165. Ich will da sein (veröffentlicht ab 2024)

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Veröffentlicht am 01.03.2024

TABEA
Es ist der 4.05. um 2 Uhr, als ich aufwache. Ich fühle mich schlapp. Mir ist warm. Ich lege die Bettdecke von meinem Oberkörper herunter. Ich schaue an mich herunter und sehe, dass meine Oberteil an den Brustwarzen feucht ist. Ich fasse dort hin. Ein leichter Schmerz geht durch meinen Körper und dabei habe ich meine Brustwarzen noch nicht mal berührt. Vorsichtig taste ich durch das Oberteil meine Brüste ab und merke, dass diese erhärtet sind. Hinzu fühle ich Wärme, obwohl es mir inzwischen kalt ist. Als Ärztin weiß ich, was das bedeutet. Der Milcheinschuss hat begonnen.
Normalerweise würde ich Patientinnen jetzt dazu raten ihr Baby zu stillen, um die Brust zu entlasten und gleichzeitig den Milchfluss anzuregen. Doch ich weiß, dass ich das nicht kann. Leo ist zu schwach dafür. Ich werde abpumpen müssen. Ich weiß nicht wie das geht, weil diese Aufgabe des Erklärens immer eine Hebamme übernommen hat. Es stellt sich bei mir die Frage, ob ich überhaupt stillen möchte. Leo werde ich in den nächsten Tagen und vermutlich Wochen, wenn nicht sogar Monate, nicht stillen können. Zurzeit bekommt er gesonderte Nahrung und das wird erstmal so bleiben. Ich kann abpumpen, nur will ich das? Es ist nicht gegen Leo. Ich würde alles tun, um ihm zu helfen. Nur ist dieser Kraftaufwand notwendig oder habe ich mehr Kraft, wenn ich es nicht mache?
Ich bin zurzeit alleine mit ihm. Niemand kann mir sagen, wann und vor allem in welchem Zustand Frederik aufwachen wird. Sein Leben wird ein anderes sein als zuvor. Ich werde ihm dabei helfen, das zu meistern, doch weiß ich auch, dass das Kraft kostet.
Ich wollte eigentlich nach dem Mutterschutz wieder arbeiten gehen. Ich frage mich, wie das gehen soll.

Ich lege die Bettdecke über mein Oberteil. Danach klingel ich.

Es dauert nicht lange, da öffnet sich die Tür und Schwester Leandra kommt herein.
Leandra: "Hallo Tabea. Was kann ich für dich tun?"
Ich: "Mein Milcheinschuss hat begonnen. Die Brüste sind leicht erhärtet, schmerzempfindlich und warm. Der Verlust von Milch ist an der Kleidung sichtbar."
Leandra: "Ok. So detailliert hat es mir noch keine Patientin von sich aus beschrieben." und grinst kurz. "Wie fühlst du dich?"
Ich: "Schlapp und mir ist warm. Ich vermute, dass ich erhöhte Temperatur habe."
Leandra: "Das prüfe ich direkt." und holt das Fieberthermometer aus der Tasche ihres Oberteils." Sie hält es an meine Stirn.
Ich: "Du bist aber gut vorbereitet."
Leandra: "Ja. Besonders nachts. Da will ich keinen Weg doppelt gehen. 37,4. Du hattest Recht mit erhöhter Temperatur. Ich werde Paula anrufen und nachfragen wie wir weiter verfahren."
Ich: "Ok."
Sie verlässt das Zimmer.

Nach ca. 5 Minuten öffnet sich die Tür. Dr. Paula Martinson kommt herein.
Sie kommt zu mir ans Bett.
Paula: "Hallo Tabea. Leandra hat mir erzählt was los ist. Ich wollte es mir nicht nehmen lassen dich selbst zu sehen. Ich habe mit dem Kreißsaal telefoniert. Eine Hebamme wird gleich zu dir kommen und dir zeigen wie du abpumpen kannst."
Ich nicke.
Paula: "So wie mir die Hebamme am Telefon sagte sollten dann die Schmerzen und dein Unwohlsein weniger werden."
Ich: "Ok.", stocke kurz, "gibt es was Neues von Frederik?"
Sie schüttelt den Kopf. "Soweit ich da was weiß gebe ich dir Bescheid."
Ich: "Unbedingt bitte."

Es klopft an der Tür. Hebamme Anja Pallek kommt herein.
Anja: "Hallo. Ich bin hier wegen dem Abpumpen."
Paula: "Dann sind sie hier richtig. Tabea Rohde ist die Patientin."
Anja: "Hallo Tabea."
Paula: "Ihr scheint euch zu kennen."
Ich nicke.
Anja: "Kinderärzte sind uns Hebammen bekannt."
Paulas Pieper geht. "Ich muss weg." und verlässt das Zimmer.

Anja: "Da hat es jemand eilig."
Ich: "Notfall."
Anja: "Leider ja." und kommt näher zu mir. Sie hat ein Abpumpgerät dabei. "Das Gerät kennst du von Patientinnen. Jetzt wirst du es nutzen. Da du dein Baby noch nicht stillen kannst wird die Aufgabe erstmal die Maschine übernehmen. Und wenn das Baby es dann kann macht es das. Ich habe ein paar Infos von der Ärztin bekommen. Allerdings mache ich mir gerne einen eigenen Eindruck. Daher würde ich mir einmal deine Brüste anschauen und untersuchen und dann fangen wir mit dem abpumpen an."
Ich nicke leicht.
Anja: "Ich kann mir gut vorstellen, dass das für dich gerade viel und vor allem auch befremdlich ist. Du musst dir aber keine Gedanken machen. Gerade bist du Patientin für mich und ich behandle dich wie jede andere auch. Und wenn du im Dienst bist, bist du Ärztin. Ok?"
Ich "Ja ok."
Anja: "Als Erstes machst du bitte deinen Oberkörper ganz frei."

Das verlorene KindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt