Veröffentlicht am 08.02.2020
FREDERIK
Fast ein Jahr ist Charlotte schon nicht mehr da. Wie schnell ein Jahr vergeht. Ein Jahr, indem ich mich als alleinerziehender Vater beweisen musste. Ein Jahr, indem ich viele mitleidige Blicke bekam, weil meine Frau gestorben ist und Emma keine Mutter mehr hat. Ein Jahr, indem ich mehr denn je für Emma da sein musste.Emma, sie hat ihre geliebte Mutter verloren. Die ersten Wochen ohne Mama waren für sie besonders schwer, weil ihre Freunde eine Mutter haben und sie nicht. Sie wünscht sich nichts mehr als das ihre Mama wieder kommt. Mit der Zeit lernte sie damit umzugehen. Meine Prinzessin. Ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht hätte. Sie gibt mir Halt. Sie schläft immer noch bei mir im Bett. Ich habe sie nie darum gebeten wieder in ihr Bett zurück zu gehen. Die ersten Wochen wachte sie mehrfach die Nacht auf. Da war es gut, dass ich sie bei mir hatte. Inzwischen schläft sie zwar wieder durch, doch ich traue mich nicht sie in ihr Bett zu >>stecken<<. Irgendwo ist es so angenehm, denn ich möchte nicht, dass sie sich zurück gestoßen fühlt.
In der Schule und im Hort hat sie sich gut eingelebt. Ihre schulischen Leistungen sind sehr gut. Wenn es nach Emma geht, würde sie schon mehr machen als gefordert wird. Sie erwähnt manchmal, dass ihr langweilig ist. Ihre Klassenlehrerin, Frau Fuh, sagt, dass Emma die beste Schülerin der Klasse ist. Sie gibt ihr teilweise Sonderaufgaben, damit sie sich nicht langweilt.Ich arbeite im Schichtdienst. Ohne besonders der Hilfe meiner Eltern wäre das nicht möglich. Zwar durfte ich meine Zeiten ein wenig anpassen, aber bei Frühdienst verlasse ich das Haus, wenn meine Tochter noch schläft. Bei Spätdienst komme ich nach Hause, da hat der Hort schon zu. Bei Nachtdienst hoffe ich immer, dass ich pünktlich frei machen kann, so dass ich im besten Fall Emma selber wecken oder noch mit ihr frühstücken kann. Im besten Fall verschläft sie den Nachtdienst. Einzig bei Tagdienst klappt es meist, dass ich Emma morgens selbst zur Schule bringen kann, welche zum Glück schon eine Betreuung ab 7 Uhr anbietet, und spätestens um 17 Uhr hole ich sie vom Hort ab. Ich versuche so oft es geht den Dienst zu machen, weil ich dann keine zusätzliche Betreuung brauche. Emma sage ich immer welchen Dienst ich habe. Das ist mir wichtig, weil ich möchte, dass sie weiß wer für sie da ist und besonders nachts keine Angst hat, dass sie alleine ist. Die Arbeit macht mir Spaß und von meinen Kollegen wird mir viel Verständnis entgegengebracht. Ohne das würde ich Kind und Arbeit nicht schaffen.
Ausgehen tu ich nur sehr selten. Einerseits möchte ich mein Kind nicht alleine lassen, wobei es auch daran liegt, dass ich nicht möchte, dass sich wieder jemand anderes um sie kümmern muss. Zwar machen sie es gerne, wie sie sagen, wobei auch alle ein eigenes Leben haben.
In dem einem Jahr ist viel passiert.
Lucy (20) und Felix (22) haben Anfang Oktober eine Tochter bekommen und sie heißt Carlotta. In Gedenken an Charlotte, sagt Lucy. Inzwischen ist Carlotta schon 10 Monate und wird gerade von Lucy in der Schildkrötenkita eingewöhnt. Emma und ihre Cousine Tessa (11) sind auch dort gewesen. Felix ist im 2.Lehrjahr zum Florist und Lucy wird ab Oktober Grundschullehramt auf Sachkunde und Deutsch studieren. Sie wohnen weiterhin bei Catharina, Robert und Lennox (15).
Im Dezember wurde die Vaterschaft von Erik geklärt, Carinas Sohn, welcher im März zur Welt kam. Wir wollten es sechs Monate nach seiner Geburt machen, doch durch Charlottes Tot wurde es dann Dezember. Der DNA-Test hat ergeben, dass Ben sein Vater ist. Darüber freue ich mich, denn bin ich ehrlich, wegen Carina hatte ich, zu Recht, Ärger mit Charlotte. Ich weiß nicht, wie ich hätte Vater sein sollen für ein Kind, welches ich gar nicht wollte und überhaupt keine Beziehung zu habe. Natürlich sehe ich ihn als Nachbarskind, mehr nicht. Ich bin froh, dass Ben der Vater ist, denn Erik ist zu einer Zeit entstanden, da haben die sich geliebt.
Carina und Ben haben sich ausgesprochen und kümmern sich abwechselnd um Erik, denn Ben ist seit Oktober in Köln und arbeitet als KFZ-Mechatroniker. Er wohnt im Obergeschoss bei seinem Vater Franz und Charlottes Mutter Maria.
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Das verlorene Kind
FanficDr. Charlotte Engel ist 32 Jahre, Ärztin und arbeitet in der Klinik am Südring. Sie ist eine gute, beliebte Ärztin. Von ihren Kollegen wird sie sehr geschätzt, u.a. für ihre einfühlsame Art, wie auch ihrer Hilfsbereitschaft. Sie versucht jeden Fall...