"Meine Kochkünste müssen wohl nachlassen." warf Eragon in die Runde. Die Familie des Drachenreiters hatte sich um den Esstisch versammelt. Eragon hatte einen würzigen Eintopf zum Mittagessen vorbereitet doch Marlena stocherte nur geistesabwesend darin herum.
Die junge Reiterin brauchte auch jetzt einige Augenblicke um zu begreifen, dass ihr Vater sie angesprochen hatte und damit auch die Aufmerksamkeit ihrer Mutter erregt hatte.
"Oh, entschuldigt bitte." Marlena bemühte sich um ein Lächeln das ihr aber nicht ganz gelang.
"Na erzähl schon." forderte Eragon seine Tochter nun auf, die sich bemühte sich schnell einige Löffel des Ententopfes in den Mund zu schieben.
Marlena verharrte einen Augenblick in der Bewegung, dann kapitulierte sie.
"Es ist wegen der Eldunatrí. Ich habe heute meine erste Unterweisung bei ihnen."
"Und warum bekümmert dich das so Kind?" fragte Arya. "Es ist eine ehre von den Seelen dieser alten Drachen unterwiesen zu werden. Du kannst von ihrer Erfahrung enorm profitieren."
"Das weiß ich Mutter. Das ist es auch gar nicht." die junge Reiterin überlegte einen Moment. "Ich bekomme nur einfach nicht aus dem Kopf was diese alte Drachendame Soraja mir und Alonvy gezeigt hat. Was Galbatorix den alten Drachen angetan hat....Und wir haben das nur einige Augenblicke erleben müssen. Die Drachenseelen die er versklavt hat mussten das 100 Jahre lang durchmachen! Ich kann diese Eindrücke einfach nicht vergessen."
"Das sollst du auch nicht." Aryas Stimme war nur ein tonloses Flüstern.
Jemand der die Elfe nicht kannte hätte Gefühlskälte und unnachgiebige Härte in diesen Worten gelesen. Eragon kannte seine Gefährtin jedoch besser.
Als die Elfe ihre Tochter ansah wusste Saphiras Reiter, dass er sich nicht getäuscht hatte. Aryas Augen glänzten feucht. als sie erklärte.
"Wir wissen, dass das schwer für dich ist Kind. Für keinen jungen Reiter ist es leicht diese Erfahrung zu machen. Als deine Eltern hätten wir sie dir gern erspart doch als deine Lehrer konnten wir es nicht."
Arya unterbrach sich. Die Elfe verließ den Tisch und blieb mit dem Rücken zu Marlena und Eragon stehen. Unsicher blickte die junge Reiterin ihren Vater an. Dieser atmete durch und erklärte:
"Wir wissen, dass es eine sehr schmerzhafte Erfahrung für dich und Alonvy war Marlena. DEr Geist, die Seele eines Wesens ist ihr heiliger Zufluchtsort. In diese Festung einzudringen ist ein Akt der Gewalt und man darf es nicht leichtfertig tun. Es ist aber eine Fähigkeit die Drachenreiter besitzen. Eine Fähigkeit die das Potential hat einen süchtig zu machen."
"Wieso süchtig?" unterbrach Marlena.
"Weil es einem ein Stück Kontrolle gibt den Verstand eines anderen Wesens zu berühren. Selbst wenn man die Gedanken des anderen nicht unterwirft sondern nur den Gefühlen lauscht hat man diese Kontrolle. Warum darauf vertrauen das dein Gegenüber die Wahrheit sagt wenn du die Lüge einfach in seinen Gedanken aufspüren kannst? Der Drang Dinge zu kontrollieren kann zur Sucht werden Kind! Und Galbatorix, seine ganze Schreckensherrschaft und alles was er den Drachenseelen angetan hat war ein Ausdruck eben dieser Sucht. ER wollte alles beherrschen! Die Völker, die Drachen, die Magie, ja das Schicksal selbst. Und die einzige Möglichkeit um zu verhindern, dass ein Mitglied des Ordens noch einmal auf solche Abwege gerät ist es jungen Reitern wie dir bewusst zu machen wie groß ihre Macht ist und welche Verantwortung ihr tragt."
"Ihr müsst verstehen welchen Preis die Art von Macht fordert die Galbatorix für sich beansprucht hat." erklärte Arya. Sie hatte sich wieder umgewandt und blickte ihre Tochter voller Mitgefühl an. "Wir wissen, dass es keine leichte Erfahrung für dich ist Marlena."
"Ich fühle mich irgendwie verletzlich." gestand die junge Reiterin schließlich ihren Eltern. "Ich hab es gar nicht für möglich gehalten, dass jemand dazu fähig wäre so etwas einem anderen Wesen anzutun. Es hat sich so falsch angefühlt was Galbatorix dieser Drachendame angetan hat es....."
"Es war ein Verstoß gegen ein Gesetz, dass älter ist als alle Völker."
Eragon führte die Gedanken seiner Tochter weiter aus.
"Das was Gelehrte und Könige in Gesetzestexte schreiben ist, wenn es gute Gesetze sind, Annährungen an das was man tief in sich als richtig empfindet. Nicht weil es einem jemand beigebracht hat sondern weil man es aus einem Instinkt heraus einfach weiß. Denkende Wesen sind aber an Instinkt nicht mehr gebunden Tochter! Das ist das große Geschenk das die Natur uns gemacht hat: Unser Verstand! Er ist die Quelle von Wundern Marlena. Kunst, Poesie und natürlich die Wissenschaften aber er ist auch die Quelle des Bösen. Oder hast du schon einmal gehört, dass ein Tier, dass nur seinen Instinkten folgt, eine Vergewaltigung begangen hätte? Oder einen Krieg begonnen hätte der das Land völlig verwüstet? Nein, diese Dinge sind mit den denkenden Wesen in die Welt gekommen. Als Drachenreiter sind wir Wächter dieser Welt und der Völker die sie sich teilen. Deshalb ist es wichtig das du verstehst zu welchen Höhen dich dein Verstand führen kann aber auch welche Abgründe dir drohen."
"Aber mach dir nicht zu viele Sorgen Kind." Arya trat wieder an den Tisch und legte ihrer Tochter die Hand auf die Schulter. "Dein Verhalten zeigt das du diese Lektion begriffen hast. Folglich besteht für die Eldunarí keine Notwendigkeit sie zu widerholen. Ich glaube sogar, dass du den Unterricht bei ihnen schon bald als sehr lohnend ansehen wirst."
Arya schenkte Marlena ein Lächeln dem sich auch Eragon anschloss.
Bevor noch weite Ratschläge den Besitzer wechseln konnten fiel ein Schatten über den gedeckten Tisch.
Alonvy schob ihr entzwischen sehr ansehnliches Haupt durch die Außentür und zwinkerte ihrer Reitern aufmunternd zu. Eragon hatte inzwischen mehr als genug Erfahrung um zu erkennen wann eine lautlose Unterhaltung zwischen einem Reiter und seinem Drachen im Gange war.
Er schmunzelte in sich hinein. Alonvy hatte weit weniger Berührungsängste als andere junge Drachen die bei Eragon und Arya in die Lehre gingen. ein Umstand der Saphiras Reiter nicht weiter verwunderte. Immerhin war das weiße Drachenmädchen in diesem Haus aufgewachsen. Sie gehörte eindeutig zur Familie.
"Alonvy sagt wir missen los." verkündete Marlena.
"Na dann...." lächelte Eragon und ließ sich, wie auch Arya, schnell zum Abschied von seiner Tochter umarmen.
Anschließend angelte sich Marlena noch ein Stück Brot aus einem der Körbe auf dem Tisch und verschwand in den Tag hinaus.
Eragon sah ihr einen Augenblick lang nach, dann richtete sich seine Aufmerksamkeit auf seine Gefährtin.
Nachdenklich stand Arya in dem Türrahmen durch den Marlena gerade verschwunden war. Ihr Blick wanderte in die Ferne.
Eragon glaubte zu wissen was Arya bewegte. Er trat hinter sie, schlang die Arme um ihre Hüften und zog den schlanken Körper an sich. Arya ließ die Zärtlichkeit zu. Ihr Kopf, ihr seidiges Haar schmiegte sich an sein Kinn.
"Wir wussten, dass es nicht leicht werden würde sie zu unterweisen wie die anderen Schüler."
"Das ist wahr." flüsterte Arya. "Und ich weiß auch, dass es nötig ist aber.....Ich wünschte einfach wir könnten ihr manche Lektionen ersparen."
Eragon nickte nur stumm und hauchte seiner Gefährtin einen Kuss in den seidigen Haarschopf.
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Mit schnellen Flügelschlägen überquerte Alonvy den See und steuerte auf die Ratsinsel zu. Da sie nun offiziell von den Seelenhorten unterwiesen wurden brauchten die beiden Seelenschwestern nicht mehr das Boot zu benutzen.
Alonvys Geist quoll über vor Neugierde. Marlena beschloss sich von dieser Begeisterung einfach mitreißen zu lassen. Was ihre Eltern gesagt hatten hatte der jungen Halbling ebenfalls Auftrieb gegeben. Arya und Eragon vertrauten ihr, dass sie sich den Herausforderungen ihrer Ausbildung stellen konnte und Marlena war fest entschlossen sie nicht zu enttäuschen.
Gemeinsam betraten die beiden Seelenschwestern die Ratshöhle. Dort erwartete sie bereits die schimmernde Lichtgestalt von Glaedr.
Cuaroc, der metallen Wächter stellte gerade eine kleine, aus Stein gehauene Säule vor dem alten Drachen ab. Die spitze der Säule bestand aus einem geschliffenen, lupenreinen Kristall in dessen Facetten sich das Licht in allen Regenbogenfarben brach.
Cuaroc verneigte sich kurz vor Glaedr, dieser quittierte es mit einem dankbaren Nicken bevor er sich Marlena und Alonvy zuwandte.
"Gut, ihr seit pünktlich. Kommt, sitzt euch zu mir. Heute werde ich euren Unterricht leiten. Dieser Kristall wird uns dabei helfen."
-"Wozu ist der den gut Meister?"-
Alonvy war in ihrem Wissensdurst kaum zu bremsen. Neugierig streckte sie sich von dem Platz an dem sie sich niedergelegt hatte vor und schnupperte an dem Kristall.
"Das werde ich euch jetzt zeigen meine jungen Freunde."
Gleaders Lichtgestalt schloss die Augen. Sein Körper schien kurz etwas heller aufzuleuchten doch scheinbar geschah nichts.
Plötzlich hob Alonvy allamiert den Kopf. Hastig blickte sie hin und her.
-"Hier brennt etwas!"-
Marlena zog die Luft durch die Nase.
"Stimmt! es riecht nach verbranntem Holz."
"Keine Sorge meine jungen Freunde!" schmunzelte Glaedr während der scharfe Brandgeruch verflog. "Was ihr gerade gewittert habt entsprang einer meiner Erinnerungen. Damals leistete der alte Orden Hilfe nach einem großen Waldbrand. Dieser Kristall erlaubt mir meine Gedanken in lebende Bilder zu verwandeln. Ähnlich wie der Zauber deines Vaters Marlena uns Seelenhorten einen Körper aus Licht gegeben hat werde ich für euch Ereignisse meines Lebens erschaffen. Wir werden das Geschehen verfolgen können als wären wir dabei gewesen. Ihr werdet die Dinge nicht durch meine Augen sehen sondern sie aus eurem Blickwinkel betrachten können. Das ist Teil des Zaubers der für diesen Kristall entwickelt wurde. Meine Erinnerungen erschaffen zwar die Bilder aber sie sind nicht an mich gebunden. Daher werdet ihr auch Begebenheiten sehen bei denen ich Körperlich nicht anwesend war, sie aber durch die augen meines Reiters verfolgt habe. Wir wählen diese Form der Unterweisung aus zwei Gründen: Zum einen ist es auch für uns einfacher wenn wir nicht ständig Fremde Wesen in unsere Gedanken einlassen müssen."
"Das kann ich verstehen Meister." murmelte Marlena. "Ich habe ganz neu begriffen wie viel vertrauen dazu gehört ein anderes Wesen in seine Gedanken zu lassen. Mir war gar nicht bewusst wie weit man sich öffnen muss um das zuzulassen. Ich habe mir bisher immer vorgestellt, dass es wie bei Alonvy sei. Mit ihr...."
Marlena blickte ihre weiße Seelenschwester an.
"....Mit dir zu reden meine Große ist ganz natürlich. Ich begreife jetzt erst wie eng wir eigentlich verbunden sind."
"Gut!" sagte Glaedr zufrieden während Alonvy ihrer Reiterin zutraulich zuzwinkerte.
"Das ist sehr gut Marlena-Finiarel! Du hast die erste Lektion begriffen die wir euch vermitteln wollten. Sehr gut! Der zweite Grund warum wir euch auf diese Weise unterweisen ist: Mit jeder Erinnerung die wir in uns tragen verbinden wir Gefühle. Durch diese Gefühle entsteht unser persönlicher Eindruck von einer Situation. Durch den Kristall wird es für euch möglich die Vergangenheit mit Neutralität zu betrachten! Ziel dieses 'Unterrichts ist es nicht euch in Abbilder der Reiter des alten Ordens zu machen. Ihr sollt nicht notwendiger Weise so reagieren wie wir reagiert hätten. Sicher sollt ihr von unserer Erfahrung profitieren aber auch selbst welche sammeln. Ich werde das Geschehen zwischendurch immer wieder unterbrechen und euch nach eurer Meinung frage und wir werden diskutieren was die beste Vorgehensweise eurer Meinung nach gewesen wäre. Dann werden wir das Geschehen weiterlaufen lassen und sehen was geschah. Habt ihr noch Fragen?"
Als sowohl Marlena als auch Alonvy dies verneinten nickte Glaedr und konzentrierte sich. Wieder begann die Lichtgestallt des alten Drachens aufzuleuchten.
Fasziniert beobachtete Marlena wie die Welt um sie herum sich auflöste und wieder neue Form annahm.
Sie hatte plötzlich den Eindruck auf dem Hof eines stattlichen Anwesens zu stehen. Ein edles Haupthaus wurde von beeindruckenden Stallungen und Nebengebäuden eingerahmt. Diener eilten über den weitläufigen Hof. Stallgeruch und der Duft von frischem Heu lag in der Luft.
Alles wirkte auf Marlena vollkommen real. Lediglich ein Leichter Goldstich der über allem lag verriet der jungen Reiterin das dem nicht so war.
"He, An die Arbeit da drüben!"
Eine gebieterische Stimme erklang.
Marlena sah sich um und erkannte einen edel gekleideten Mann mittleren Alters der, vom Haupthaus kommend, über den Hof schritt und einige Stallburschen anfuhr.
"Denkt nicht das ich Faullenzer dulde nur weil wir Besuch erwarten! An die Arbeit oder ich lasse die Peitsche sprechen!"
Die Angst auf den Gesichtern der Diener verriet Marlena, dass dir Unbekannte nicht zu leeren Drohungen neigt.
-"Ich mag den Kerl nicht"- knurrte Alonvy als d er namenlose Adlige weiter in ihre Richtung schritt.
"Wer ist das Meister?" wollte Marlena von Glaedr wissen der noch immer hinter ihr und Alonvy lag.
"Das ist Graf Barst!" erklärte der Goldene und fuhr fort als er die entgeisterten Gesichter seiner Schüler bemerkte. "Ein Vorfahre des Grafen der Galbatorix Streitmacht während der finalen Schlacht des großen Krieges lenkte. Er hat um Vermittlung durch den Orden der Reiter gebeten in einer persönlichen Sache. Mein Reiter, ich und unsere Schüler wurden entsandt um seiner Bitte nachzukommen."
Mit einem Nicken seines mächtigen Kopfes lenkte Glaedr die Aufmerksamkeit seiner Schüler in die Gegenrichtung.
Fasziniert beobachteten Marlena und Alonvy wie drei Drachen zur Landung ansetzten. Der mittlere und größte des dreiköpfigen Donners war zweifelsfrei Glaedr selbst. Dieses Abbild des alten Drachens war aber im Besitz all seiner Gliedmaßen.
Rechts neben ihm setzte ein junger Roter zur Landung an. Die schwarzen Haare seines Reiters wehten verwegen um Wind. Marlena erkannte das Schwert am Gürtel des Reiters und die zweifarbigen Augen.
-"Morzan!"- Alonvys Suppen sträubten sich wie das Fell einer Katze.
"Ja." bestätigte Glaedr ruhig. "Nicht einmal hier ist es möglich euch den Namen seines Drachens zu nennen. Zu diesem Zeitpunkt seines Lebens hatte Morzan bereits seine Novizen Zeit hinter sich und bekleidete den Rang eines Jungreiters. Deshalb besitzt er schon eine Reiterklinge. Vrael hatte ihn allerdings Oromis und mir zugeteilt da er Morzan noch für zu ungestüm hielt um eigenverantwortlich zu handeln. Deshalb begleitet er meinen Reiter, mich und unsere Schüler."
"Schüler...." flüsterte Marlena abwesend. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt der jungen blauen Drachendame die links neben Glaedr gelandet war. Fast schüchtern stieg ihr junger Reiter ab und blickte sich um.
"Dann muss das...." Marlena blickte zu Glaedr auf. dieser zwinkerte schelmisch.
"Richtig junge Marlena. Das ist Brom. Ich dachte du würdest deinen Großvater gern einmal bei der Arbeit sehen."
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Eragon-OS-Sammlung
FantasyDiese One-shot Sammlung von Eragon gehört nicht mir. Ich habe sie nur auf ff.de gefunden der eigentliche Autor heißt auf ff.de Traeumer. Die One-shots beziehen sich auf seine Eragon Fortsetzungen. (Man kann die Geschichte auch auf Fanfaction.de lese...