28. Teil 2: Dem Tod nah

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Veröffentlicht am 20.04.2019

CHARLOTTE:
Zwei Wochen sind vergangen. Zwei Wochen in den ich wie eine Maschine funktioniere. Zwei Wochen, indem ich zwischen Frederik und Emma hin und her fahre.

Frederik liegt immer noch auf der Intensivstation. Sein Zustand ist immer noch kritisch. Mal scheint es ok zu sein und ich habe Hoffnung und dann kommt die Tachykardie oder die Bradykardie. Aufgrund dessen ist er immer noch im künstlichen Koma. Wenn ich ihn so anschaue, dann sieht er aus, als würde er schlafen. Die Augen geschlossen und seine warme Haut. Und dann sehe ich den Schlauch im Mund, höre die Beatmungsmaschine, sehe das Monitoring, welches regelmäßig piept, die Maschine, worüber er regelmäßig Medikamente bekommt. Was ist das für ein Leben? Frederik liegt da und ist hilflos. Kann er mich hören? Bekommt er mit wer da ist? Frederik gibt mir kein Zeichen. Er liegt immer gleich da. Regelmäßig werden CCTs vom Kopf gemacht, immer unauffällig. Ein Grund zur Freude, aber sein Zustand ist kritisch.
Prof. Filou behandelt ihn. Er ist sehr einfühlsam zu mir. Er erklärt mir alles. Er weiß, dass er mir nichts vor machen kann. Ich bin selber Ärztin; ich kann das Monitoring ablesen, ich habe viel Theoriewissen. Ob das immer zum Vorteil ist? Ich weiß es nicht.

Emma wurde einen Tag nach ihrem Sturz entlassen. Sie trägt jetzt einen Gips, was sie aber nicht davon abhält damit zu robben. Sie brabbelt vor sich hin und lächelt viel.

Meine Mutter ist sofort angereist als sie erfahren hat was passiert ist. Ich war gerade mit Emma zu Hause, da kam sie schon. Was hätte ich nur ohne sie gemacht. Sie hat mir den Rücken freigehalten. Für Emma die beste Oma und Betreuungsperson überhaupt. So konnte ich zu Frederik und wusste mein Kind in den besten Händen. Mama hat es auch sehr genossen so viel Zeit mit Emma zu haben.

Gestern ist sie wieder abgereist. Der Hof wartet und sie vermisst Papa. Das kann ich gut nachvollziehen, auch wenn ich sie gerne hier behalten hätte.

Helga ist mit Emma zusammen entlassen worden. Sie verbringt viel Zeit an Frederiks Bett, ihrem Sohn.
Helga und ich haben uns ausgesprochen. Ihr tut es so Leid, dass sie Emma fallen gelassen hat. Für mich war es ein Unfall. Ihr Kreislauf hat versagt. Ich bin einfach nur froh, dass Emma nichts schlimmeres passiert ist.
Wir haben uns ausgesprochen und sie möchte loslassen. Zurzeit klappt es gut.

Kurt, er wurde nach einer Woche entlassen. Die Herz-Rhythmus-Störungen kamen von der Aufregung und seinem hohen Blutdruck. Jetzt nimmt er Medikamente dafür und es geht im besser.

Michel, er ist sofort gekommen als er erfahren hat was passiert ist. Plötzlich war Stuttgart doch nah. Nach einer Woche fuhr er zurück.

Rita, sie hatte ich total vergessen. Wir haben inzwischen miteinander telefoniert und das "Probe arbeiten" verschoben. Ich rufe sie an, wenn ich Zeit dazu habe.

Jetzt ist nur noch Frederik in der Klinik.

Ich fühle mich wie eine alleinerziehende Mutter. Wie soll ich das schaffen? Emma und Frederik an verschiedenen Orte.

Emma macht ihren Vormittagsschlaf. Ich nutze die Zeit um die Post zu lesen. Inzwischen öffne ich Frederiks Post mit. Wer weiß wann er dazu selbst wieder in der Lage ist? Heute sind seine Kontoauszüge gekommen. Ich schaue darauf und bin geschockt.
Er zahlt monatlich mehrere tausende €uro an die Bank. Warum? Mehr als sein halbes Gehalt geht dafür drauf.
Ich nehme mir das Telefon und rufe bei der Bank an. Was ich am Telefon erfahre schockt mich noch mehr. Er zahlt zwei Kredite ab. Einmal von der Sanierung vor mehreren Jahren und den vom Dachausbau. Er hat mehrere tausende €uro dafür aufgenommen. Und einen Kredit, wo er tausende €uros aufnahm, anscheinend um Gläubiger auszuzahlen. Ich weiß davon gar nichts. Ich lege auf.
Warum weiß ich nichts davon? Ich weiß nur, dass er den Dachausbau mit finanziert hat. Aber das er alles dafür zahlt war mir ungewiss. Was hat es mit den anderen beiden Krediten auf sich?

Das verlorene KindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt