Veröffentlicht am 17.08.2019
FREDERIK
Ich bin nochmal Papa geworden und ich war bei der Geburt dabei. Und das Schönste ist, dass Charlotte zurück kommt. Ich bin so glücklich. Besser kann es mir nicht gehen.Ich sitze auf einem Stuhl neben Charlottes Bett. Vor einer Stunde ist sie auf ihr Zimmer gekommen. Klara liegt noch immer auf ihrer nackten Brust, zugedeckt mit Decken. Charlotte hat eine Hand auf ihr liegen. Die andere Hand halte ich und am liebsten möchte ich sie nie wieder loslassen.
Es ist 21 Uhr und Charlotte sieht mitgenommen und müde aus. Immer wieder schließt sie kurz die Augen.
Ich:"Versuch zu schlafen."
Charlotte schaut zu Klara.
Ich:"Klara macht es auch."
Charlotte lächelt. "Ja. Aber ich möchte nicht schlafen."
Ich:"Warum nicht?"
Charlotte schaut wieder zu Klara.
Ich:"Hast du Angst, dass wieder so etwas passiert wie bei Emma?"
Charlotte nickt.
Ich:"Das glaube ich nicht. Deine Ausgangslage ist eine ganz andere."
Charlotte schaut zu mir. "Und wenn es doch so ist? Ich möchte das nicht nochmal durchmachen."
Ich:"Nicht zu schlafen ist da keine Hilfe. Du brauchst Kraft."
Charlotte:"Ich weiß."
Ich:"Und mein Gefühl sagt mir, dass diesmal alles gut wird."
Charlotte:"Hoffentlich. Ich kann das nicht nochmal."
Ich:"Du würdest es auch ein zweites Mal schaffen. Nur so weit wird es nicht kommen."
Charlotte wird ein bisschen lauter. "Woher willst du das wissen?"
Ich:"Ich hoffe das."
Charlotte:"Hoffnung bringt mir da nur nichts. Wer weiß, vielleicht blute ich gerade schon wieder innerlich. Und morgen bin ich wieder dem Tot nah und weiß danach nicht mehr, wer mein Kind ist? Nein, das will ich nicht nochmal erleben."
Ich:"Das wirst du auch nicht."
Charlotte:"Und wenn doch? Freddy versprich mir, dass wenn nochmal sowas passiert wie damals bei Emma. Ich möchte nicht reanimiert werden."
Ich:"Lotte" und schaue sie verzweifelt an.
Charlotte:"Versprich es mir."
Ich schüttel den Kopf. "Lotte, es gibt immer einen Weg. Aufgeben ist keiner."
Charlotte schaut zu Klara. "Sie braucht eine Mama, welche Gefühle für sie hat. Eine Mama, welche sie liebt."
Ich:"Liebst du sie jetzt denn nicht?"
Charlotte:"Doch, aber wer weiß wie lange."
Ich:"Du wirst sie immer lieben, so wie Emma auch."
Charlotte schaut mich an. "Die Zeit damals war furchtbar und das möchte ich euch nicht nochmal zumuten. Freddy bitte versprich mir, keine Reanimation."
Ich zöger und sage dann:"Ich kann das nicht."
Charlotte zieht ihre Hand von meiner weg."Dann geh bitte."
Ich:"Lotte" und schaue sie verzweifelt an.
Charlotte:"Geh!"
Ich stehe auf und gehe zur Tür. "Lotte."
Ihr Blick geht nur noch auf Klara.Ich gehe raus und ins Schwesternzimmer. Dr. Johanna Altenmöller, Dr. Catharina Engel, Schwester Anna und Schwester Birgit sitzen da. Ihre Unterhaltung stoppt als sie mich sehen.
Catharina:"Alles in Ordnung Frederik?"
Ich schüttel den Kopf. "Charlotte hat mich rausgeschmissen."
Catharina:"Warum?"
Ich:"Weil ich nicht zustimmen kann, dass sie nicht nochmal reanimiert wird. Sie hat große Angst davor, dass nochmal das passiert was nach Emmas Geburt passiert ist. Sie möchte nicht nochmal ihr eigenes Kind nicht erkennen und keine Gefühle dafür haben."
Catharina steht auf und kommt zu mir. "Setz dich erstmal." Sie führt mich zu einem Stuhl, worauf ich mich setze. Sie setzt sich auch wieder hin.
Ich bin verzweifelt. "Was soll ich denn jetzt machen?"
Johanna:"Erstmal Ruhe bewahren. Es ist gut, dass du sie auf ihren Wunsch hin alleine gelassen hast. Die Situation mit Baby ist für sie neu. Da kommen Erinnerungen von Emmas Geburt hoch. Das ist vollkommen normal. Da ist es wichtig, dass sie ernst genommen wird in ihren Gedanken und Gefühlen. Ich kann dich aber beruhigen. Aktuell spricht nichts dafür, dass es sie innere Blutungen hat."
Ich:"Und was soll ich konkret jetzt machen? Ich fühle mich so mies. Sie leidet. Sie hat einen Wunsch welcher ihr vermutlich Halt gibt und ich erfülle ihr den nicht."
Catharina:"Weil du es nicht kannst und das ist gut so. Sie wird mit Sicherheit jetzt auch am Nachdenken sein."
Ich:"Ich wäre so gerne bei ihr und würde ihr Halt geben."
Johanna:"Du hast ihr heute schon sehr viel Halt gegeben. Mit deiner Hilfe hat sie die Geburt gut gemeistert. Du warst da ihre große Stütze."
Ich lächel kurz.
Johanna:"Saskia und ich konnten machen was wir wollten. Erst als du da warst hat sie mit gearbeitet und wurde ruhig. Das hast du ganz toll gemacht."
Ich:"Aber ich muss doch auch jetzt was tun können?"
Catharina und Johanna schauen sich an.
Catharina:"Versuch innerlich ruhig zu werden. Ich werde zu Charlotte gehen und mit ihr reden. Sie sollte jetzt nicht alleine sein."
Johanna:"Und ich werde mitgehen um ihr die medizinische Seite aufzuerlegen und sie damit zu beruhigen."
Beide stehen auf.
Ich:"Ich komm auch mit" und möchte aufstehen.
Catharina drückt meine Schultern runter und ich sitze wieder. "Du wartest hier."
Das fällt mir schwer.
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Das verlorene Kind
FanfictionDr. Charlotte Engel ist 32 Jahre, Ärztin und arbeitet in der Klinik am Südring. Sie ist eine gute, beliebte Ärztin. Von ihren Kollegen wird sie sehr geschätzt, u.a. für ihre einfühlsame Art, wie auch ihrer Hilfsbereitschaft. Sie versucht jeden Fall...