12. Ostmark

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Naja schob sich den letzten Rest ihres Frühstücks in den Mund und blickte sich auf dem Plateau um, dass ihr Lehrer, der Drachenreiter Tar, die Schützlingswiese genannt hatte. Sie suchte den Himmel nach dem braunen Drachen Aroc ab. Gestern war sie mit ihren Lehrern und ihren Drachen Tanis in der Ostmark angekommen. Viel hatte sie leider noch nicht gesehen da es bereits dunkel gewesen war. Der Tunnel durch den sie gegangen waren, war sehr interessant gewesen und das junge Mädchen brannte darauf mehr von ihrer neuen Heimat zu sehen.
- "Warum tun wir eigentlich in diesem kleinen Baumhaus und nicht in den großen da drüben?" - fragte Tanis neugierig als er sich zu seiner Reiterin gesellte und noch einmal herzlich gähnte.
- "Na? Ausgeschlafen?" - erkundigte sich Naja und bot ihren Gefährten einen der kleine Kuchen an die sie auf ihrem Frühstückstablett gefunden hatte.
Tanis schnupperte erst vorsichtig an den unbekannten Etwas und schob es sich dann vorsichtig in den Mund.
- "Nicht übel! Nichts im Vergleich zu einem saftigen Kaninchen aber nicht übel." -
Lächelnd strich das junge Mädchen über die Schuppen ihres Drachen. Tanis war inzwischen beachtlich gewachsen. Er hatte jetzt etwa die Größe eines Schäferhunds und hatte bereits vor einer Woche mit dem sprechen begonnen. Noch etwa drei Wochen hatten Drache und Reiterin mit ihren neuen Lehrern in Ilirea verbracht. Es war Naja regelrecht peinlich gewesen, dass man ihr zu Ehren ein Fest gegeben hatte. Sie hatte neben der Königin sitzen dürfen und sich kaum zu atmen getraut. Meister Tar hatte ihr erklärt, dass sie warten würden bis Tanis zu einer gewissen Größe herangewachsen war um ihn mit der Reise in den Osten nicht zu überfordern. Das wollte seiner Reiterin selbstverständlich auch nicht und sie hatte die Zeitung, in der sie ihren kleinen Gefährten auszog in vollen Zügen genossen. Erleichtert war sie darüber gewesen, als Tar ihr erzählte, dass man ihren Meister Balahdan verhaftet hatte. Offenbar war das komisch süßlich riechende Öl, dass er an die schwarzen Männer verkauft hatte etwas verbotenes gewesen. Naja war zunächst besorgt gewesen, dass ihr auch an dem Öl gearbeitet hatte aber die Königin hatte ihr gesagt, dass sie keine Strafe zu fürchten hätte, da sie ja gezwungen worden war. Sie hatten auch die anderen Kinder besucht, die jetzt in einem neuen Heim untergebracht waren. Dieses war viel schöner als das, in das man Naja gebracht hatte, nachdem ihre Eltern verstorben waren. Selbstverständlich hatte sie ihren Freunden Tanis vorstellen müssen und die anderen Waisenkinder hatten sie sofort zu ihrer Drachenreiterin erklärt. Immerhin verdanken sie ist ihr und Tanis, dass sie nun nicht mehr bei dem Gerber leben mussten.
- "Nun sag schon! Warum hast du dir dieses kleine Baumhaus genommen und nicht das Große da vorn?"-
-" Hast du Meister Tar und Meister Aroc gestern Abend nicht zugehört?" - fragte Naja zurück.
-" Gestern Abend war ich müde." - erklärte der junge Drache mit einer Stimme als wäre das doch wohl das selbstverständlichste von der Welt.
- "Das große Haus ist kein Haus für Schüler. Das ist das zuhause von Meister Eragon, der Elfe Arya und ihrer Tochter. Die sind zwar im Augenblick nicht hier aber wir können doch nicht einfach in ihr Haus gehen. Die kleinen Häuser hier ein Meister Eragon errichtet als er dieses Tal entdeckt hat und es zur Heimat der wilden Drachen machte. Damals waren es sogar noch viel mehr Häuser aber jetzt leben die meisten Drachenreiter und Schüler in einer großen Burg an einem See hier im Tal." -
- "Und wieso wir nicht?" - wollte Tanis beleidigt wissen.
- "Weil du noch nicht groß genug ist um mich zu tragen." - beschwichtigte Naja den verletzten Stolz ihres kleinen Gefährten. - "Die Quartiere in der Burg sind so angelegt, dass Drache und Reiter sie nur im fliegen erreichen können. Ich kann ja nicht ohne dich fliegen und wir können nur nicht von Meister Aroc erwarten, dass er mich ständig in mein Zimmer bringt. Dafür sind diese kleinen Häuser hier da. Für Schüler die so jung sind wie wir. -"
- "Ach so! Na gut, das ergibt Sinn. Ich dachte es wäre meine Schuld dass wir nicht in der Burg leben dürfen. Dabei ist deine." -
- "Meine Schuld?! Wieso meine Schuld? Du bist doch zu klein um mich zu tragen -"
- "Ich bin nicht zu klein, du bist nur zu groß."- legte Tanis entschieden fest und zupfte sich seine Flügel zurecht.
Während Naja noch über die Bemerkung ihres Drachen kicherte geriet die Luft in Wallung und Sekunden später er bebte die Erde als Aroc mit seinem Reiter landete.
"Uhi! Jetzt geht's los!" freute sich die junge Reiterin, sprang auf und ließ Seite an Seite mit ihren Drachen auf ihre beiden Lehrmeister zu. Naja freute sich die beiden zu sehen. Seit ihrer Eltern tot waren, waren Aroc und Tar die ersten beiden, die nett zu ihr gewesen waren. Sie mochte die beiden auch und außerdem waren sie stark. Sie würden sie und Tanis bestimmt nicht allein lassen.





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"Na, ihr seit ja früh früh auf den Beinen."lachte da als Drache und Reiterin so schnell auf ihn zu gestürmt kamen, dass sie fast nicht mehr anhalten konnten.
"Wir sind gespannt mehr von der Ostmark zu sehen Meister! Außerdem soll doch heute der Unterricht beginnen."
"Allerdings. Den Vormittag wird euch allerdings jemand anders unterrichten."
"Och."
Naja widersprach nicht aber Tar entging nicht, dass sein junger Schützling etwas enttäuscht wirkte.
-"Keine Sorge ihr Küken."- brummte Aroc beschwichtigend.-" Heute Nachmittag unterrichten wir euch aber ihr dürft nicht vergessen, dass ich und meine Reiter auch andere Schüler des Drachenreiterordens unterweisen. Tar leitet die Ausbildung der Rekruten im Schwertkampf für alle Schüler. Heute Nachmittag sind sie aber nur für euch da."-
Aroc hatte wohl die richtigen Worte gefunden, denn Najas Vorfreude schien schlagartig zurückzukehren.
"Wer wird uns den unterrichten? Und was sollen wir lernen?"
"Der Gelehrte Jeod wird sich um euch kümmern." erklärte Tar und führte seine Schützlinge zum Rand des Plateaus wo der Weg nach Esterní begann." Du wirst ihn mögen kleine Reiterin. Er ist ein kluger, gütiger älterer Mensch. Er versteht sehr viel vom geschriebenen Wort und ist auch der Chronist des Ordens. Er wird dir und Tanis Lesen und Schreiben beibringen."
"Das habe ich immer schon lernen wollen!" freute sich Naja scheinbar ehrlich." Früher hat mir meine Mama immer Geschichten aus einem großen Buch vorgelesen. Immer eine vor dem einschlafen. Ich hat einmal zu ihr gesagt, dass ich selber lesen lernen möchte, damit ich alle Geschichten auf einmal lesen kann. Das Buch ist dann wohl leider verbrannt."
Es bekümmerte Tar zu sehen, wie ein Schatten über das Gesicht des kleinen Menschenmädchens viel. Er begriff dass sie nicht nur an den Verlust des Märchenbuchs dachte und beschloss sie schnell von ihrem trüben Gedanken abzulenken.
"Jeod wird sich sicher freuen eine so begeisterte Schülerin zu haben. Er erwartet euch in der Bibliothek am Marktplatz. Die findet ihr doch oder?"
Während seiner Reiterin eifrig nickte schien Tanis etwas verstimmt zu sein.
-" Was liegt dir denn im Magen kleiner Flügel?"- erkundigte sich Aroc bei dem schmollenden Schlüpfling.
- "Nun Meister, ich verstehe das Naja Lesen und Schreiben lernen soll. Das ist ja wohl die Art der Zweibeiner aber doch nicht die von uns Drachen. Warum muss ich das denn lernen?" -
Aroc beugte sich herunter bis sein Auge direkt vor dem jungen Drachen schwebte.
- "Weil du einer Reiterin hast kleiner Flügel. Der Zweibeiner reden immer vom Orden der Drachenreiter. Eigentlich müsste es aber der Orden der Reiter und Drachen heißen. Wir sind schließlich nicht nur Transportmittel wie diese komischen Tiere wie sie Pferde nennen. Die Schwester deiner Seele wird sich nicht nur mit dem Schwert verteidigen müssen. In der Welt der Zweibeiner Jagdmann seine Beute manchmal mit dem geschriebenen Wort. Du willst der Schwester deiner Seele doch auch bei solchen Schlachten beistehen können, nicht wahr? Oder bist du zufrieden damit wie ein Pferd in einem Stall zu stehen und auf ihre Rückkehr zu warten?" -
- "Natürlich nicht!" - verkündete der junge Drache mit neuem Elan und flatterte übermütig mit den Flügeln.-"Wenn es meiner Naja hilft dann lerne ich das eben." -
"Gut ihr zwei." verkündete Tar. Inzwischen hatten sie den Beginn des Weges erreicht. Unter ihnen erstreckte sich die einzigartigste Stadt in ganz Alagaesia. Der einzige Ort an dem alle bekannten Völker im gleichen Maß versammelt waren und friedlich zusammenlebten. "Eurer Ausbildung beginnt aber bereits hier, denn ich habe eine Aufgabe für euch beide. Es ist wichtig dass ihre Muskeln entwickelt. Deshalb wirst du Tanis zum Marktplatz hinunter fliegen während seiner Reiterin läuft und zwar so schnell wie sie kann. Wenn Du zu sehr aus der Puste gerätst Naja kannst du kurze Pausen machen aber versuch die Bibliothek so schnell wie möglich zu erreichen."
- "Wenn ich fliege werde ich aber viel schneller in der Stadt sein als meine Reiterin." - erklärte Tanis selbstbewusst.
- "Das mag sein kleiner Flügel." - übernahm Aroc weitere Erklärungen. - "Deswegen habe ich eine zusätzliche Herausforderung für dich. Wenn du auf dem Marktplatz angekommen bist und deine Reiterin noch nicht an deiner Seite ist, wirst Du auf dieses Plateau zurückkehren und anschließend wieder in die Stadt fliegen. Ich möchte dass du das so lange wiederholst bis Naja auf dem Marktplatz angekommen ist. Wenn wir uns am Nachmittag wieder sehen wirst du mir berichten wie oft du die Strecke zurückgelegt hast."-
"Und du Naja wirst von Jeod einer Uhrzeit genannt bekommen." erklärte Tar seiner zweibeinigen Schülerin." Die wirst du mir dann nennen wenn wir heute Nachmittag den Unterricht übernehmen. Auf diese Weise erfahren Aroc und ich wie sich eure körperliche Leistungsfähigkeit verbessert also gebt euch Mühe!"
Sowohl Drache als auch Reiterin versprachen dies und machten sich dann voller Elan auf den Weg.
-" Sollten wir Jeod wahrnen?"- erkundigte sich Tar bei Aroc. Der braune Drache lachte heiser.
-" Der wird schon mit den beiden fertig werden."-


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