139. Wunder

73 8 0
                                    

Während Alonvy ruhig über den spiegelglatten Jörmundur glitt ging Marlena noch einmal die Segensformel durch die über einem Drachenei gesprochen werden musste, sollte es den Reitern übergeben werden.
Im Grunde war es keine komplizierte Formel. Jeder Reiter lernte sie wenn seine Ausbildung abgeschlossen war. Ein Zeichen, dass das betreffende Ordensmitglied, nun ein vollwertiger Vertreter des Ordens war. Ausdruck des Friedens für den der Bund der Völker stand.
-"Nun mach dich nicht verrückt kleine Halbling."- beschwichtigte Alonvy -"Ich bin ja bei dir und pass auf. Geh lieber mit Kenai noch mal die Verhaltensregeln durch."
Marlena gab ihrer Drachendame Wortlos recht. Das war wirklich sinnvoller.
Marlena streckte ihren Geist aus und stieß Kenais Geist an. Sogleich senkte der andere Reiter seine Schutzwälle.
-"Wir sind fast da."- erklärte Marlena. -"Weißt du noch wie du dich verhalten sollst."-
-"Keine Sorge. Wir werden dir keine Schande machen."- erwiderte Kenai mit einem Schmunzeln in der Stimme. -"Wir sollen dir und Alonvy das Reden überlassen da ihr vollwertige Ordensmitglieder seid. Wenn man uns Akzeptiert und wir zu der Drachendame Ester vorgelassen werden bleiben wir alle im Geist verbunden und unterhalten uns nur auf dieser Ebene."-
-"Das ist wichtig." bestätigte Marlena. -"Eine gesprochene Unterhaltung, selbst im Flüsterton würden die wilden als Störung empfinden."-
-"Dürfen wir euch den etwas fragen wenn wir etwas nicht verstehen?"- wollte Irucan nun wissen.
Da der junge Drache die Frage gestellt hatte überließ Marlena Alonvy die Antwort:
-"Natürlich aber stellt sie durch die geistige Verbindung und achtet darauf, dass eure Gedanken zielgerichtet sind. Direkt an Marlena und mich. Streut sie nicht um euch wie Körner für die Hühner."-
Kenai und Irucan übermittelten ihre Zustimmung.
-"Gut."- brummte Alonvy. -"Und nun genug der Vorbereitung. Wir sind da!"-
Sofort richtete Marlena ihren Blick nach vorn. Tatsächlich erhob sich eine Klippenformation vor ihnen. Auf der Höchsten Spitze thronte eine blaue Drachendame.
-"Da muss Wilana sein die Anführerin des rollenden Donners."- vermutete Marlena.
Alonvy stimmte wortlos zu und ging in den Sinkflug über.
Marlena kam nicht umhin die fremde Drachendame mit der Weg Begleiterin ihres Vaters zu vergleichen. Wie Saphira strahlten auch die Schuppen dieser Drachin in einem lupenreinen Blau und ihr Hornwerk glänzte wie poliertes Elfenbein
Doch es gab auch Unterschiede. Saphiras Bauchschuppen war ebenfalls von kräftigem Blau. Bei dieser Drachendame waren auch sie strahlend weiß und bildeten einen scharfen Kontrast zum kräftigen Blau des übrigen Schuppenkleides.
Die übrigen Unterschiede waren subtieler. Höhere Wangenknochen und ein etwas kräftigerer Brustkorb der eher zu einer Jägerin als zu einer Fliegerin wie Saphira passte.
Mit kräftigen Flügelschlägen bremste Alonvy ihren Flug und setzte auf der freien Fläche zwischen dem Kamm der Klippe und einem Palmenhein auf. Auch Irucan landete gekonnt und beide Drachen ließen ihre Reiter absteigen.
Marlena spürte, als sie von Alonvys Rücken glitt, stets den Blick Wilans auf sich ruhen. Die Drachendame verweilte auf dem höchsten Punkt der Klippen und blickte, einer Königin gleich, auf ihre Besucher herab.
Marlena entging nicht, dass eine gewisse Missbilligung in Wilanas Blick lag. Das war verständlich. Die Einladung war an Narie und Marek ausgesprochen worden. Erklärungen waren zweifellos nötig.
Marlena wartete bis Kenai neben sie getreten war, dann gingen die beiden Reiter gemeinsam mit ihren Drachen auf Wilana zu. In respektvollem Abstand blieb die Gruppe stehen.
Die beiden jungen Reiter verneigten sich respektvoll.
Alonvy und Irucan hielten ihre Häupter stolz erhoben. Sie waren ebenfalls Drachen. Kinder des Himmels und des Feuers. Respekt: Ja. Unterwerfung? Nein!
Marlena spürte die Berührung von Wilans Geist.
Viel lag im Strom der Gedanken der Drachendame. Missbilligung und die Frage nach dem Warum.
Marlena hatte damit gerechnet. Sie öffnete ihren Geist.
-"Wir grüßen dich Wilana. Tochter des Himmels. Die Einladung die dein Donner an den Orden ausgesprochen hat ehrt uns. Mein Name ist Marlena Aryatochter."-
Ein leises überraschtes Schnauben entfuhr der stolzen Drachendame.
Marlena empfing ein Bild aus Wilans Geist. Es zeigte sie als kleines Mädchen mit ihren Eltern. Offenbar hatte Wilana vor Jahren die Ostmark besucht. Eine Frage begleitete das Bild.
-"Ja, das bin ich und meine Eltern Eragon und Arya. Uns ist bewusst, dass die Einladung deines Donners an die Reiter Marek und Narie ausgesprochen wurde. Doch Marek befindet sich auf einer Mission im dienste des Ordens und seine Gefährtin hat vor kurzem erfahren das auch sie ein Kind erwartet. Daher fühlte sie sich nicht in der Lage diese Reise zu unternehmen. Sie wollte nicht riskieren, das die Elemente sie von der Wache an der Seite deiner Schwester abhalten Wilana. Daher hat sie mich gebeten sie zu vertreten. Ich hoffe du siest das nicht als Geringschätzung von Seiten des Ordens. Dem ist nicht so. Wir sind uns der Ehre bewusst."-
Marlena hatte in der alten Sprache gesprochen und jedes Wort mit Gefühlen verwoben die den Wahrheitsgehalt ihrer Worte unterstrichen.
Wilans Blick wurde merklich weicher. Verständnis und Akzeptanz dominierten nun.
Die blaue Drachendame blickte noch einmal jedem ihrer Gäste in die Augen, dann bedeutet sie Marlena und ihren Begleitern ihr zu folgen.
Die Blaue Führte sie von der Klippe herunter und am Rand des Palmenheins entlang. Bereits nach kurzem Fußmarsch erreichten sie eine Felsformation die sich schützend um eine Kleine Lichtung stellten Umstehende Palmen bildeten mit ihren langen Blättern ein schützendes Dach und spendeten Schatten.
Eine grüne Drachendame lag im Zentrum der Lichtung neben ihr ein Männchen von gleicher Größe mit Schuppen wie pliertet Stahl.
Beide Drachen hoben die Köpfe und einmal mehr trafen feindselige Blicke Marlena und ihre Begleiter.
Die Grüne, bei der es sich wohl um die trächtige Ester handeln musste, stemmte sich sogar auf die Vorderbeine und stieß ein angestrengt klingendes Knurren aus.
Marlena bedeutete ihren Begleitern etwas Abstand zu halten.
Indes trat Wilana zu ihrer Schwester und summte beruhigend. Marlena nahm wahr, wie ein Strom aus Gedanken zwischen den Schwestern hin und her brandete. Sie konnte nicht alles verfolgen aber begriff genug um verfolgen zu können, dass Wilana die Erklärungen die sie erhalten hatte an ihre Schwester weitergab. Diese entspannte sich nach einigen Augenblicken und bedeutete Marlena und ihren Begleitern schließlich sich zu nähern.
Stumm kamen die Drachenreiter der Einladung nach.
Jedes Mitglied der Reisegruppe trat vor die grüne Ester. Die Drachendame blickte jedem in die Augen. Kurz streifte ein mächtiger Geist den der Gäste und drückte anschließend aus, dass sie willkommen waren.
Alonvy und Irucan suchten sich bequeme Plätze in der Nähe der werdenden Drachenmutter und ließen sich nieder. Marlena setzte sich an die Flanke ihrer Drachemdame Kenai tat das selbe bei Irucan.
Die Wache begann.
Nacheinigen Minuten spürte Marlena die Berührung von Kenais Geist.
Im Stillen dankte die junge Halbling ihrer Drachendame für die "Hiilfe" bei ihrer Aussprache mit dem anderen Reiter. Eine geistige Berührung wäre sonst in der Tat eine unangenehme Angelegenheit gewesen.
-"Müssen wir lange warten?"- wollte Kenai wissen
-"Es hat schon fälle gegeben in denen die Wache fast eine Woche gedauert hat. In diesen Fällen haben die Reiter nur deshalb überlebt weil sie von der Kraft ihrer Drachen zehren konnten. Es ist nämlich unschicklich sich von der Wache zu entfernen. Weder zum Essen noch um sich zu erleichtern. Ein Schluck Wasser wird gerade so hingenommen."-
Marlena musste sich auf die Zunge beißen um nicht zu lachen als sie Kenais Entsetzen spürte.
-"Keine Sorge. So lange wird es heute nicht dauern. Siehst du wie flach Ester inzwischen schon Atmet? Sie sammelt Kraft. Auch das sie nicht aufgesprungen ist als sie nicht sicher war ob wir ihr willkommen sind ist ein deutliches Zeichen. Sie hat sich nur auf die Vorderbeine gestemmt. Das sind klare Anzeichen, dass ihr Körper sich auf die Geburt vorbereitet. Ich denke wir sind gerade rechtzeitig angekommen."-
Marlena spürte, das ihr Begleiter deutlich erleichtert war und sie konnte es ihm nachfühlen. Auch sie wäre nicht begeistert gewesen hier eine Woche zu verweilen, doch während die Minuten verstrichen verdichteten sich die Anzeichen, das die Geburt unmittelbar bevorstand.
Ester atmete Flach und von Zeit zu Zeit zuckten ihre Bauchmuskeln und Hinterbeine verdächtig.
Fast eine Stunde verging. Immer wieder wurde die grüne Drachendame von kurzen Zuckungen geschüttelt die auf Krämpfe schließen ließen.
-"Lässt sich eigentlich sagen wie viele Eier diese Drachin legen wird?" wollte Kenai nach etwa einer halben Stunde des Wartens wissen.
-"Sie ist relativ jung."- flüsterte Marlena durch die geistige Verbindung. -"Etwas älter als Irucan und vielleicht ein Jahr jünger als Alonvy. Ich würde sagen höchstens Zwei. Mehr Eier wären ungewöhnlich für eine so junge Drachin."
Plötzlich warf die grüne Ester den Kopf zurück und stieß einen rauhen, schnarrenden Laut aus. Sie stemmte sich auf die Beine.
Marlena spannte sich an.
-"Es ist soweit!"- flüsterte sie.
Esters Nistpartner, der Namenlose stahlgraue Drache erhob sich und trat neben die Hüften seiner Gefährtin. Er würde die Eier in Empfang nehmen.
Ester brüllte erneut auf. Marlena überkam ein Gefühl als würde eine heiße Woge über sie hinwegspülen. Doch es war keine Hitze! Es war die reine unverfälschte Magie der Drachen. Sie schien die Welt um Marlena und ihre Begleiter zu verwandeln, sie Aufzuladen!
Marlena hatte das Gefühl mit jeder Pflanze, jedem tier um sie herum verbunden zu sein. Farben wirkten tiefer und kräftiger. Die Ganze Welt war einen Herzschlag lang in Aufruhr, nur um dann in der selben stillen Anspannung zu verharren wie Marlena selbst. Als heilt den Atem an um das neue Leben zu begrüßen, dass in Begriff war die Welt zu betreten.
Ester brüllte ein drittes mal und beugte die Knie. Zwischen ihren Beinen erblühte ein blendend helles Licht. Gelb wie die sonne selbst. Das Licht wuchs. Es war als würde sich ein kleiner Stern aus dem Körper der Drachendame schälen und zwischen den Hinterbeinen der Grünen zu Boden sinken. Im Herz des leuchtenden Owals entdeckte Marlena den schattehaften Umriss eines Drachenkückens das friedlich zu schlummern schien.
Unwillkürlich musste Marlena an etwas denken das ihr Vater ihr immer wieder gesagt hatte: Drachen sind Magische Wesen. Sie verzaubern die welt um sie herum."
Nie schienen ihr diese Worte wahrer zu sein als in diesem Augenblick.
Das Drachenein schien nur aus gleißendem Lciht zu bestehen als es in den Sand glitt. Lautlos setzte es auf. Einige Sekunden geschah nichts, dann war es als ob das gleißende Licht, Eiskristallen gleich, feste Form gewinnen würde. Langsam härtete die Eihülle aus die den jungen Drachen schützen würde bis er sich entschloss die Welt zu betreten.
Als die Schale vollständig war nahm der stolze Vater das sonnengelbe Ei seiner Nistpartnerin mit liebevoller Zärtlichkeit im Maul trug es zu einem vorbereiten Nest aus Moosen und Zweigen. Unter den Wachsamen aber glücklichen Blicken der stolzen Mutter legte er es behutsam dort ab.
Ein weiterer Krampf schüttelte Ester. Erneut wurde ein strahlendes Licht zwischen den Hinterbeinen der Drachendame geboren. Diesmal in einem dunkel Rot.
Wieder konnte Marlena im Zentrum des strahlenden Lichts die unschuldige Form einen kleinen Drachens schlummern sehen.
Erneut gefror das Licht und ein Ei, gleich einem riesigen Rubin wurde dem stolzen Vater übergeben.
Ein tiefes Gefühl der Erleichterung brandete über die Lichtung und erfüllte die in atemloser Spannung erstarrte Welt mit neuem Leben. Eine Wort, ein Gefühl erfüllte die Luft:
Geschafft!





Abstimmen nicht vergessen;)

Eragon-OS-SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt