Garath sprang auf als der Arget Un sich erhob.
Aurelias Reiter machte sogleich Anstalten sich zu entschuldigen. Er hate die Küche seines Lehrers nicht beleidigen wollen, doch Eragon winkte lachend ab.
"Keine Sorge Junge: Auch mir ist bewusst, dass unser Proviant nicht mehr viel hergibt. Das ist aber nicht weiter schlimm. Die Völkerspiele werden dich dafür entschädigen.
Du musst wissen, die Spiele sind nicht einfach nur ein sportlicher Wettkampf. Sie sind auch ein großes Volksfest! Es kommen Vertreter aller Völker und Besucher von überall aus Alagaesia!
Handwerker bieten ihre Wahren an und die besten Köche aller Völker sorgen für das leibliche Wohlbefinden.
Es wird sicher sehr interessant für euch zwei werden."
So beruhigt tat Garath es nun seinem Lehrmeister gleich und begann damit seine Sachen zusammen zu packen.
Gerade als er seinen Schlafsack zusammenrollte stieß Aurelia seinen Geist an und schickte eine Frage die sie bewegte.
Auch Garath interessierte die Antwort und daher sprach er Eragon darauf an.
"Meister, was für Wettkämpfe gibt es eigentlich genau?"
Eragon lachte während er seine Satteltaschen füllte.
"Oh Garath, es gibt die unterschiedlichsten Wettbewerbe. Jetzt alle aufzulisten würde zu lange dauern."
"Nun, es interessiert Aurelia und mich deshalb weil wir uns gefragt haben ob die Völker alle an den gleichen Disziplinen teilnehmen oder ob die Wettkämpfe nach Völkern getrennt ablaufen."
"Nein, die Völker nehmen alle an den gleichen Wettkämpfen teil." erklärte Eragon.
"Das ist doch aber ungerecht." ereiferte sich sein Schüler. "Ich meine die Elfen sind viel stärker und ausdauernder als zum Beispiel die Menschen und auch die Urgalgra sind uns an Kraft überlegen. Können Menschen da überhaupt gewinnen? Oder Zwerge?"
Eragon lachte leise als er die letzte Satteltasche schloss.
"Kraft ist nicht immer alles junger Garath." erklärte er. "Du hast natürlich recht. In manchen Wettkämpfen haben Menschen einen schweren Stand. Zwerge ebenso.
Zunächst einmal musst du verstehen, dass es bei den Völkerspielen nicht nur darum geht seine Gegner zu besiegen. Es geht darum sein Bestes zu geben und an die eigenen Grenzen zu gehen.
Es gibt Preise die ganz speziell an Teilnehmer vergeben werden die es auf beeindruckende Weise geschaft haben an ihre Grenzen zu gehen und sogar darüber hinaus.
Es gibt natürlich Wettkämpfe die für Völker die stärker sind als das der Menschen besser geeignet sind. Sie sind dann auch beliebter bei diesen Völkern und Zwerge oder Menschen nehmen eher selten Teil.
Wettkämpfe wie der Sprint oder der große Waldlauf.
Beim Sprint geht es darum auf einer etwa zweihundert Fuß langen Bahn den Sieg über andere Läufer zu erringen.
Der große Waldlauf erstreckt sich über fast 10 Meilen und ist in erster Linie ein Ausdauertest."
"Da sind Elfen und Urgalgra klar im Vorteil!" befand Garath.
Er hatte aufmerksam zugehört und legte Aurelia gerade den Sattel auf.
"Das stimmt." bestätigte der Arget Un. "Diese Völker sind uns Menschen an Kraft und Ausdauer überlegen. Daher sind diese Wettkämpfe auch bei ihnen am beliebtesten.
Bei den Völkerspielen gibt es aber auch andere Wettkämpfe. Zum Beispiel das Bogenschießen oder den Zweikampf.
Es gibt das waffenlose Ringen und auch Wettkämpfe mit Schwert und Lanze."
"Aber sind wir da nicht auch von Anfang an im Nachteil?" erkundigte sich Garath als er Aurelias Brustgurt festzog. "Die Kraft der Elfen zum....."
"Kraft ist nicht alles." beharrte der Arget Un als er die Gurte seines Sattels ein letztes mal überprüfte. "Denk daran: Mein Cousin Roran Hammerfaust hat während des großen Krieges einmal einen Gehörnten im Zweikampf besiegt!"
-"Und hast du, junger Garath, während deiner Ausbildung nicht auch bereits gelernt, dass man einen stärkeren Gegner besiegen kann wenn man klug handelt und eine Strategie hat?"- erkundigte sich nun Saphira.
"Doch natürlich Meisterin"
"Siehst du!" ergänzte Eragon. "Es mag sein das Elfen von Natur aus schneller und stärker sind aber für jede Stärke gibt es auch eine Schwäche. Die Elfen sind zum Beispiel bis heute ein recht verschlossenes Volk. Sie bleiben mehr unter sich. Kannst du dir vorstellen warum das bei den Völkerspielen ein Nachteil sein könnte junger Reiter?"
Garath überlegte während er sich auf Aurelias Rücken zog.
"Nun?" fragte Eragon der nun ebenfalls auf dem Rücken seines Drachens saß.
Verlegen zuckte der Fischersohn mit den Schultern.
-"Sie haben weniger Erfahrung Meister!"- platzte es aus Aurelia heraus. -"Sie üben ihr ganzes Leben nur mit Kämpfern die so schnell sind wie sie und so stark! Von anderen Völkern wissen viele von ihnen nur aus Worte-auf-Papier-Büchern.
Aber das ist nicht das Selbe!
Die Menschen reisen viel! Ihr Volk findet sich überall in Alagaesia. Das gibt ihren Kämpfern viel mehr Erfahrung."-
-"Sehr gut kleine Schwester!"- lobte Saphira ihre Schülerin.
"Ja sehr gut!" schloss sich Eragon seiner Drachendame an. "Genau darauf wollte ich heraus!
Hinzu kommt noch, dass jedes Volk auch ganz eigene Arten mitbringt zu kämpfen. Eigene Waffen und eigene Arten sie zu schwingen."
"Kampftechniken und Waffen die Darauf abgestimmt sind ihre Schwächen zu überwinden und die Stärken zu unterstützen." murmelte Garath der allmählich verstand. "Und wenn die Elfen weniger Gelegenheit hatten sie zu studieren dann fällt es ihnen leichter sich spontan dagegen zu wehren."
"So ist es!" bestätigte Eragon lächelnd.
Saphira und Aurelia waren nun bereit zum Abflug.
"Wenn du noch weitere Fragen hast stell sie ruhig über die geistige Verbindung." ermutigte der Arget Un seinen Schüler bevor er seiner Drachendame signalisierte, dass er bereit war.
Saphira entfaltete ihre gewaltigen Schwingen und schoss in den morgentlichen Himmel.
Aurelia folgte ihr flink wie ein Spatz einem mächtigen Adler.
Auch Nyx schwang sich in den Himmel und folgte den beiden Reiterdrachen
Garath wartete bis die beiden Drachendamen und ihr wilder Begleiter Höhe erreicht hatten und in einen ruhigen Gleitflug übergingen der nur hin und wieder von Schlägen ihrer mächtigen Schwingen unterbrochen wurde.
Schließlich jedoch fragte er:
-"Also können alle Völker an allen Wettkämpfen teilnehmen?"-
-"Im Grunde ja."- bestätigte Eragon. -"Wie gesagt gibt es natürlich Wettkämpfe die bei manchen Völkern beliebter sind als bei anderen. Und es gibt auch ein paar Wettkämpfe bei denen die Urgalgra fast unter sich sind.
Bei uns Menschen sind zum Beispiel die Wettkämpfe im Reiten sehr beliebt. Besonders die Hindernisjagd!"-
-"Ich dachte Elfenpferde seihen unerreicht wenn es um Klugheit und Schnelligkeit geht?"- wunderte sich Garath.
Er sah wie sein Lehrmeister auf Saphiras Rücken leise lachte.
Die blaue Drachendame selbst erwiderte gütig:
-"Wie viele junge Zweibeiner bist du recht überwältigt von den Ohren-spitz-Elfen junger Garath. Denk daran was mein Reiter gesagt hat: Jede Stärke bringt dir auch eine Schwäche."-
-"Nun er hat ja nicht ganz unrecht!"- gab Eragon seinem Schüler recht. -"Die Pferde der Elfen sind wirklich über alle Maßen klug und sehr schnell aber die Art wie die Elfen sie ausbilden und Reiten bringt ihnen beim Hindernisrennen einen Nachteil ein.
Du musst wissen Garath:
Das Pferd ist ein Fluchttier. Es liegt in seiner Natur davon zu laufen und Hindernissen aus dem Weg zu gehen.
Ein Sprung über ein Hindernis ist eigentlich gegen ihre Natur!
Ein Sprung birgt das Risiko eines Sturzes! Ein Sturz könnte eine Verletzung bedeuten und das wiederum könnte das Ende für ein Pferd auf der Flucht bedeuten.
Die Elfen halten nichts davon ihren Pferden gewisse Instinkte abzugewöhnen. Daher sind ihre Pferde nicht so gut für ein Hindernisrennen geeignet.
Elfenpferde umgehen Hindernisse lieber. Das aber ist gegen die Regeln beim Hindernisrennen.
Du siehst also. Jedes Volk hat seine Stärken und Schwächen."-
-"Und warum gibt es Wettkämpfe bei denen nur Urgalgra teilnehmen dürfen? Ihr habt so etwas erwähnt Meister."- fragte der junge Reiter weiter.
-"Im Prinzip dürfen auch andere Völker an diesen Wettkämpfen teilnehmen Garath aber man gewährt den Gehörnten dort ihren Freiraum.
Du musst wissen, bevor die Urgalgra ihre Stärke in diesen Spielen maßen zogen sie in den Krieg um ihre Stärke zu beweisen.
Nur ein Krieger der seine Kraft bewiesen hatte durfte Hoffen eine Gefährtin zu finden um eine Familie zu gründen.
Diese Tradition hätte fast das Aussterben der Urgalgra zur Folge gehabt.
Deshalb gibt es heute die Spiele. Dort beweisen nun junge Krieger der Gehörnten ihre Kraft."-
-"Ich dachte sie sollten die Völker einander näher bringen."- wunderte sich Garath.
-"Das auch!"- bestätigte der Arget Un. -"Doch für die Urgalgra haben sie eben noch eine weitere Bedeutung.
Weißt du, junger Garath:
Wenn jemand bei den Wettkämpfen antritt, dann erhält der Teilnehmer als Belohnung einen Ring.
Einen aus Holz wenn er oder sie teilgenommen hat.
Aus Eisen wenn er Gegner überwunden hat. Man verziert den Ring dann mit Runen um zu zeigen welche Siege errungen wurden.
Ein Ring aus Silber wird verliehen wenn der Teilnehmer die Grenzen dessen überwunden hat was als möglich galt für sein Volk.
Am begehrtesten jedoch ist ein goldener Ring! Ein goldener Ring bedeutet, dass man gesiegt und alle Gegner überwunden hat.
Die Urgalgra schieben sich diese Ringe über ihre Hörner und ein Krieger der einen goldenen Ring oder mehrere in seinem Geweih trägt ist sehr begehrt.
Und weil die Spiele eben noch eine andere Bedeutung für die Gehörnten haben geben ihnen die übrigen Völker etwas Freiraum in manchen Wettkämpfen."-
-"Du solltest noch erwähnen Eragon, dass diese Wettkämpfe auch wirklich nur für Urgalgra geeignet sind."- steuerte Saphira bei. -"Andere Zweibeiner eignen sich nicht wirklich für die Teilnahme."-
Noch bevor Garath fragen konnte was seine geflügelte Meisterin damit meinte spürte er wie ein Strom von Erinnerungen von der blauen Drachendame zu ihm und Aurelia herüber floss.
Einen Augenblick lang war er verwirrt, dann jedoch erkannte er, dass er, aus einem für ihn ungewöhnlichen Blickwinkel, auf einen Kampfring hinab blickte. Der Ring war etwa zehn Körperlängen im Durchmesser. Der Boden bestand aus lockerem Sand.
Junge Krieger der Urgals saßen mit überkreuzten Beinen um den Ring herum.
Alles was der junge Reiter sah hatte einen leichten Blaustich und als Garath scheinbar an sich herunter blickte erkannte er gewaltige blaue Pranken.
Garath begriff, dass er dies durch Saphiras Augen sah.
Aurelia stieß seinen Geist kurz an und wies ihn darauf hin, dass er gefälligst dankbar zu sein hatte für diesen Vertrauensbeweis seiner Meisterin.
Garath nahm seiner Drachendame diesen Hinweis nicht übel auch wenn er im Grunde überflüssig war.
Nun jedoch kam Leben in die Bilder die die blaue Drachendame mit ihren Schülern teilte und Garath konzentrierte sich schnell auf das Geschehen.
Ein Kull hatte den Ring betreten. Sein langes graues Haar wies ihn als einen Gehörnten von hohem alter aus. Eine furchtbare Narbe verlief über das linke Auge des Gehörnten. Das Auge selbst war milchig trüb.
Der Kull hob einen mit Ruhnen beschnitzten Stab und stieß ein tiefes Brüllen aus, dass Garath einen Schauer über den Rücken jagte.
Dieses Gefühl verstärkte sich noch als die umstehenden Krieger in das Gebrüll mit einstimmten.
Unter diesen donnernden Klängen betraten nun zwei junge Gehörnte den Ring. Die Oberkörper der Krieger waren entkleidet.
Selbstbewusst schritten die beiden durch den Ring, rissen die Arme hoch, prahlten mit ihrer Stärke und ließen sich von ihren Artgenossen bejubeln.
Das Schauspiel setzte sich fort bis der alte Kull erneut seinen Stab hob.
Sofort verstummten die Zuschauer und die beiden Wettkämpfer nahmen voreinander Aufstellung.
Auf ein stummes Signal des alten Kulls hin verschränkten beiden Kämpfer die Hände auf dem Rücken.
Garath begriff:
Was immer die beiden Urgalgra nun vorhatten, es war offenbar verboten die Hände zu benutzen.
Der Kull nickte beiden Kämpfern zu, dann gab er den Ring frei.
Kaum hatte der Kull sich aus dem Ring zurückgezogen, da begannen die beiden Kämpfer sich gegenseitig zu umkreisen. Sie scharrten angriffslustig mit den Füßen im Sand, stießen immer wieder knurrend vor und schließlich stürmten die beiden Krieger aufeinander zu.
Krachend prallten die beiden Urgalgra mit den Köpfen zusammen.
Garath ging das entstehende Geräusch durch Mark und Bein!
Dankbar stellte er fest, dass der Gedankenstrom von Meisterin Saphira verebbte.
-"Der Hornstoß!"- erklärte Meister Eragon. -"Ziel ist es den Gegner nur mit der Kraft eines Hornstoßes aus dem Ring zu drängen."-
-"Das ist wirklich ein Wettkampf nur für Gehörnte."- murmelte Garath.
-"Hat je ein anderer Zweibeiner versucht teilzunehmen?"- wollte Aurelia wissen.
-"Einmal."- erwiderte der Arget Un trocken. -"Ein Zwerg. Er war ziemlich betrunken und hatte wohl eine Wette verloren. Eine Woche haben die Heiler gebraucht um ihn wieder zusammen zu flicken.
Ah! Wir sind da!"-
Garath folgte dem Blick des Arget Un und erkannte am Horizont die Berge des Buckels. Vor ihnen, aus der Grasebene, erhob sich jedoch ein gewaltiger Hügel. ein geschwungener Pfad führte Hinauf und ein Verteidigungswall verwandelte ihn in ein Bollwerk.
Auf dem Wall jedoch standen keine Krieger sondern bunte Fahnen waren gehisst.
Reges Treiben herrschte dort und auf dem höchsten punkt des Hügels thronte eine gewaltige, rechteckige Halle die in der morgendlichen Sonne rötlich glänzte.
Abstimmen ned vergessen;)
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Eragon-OS-Sammlung
FantasyDiese One-shot Sammlung von Eragon gehört nicht mir. Ich habe sie nur auf ff.de gefunden der eigentliche Autor heißt auf ff.de Traeumer. Die One-shots beziehen sich auf seine Eragon Fortsetzungen. (Man kann die Geschichte auch auf Fanfaction.de lese...