137. Neuigkeiten

81 7 0
                                    

Marlena war verwirrt aber die Drachendame Kira machte keine Anstalten weitere Erklärungen abzugeben. Statt dessen begann sie offenbar eine angeregte Unterhaltung mit Alonvy. Aus dem Strom der Gedanken die zwischen den beiden Drachendamen hin und her floss konnte Marlena ablesen, dass sich Kira offenbar die Kämpfe gegen Marantera schildern ließ.
Marlena war lange genug Reiterin um zu wissen, dass Drachen sehr verschwiegen sein konnten wenn sie beschlossen hatten einen im Dunkeln tappen zu lassen. Mit einem resignierten Schulterzucken wandte sich die junge Halbling von den beiden Himmelstöchtern ab und hängte ihren Sattel an das dafür vorgesehene Gestänge an der Wand des Drachenhorts.
Sie zögerte kurz, dann löste sie die Satteltaschen und nahm se mit sich als sie sich der Treppe zuwandte. Marlena hatte schließlich beschlossen eine Weile im fernen Osten zu bleiben bis die Aufregung um ihren Sieg verraucht war. Ihre Tante Narie hatte zugestimmt sie für eine Weile zu beherbergen und so war es nur sinnvoll, dass sie ihr Gepäck mitnahm.
Neugierig musterte Marlena den Tunnel durch den sie emporstieg. Er war ganz klar künstlich angelegt worden. In einem fließenden Kreis führte die Treppe nach oben. Flammenlose Zwergen Laternen waren in die glatte, kühle Felswand eingelassen und spendeten angenehmes Licht.
Marlena bewunderte den Einfallsreichtum ihrer Tante und ihres Gefährten. Die Höhle in der Klippe war ein wunderbarer Drachenhort mit einer herrlichen Aussicht und von Alonvy wusste die junge Halbling, dass Drachen eine natürliche Höhle jederzeit einem künstlichen Bauwerk vorzogen.
Schon nach kurzer Seite erreichte Marlena ebene Erde. Die Treppe endete vor einer Tür und diese entließ sie in eine geräumige Eingangshalle.
Eine Sitzgruppe, offenbar für den Empfang von Gästen bestimmt bildete das Zentrum des schlichten, aber eleganten Raumes.
Direkt gegenüber der Tür durch die Marlena getreten war war eine Doppelflügeltür die offenbar auf den Hof des Anwesens führte. Sie konnte das durch die großen Fenster erkennen die die Tür rechts und links flankierten.
Die Fenster waren großzügig bemessen. So wollten Narie und Marek es ihren Drachen wohl ermöglichen am Leben ihrer Reiter teilzunehmen.
Schon aus der Luft hatte Marlena erkannt, dass das Haus frei genug stand, dass auch Drachen von der Größe von Laorie und Kira es ohne Probleme umrunden konnten. Lediglich als Schlafplatz war der Hof ungeeignet da er zu offen und den Elementen ausgeliefert war.
Marlena trat an die Fenster und blickte über den Hof. Sie vermutete, dass die Nebengebäude die sie sehen konnte Unterrichtsmaterialien enthielten für Schüler des Ordens die von Narie und Marek unterwiesen wurden. Auch dienten sie vermutlich als Lagerräume für Ausrüstung der Abteilung der Krieger der Drachen die hier untergebracht war.
Nachdem sie sich einen Überblick über den Hof verschafft hatte wandte sich Marlena wieder der Eingangshalle zu. Eine Freitreppe, die rechts und links neben der Tür zum Drachenhort ansetzte führte hinauf in die obere Etage. Das Geländer erregte die Aufmerksamkeit der jungen Halbling. Fließend, wie aus einem Guss begrenzte es die Treppe.
Marlena trat näher und strich mit den Fingerspitzen über das glatte Holz. sie reckte ihre Geistigen Fühler und schreckte fast zurück. Das Holz des Geländers war nicht tot wie z.B. die Seite die man im Kamin verbrannte. Es pulsierte vor Leben.
Marlena untersuchte das Geländer genauer und stellte fest, dass das Holz am Fuß der Treppe im Boden verschwand.
Sie musste leise Lachen als sie verstand. Schon aus der Luft hatte sie bemerkt, dass drei große Bäume ungewöhnlich dicht an der Außenwand des Hauses standen. Dies war ebenso das Haus einer Elfe wie das einen Menschen.
Die Mauern mochten aus Stein sein aber kunstvoll und mit Hilfe der Magie waren Triebe der Umstehenden Bäume in die Konstruktion mit eingearbeitet worden! Das Geländer war nichts weiter als eine kunstvoll gewachsene Wurzel die man auf Hochglanz poliert hatte!
Als sie die Möbel der Sitzgruppe untersuchte stellte die Junge Halbling fest, dass auch sie im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden wuchsen.
Marlena legte die Satteltaschen mit dem Gepäck auf einem der Sessel ab und sah sich weiter in der Halle um.
Rechts und links gab es noch zwei Türen.
Gerade als sich Marlena überlegte welche sie nehmen sollte hörte sie von der zu ihrer Linken leise Stimmen.
Damit war für die junge Halbling die Entscheidung gefallen. Sie trat zu der Tür, drückte die Klinke herunter und schlüpfte hindurch.
Neugierig sah sie sich um. Es handelte sich offenbar um ein Arbeitszimmer. Zwei "gewachsene" Schreibtische standen sich gegenüber und Große Fenster spendeten angenehmes Licht.
Marlena entdeckte ihre Tante Narie sofort. Sie stand mit dem Rücken zu der Tür durch die Marlena soeben getreten war und blickte in einen hohen Spiegel. Auf der glänzenden Oberfläche zeichnete sich ein Abbild von Marek ab, Naries langjährigem Gefährten.
"Ich weiß, dass du nicht krank bist aber versuch doch auch mich zu verstehen, bitte." sagte das Abbild des anderen Reiters.
"Ich verstehe dich ja und bin ja auch einverstanden. Ich werde mit Marlena reden sobald sie ankommt. Ich habe Alonvy schon über der Stadt gesehen sie sollte....."
Die Elfe Narie unterbrach sich als Mareks Abbild hartnäckig damit begann über ihre Schulter zu deuten. Die Reiterin blickte sich um und entdeckte Marlena der just in diesem Moment bewusst wurde, dass sie das Anklopfen vergessen hatte.
Ihre Tante schien jedoch nicht böse zu sein. ein warmes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
"Nun, jetzt kannst du ja mit ihr reden" schmunzelte Marek aus dem Spiegel heraus. Herausfordernd verschränkte er die Arme.
"Narie kommentierte dies mit einem: "Kindskopf" und unterbrach die Verbindung. Dann trat sie mit ausgebreiteten Armen auf ihre Nichte zu.
"Schön das du da bist." lachte die Elfe als sie ihren Besuch an sich drückte. "Wie war dein Flug, hat Alonvy sicher hergefunden?"
"Alles bestens!" versicherte Marlena als sie sich wieder voneinander lösten. "Nur euren Drachenhort haben wir nicht gleich gefunden."
Narie lachte.
"Das geht den meisten Besuchern so."
"Worum ging es da eigentlich gerade?" erkundigte sich Marlena vorsichtig. "Deine Drachendame Kira hat Andeutungen gemacht....Du und Marekt ihr streitet doch nicht oder? Etwa wegen mir?"
Narie wehrte sofort entschieden ab.
"Wir streiten nicht." versicherte sie. "Und mit dir hat das ganze überhaupt nichts zu tun. Marek ist nur im Augenblick etwas übervorsichtig wenn es um mich geht."
Marlena stutzte. Ein seltsamer Unterton lag in den Worten ihrer Tante. Ebenso ein Funkeln in ihrem Blick.....
Die Erkenntnis traf die junge Halbling wie ein Hammerschlag.
"Du, ich meine ihr bekommt ein....."
Naries Nicken löste einen Begeisterungssturm bei Marlena aus. Sie fiel ihrer Tante um den Hals nur um sie gleich erschrocken wieder loszulassen aus Angst zu fest zugedrückt zu haben.
"Nun fang du nicht auch noch an." lachte Narie als sie die Vorsicht ihrer Nichte bemerkte. "Und fang gar nicht erst an zu suchen, man sieht noch nichts. Die Heiler sagen, dass ich es erst vor zwei Monaten empfangen habe und Marek ist mit den Nerven am ende seit er es weiß."
Marlena konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Irgend wie konnte sie Naries Gefährten verstehen. eine Meinung die sie aber wohlweißlich für sich behielt als ihre Tante sie zurück in die Eingangshalle und durch die rechte Tür in die Küche ihres Hauses führte.
"Jetzt trinken wir erst mal einen Tee zusammen." legte die Elfe fest und bedeutete Marlena sich an den Küchentisch zu setzten. Jegliche Bemühungen ihr zu helfen lehnte Narie sehr bestimmt ab.
"Kira hat mir angedeutet, dass ich euch bei einem Problem helfen könnte?" erkundigte sich Marlena während ihre Tante den Tee aufbrühte. "Worum geht es denn."
"Nichts ernstes. " versicherte Narie. "Ungefähr eine Tagesreise von hier nistet eine kleine Gruppe wilder Drachen."
"Ich wusste gar nicht, dass es eine Kolonie so weit im Osten gibt?" wunderte sich Marlena und nahm eine Teetasse entgegen.
Narie setzte sich zu ihr.
"Es ist auch keine Kolonie." erklärte die elfische Reiterin. "Manchmal lösen kleine Gruppen von Jungdrachen sich von den großen Brutgruppen und ziehen über Land bis sie sich einer neuen Gruppe anschließen. Sie erkunden die Welt und bleiben wo es ihnen gefällt. Wie nennt man solche Gruppen?"
Narie war in die Rolle der Meisterin geschlüpft und Marlena antwortete im Schülerton:
"Rollender Donner."
"Gut." lobte Narie mit gespielter Strenge, dann fuhr sie unbefangen fort: "Solche Gruppen bestehen meist nur aus 6 bis 10 Drachen. Zu klein um eine eigene Kolonie zu bilden aber indem sie durch die Lande ziehen und sich anderen Brutgruppen nähern wird das Blut der Drachen durchmischt. Ein rollender Donner rastet wie gesagt etwa eine Tagesreise von Cosaria entfernt. Eines der Weibchen wird in den nächsten Tagen seine Eier legen und die Drachin denkt darüber nach ein ei den Reitern anzuvertrauen."
"Daher hat der rollende Donner eine Einladung ausgesprochen das Drachenreiter bei der Geburt dabei sein dürfen." vermutete Marlena.
"Richtig." bestätigte Narie. "Nun ist Marek aber leider gerade anderweitig gebunden. Er führt Verhandlungen weiter unten im Süden. Auch nichts ernstes. Einige Bauern wollen die Stauden an denen die Früchte wachsen die wir in den Westen liefern auf Feldern anpflanzen. Damit leichter mehr geerntet werden kann. Die Elfen die hier leben sind dagegen. Wir halten nichts davon Felder anzulegen. Zu viele Pflanzen der selben Art an einem Ort laugen den Boden aus. Es ist ein widerkehrendes Problem mit dem wir auch schon in der Ostmark zu tun hatten. Wir haben dort eine Lösung gefunden und werden auch hier eine finden. Allerdings wird die Aufgabe Marek noch einige Tage in Anspruch nehmen. Und da er nicht will, dass ich in meinem Zustand die Reise zu den wilden machen....."
"Fändet ihr es gut wenn ich die Reise machen würde." vollendete Marlena.
"Du bist eine vollwertige Reiterin des Ordens und die Tochter von Arget Un Eragon. Die Wilden würden es auf keinen Fall als eine Beleidigung sehen und du....."
Eine leichte Erschütterung durchlief das Haus. Marlena blickte sich fragend um.
Ihre Tante Narie schien zu wissen was vor sich ging und lächelte vielsagend.
"Und, du musst die Reise auch nicht allein machen."
Sie bedeutete Marlena ihr zu folgen. Gemeinsam betraten die beiden Reiterinnen die Eingangshalle und Marlena wurde gleichzeitig heiß und kalt. Durch das Fenster erkannte sie das ein stolzer junger Drache vor dem Haus gelandet war. Seine Schuppen glänzten tief blau wie der Nachthimmel.






Abstimmen nicht vergessen;)

Eragon-OS-SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt