Die Verhandlung fand in einem großen Saal innerhalb der königlichen Residenz statt. Die vier Drachenreiter saßen als Richter an der Stirnseite des Raumes. Ein Podest erhob sie leicht über alle anderen anwesenden und auf einem breiten Schreibtisch vor ihnen konnten sie Unterlagen und Notizen ablegen.
Vor Eragon, der als Sprecher der Richter fungierte, stand überdies noch eine Kugel aus reinem Kristall. Jedes Mal wenn der Anführer der Reiter sie mit den Fingerspitzen berührte kräuselte sich die Oberfläche des lupenreinen Materials und ein sanfter Ton erklang. Er erinnerte Saphiras Reiter an das Geräusch das entstand wenn man zwei Weingläser vorsichtig gegeneinander schlug. Der Ton war allerdings lauter und forderte von jedem im Saal sofortiger Aufmerksamkeit.
Zur Linken der Richter saßen die Beklagten auf mehreren Bänken während an der rechten Seite des Raumes das Königspaar Platz genommen hatte. König Maranus und seine Gefährtin fungierten als die Ankläger.
Dies hatte Eragon zunächst überrascht. Im Volk der Menschen war es eher die Aufgabe der Herrscher zu richten anstatt nur die Anklage vorzubringen. Arya jedoch hatte ihren Gefährten erklärt, dass hinter dieser Position eine Geste der Herrscher des Elfenvolkes stand. Es sollte verdeutlicht werden, dass niemand über dem Gesetz stand. Auch nicht König oder Königin. Die Gesetze waren die höchste Autorität bei den Elfen und nicht die gegenwärtig regierenden Monarchen.
Hinter einer etwa hüfthohen Absperrung hatten sich interessierte Zuschauer versammelt und verfolgten die Verhandlung. Eragon hatte bereits den Wolfkatzenelf Bloedgram sowie auch seine ehemalige Gefährtin unter den Zuschauern entdeckt.
Es beruhigte den Anführer der Drachenreiter etwas das Marlena nicht unter den Zuschauern war. Hier wurden Dinge zu Sprache gebracht und Vorurteile geäußert vor denen er seine Tochter einfach noch beschützen wollte. Es hatte nicht viel Überzeugungskraft gebraucht um den kleinen Wirbelwind davon zu überzeugen, dass ein Prozess mit viel Gerede verbunden sei und deshalb nicht besonders spannend wäre. Als es Arya dann auch noch gelungen war die Schmiedin Runön davon zu überzeugen auf ihre Patentochter aufzupassen war die Sache perfekt gewesen.
Marlena fand die Arbeit in der Schmiede mindestens so spannend wie ihre Mutter als sie ein Kind war.
Bisher war der Prozess ohne größere Vorfälle verlaufen. Zunächst hatte Maranus die Anklagepunkte vorgetragen. Sie lauteten:
-Verrat am Volk der Elfen
-Missachtung der Autorität der Herrschenden
- Missbrauch der eigenen Stellung.
Schwerwiegende Vorwürfe zu denen sich die meisten Mitglieder des Zirkels schuldig bekannt hatten. Fünf jedoch, als man sie fragte, hatten die Anklagepunkte zurückgewiesen und die eigene Freilassung gefordert. Sprecherin dieser Gruppe war ausgerechnet die Elfe Adira die Bloedgram durch ihr Handeln so geschadet hatte.
Eine beträchtliche Unruhe war im Saal ausgebrochen als Adira ihre Forderung vorbrachte. Die Mehrheit des Elfenvolkes lehnte das Verhalten der Heiler ab und war empört darüber, dass einige Heiler offenbar ihre Schuld abgestritten.
Als schließlich wieder Ordnung eingekehrt war hatte Eragon gefragt mit welcher Begründung Adiras Gruppe alle Schuld von sich wies.
Emotionslos hatte die Elfe geantwortet, dass sie und ihre Gruppe sich erst nach der Beweisaufnahme äußern wollten.
Wiederum war etwas Unruhe aufgekommen aber Eragon hatte dem stattgeben müssen. Angeklagte hatten im Volk der Elfen gewisse Rechte. Dazu zählte auch den Zeitpunkt zu bestimmen, an dem sie eine Aussage machten.
Als Beweisaufnahme bezeichnete man in der Rechtsprechung den Abschnitt einer Verhandlung in dem die Anklage die Beweise vorbrachte die dazu geführt hatten das einer oder mehrerer Angeklagte nun beschuldigt wurden.
In diesem Fall handelte es sich hauptsächlich um Aussagen betroffener Eltern die bestätigten von gewissen Mitgliedern des Zirkels bei der Geburt begleitet worden zu sein und dass man ihnen gesagt hätte ihre Kinder seien verstorben.
Nachdem alle Aussagen gehört worden waren hatte Eragon die Verhandlung kurz unterbrochen damit alle sich neue sammeln konnten. Nun eröffnete er sie wieder indem er den hellen Ton der Kristallkugel erklingen ließ.
"Wir haben nun alle Beweise gesichtet und alle Aussagen gehört." Erklärte er allen Zuhörern. "Die Last dieser Beweise scheint mir erdrückend zu sein. Daher frage ich euch direkt Adira Zogne (Offizielle Anrede der Elfen für einen Beschuldigten) wie könnt ihr in Anbetracht dieser Beweislage die gegen euch vorgebrachte Anklage zurückweisen? Bezichtigt ihr irgend einen der Zeugen der Lüge? Bestreitet ihr das sich alles so zugetragen hat wie es hier vorgebracht wurde?"
"Das tun wir nicht." gab Adira völlig ruhig zurück.
"Aber ihr weist die Anklage weiterhin zurück?"
"In der Tat. Alle eure Anklagen bauen darauf auf, dass wir gegen den Wunsch und Willen des Herrscherhauses gehandelt hätten. Unser Tun ist aber in einem Befehl begründet der auf König Caracajan zurück geht."
"Das ist unerheblich." warf Arya nun ein. "Wir haben im Vorfeld alle Dokumente studiert die mit diesen Vorfällen in Zusammenhang stehen. Es ist richtig, dass König Caracajan euer Tun durch einen geheimen Befehl bestätigt hat. Aber als meine Eltern von diesen Vorgängen erfuhren haben Sie diesen Befehl widerrufen. Sie konnten euch nicht befehlen die magischen Schwüre zu lösen die die Verstoßenen an den Norden ketteten. Dazu hätte es der Zustimmung des Kronrat es bedurft und die galt als nicht sicher. Doch sie konnten euch mit ihrer eigenen Autorität befehlen euer Tun einzustellen bis sie die Lage geprüft hätten. Das haben sie getan. Sie taten es als sie den Drachenreiter Maris auf ihrer Seite wussten. Alle hier verhandelten Fälle stammen aus dem Zeitraum zwischen diesen Befehl und der Gegenwart. Ihr habt diese Anweisung meiner Eltern also nicht gehorcht und eure Handlungen fortgesetzt!"
"Dieser so genannte Befehle, Arya Shurtugal, war Teil eines Plans eurer Eltern." erklärte Adira und Eragon gewann den Eindruck, dass die Heilerin es genoss vorzubringen was sie zu sagen hatte. "Sie wollten lediglich den Drachenreiter zufrieden stellen der unglücklicherweise auf unsere Aktivitäten aufmerksam geworden ist. In Wahrheit aber haben sie unser Tun geduldet und mit ihrer Täuschung dafür gesorgt dass wir weiter arbeiten konnten."
Abstimmen nicht vergessen;)
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Eragon-OS-Sammlung
FantasíaDiese One-shot Sammlung von Eragon gehört nicht mir. Ich habe sie nur auf ff.de gefunden der eigentliche Autor heißt auf ff.de Traeumer. Die One-shots beziehen sich auf seine Eragon Fortsetzungen. (Man kann die Geschichte auch auf Fanfaction.de lese...