Marlena lehnte an der Wand im Flur ihres Elternhauses. Direkt neben ihr war die Tür aber noch hatte sie nicht die innere Stärke gefunden sie zu öffnen. Sicher. Sie hatte sich über den Spiegel bereits bei ihrer Mutter entschuldigt und diese hatte ihr wohl auch verziehen aber sie waren nicht wirklich zum Reden gekommen!
Einer der Novizen hatte dringende Fragen auf dem Herzen gehabt und Marlenas Mutter hatte das Gespräch daraufhin beendet. Sicher, sie hatte gesagt, dass sie bei ihrer Rückkehr ein ausgiebiges Gespräch führen würden aber trotzdem war die junge Halbling etwas enttäuscht gewesen. Mal wieder hatte ihrer Mutter der Pflicht den Vorzug gegeben.
Im Grunde war das ja auch richtig. Die gesamte bekannte Welt suchte Rat und Hilfe bei den Reitern! War es da nicht verständlich, dass Arya Sturmklinge Prioritäten setzte?
Ganz konnte Marlena das nicht hinnehmen. Sie konnte das Gefühl von Enttäuschung nicht ganz abschütteln. Auch die Beschwichtigungen ihres Vaters vermochten das Gefühl nicht gänzlich aus zu löschen.
Fast glaubte sie Eragons Stimme zu hören: "Deine Mutter ist eine unsterbliche Elfe Liebes. Einige Tage Wartezeit auf eine Aussprache sind für sie nur ein Wimpernschlag."
Auch das mochte wahr sein aber etwas in Marlena wehrte sich gegen diese Erklärung.
Nun war ihre Mutter aber von ihrer Reise zurückgekehrt. Marlena hatte Fírnens Landung vom Marktplatz der Reiterstad aus beobachtet. Sie hatte sich gerade von Jeod verabschiedet und wollte sich, beladen mit neuem Lesestoff, auf den Heimweg machen als der Donner zurückkehrte.
Der Grüne Seelenbruder ihrer Mutter wahr auf dem Plateau niedergegangen das ihre Eltern bewohnten während die jüngeren Drachen über die Stadt schossen um zur Festung Mon'raner zu gelangen. Marlena hatte das Schauspiel beobachtet und sich anschließend in eine kleine Parkanlage nahe dem Marktplatz der Stadt zurückgezogen. Sie hatte dort einen Lieblingsplatz unter einem jungen Birkenbaum. Sie hatte sich eines der Bücher zur Hand genommen, welches sie sich bei Jeod ausgeliehen hatte und zu lesen begonnen. Warum sie das tat wusste sie selbst nicht.
Als Kind hätte sie nichts aufgehalten! Sie wäre sofort nach Hause gerannt und hätte ihrer Mutter Löcher in den Bauch gefragt. Eine Eigenschaft die sie von ihrem Vater und Großvater geerbt hatte.
Heute jedoch hielt sie etwas zurück.
Sie fürchtete ihre Mutter nicht! Was war es?
Sie hatte bis zur Abenddämmerung unter dem Baum gesessen und immer wieder die selbe Seite des selben Buches gelesen. Als das Licht schließlich nicht mehr ausreichte um etwas auf den Seiten des Buches zu erkennen hatte sie den Heimweg angetreten ohne eine Antwort auf ihre Frage gefunden zu haben.
Nun stand sie vor dem Zimmer indem ihre Mutter sich aufhielt und suchte immer noch nachdem "Warum".
Schließlich gab sie sich einen Ruck und trat ein. Es war das Arbeitszimmer ihrer Mutter. Sie saß nicht an ihrem Schreibtisch sondern auf einer Couch die direkt vor einem Fenster stand. Von dort aus blickte man über die ehemalige Schlüpflingswiese die nun das Domizil der Drachen von Marlenas Eltern war. Eine flammenlose, magische Lampe spendete blass warmes Licht. Irgendwie verursachte dieser Anblick bei Marlena ein vertrautes warmes Gefühl und zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht.
Ihr Eintreten war nicht unbemerkt geblieben. Arya blickte auf, erkannte ihre Tochter und lächelte ebenfalls.
"Störe ich dich?" erkundigte sich Marlena.
"Überhaupt nicht." wehrte Arya ab und legte das Buch zur Seite.
Marlena nahm ebenfalls auf dem Sofa platz, zog die Beine an den Körper und schlang die Arme darum.
Einen Augenblick sagte keiner der Beiden etwas. Gerade als Arya dann das Wort ergreifen wollte kam Marlena ihr zuvor.
"Es tut mir leid. Alles." sagte sie hastig. "Vor allem wollte ich dich und Vater nicht gegeneinander ausspielen. Es ist nur....."
Sie zögerte. Da war sie! Die Antwort!
"Es ist schon gut Kleines. Dein Vater ahnte auch mit mir gesprochen......"
Marlena hörte kaum was ihre Mutter sagte. Sie hatte die Antwort gefunden die sie den ganzen Nachmittag gesucht hatte. Hier, in diesem Moment und nun platzten die Worte einfach aus ihr heraus:
"Ich will einfach keine Auseinandersetzung mit dir. Ich will nicht mit dir streiten. Ich liebe dich doch!"
Zu spät wurde der jungen Halbling klar, dass sie das gerade laut ausgesprochen hatte.
Sie spürte das sie rot wurde und wollte wegsehen aber eine warme Berührung an ihrer Wange hielt sie zurück.
Fast erschrocken stellte Marlena fest, dass ihre Mutter ihr zärtlich über die Wange strich. Als die junge Halbling ihr Gegenüber ansah entdeckte sie bei ihrer Mutter einen Glanz in den Augen den sie kaum von der sonst so strengen Elfe kannte.
Marlena wollte etwas sagen doch diesmal war ihre Mutter schneller:
"Mein Herz, meine Seele, alles was ich bin besteht aus drei Teilen: Dein Vater, Fíernen und du Kind. Fehlt einer von euch kann ich nicht vollständig sein."
Marlena hatte nun das Gefühl, dass bei ihr ein Damm brach. Sie rückte näher an ihre Mutter heran und schmiegte sich in ihre Arme. Lange hatte sie sich dort nicht so wohl gefühlt.
Marlena spürte wie ihre Mutter ihr sanft über den Rücken strich.
"Ich vergesse manchmal, dass du ein Kind zweier Völker bist." flüsterte die Elfe sanft. "Das Erbe des Volkes deines Vaters ist viel direkter als das der Elfen weißt du. Wir durchdenken alles ganz genau. Steht uns ein Problem im Weg, dann betrachten wir es aus allen Seiten und Perspektiven. Wir üben uns in Geduld, ergründen ob die Zeit vielleicht das Problem beseitig oder ob wir handeln müssen. Wir stellen uns die Frage ob wir überhaupt berufen sind dieses Problem zu lösen. Die Menschen sind anders. Direkter! Jedes Problem ist ihr Problem. Sie machen es dazu und lassen nicht davon ab bis sie eine Lösung gefunden haben. Das ist ihre große Stärke. Vielleicht hat Saphira deshalb damals einen Menschen für den Kampf gegen Galbatorix gewählt. Kein Elf hätte den Willen gehabt so schnell zu wachsen."
Arya verstummte kurz aber instinktiv wusste Marlena, dass ihre Mutter noch nicht fertig war.
"Ich werde mich bemühen das in Zukunft zu bedenken, dass du diesen Willen in dir Trägst Kind. Versprich mir aber bitte, dass du mich daran erinnerst sollte ich es vergessen."
Aus Angst, dass ihre Stimme versagen würde nickte Marlena einfach nur.
"Hallo?" eine Stimme drang aus der Ecke des Arbeitszimmers.
Dort stand der Spiegel über den die Ältesten der Reiter mit den Herrschern Alagaesias kommunizierten.
Marlena, die sich immer noch an ihre Mutter schmiegte, spürte wie diese, im gleichen Moment wie sie selbst, lautlos seufzte.
"Ich hole deinen Vater. Er kann sich darum kümmern." schlug die Elfe flüsternd vor.
"Ich hole ihn." sagte Marlena schnell und richtete sich auf. "Ihr könnt euch beide darum kümmern. Ich meine....es ist doch alles gesagt, oder?"
Als Marlena ihre Mutter ansah entdeckte sie wieder diesen besonderen Glanz im Blick der Elfe.
"Ja, alles" sagte Arya.
Abstimmen nicht vergessen;)
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Eragon-OS-Sammlung
FantasyDiese One-shot Sammlung von Eragon gehört nicht mir. Ich habe sie nur auf ff.de gefunden der eigentliche Autor heißt auf ff.de Traeumer. Die One-shots beziehen sich auf seine Eragon Fortsetzungen. (Man kann die Geschichte auch auf Fanfaction.de lese...