Veröffentlicht am 01.03.2024
FREDERIK
Es ist 6 Uhr.
Ich nehme ein Piepen um mich herum war. Ich hebe meine rechte Hand und drücke leicht ans Ohr. Ich hoffe, dass es dadurch aufhört. Bis jetzt hat das nachts geklappt.
Ich höre jemanden meinen Namen sagen. Langsam öffne ich meine Augen und sehe anfangs verschwommen. Es wird klarer und hell. Ich versuche meine rechte Hand davor zu legen um es abzudunkeln. Ich merke, wie jemand meinen rechten Arm anfasst und leicht nach unten drückt. Ich schaue die Person an und sehe, dass es Schwester Linda ist.
Linda lächelt mich an und hält ihre Hand auf meinen Arm. "Hallo Frederik."
Es kommt jemand ins Zimmer gerannt.
Linda: "Er hat begonnen mit seiner rechten Hand ans Ohr zu fassen und dann vor seine Augen."
Dr. Martin Flemming: "Ok. Hat er schon was gesagt?"
Linda: "Nein."
Ich frage mich, ob die über mich sprechen und wenn ja, warum sprechen sie nicht mit mir. Ich schaue mich im Raum um und merke, dass ich auf der Intensivstation bin. Ich liege in einem Bett. Scheinbar bin ich der Patient. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, weil jemand laut meinen Namen sagt.
Martin: "Frederik. Hörst du mich?"
Ich schaue ihn irritiert an. Warum schreit er so? Ich nicke.
Martin: "Kannst du mir sagen, wie es dir geht?"
Wie soll es mir gehen? Ich weiß gar nicht, warum ich auf der Intensivstation bin.
Martin: "Keine Angst. Die Stimme wird wieder kommen. Du warst eine zeitlang intubiert und da kann es eine Zeit brauchen bis es sich erholt. In ein paar Stunden sieht es vermutlich ganz anders aus."
Ich war intubiert? Warum, frage ich mich.
Ich sage leise: "Warum?"
Martin: "Du hattest einen Herzinfarkt. Keine Sorge. Du hattest ihn in der Klinik und konntest sofort behandelt werden. Dadurch ist dein Outcome gut."
Herzinfarkt. In mir kommen Erinnerungen von vor 8 Jahren hoch. Da war ich danach ein Pflegefall. Zudem war ich über einem halben Jahr im Koma.
Ich: " Wie lange?" Ich möchte mehr sagen, doch meine Stimme stockt.
Martin: "Möchtest du wissen, wie lange du intubiert warst?"
Ich nicke.
Martin: "Ungefähr 2 Tage."
Ich atme erleichtert auf. Zwei Tage sind im Vergleich zu damals nicht viel. Ich fange an meine Beine und Arme zu bewegen. Ich muss wissen ob das geht.
Martin: "Versuch ruhig zu bleiben."
Ich bin erleichtert, dass das geht. "Es geht."
Martin: "Das ist gut, dass du dich bewegen kannst. Dein Herz braucht Ruhe und daher solltest du das nicht zu viel machen. Du solltest dich ausruhen. Versuch zu schlafen. Ich schaue später nochmal nach dir."
Linda: "Wenn was ist, kannst du jederzeit klingeln."
Sie verlassen den Raum.Ich versuche mich zu erinnern, was passiert ist. Mein Kopf ist leer. Ich schließe meine Augen und möchte schlafen. Das Piepen stört mich. Immerhin weiß ich jetzt, dass es von den Geräten kommt.
MARTIN
Ich gehe zur Gynäkologie um Tabea über Frederiks Zustand zu informieren. Im Schwesternzimmer treffe ich auf Dr. Paula Martinson und Schwester Leandra.
Ich: "Gutenmorgen."
Paula und Leandra: "Gutenmorgen."
Ich: "Ich habe gute Nachrichten für Tabea. Frederik ist aufgewacht. Kann ihr zu ihr?"
Paula: "Das sind mal richtig gute Neuigkeiten. Darüber wird sie sich freuen. Ich weiß nicht, ob Anja gerade bei ihr ist oder ob sie schläft. Wir können gerne gemeinsam zu ihr gehen" steht auf und geht zu mir.
Ich: "Du meinst Hebamme Anja? Gibt es Probleme bei Tabea?"
Paula: "Milcheinschuss mit leicht erhöhter Temperatur. Etwas worum Anja sich kümmert und wir im Auge behalten."
Ich: "Ok. Dann lass uns zu ihr gehen."Auf dem Weg zum Zimmer.
Paula: "Wie geht es Frederik?"
Ich: "Den Umständen entsprechend. Stimme nur bedingt da, was von der Intubation kommen wird. Bewegen kann er sich. Das scheint seine Sorge gewesen zu sein, dass das nicht geht. Er weiß, dass er einen Herzinfarkt in der Klinik hatte."
Paula: "Und hat er nach Tabea und den Babys gefragt? "
Ich schüttel meinen Kopf. "Ich kann nicht mal sagen, ob er in dem Moment an sie gedacht hat."Anja kommt uns auf dem Flur entgegen.
Ich: "Wie geht es der Tabea? Können wir zu ihr?"
Anja: "Tabea geht es soweit gut. Die Temperatur sinkt. Das Abpumpen hilft. Es spricht nichts gegen einen Besuch außer vielleicht die frühe Uhrzeit." und schaut auf ihre Armbanduhr.
Ich: "Ich bin mir sicher, dass Tabea das nicht stören wird."
Anja: "Ok. Bis später." und geht.
DU LIEST GERADE
Das verlorene Kind
Hayran KurguDr. Charlotte Engel ist 32 Jahre, Ärztin und arbeitet in der Klinik am Südring. Sie ist eine gute, beliebte Ärztin. Von ihren Kollegen wird sie sehr geschätzt, u.a. für ihre einfühlsame Art, wie auch ihrer Hilfsbereitschaft. Sie versucht jeden Fall...