116. Notfall I

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Veröffentlicht am 03.03.2020

TABEA
Es ist Freitag und ich könnte bis 7 Uhr schlafen, weil ich Tagschicht habe. So lange schlafen zu können hat was, wobei ich schon um 5 Uhr wach bin. Die Zeit, wo ich die letzten Tage aufgestanden bin um zu Frederik zu fahren. Und jetzt darf ich wieder zwei Stunden länger schlafen, muss kein Kind vorher fertig machen und zur Schule bringen und nicht noch Gespräche mit Lehrern führen. Ich habe mehr Zeit für mich. Einerseits ist es schön, andererseits hatte es sich gerade eingespielt und ich hätte es auch noch länger gemacht, auch wenn es wirklich viel Fahrerei bedeutet. Also versuche ich wieder einzuschlafen, was mir nicht gelingt, und somit stehe ich kurz darauf auf. Ich style mich und frühstücke.

Danach fahr ich zur Arbeit. Einige Berichte sind liegen geblieben durch mein pünktliches Gehen und zu spät kommen. Das möchte ich noch nacharbeiten. Eigentlich wollte ich es heute nachmittag machen, aber wenn ich schon mal fertig bin kann ich es auch vor Dienstbeginn machen. Somit bin ich schon um 6:30 Uhr in der Klinik.

Ich setze mich in einen Behandlungsraum auf meiner Station. Der ist zu der Zeit nicht besetzt und somit habe ich da meine Ruhe. Ich schreibe Berichte am Computer.

Um 7 Uhr öffnet sich die Tür. Dr. Miriam Dietz kommt rein. Ich drehe mich zu ihr um.
Sie schaut mich fragend an. "Was machst du schon hier?"
Ich:"Berichte schreiben, welche ich in den letzten Tagen nicht geschafft habe."
Miriam:"Andere Menschen schlafen um die Uhrzeit noch."
Ich schaue auf die Uhr am Computer. "Ich steh da auf wenn ich Tagschicht habe."
Miriam:"Also heute. Und warum stehst du heute nicht um die Zeit auf?"
Ich:"Weil ich nicht mehr schlafen konnte."
Miriam:"Und dann fällt dir nichts besseres ein als in die Klinik zu fahren und Berichte zu schreiben?"
Ich schüttel den Kopf.
Miriam setzt sich auf die Liege. "Warum konntest du eigentlich nicht mehr schlafen?"
Ich:"Vermutlich wollte mein Körper wie die letzten Tage aufstehen."
Miriam:"Stimmt ja, da warst du schon früh unterwegs. Warum heute nicht?"
Ich:"Weil Lisa da ist."
Miriam:"Das klingt bei dir so als wärest du enttäuscht, weil sie da ist."
Ich:"Nein. Es ist schon gut so. Nur unser Zusammentreffen war alles andere als gut."
Miriam:"Wie meinst du das?"
Ich:"Frederik hatte ihr nicht gesagt, dass er krank ist und sie deshalb nicht vom Bahnhof aus Köln abholen wird. Entsprechend gelaunt kam sie in Erfstadt an und dann traf sie als Erstes auf mich. Eine für sie fremde Frau welche mit Emma spielt. Das fand sie gar nicht gut und hat mich rausgeschmissen."
Miriam:"Sie hat was? Hat Frederik da gar nichts zu gesagt?"
Ich:"Der lag im Bett. Er hat mir später geschrieben, dass sie sich übergangen gefühlt hat."
Miriam:"Auf einer Seite war es so, aber dich rauszuschmeißen ist zu hart. Das geht gar nicht."
Ich:"Ich glaube, sie dachte, dass ich Frederiks neue Freundin bin, und er ihr das auch nicht gesagt hat."
Miriam:"Trotzdem finde ich ihre Reaktion zu hart. Ich hoffe, das hat Frederik ihr auch gesagt."
Ich:"Ich denke es."
Miriam:"Aber wenn Lisa glaubt, dass du seine neue Freundin bist, dann muss das schon sehr vertraut gewirkt haben."
Ich:"Zwischen Emma und mir vermutlich ja. Sie hat mich mit Frederik gar nicht gesehen."
Miriam:"Das klingt so als hätte sie was sehen können was ihre Vermutung bestärkt."
Ich schüttel den Kopf.
Miriam:"Gib's zu. Du findest ihn schon nett."
Ich:"Ja, als guten Freund."
Miriam:"Als guten Freund, ich verstehe." und grinst.
Ich:"Miri da ist nichts zwischen uns."
Miriam:"Nur eine gute Freundschaft."
Ich schaue zum Computer. "Ich muss weiter machen sonst werde ich nicht fertig. Was wolltest du eigentlich in diesem Raum?" und schaue wieder zu ihr.
Miriam:"Immer schön ablenken wenn es spannend wird. Und auf deine Frage, Spatel holen. Im anderen Behandlungsraum habe ich den letzten genutzt.", steht auf und nimmt Spatel aus dem Schrank.
Ich schreibe weiter am Bericht.
Miriam:"Dir noch viel Spaß beim Berichte schreiben." und verlässt den Raum.

ANNA MOSCHKOWITZ
Die Tür ist nicht ganz zu und ich kann dem Gespräch folgen. Liebt Tabea etwa Frederik? Das geht nicht. Sie soll sich von ihm fernhalten.
Miriam wird gleich rauskommen. Schnell gehe ich von der Tür weg und zur Notaufnahme.

FREDERIK
Mir geht es täglich besser und Sonntagabend geht es mir so gut, dass ich weiß, dass ich morgen wieder arbeiten werde.

Montagmorgen bringt Lisa (19) Emma zur Schule. Somit brauche ich nicht so früh wegfahren und wir haben mehr Zeit zu dritt.

Um 7:40 Uhr komme ich im Aufenthaltsraum an. Keiner ist dort. Das ist meist nur der Fall wenn viel zu tun ist. Ich gieße mir Kaffee ein und mache Milch und Zucker rein und trinke einen Schluck.
Da kommt Dr. Catharina Engel in den Raum. "Frederik, da bist du ja. Was machst du für Sachen? Wieso hast du nicht angerufen? Wie geht es dir?"
Ich:"War's das oder kommen noch mehr Fragen?"
Sie schaut mich ernst an. "Erstmal Gutenmorgen Cati. Schön dich zu sehen."
Cati:"Gutenmorgen."
Ich:"Möchtest du auch einen Kaffee?"
Ihr Blick wurd noch ernster. Ich weiß, dass ich nun ihre Fragen beantworten sollte ehe sie noch was sagt.
Ich:"Mir geht es gut, wirklich, sonst wäre ich zuhause geblieben. Ich habe euch nicht angerufen, weil ich nicht wollte, dass ihr euren Urlaub für mich abbrecht. Es hat auch so alles gut geklappt. Erst war Tabea da und dann Lisa."
Cati:"Lisa wusste Bescheid?"
Ich:"Nein. Sie hat es erfahren als sie da war."
Cati:"Trotzdem hättest du Bescheid geben können. Da spricht Oliver mich an, ob ich weiß wie es dir geht und ich weiß nicht mal, dass du krank bist."
Ich:"Warst bitte. Und das mit Olli tut mir Leid.  Die Situation war blöd für dich."
Cati:"Oh ja, das war es. Und wieso war Tabea da?"
Ich:"Um uns zu helfen. Sie hat sich um Emma gekümmert."
Cati:"Einfach so?"
Ich:"Ja."
Cati:"Und für Emma war das ok?"
Ich:"Ja. Sie hat ihr sogar erzählt, was in der Schule gewesen ist. Ist inzwischen geklärt. Das zeigt mir, die verstehen sich."
Cati:"Das ist gut. Wenn ich da ein paar Monate zurück denke."
Ich:"Bitte nicht."
Cati:"Das hat sich toll entwickelt zwischen ihr und Tabea und auch zwischen dir und Tabea."
Ich:"Wie meinst du das?"
Cati:"Empfindest du was für sie?"
Ich:"Sie ist eine gute Freundin."
Cati grinst. "Gute Freundin, mm. Und wie sieht Tabea das?"
Ich:"Genau so."
Cati:"Und wird aus gute Freundin bald ein anderer Status?"
Ich schaue sie fragend an.
Cati:"Mensch Freddy. Du weißt was ich meine. Hast du dich in sie verliebt?"
Ich:"Ach Quatsch nein."
Cati:"Nicht ein klitzekleines bisschen?"
Ich:"Boah Cati."
Cati:"Wieso regst du dich auf, wenn da doch nichts ist." und grinst. "Ich glaube, Emma kommt mit einer neuen Frau an deiner Seite zurecht."
Ich nicke leicht.
Cati:"Und alle anderen müssen es auch, weil es dein Leben ist. Du kannst Lotte nicht ewig nachtrauern. Sie ist tot und ja, du darfst sie vermissen, du wirst sie auch für immer im Herzen haben, aber du musst auch an dich denken. Lotte hat dich freigegeben, damit du dich nicht einigelst, sondern raus gehst und ja, auch dafür, dass du eine neue Partnerin an deiner Seite haben wirst. Und nein, du betrügst Lotte damit nicht, denn sie ist tot."
-Oliver=Dr. Oliver Dreier-
-Lotte=Dr. Charlotte Engel-

ANNA
Er weiß nicht, was er für Tabea empfindet. Cati versucht ihn zu überzeugen Gefühle zuzulassen. Doch es ist die falsche Frau.

FREDERIK
Wie Cati das sagt kommen Gedanken von Charlotte hoch. "Ich will sie nicht verletzen."
Cati:"Lotte?"
Ich nicke.
Cati:"Das tust du nicht. Ich glaube eher, dass du dir klar werden musst, was du willst. Vielleicht solltest du auch mal mit Tabea sprechen."
Ich:"Nein. Für sie bin ich ein guter Freund, mehr nicht."
Cati:"Und deshalb willst du die Gefühle nicht zulassen?"
Mein Pieper geht. "Ich muss in die Notaufnahme." und gehe dort hin.

CATI
Ich weiß nicht, was er für Tabea empfindet. Ich glaube, dass er sich klar werden muss was er will. Doch er klammert an Charlotte. Er muss loslassen um sein Leben leben zu können. Ob mit oder ohne Partnerin an seiner Seite. Ich denke, dass er in der Theorie loslassen kann; in der Praxis fällt es ihm noch schwer. Doch es gibt Momente wo er es kann. Warum sonst hat er sich mit Tabea im Park getroffen? Wieso hat er ihre Hilfe angenommen als er krank war?

Das verlorene KindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt