Veröffentlicht am 28.04.2019
FREDERIK:
3,5 Monate bin ich jetzt schon in der Reha.
Ich mache Fortschritte. Ich kann bereits wieder alleine essen. Das ist so schön dabei keine Hilfe mehr zu brauchen. Meine Arme haben viele Muskeln wieder aufgebaut. Ich kann mich darauf auch schon abstützen und deshalb kann ich seit ca. 2 Wochen auch alleine zur Toilette gehen. Es ist zwar ein behindertengerechtes Klo, hauptsache ist aber, dass ich es alleine kann. Es fühlt sich so gut an immer selbständiger zu werden.
Am Anfang war alles schwer. Ich hatte so starken Muskelkater, dass ich teilweise sogar Schmerzmittel dagegen nahm.
Meine Beine wollen noch nicht ganz so wie ich. Ich kann zwar inzwischen alleine von Bett in Rollstuhl und auch zum Klo und Duschen geht auch, insofern ich auf einem geeigneten Stuhl sitze. Ich fühle mich allerdings wie ein Querschnittsgelähmter.
Seit ca. 4 Wochen werde ich auch auf die Füße gestellt. Anfangs mussten mich noch zwei Personen mit voller Kraft festhalten, weil ich mich alleine nicht halten konnte. Inzwischen kann ich mich an zwei Stangen festhalten und daran stehen und ein paar Schritte gehen. Die Kraft in den Füßen fehlt noch.
Krabbeln klappt dagegen besser. Wobei es komisch aussieht wenn ein Erwachsener krabbelt.
Ich verstehe aber jetzt wie Kinder etwas erlernen. Denn ich fühle mich wie ein Kind, welches alles neu erlernt. Nur, dass ich das im Turbo-Gang mache und statt Jahre nur Monate brauche.Mir geht es in der Reha gut. Ich habe ein eigenes Zimmer. Alles ist behindertengerecht, so dass ich mich frei bewegen kann. Allerdings nur innerhalb der Klinik. Raus darf ich nur in Begleitung von Besuch oder Pflegekräften.
Ich habe täglich mehrere Therapien. Mal alleine, mal in einer Gruppe. Ich habe hier schon mehrere Patienten kennengelernt welche auch Vieles neu erlernen müssen. Ich bin hier mit meinem Leid nicht alleine.
Ich bin aber zurzeit der einzige Arzt mit dem Leid. Es fühlt sich komisch an "Kollegen" zu sehen, welche mich behandeln müssen, mit Tätigkeiten welche ich sonst auch ausübe.Was mir hier sehr fehlt ist meine Familie: Charlotte und Emma. Sie sind 4,5 Stunden von mir getrennt. Das ist so weit weg. Sie können nicht jedes Wochenende kommen. Die Strecke ist für Emma einfach zu lange.
Sie waren jetzt viermal da. Dreimal nur Samstag und Sonntag und einmal 10 Tage, über Weihnachten und Silvester. Das ist so eine schöne und vor allem kostbare Zeit mit den beiden.
Das letzte Mal waren wir zum ersten Mal außerhalb der Klinik und sind spazieren gegangen, wsren in der Stadt, im Zoo, haben in Restaurants gegessen und ich habe mir das Hotelzimmer der beiden angeschaut. Das war schön.Doch wenn ich draußen unterwegs bin merke ich auch wie schwer das ist. Mal eben zur Toilette gehen, das funktioniert nicht. Ich muss erst eine behindertengerechte Toilette finden. Mal eben mit dem Bus fahren. Da muss mir jemand rein helfen. Das sind die Momente, wo ich mich dann hilflos fühle und traurig bin.
Charlotte nimmt das alles mit Fassung und hilft wo sie nur kann.
Und Emma zeigt mir immer aufs Neue, was sie schon alles kann. Sie krabbelt so schnell und brabbelt vor sich an und die meiste Zeit lacht sie.
Seit ein paar Tagen läuft sie alleine. Leider habe ich es noch nicht in echt sehen können. Ich sehe es nur auf Video.
18 Monate ist sie schon. Sie ist so groß geworden.Charlotte und Emma sind mein größerer Halt. Ich weiß gar nicht, was ich ohne sie machen würde. Ich genieße jede Minute mit ihnen.
Und wenn Charlotte und ich uns küssen, dann ist das wie Magie. Eine Wärme geht durch mein Körper. Ich genieße das total und möchte am liebsten nicht aufhören. Doch Emma sorgt schon dafür, dass Charlotte und ich nicht zu lange uns küssen oder evtl. noch weiter gehen würden.
Ich würde Charlotte gerne näher spüren und mehr von ihr fühlen. Erregen tut sie mich sehr und wenn ich mit meiner Hand über ihre Oberschenkel streichel grinst sie mich an. Ich glaube schon, dass ihr das auch gefällt. Ich würde gerne weiter gehen und ihre nackte Haut spüren. Wenn ich ehrlich bin, ich würde gerne mit ihr schlafen.
Ich weiß aber auch, dass es gerade nicht geht. In der Klinik ist es verboten intim zu werden und draußen ist Emma mit dabei bzw. wir sind auf öffentlichen Plätzen, da ist es auch nicht erlaubt. Ich werde mich also noch gedulden müssen.
Und ich weiß auch gar nicht ob Charlotte es überhaupt möchte. Vielleicht möchte sie nicht mit einem behinderten Mann intim werden. Vielleicht ist es ihr auch noch zu früh. Ich möchte sie nicht überrumpeln.
Wir haben doch beide noch Zeit und ich genieße erstmal jede Minute mit ihr.
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Das verlorene Kind
Fiksi PenggemarDr. Charlotte Engel ist 32 Jahre, Ärztin und arbeitet in der Klinik am Südring. Sie ist eine gute, beliebte Ärztin. Von ihren Kollegen wird sie sehr geschätzt, u.a. für ihre einfühlsame Art, wie auch ihrer Hilfsbereitschaft. Sie versucht jeden Fall...