89. Es ist leer

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Veröffentlicht am 20.01.2020

CHARLOTTE
Es ist Ende Mai.

Seit fast einen Monat wissen wir, dass Emma ab August zur Schule gehen wird. Inzwischen kann ich es glauben, auch wenn ich finde, dass sie mit 5 noch zu jung dafür ist. Andersherum weiß ich, dass sie dort gefordert und gefördert wird. Seitdem feststeht, dass sie zur Schule geht, darf sie am Vorschulprogramm teilnehmen, welches einmal in der Woche stattfindet. Emma mag das sehr gerne. Das es Personen gibt die finden, dass wir sie zu früh einschulen lassen, da stehen wir drüber. Letzte Woche hat sie einen Schulranzen bekommen, worüber sie sich sehr freut. Seitdem spielt sie noch öfter, als eh schon, Schule. Einen Abend lang durfte ich in der Schule eine Schultüte basteln. Es ist ein Individuum geworden, was es so nie zu kaufen geben wird. Emma hat sie schon gesehen und findet sie toll.

Weitere Neuigkeiten bei uns sind, dass Klara ab September einen Krippenplatz hat. Sie wird in die Schildkrötenkita gehen, wo Emma zurzeit ist.

Ich werde im Oktober meine Arbeit wieder aufnehmen. Im September werde ich Urlaub haben und Zeit für die Eingewöhnung von Klara und Emmas erste Zeit in der Schule.

FREDERIK
Ich hatte Frühdienst. Das ist immer der schönste Dienst, denn ich bin nachmittags zu Hause bei meiner Familie.

Es ist 16 Uhr und ich habe Emma von der Kita abgeholt. Auf Wunsch von ihr gehen wir noch in den Wald. Sie verbringt gerne Zeit dort. Klara ist im Kinderwagen mit dabei.
Emma ist vom Weg abgegangen in den Wald hinein und schaut sich interessiert um und die Blätter genau an. Sie sammelt diese und baut daraus etwas. Auch Holz nutzt sie um daraus was zu bauen. Ich stehe mit dem Kinderwagen auf dem Weg und beobachte sie. Klara ist eingeschlafen.
Emma:"Papa, komm mal her. Ich hab was gebaut."
Ich:"Was hast du denn gebaut?"
Emma:"Ein Feuer und darum sind Sitzplätze aus Holz. Komm mal her zum gucken."
Ich:"Ich kann gerade nicht. Klara schläft."
Emma:"Klara kann alleine schlafen."
Ich:"Ja, aber ich kann mit den Wagen nicht zu dir schieben und alleine lassen kann ich sie nicht."
Emma schaut mich traurig an, geht dann aber weiter. "Ich hole noch den großen Ast. Den brauche ich um das Feuer zu wenden."
Ich:"Ok.", schaue kurz zu Klara in den Wagen, welche ruhig da liegt und schläft. Ich schaue wieder zu Emma, welche mit einem Ast angetragen kommt zu ihrem Gebauten.

Plötzlich sehe ich wie sie hinfällt. Emma schreit laut. Ich renne zu ihr. Sie liegt auf dem Bauch. Ich sehe, dass sie in eine Kuhle getreten ist. Der Ast liegt glücklicherweise neben ihr und ist nicht in ihr drin. Ich helfe ihr hoch und setze sie auf den Boden. Ich hocke mich zu ihr.
Emma weint. "Aua." und zeigt auf ihren Fuß.
Ich ziehe ihr vorsichtig ihren Schuh aus und sehe, dass ihr Fuß etwas anschwillt. "Ich glaube, damit müssen wir ins Krankenhaus."
Emma nickt.
Ich:"Komm her, ich trage dich nach Hause."
Ich stehe auf. Emma streckt mir ihre Arme entgegen. Ich nehme sie auf den Arm und gehe zum Kinderwagen.

Als ich in diesen rein schaue läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Klara ist nicht mehr drin. Ich schaue mich um, doch ich sehe niemanden. Ich höre auch nichts, außer das jammern und wimmern von Emma.
Ich schreie:"Klara. Klara.". Es kommt nichts zurück.
Ich stelle Emma auf dem Boden ab, welche los schreit und sich auf ihren Po fallen lässt.
Ich schreie:"Klara." Wieder kommt nichts zurück.
Ich laufe auf und ab. Sekunden vergehen so, bis ich merke, dass Emma nach mir schreit und weint.

Ich nehme mein Handy und rufe die Polizei.
Polizist:"Polizei. Notruf. Mit wem spreche ich?"
Ich:"Frederik Seehauser-Engel. Mein Tochter ist weg und die Andere hat sich verletzt. Sie müssen in den Wald in Erfstadt kommen. Schnell."
Polizist:"Nochmal langsam bitte. Wo genau sind sie im Wald in Erfstadt?"
Ich nenne den Ort.
Polizist:"Wie alt ist ihre Tochter?"
Ich:"Welche?"
Polizist:"Die vermisst wird."
Ich:"Fast 8 Monate."
Polizist:"Warum ist sie vermisst?"
Ich:"Sie wurde aus ihrem Wagen genommen."
Polizist:"Der Wagen ist bei ihnen?"
Ich:"Ja, aber mein Baby ist weg."
Ich bin so aufgeregt. Mich nervt, was der Polizist fragt.
Polizist:"Was ist mit ihrer anderen Tochter?"
Ich:"Sie hat sich verletzt."
Polizist:"Wo hat sie sich verletzt? Kopf, Arm?"
Ich:"Fuß."
Polizist:"Ok. Die Polizei ist auf den Weg zu ihnen. Ein Arzt und Rettungswagen auch."
Ich lege auf und hocke mich zu Emma. "Hilfe kommt. Hilfe ist unterwegs."
Emma weint nicht mehr sondern  schaut mich an. "Wo ist Klara?"
Ich:"Ich weiß es gerade nicht. Die Polizei wird sie finden."
Emma:"Wo ist sie denn hingegangen? Klara kann doch garnicht laufen."
Ich:"Ich weiß es nicht Emma. Die Polizei kommt gleich und wird sie finden."

Das verlorene KindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt