Das verlorene Kind

61. Gutmütigkeit - Treue?

Veröffentlicht am 13.07.2019

CHARLOTTE
Es ist Ende Mai.

Ich bin in der 26SSW.

Den schwangerschaftsbedingten Diabetes habe ich gut im Griff. Ich spritze mich morgens und abends bzw. alle 12 Stunden. Die beiden Dosen reichen aus und die Werte sind gut. Anfangs ist es für mich eine große Überwindung gewesen mich selbst zu spritzen. Ich kann andere spritzen; bei mir selbst mache ich das ungern. Ich habe mich überwunden und mache es jetzt. Schließlich muss das Insulin rein, damit es mir und dem Baby gut geht.  Allerdings freue ich mich auch schon auf den Tag der Geburt und das ich es dann nicht mehr muss.

Seit zwei Wochen arbeite ich wieder und das gerne.

FREDERIK
Ich bin zur Fortbildung in Münster. 3 Tage und dann geht es zurück.

Es ist Tag 2 als ich mit anderen Ärzten, welche auch zur Fortbildung da sind, abends im hoteleigenen Restaurant sitze und zu Abend esse.
Von meinem Platz aus habe ich durch eine Glasfront einen guten Blick zur Rezeption.

Es ist 20 Uhr als ich sehe wie eine mir bekannte Person eincheckt. Da ich gerade am Essen bin gehe ich nicht dahin um Sie zu begrüßen. Die Person bekommt ihre Zimmerkarte ausgehändigt und geht.

Ca. 10 Minuten später ist sie wieder da und hat auch ihr Gepäck mit dabei. Sie wirkt unzufrieden. Sie redet mit dem Rezeptionisten und ihre Mimik wirkt sauer.

Ich entschuldige mich kurz bei meinen "Kollegen" und gehe dort hin.

Ich:"Hallo Carina."
Überrascht schaut sie mich an.
Carina:"Frederik. Hallo. Was machst du denn hier?"
Ich:"Fortbildung und du?"
Ich:"Auch. Ich bin extra heute schon angereist damit ich morgen früh nicht fahren muss. Und jetzt das hier."
Ich:"Was ist denn hier los?"
Carina:"Mein Zimmer steht unter Wasser. Da ist alles nass. Er glaubt mir allerdings nicht."
Ich:"Hat er es schon gesehen?"
Carina:"Nein."
Ich schaue zum Mann an der Rezeption.
Ich:"Wollen wir uns das Zimmer gemeinsam anschauen?"
Mann:"Hier steht nichts von >>Wasser im Zimmer<<. Wenn die Reinigungskraft das gesehen hätte, hätte sie es gemeldet."
Carina genervt:"Vielleicht ist es erst danach entstanden? Ich möchte auf jeden Fall ein anderes Zimmer."
Mann:"Das geht nicht. Wir haben keines mehr frei."
Carina:"Ich schlafe nicht im nassen Zimmer."
Ich:"Vielleicht sollten wir es uns erstmal gemeinsam anschauen?" und schaue zu Carina. "Ich glaube dir, dass es nass ist und sollte hier wirklich nichts mehr frei sein, dann kannst du mit bei mir schlafen. Ich habe noch ein Sofa im Zimmer."
Carina:"Danke. Das ist ganz lieb von dir. Ich möchte auf jeden Fall das Geld zurück."
Mann:"Ich rufe jetzt erstmal meinen Chef an."

Er telefoniert mit seinem Chef.

Mann:"Er kommt zu ihrem Zimmer. Wir möchten es uns mit ihnen zusammen anschauen."
Carina:"Ok." und schaut zu mir. "Kommst du mit?"
Ich:"Ja."

Gemeinsam gehen wir zum Zimmer, wo der Chef auch schon wartet. Carina öffnet das Zimmer und wir gehen rein. Es ist ersichtlich, dass es nass ist. Der Teppich ist nass und an den Wänden sind Wasserspuren zu sehen. Das Bett ist auch nass.
Chef:"Es tut mir wirklich Leid. Das Zimmer ist nicht bewohnbar. Ich schaue nach, wie wir das lösen."
Carina:"Und wann?"
Chef:"Jetzt sofort. Kommen Sie bitte mit zur Rezeption."

Wir gehen zur Rezeption, wo der Chef direkt an den Computer geht. Nach einer Weile sagt er:"Es tut mir wirklich Leid. Wir haben kein Zimmer mehr frei. Selbstverständlich bekommen sie ihr Geld zurück. Allerdings können wir ihnen hier kein Zimmer zur Verfügung stellen." und stockt kurz. " Ich kann ihnen ein Zimmer in Bielefeld zur Verfügung stellen."
Carina:"Was soll ich in Bielefeld? Ich habe meine Fortbildung in Münster."
Chef:"Sie können schauen, ob ein anderes Hotel in Münster noch ein freies Zimmer hat."
Carina schaut auf die Uhr. "Abends um halb neun."
Ich:"Das macht keinen Sinn. Du kannst mit zu mir aufs Zimmer kommen. Wie gesagt, ich habe ein Sofa im Zimmer stehen."
Carina:"Dann würde ich das Angebot annehmen."
Ich schaue zum Rezeptionisten:"Ich hätte dann gerne eine zweite Karte für mein Zimmer."
Chef:"Die bekommen sie" und stellt diese aus und gibt sie mir.