136. Der neue Kollege I

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Veröffentlicht am 12.10.2020

TABEA
Es ist der 1.Oktober.

Um 8:30 Uhr ist eine Besprechung im Seminarraum.

Ich setze mich im Raum neben Dr. Oliver Dreyer. Neben ihm sitzt auch Frederik.
Oliver:"Gutenmorgen. Soll ich Platz machen, damit ihr nebeneinander sitzen könnt?"
Ich:"Das brauchst du nicht. Schließlich möchtest du auch mal neben ihm sitzen."
Oliver:"Natürlich möchte ich das. Aber mal was anderes. Ich möchte nicht wieder ein PJler bekommen."
Frederik:"Deiner ist seit einem Jahr weg."
Oliver:"Oh ja, aber das Jahr brauchte ich zum Kraft tanken."
Frederik:"Da du mit dem PJler so viel zu tun hattest."
Oliver:"Ja hatte ich. Meiner ist nicht einfach eher gegangen."
Frederiks Blick wirkt ernst.
Ich:"Sie ist nicht freiwillig gegangen. Er hätte das Jahr mit ihr zu Ende gebracht."
Olivers Blick wird betrübt. "Das glaub ich. Tut mir Leid."
Frederik:"Schon ok, wobei ich auch keine Lust auf einen PJler habe."
Oliver:"Du hast doch jetzt mehr freie Zeit."
Frederik:"Nicht um mich bei der Arbeit zu verausgaben." und schaut zu mir. "Die nutze ich lieber für meine Familie." und lächelt.
Ich lächel auch.
Oliver:"Ok. Ich glaube, ihr solltet nebeneinander sitzen." und steht auf. Er schaut zu Frederik. "Setzt du dich heute noch um oder muss ich dich rüber heben?"
Frederik setzt sich neben mir und Oliver auf seinen Platz.

Prof. Filou kommt in den Raum und fängt mit der Besprechung an. Es kommt ein neuer PJler. Anleiten wird ihn ein Kollege.
Prof. Filou:"Ich habe noch weitere gute Neuigkeiten. Seit langem wünschen sie sich Verstärkung im Team. In ein paar Wochen wird uns Dr. Greve wegen ihrer Schwangerschaft verlassen. Vor ein paar Wochen lag eine Bewerbung auf meinem Tisch und nach dem Vorstellungsgespräch wussten wir, dass wir die Person in unserem Team haben wollen. Ich bin froh, ihn für uns gewinnen zu können. Herzlich Willkommen Dr. Milan Fleck."
Ein Mann kommt zu ihm nach vorne.
Prof. Filou:"Dr. Fleck ist Facharzt der Pädiatrie. Er wird auf der Kinderstation und Notaufnahme tätig sein. Um die Klinik und die  Arbeitsschritte gut kennenzulernen wird Dr.Rohde sich in der ersten Zeit um ihn kümmern."
Ich schaue zu Frederik und Oliver. Beide schauen zu mir.
Oliver:"Dieses Mal hat es dich getroffen."
Prof. Filou:"Dr. Rohde. Darf ich Sie bitte nach vorne bitten?"

Ich stehe auf und gehe zu ihm. Ich begrüße ihn und Dr. Fleck mit Handschlag.

Prof. Filou beendet die Besprechung. Meine Kollegen stehen auf und verlassen den Raum.

Prof. Filou:"Sie sind bei Dr. Rohde in den besten Händen. Sie ist eine sehr erfahrene Ärztin. Ich muss in den OP." und geht.
Ich:"Hallo nochmal. Ich würde sagen, wir gehen auf die Kinderstation."
Milan:"Gerne."

Wir gehen zur Kinderstation, wo ich ihm als Erstes mit in einen  Behandlungsraum nehme.
Ich:"Das ist einer der Behandlungsräume auf dieser Station. Sie sind alle ähnlich aufgebaut."
Ich zeige ihm die verschiedenen Schubladen. Milan kommt mir dabei immer näher.

Ich strecke meinem Arm aus, welcher nicht mehr ausreicht.
Ich gehe ein paar Schritte zurück.
Ich:"Ich bitte um Abstand."
Milan:"Ja, natürlich" und kommt auf mich zu.
Ich:"Ich möchte, dass du mir nicht näher kommst."
Milan:"Ok, aber ich möchte sehen, was du machst. Ich möchte von dir lernen."
Ich:"Das geht auch mit ein bisschen Abstand." und gehe an ihm lang in Richtung Tür. Als ich das mache merke ich, wie seine Hand an meinen Po fasst. Ich sage nichts, weil ich mir nicht ganz sicher bin. Vielleicht bilde ich mir das auch ein.

Ich stehe bei der Tür. "Hast du noch Fragen zu diesem Raum?"
Milan:"Nein."
Ich:"Gut. Dann steht jetzt Visite an. Beobachte einfach was ich da mache."
Milan:"Das mach ich."

Während der Visite steht er mir fast auf meinen Füßen. Vor den Patienten bewahre ich Ruhe.
Als die Visite beendet ist gehe ich mit ihm in einen Behandlungsraum.
Ich:"Ich sage ungern Sachen zweimal. Wenn ich sage, dass Abstand gehalten wird, dann hält man sich daran. Ich kann nicht arbeiten, wenn man mir dabei fast auf den Füßen steht."
Milan:"Ok. Tut mir Leid."
Ich:"Ich bitte darum, darauf zu achten."
Milan nickt.
Ich:"Als Nächstes steht bei mir eine OP an. An deinem ersten Tag werde ich dich da nicht mit hinnehmen. Bleib du hier auf Station und wenn was ist handelst du hier. Ich bin in 2-3 Stunden zurück."
Milan:"Kann ich nicht doch mitkommen? Ich war schon öfter im OP."
Ich:"Ich glaube dir, dass du schon im OP warst, aber ich nehme nie jemandem am ersten Tag mit dahin Daher bleibst du hier. Wir sehen uns später." und gehe.

Das verlorene KindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt