Das verlorene Kind

85. Man sieht sich immer nochmal wieder

Veröffentlicht am 11.01.2020

Es ist Mitte März.

CHARLOTTE
Seit zwei Wochen weiß ich, dass meine Mutter mit meinem Chef zusammen ist. Ich finde es immer noch unglaublich, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass sie so schnell einen neuen Partner haben wird. Wenn ich ehrlich bin, habe ich gar nicht damit gerechnet, dass sie nach Papa nochmal einen Partner haben wird. Natürlich gönne ich es ihr, wenn es für mich immer noch sehr schnell gegangen ist. Ich weiß aber auch nicht, wie ich reagiert hätte, wenn es bsp. erst in einem Jahr gewesen wäre. Hätte ich es dann wirklich besser aufnehmen können?

Noch ist es komisch für mich. Doch ich weiß, dass Franz Mama gut tut. Und noch bin ich in Elternzeit und muss mich bei der Arbeit nicht der Situation stellen, meinem Chef, Prof. Filou, gegenüber zu stehen, welcher zeitgleich, als Franz, der Partner meiner Mutter ist.
Frederik befindet sich schon in der Situation und meistert es sehr gut. Noch wissen unsere Kollegen nicht, dass meine Mutter mit unserem Chef liiert ist. Wir wollen keine Sonderstellung deshalb haben und ich denke, dass ich darüber mit Franz auch nochmal sprechen muss.

Es ist Samstag, 11 Uhr. Franz und meine Mutter haben zu sich eingeladen. Seine Söhne sind auch da. Er möchte sie uns vorstellen.

Frederik, Emma, Klara und ich sind dort hingefahren. Wir steigen aus. Emma rennt sofort zur Tür. Sie ist schon mal mit Oma da gewesen. Ich war noch nie hier.
Emma kingelt direkt mehrfach.
Mama öffnet die Tür. Sie umarmt Emma, welche dann ins Haus rennt. Dann kommt sie zu uns. Wir haben noch den Kinderwagen aus dem Kofferraum genommen.
Mama:"Hallo. Schön, dass ihr da seit."
Ich:"Hallo Mama." und umarme sie.
Frederik:"Hallo Maria" und umarmt sie. "Sag mal Hallo Oma, Klara."
Klara lächelt. Meine Mutter auch und hält ihr die Hände ihn. Frederik gibt ihr Klara auf den Arm. Wir gehen gemeinsam rein.

Franz kommt auf uns zu. "Gutenmorgen. Schön, dass ihr da seit."
Frederik und ich:"Gutenmorgen."
Franz:"Darf ich euch eure Jacken abnehmen?"
Ich:"Gerne."
Er hängt sie auf.
Danach gehen wir ins Wohnzimmer, wo Emma am Wohnzimmertisch steht und puzzelt.
Ich gehe zu ihr. "Was machst du denn da?"
Emma:"Puzzeln. Schau mal, da kommen Oldtimer raus." und zeigt auf die Schachtel und dann zu mir. "Weißt du, Oldtimer sind Fahrzeuge, die schon über 25 Jahre sind. Meist noch älter und die gibt es nicht neu zu kaufen, weil die so alt sind. Die Fahrzeuge sind sehr wertvoll." und schaut wieder zu den Puzzelteilen. "Du hast kein Oldtimer. Dein Auto ist noch jung."
Ich grinse. "Da hast du Recht."
Emma:"Die meisten Autos gehen vorher kaputt. Nur wenige werden Oldtimer." und schaut zu mir. "Wenn du gut auf deins aufpasst wird es vielleicht ein Oldtimer." und dann wieder zum Puzzel.
Ich:"Ja, vielleicht."
Inzwischen steht Franz neben uns. Franz:"Emma saugt sowas richtig auf. Sie ist total interessiert an so welche Themen. Ich finde das toll."
Ich lächel. "Ja, Emma ist vielseitig interessiert. Interessieren Sie sich denn für Oldtimer oder ist das Puzzel nur so hier?"
Franz lächelt. "Ich fände es schön, wenn du mich dutzen würdest und zum Puzzel. Das habe ich tatsächlich geschenkt bekommen. Aber Oldtimer sind auch meine Leidenschaft. Ich bin in einem Oldtimerverein und verbringe gerne Zeit dort. Und da bauen wir auch an alten Oldtimers rum und manche verkaufen wir auch wieder. Man kann schließlich nicht alle behalten."
Ich bin überrascht. Die Seite von Franz kannte ich gar nicht. "Das stimmt, alle kann man nicht behalten."
Emma:"Emma will auch mal mit zum Verein und da an Autos bauen." und schaut zu mir. "Darf Emma?"
Ich:"Da musst du Franz fragen, ob das geht."
Mit ihrem Bettelblick schaut sie zu ihm.
Franz:"Gerne kannst du mitkommen. Ich würde mich freuen."
Emma:"Oh ja." und ruft laut "Papa."
Frederik schaut zu uns.
Emma:"Emma darf mit zum Oldtimerverein."
Frederik schaut irritiert. "Toll."
Franz:"Ich glaube, er weiß gar nicht worum es geht."
Ich lächel und schüttel den Kopf.
Franz:"Ich geh mal zu ihm und erkläre es ihm."
Ich:"Ich komme mit."
Emma puzzelt inzwischen wieder.