41. Teil 1: Herzlich Willkommen

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Veröffentlicht am 20.05.2019

CHARLOTTE:
Ich bin in in der 35.SSW. Es ist Mitte Oktober.

Emma geht wieder zur Krippe.
Sie kommt jetzt fast jeden Tag zu Besuch. Das freut uns beide sehr.

Frederik arbeitet nur noch 30 Stunden.
Prof. Filou hat der Stundenreduzierung sofort zugestimmt. Er hat Verständnis für unsere Situation und da zurzeit alle Kollegen anwesend sind, konnte er Frederiks Wunsch sofort erfüllen.

Wie jeden Tag wird heute wieder ein Ultraschall gemacht. Eigentlich geht das immer schnell, doch heute lässt Saskia sich Zeit. Ich kann nicht auf dem Bildschirm mitschauen. Das darf ich nur einmal in der Woche und ich habe erst gestern mitschauen dürfen.
Saskia schaut lange auf ihr Bildschirm. Ich spüre, das was nicht stimmt.
Wortlos macht sie meinen Bildschirm an. Ich schaue darauf.
Saskia:"Es tut mir Leid dir das sagen zu müssen. Die Plazenta hat sich weiter abgelöst."
Sie zeigt es mir auf dem Bildschirm.
Saskia:"Da kannst du es auch sehen."
Ich schaue es mir an.
Saskia:"Unter den Umständen ist die Plazenta zur Hälfte gelöst und die Versorgung des Babys gefährdet."
Ich schaue zu Saskia. Sie beendet das Ultraschall und legt Tücher auf meinen Bauch. Ich putze mir den Bauch ab.
Saskia:"Um eine Unterversorgung des Babys zu verhindern sollten wir das Baby zeitnah holen. Wir sollten verhindern, dass du Blutungen bekommst und die Gefahr sich für dich erhöht."
Ich:"Heißt das, dass die Geburt eingeleitet wird?"
Saskia schüttelt den Kopf. "Mit dem Befund ist nur ein Kaiserschnitt möglich."
Ich:"Kaiserschnitt?"
Saskia:"Ja. Das ist das minimalste Risiko für das Baby. Hinzu kommt der angeborene Herzfehler. Eine vaginale Geburt ist Stress und eine hohe Belastung. Das ist zu viel für das Kind. Zudem möchte ich verhindern, dass es zu starken Blutungen kommt und du in Lebensgefahr schwebst."
Meine Atmung wird schneller.
Saskia:"Wir werden eine PDA machen. Dann bekommst du alles mit."
Mir wird heiß.
Ich:"Was ist die Alternative?"
Saskia:"Es gibt keine Alternative. Wenn wir das Baby jetzt nicht holen, dann ist es unterversorgt und stirbt im Bauch."
Ich:"Das will ich nicht."
Saskia:"Ich weiß. Und deshalb werden wir es jetzt zeitnah holen."
Ich:"Aber wie kann das sein? Gestern war doch noch alles ok? Was habe ich falsch gemacht?"
Saskia legt eine Hand auf meinen Arm. "Du hast nichts falsch gemacht. Eine Plazentaablösung ist nicht steuerbar. Ich bin froh, dass du es bis zu 35.SSW geschafft hast. Du hast fast 11 Wochen damit geschafft. Das ist nicht oft der Fall."
Ich:"Es ist aber zu früh."
Saskia:"5 Wochen ist machbar."
Ich:"Bei einem gesunden Kind ja, aber doch nicht bei einem Kranken."
Saskias Blick wird traurig. "Uns bleibt keine Alternative. Das Baby stirbt sonst im Bauch."
Ich lege meine Hände auf meinen Bauch.
Saskia:"Ich sage Tabea Bescheid. Sie wird die Erstversorgung übernehmen."
Ich nicke.
Saskia:"Ich telefoniere jetzt nach einem freien OP und stelle ein Team zusammen."
Ich schaue zu Saskia. "Du bist dabei oder?"
Saskia nickt. "Ja."
Ich:"Kannst du Frederik Bescheid sagen?"
Saskia:"Ich rufe ihn an."

Saskia telefoniert. Ich verstehe nicht viel davon, weil ich in mich hinein horche und mit meinem Baby spreche.

Saskia kommt zu mir.
Saskia:"Frederik habe ich erreicht. Er ist auf dem Weg hier her. In einer Stunde ist ein OP frei. Wir werden dann dein Baby holen."
Ich:"In einer Stunde schon?"
Saskia:"Ja."

Die Tür öffnet sich und Frederik kommt herein. Er kommt zu mir.
Frederik:"Lotte Schatz. Ich bin da."
Ich reiche ihm meine Hand, welche er nimmt. Ich drücke seine Hand.
Frederik:"Wir schaffen das."
Ich nicke.
Ich nehme seine Hand und lege diese mit auf meinen Bauch.
Wortlos genießen wir diesen Moment.

Da öffnet sich wieder die Tür und Dr. Katharina Zimmer kommt herein.
Katharina:"Hallo Charlotte."
Ich:"Hallo Katharina."
Sie stellt sich hinten an die Liege.
Katharina:"Ich werde das Anästhesiegespräch machen. Im OP wird Oliver sein."
Ich:"Ok."
Katharina stellt mir mehrere Fragen.
Katharina:"Hattest du schon mal eine PDA?"
Ich:"Nein."
Katharina:"Ok. Dann erkläre ich dir das."
Ich:"Das brauchst du nicht. Ich weiß was das ist und wie sie gemacht wird. Ich habe sie schon oft selbst gelegt."
Katharina:"Ok. Wenn das Baby da ist wird es in den Untersuchungsraum gebracht. Du wirst zugenäht und wirst in den Kreißsaal gebracht. Je nachdem wie es dir geht wirst du dann zum Baby gebracht." Sie schaut zu Frederik. "Du kannst entscheiden, ob du beim Baby mitgehst oder bei Charlotte bleibst."
Ich sage schnell:"Er geht mit."
Frederik schaut mich an.
Ich:"Bei mir kannst du nichts machen. Da kannst du was tun, nämlich für unseren Sohn da sein."
Frederik:"Ok."
Ich schaue zu Katharina. "Ich möchte keine PDA."
Saskia, welche auch mit im Raum ist steht von ihrem Stuhl bei Schreibtisch auf und kommt zu mir. Sie schaut genauso überrascht wie Katharina und Frederik.
Frederik:"Warum nicht?"
Ich:"Das ist doch egal. Ich möchte es nicht."
Katharina:"Es bleibt die Möglichkeit der Vollnarkose."
Ich:"Die nehme ich."
Katharina:"Allerdings kann Frederik dann nicht mit in den OP."
Ich schaue zu Frederik. "Verzeih mir" und schaue zu Katharina. "Das ist ok. Er wird ja dazu geholt wenn das Baby da ist."
Katharina:"Ja, das wird er. Bei einer Vollnarkose muss das Kind schnell geholt werden."
Ich:"Ich weiß und das schafft ihr. Es ist ja nicht euer erster Kaiserschnitt unter Vollnarkose."
Saskia:"Das stimmt, aber was spricht gegen eine PDA?"
Ich:"Ich möchte das nicht."
Katharina:"Dann notiere ich das so. Du musst hier unterschreiben."
Ich unterschreibe und Katharina geht.

Das verlorene KindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt