auch heute begrüßte die blaue Drachendame die jungen Drachenreiter mit einem gütigen Blinzeln und entließ die zweibeinigen Besucher mit einem Nicken in Richtung der Behausung ihres Reiters
Saphira und Fírnen würden den jungen Drachen noch einige Worte mit auf den Weg geben während sich die jungen Reiter von den Ordensführern verabschiedeten.
Eragon pflegte dies immer bei einem Frühstück zu tun, welches er für die Reiter zubereitete die ihre Reise durch Alagaesia antraten.
"Eine gute Mahlzeit erinnert die Küken hoffentlich daran wo ihr Nest ist." pflegte der Ordensführer immer zu sagen.
Als sich Naja und Geoff nun dem Haus der beiden ältesten Reiter näherten wehten ihnen bereits köstliche Düfte entgegen. Naja erkannte den Duft von frisch gebackenem Brot und konnte nicht verhindern, dass ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Sie beherrschte sich jedoch eisern, denn in diesem Augenblick trat die Elfe Arya aus dem haus und stellte einen geflochten Korb mit hart gekochten Eiern auf einem bereits vorbereiteten Tisch ab.
Im Laufe der Jahre hatten die beiden berühmten Reiter aus dem großen Krieg ihrem Haus etliche Neuerungen hinzugefügt. Dazu gehörte natürlich ein angemessenes Zimmer für ihre Tochter aber auch eine breite Verbindungstür zwischen der Küche und einer kleinen gepflasterten Terrasse auf der nun der Frühstückstisch wartete.
Als die dunkelhaarige Elfe die beiden Neuankömmlinge bemerkte gestattete sie sich ein sanftes lächeln und führte zwei Finger an die Lippen. Geoff und Naja verneigten sich eilig und tauschten dann die elfischen Grüße mit der erfahrenen Reiterin aus.
"Willkommen ihr Beiden." sagte Arya schließlich. " Bitte setzt euch. Mein Gefährte bringt noch die Getränke dann ist das Essen bereit. Ich entschuldige mich dafür, dass unsere Tochter nicht anwesend ist. Sie hat darauf bestanden sich auf den Weg in die Stadt zu machen."
Während sie von Marlena sprach fiel ein Schatten über die zeitlosen Gesichtszüge der Elfe. Es gab wohl einige Konflikte zwischen Mutter und Tochter aber Naja wollte die erfahrene Drachenreiterin nicht in Verlegenheit bringen.
Schnell sagte sie daher: "Das ist schon in Ordnung Meisterin. Wir haben Marlena auf dem Weg getroffen und konnten uns verabschieden,"
"Dann ist ja alles in Ordnung." sagte eine versöhnlich klingende Stimme.
Eragon Schattentöter trat nun zu der Gruppe und stellte zwei Karaffen auf dem Tisch ab. "Darf ich die Herrschaften bitten sich zu setzten?"
"Du verwöhnst Marlena zu sehr." stellte Arya Sturmklinge fest als sich die Gruppe zu Tisch begab.
Naja entging nicht der kritische Blick der Elfe aber, wie auch Geoff, hielt sie sich respektvoll zurück.
Auch die beiden älteren Reiter wollten das Thema zu diesem Zeitpunkt offenbar nicht vertiefen und auf die Erlaubnis des Arget Uns griffen alle herzhaft zu und bedienten sich an den bereitgestellten Speisen.
"Und? Wohin wird der Weg der jüngsten des Ordensmitglieder nun führen? Wollte Eragon schließlich wissen nachdem der größte Hunger gestillt war.
"Wir wollen Varus Mutter finden!" sprudelte es einfach aus Naja heraus. Sofort biss sie sich schuldbewusst auf die Lippe und war Geoff einen schnellen Blick zu.
Dieser war ihr offenbar nicht böse und berichtete davon wie viel es seinem ehemals wilden Gefährten bedeutete etwas mehr über sich zu erfahren.
"Eine große Aufgabe die ihr euch gestellt habt." legte Meisterin Arya sachlich fest. "Wie wollt ihr vorgehen?"
"Wir haben uns überlegt, dass wir die Kolonie der wilden Drachen im Norden besuchen wollen." erklärte Geoff.
"Ihr meint den Clan den Ranar gegründet hat" erkundigte sich Arget Un Eragon interessiert. "Neben der Ostmark ist das die älteste Drachensiedlung."
Naja nickte eifrig und schluckte schnell den Bissen den sie im Mund hatte herunter.
"Wenn man bedenkt wo Varus Ei gefunden wurde ist es am wahrscheinlichsten das seine Mutter dort einen Nistpartner gefunden hat. Auch eine Windschwinge achtet die Führer einer Brutgruppe. Varus Mutter muss sich bei Ranar vorgestellt haben wenn sie in seinen Jagdgründen verweilen wollte."
"Das ist ein guter Ansatz." bestätigte Arya.
"Ihr begebt euch in eine sehr einsame Gegend meine jungen Freunde." erklärte Eragon Schattentöter nun ernst. "Ihr wisst was das bedeutet."
Intensiv musterte der Ordensführer die beiden jungen Reiter.
Naja warf Geoff einen unsicheren Blick zu. Was erwartete man nun von ihnen.
Einige Augenblicke hielt der Schattentöter noch seine ernste Fassade aufrecht, dann lächelte er.
"Das," er deutete auf den Frühstückstisch. "Das ist das letzte gute Essen für eine ganze Weile! Also langt noch mal ordentlich zu."
Allgemeine Heiterkeit hielt am Tisch Einzug als die jungen Reiter den "Befehl" ausführten.





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