33. Teil 3: Die Zeit danach

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Veröffentlicht am 30.04.2019

CHARLOTTE:
Ich renne durch die Klinik. Wie in Trance und gar nicht wissend was ich tue stehe ich plötzlich in der Umkleide. Ich wechsel meine Schuhe, greife meine Handtasche und renne wieder raus.
Da sehe ich Catharina. Sie ruft:"Charlotte. Halt an."
Ich will nicht anhalten. Ich will nicht reden. Ich laufe weg und schaffe es noch gerade in den Fahrstuhl bevor dieser die Tür schließt.

CATHARINA:
Ich kann verstehen, dass die Nachricht für Charlotte ein Schock ist, aber was hat sie jetzt vor?

Die Tür vom Fahrstuhl schließt. Charlotte ist drin und ich stehe davor. Ich renne die Treppenstufen runter. Als ich unten ankomme ist die Tür vom Fahrstuhl schon wieder zu.
Wo ist Charlotte?
Ich sehe Schwester Hannah, welche gerade einen Patienten im Rollstuhl schiebt.
Ich:"Hast du Charlotte gesehen?"
Hannah:"Ja. Die ist da lang."
Sie zeigt zum Ausgang. Ich laufe dort hin. Instinktiv laufe ich zu Charlottes Parkplatz. Als ich dort ankomme sehe ich noch, wie das Auto vom Parkplatz fährt. Charlotte ist weg.

Ich überlege, was hat Charlotte jetzt vor? Sie ist einer Ausnahmesituation. Sie hat vor wenigen Minuten erfahren, dass sie schwanger ist und möchte das Kind nicht haben.
Ich kann es in der jetzigen Situation nachvollziehen, doch es gibt für alles eine Lösung.
Charlotte muss gefunden werden.

Ich laufe hoch, ziehe mich um und laufe dann zu meinem Auto und fahre zu Charlotte nach Hause.

CHARLOTTE:
Ich rase über die Autobahn. Ich weine und schreie dabei:"Ich will das nicht. Ich kann das nicht. Das darf nicht sein. Das geht doch gar nicht. Ich kann das nicht." Tränen fließen
Ich fahre über 200 und ich kann nicht mal soweit denken, dass ich mich damit gefährden könnte.

Ich fahre zu Emmas Krippe. Ich möchte Emma haben.

Ich bin um 13:45 Uhr da. So früh habe ich Emma noch nie abgeholt. Mit Feuchttüchern mache ich mir mein Gesicht sauber. Die Schminke war eh schon verlaufen.
Ich parke auf dem >>Parken verboten<<-Parkplatz und es ist mir egal.

Ich laufe in die Krippe rein. Mehrere Eltern sind da und holen ihre Kinder ab. Die Erzieherin schaut mich erstaunt an.
Erzieherin:"Frau Engel. Sie sind heute aber sehr früh da."
Ich:"Wo ist Emma?"
Erzieherin:"Emma schläft noch."
Sie kommt auf mich zu und steht jetzt direkt vor mir.
Erzieherin:"Ist alles in Ordnung Frau Engel?"
Ich nicke. "Ich möchte Emma jetzt mitnehmen."
Erzieherin:"Sie sehen so aus als würde sie was bedrücken. Möchten Sie mit jemanden reden? Mit mir oder vielleicht mit dem psychologischen Familiendienst? Der ist heute auch im Haus."
Ich:"Nein. Ich möchte jetzt einfach nur Emma mitnehmen. Wo ist sie? Da?"
Ich zeige zum Schlafraum und gehe ein paar Schritte dahin.
Erzieherin:"Ich hole Sie daraus. Sie warten hier. Möchten Sie wirklich keine Hilfe haben?"
Ich schaue sie ernst an:"Nein."
Erzieherin:"Ok. Ich hole Emma."
Die Erzieherin kommt mit Emma auf dem Arm wieder raus. Ich nehme ihr Emma sofort ab und habe sie dann auf dem Arm. Emma ist noch sehr müde und kuschelt sich direkt an mich und macht die Augen wieder zu. Die Erzieherin gibt mir noch ihr Kuscheltier.
Ich gehe zur Tür und sage "Tschüß".
Die Erzieherin sagt noch, dass Emmas Kleidung noch im Waschraum liegt, aber das interessiert mich nicht. Ich nehme auch Emmas Tasche nicht mit.

Mit schnellen Schritten gehe ich zum Auto und setze Emma in den Sitz. Das ist mit Schlafsack gar nicht so einfach, so dass ich den Reißverschluss öffnen muss.
Ich möchte seitlich vorm Auto lang gehen als ich von einem Mann angesprochen werde.
Mann:"Hallo. Ist das ihr Auto?"
Ich:"Ja."
Mann:"Sie dürfen hier nicht parken. Hier ist >>Parken verboten<<. Sehen Sie das Schild da oben? Und auf dem Parkplatz ist auch eine Markierung."
Ich gehe an ihm lang und zur Fahrertür.
Ich:"Und was bedeutet das jetzt?"
Mann:"Das macht 35€ und 1 Punkt in Flensburg."
Ich steige ein. Er kommt auf meine Seite.
Mann:"Sie können noch nicht wegfahren. Sie bekommen noch ihren Strafzettel."
Ich:"Schicken Sie ihn mir zu."
Ich mache die Tür zu, mache den Motor an und fahre weg. Der Mann schaut mir verdutzt nach.

Das verlorene KindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt