Veröffentlicht am 21.06.2019
CHARLOTTE
Es ist Anfang August.Die letzten Wochen sind anstrengend gewesen. Ich habe fast jeden Tag 12 Stunden und mehr gearbeitet.
Es ist Ferienzeit und viele meiner Kollegen haben sich frei genommen. Mit schulpflichtigen Kindern geht es kaum anders. Wir haben uns dieses Jahr dazu entschlossen beide zu arbeiten und später Urlaub zu nehmen. Die Ferienzeit ist immer anstrengend und wenn ich dann noch versetzten Dienst zu Frederik habe, so kann es vorkommen, dass wir uns tagelang nur in der Klinik sehen.
Das erinnert mich an die Zeit vor Emma. Da war es teilweise auch so. Und natürlich hatten wir nie den gleichen Tag "unseren freien Tag".Emma hat zwei Wochen Urlaub bei meinen Eltern gemacht. Sie hat viel Spaß dort gehabt. Den täglichen Anruf machte sie teilweise nur noch aus Pflicht. Sie hatte einfach keine Zeit, weil die Tiere viel interessanter sind als Eltern, die eh nicht da sind.
Es hat mich schon traurig gemacht. Zeitgleich weiß ich, dass Emma dort sehr gut aufgehoben ist und in Erfstadt wäre es langweilig gewesen, weil die Krippe geschlossen hat. Einer von uns ist immer am Arbeiten. Meine Schwiegereltern waren auch zwei Wochen weg, genauso wie Silas, Inka und Tessa und Catharina mit ihrer Familie.Die anderen zwei Wochen ist Emma viel bei meinen Schwiegereltern. Frederik und ich haben versetzt gearbeitet, so dass einer von uns da ist. Geklappt hat das nur bedingt, denn Notfälle halten sich nicht an den Dienstplan.
Emmas Krippenzeit ist Anfang Juli zu Ende gegangen. Nach 27 Monaten haben wir >>Tschüß<< gesagt. Ein schwerer Gang. Vieles hätten wir ohne Krippe gar nicht überstanden. Die Krippe war immer die Konstante in Emmas Leben. Wenn alles andere auch chaotisch war; die Krippe blieb.
Und jetzt folgt der Kindergarten. Emma redet noch nicht davon. Ich bin gespannt, wie es wird.Wir haben uns mehrere Kindergärten angeschaut. Gerne hätten wir sie in den Kindergarten getan, wo Tessa war. Doch das hat nicht geklappt.
Jetzt ist sie in einem anderen Kindergarten, wo es 5 Gruppen mit je 25 Kindern gibt. Es ist nicht unsere erste Wahl gewesen, aber es ist ok. Schließlich sind die Erfstädter froh, wenn sie überhaupt für jedes Kind einen Kindergartenplatz haben. Das ist nicht immer der Fall.
Und da Emma Ende Juni geboren ist, ist sie laut Liste eines der jüngsten Kinder, die in den Kindergarten kommen, und somit hätte es auch sein können, dass sie keinen Platz bekommen hätte.
Für die Krippe zu alt, denn diese verlassen alle, die bis Ende Juli ihren 3.Geburtstag haben; für den Kindergarten fehlt dann der Platz, weil zu jung. Da haben es Herbst- und Winterkinder leichter, denn diese stehen auf der Liste weit genug oben.
Wir sind froh darüber, dass Emma einen Platz hat, denn ich weiß nicht, wie wir es ohne Betreuung machen sollen, weil Frederik und ich arbeiten gehen.Heute ist Emmas erster Kindergartentag. Ihre Brotdose habe ich bereits gepackt. Wir sollen um 9 Uhr da sein.
Freudestrahlend steigt Emma ins Auto und wir fahren dahin. An meiner Hand gehe ich mit ihr hinein und zu ihrer Gruppe.
Einmal waren wir zum Schnuppern da. Das war im Mai und Emma klammerte nur an mir und nach einer Stunde sind wir wieder nach Hause gegangen.Jetzt sind wir wieder da. Lächelnd geht sie zu ihrem Platz und zieht sich ihre Hausschuhe an. Danach nehme ich sie an die Hand und wir gehen hinein.
Ich:"Hallo."
Erzieherin Ines schaut zu uns und lächelt:"Gutenmorgen. Hallo Emma." Sie ist mit ein paar Kindern in der Bauecke. Sie steht auf und kommt auf uns zu.
Ines:"Hallo Emma. Schön, dass du da bist."
Emma schaut sie an.
Ines:"Hallo Frau Engel. Meine Kollegin kommt jeden Moment und sie wird die Eingewöhnung von Emma übernehmen."
Ich:"Ok."
Ines:"Ihr könnt aber gerne schon was spielen gehen. Wozu hast du denn Lust Emma?"
Emma krallt sich an meinem Arm fest.
Ich:"Möchtest du was malen?"
Emma drückt ihr Gesicht in meinen Arm.
Ines:"Schau dich erstmal in Ruhe um."
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Das verlorene Kind
Fiksi PenggemarDr. Charlotte Engel ist 32 Jahre, Ärztin und arbeitet in der Klinik am Südring. Sie ist eine gute, beliebte Ärztin. Von ihren Kollegen wird sie sehr geschätzt, u.a. für ihre einfühlsame Art, wie auch ihrer Hilfsbereitschaft. Sie versucht jeden Fall...