Veröffentlicht am 03.10.2020
TABEA
Am nächsten morgen gehe ich zu Gynäkologie. Ich möchte wissen, wie es Miriam geht.Im Schwesternzimmer treffe ich auf Dr. Catharina Engel.
Ich:"Gutenmorgen."
Cati:"Gutenmorgen."
Ich:"Wie geht es Miriam?"
Cati:"Den Umständen entsprechend. Ihr HCG-Wert war bei der zweiten Blutprobe noch ein wenig höher als bei der Ersten."
Ich:"Weiß Sie das schon?"
Cati:"Ja. Sie macht sich große Sorgen um das Baby und vermutet, dass es Trisomie hat."
Ich:"Aber das weiß man doch gar nicht, ob es das hat. Wie geht es denn jetzt weiter?"
Cati:"Ich werde gleich ein Ultraschall machen. Vielleicht sehe ich heute etwas, was ich gestern nicht gesehen habe. Zudem werde ich ihr sagen, dass sie eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen kann. Danach ist Gewissheit da, ob mit dem Baby was ist."
Ich:"Mmh. Ich habe gelesen, dass der hohe HCG-Wert auch von einer Unterversorgung bis gar keiner Versorgung der Plazenta kommen kann."
Cati:"Das kann es auch sein", stockt, "wobei das schwer zu behandeln ist. In den meisten Fällen stirbt das Baby im Mutterleib, weil es nicht versorgt wird."
Ich:"Die Vorstellung ist schrecklich."
Cati:"Ja, aber leider möglich. Hoffen wir erstmal, dass es mit dem hohen TSH zusammen hängt. Das wäre am besten zu behandeln."
Ihr Pieper geht und sie verlässt das Schwesternzimmer.Ich möchte zu Miriam gehen, doch da geht mein Pieper.
DR. CATHARINA ENGEK
Um 11 Uhr bin ich im Behandlungsraum. Meine Patientin ist Miriam. Sie liegt auf der Liege. Schwester Selvia ist mit im Raum.
Ich:"Wie geht es Dir?"
Miriam:"Gut. Ich hab eine Frage. Kann es sein, dass der HCG-Wert erhöht ist, weil ich geröntgt wurde?"
Ich:"In der Regel kann es nicht daran liegen. Natürlich gibt es ein Risiko bei Röntgen und Schwangerschaft und es kann schon mal sein, dass der Wert kurz ansteigt, aber er fällt dann auch wieder."
Miriam:"Also kann er deshalb erhöht sein? Ich meine erst die Aufregung und dann das Röntgen. Das sind beides Faktoren dafür."
Ich:"Ja, wobei bei beiden es wieder sinkt."
Miriam atmet tief durch.
Ich:"Ich werde nach dem Sono nochmal Blut abnehmen und heute Abend wissen wir, ob der Wert gesunken ist."
Miriam nickt.
Ich:"Jetzt schau ich erstmal nach dem Baby."Miriam schiebt ihr Oberteil hoch. Ihr Bauch ist frei. Ich mache das Sono.
Es dauert nicht lange, da merke ich, das was nicht stimmt. Ich beende das Sono und lege Tücher auf ihren Bauch.
Miriam schaut mich fragend an.
Ich:"Ich muss kurz raus. Ich komm gleich wieder."
Bevor sie was sagen kann stehe ich auf und gehe mit schnellen Schritten raus.Auf dem Flur treffe ich auf Dr. Saskia Smolka.
Ich:"Dich wollte ich gerade anrufen. Ich brauch deine Hilfe."
Saskia:"Ok. Was kann ich tun?"
Ich:"Ich habe gerade ein Sono bei Miriam gemacht. Die Plazenta hat sich vom Embryo getrennt. Ich konnte keinen Herzschlag mehr finden."
Saskia:"Oh nein. Weiß Sie es schon?"
Ich schüttel den Kopf. "Ich möchte, dass sich das noch jemand anschaut bevor ich es ihr sage."
Saskia:"Ok. Ich mach das. Wo liegt sie?"
Ich:"Da" und zeige auf den Behandlungsraum.DR. MIRIAM DIETZ
Ich:"Warum ist sie raus gegangen?"
Schwester Selvia schaut mich überrascht an. "Das weiß ich nicht."
Ich:"Irgendwas stimmt nicht oder?"
Selvia:"Ich kann es dir nicht sagen."
Ich:"Kein Arzt geht einfach raus ohne dem Patienten zu sagen warum."
Selvia:"Ich kann es dir wirklich nicht sagen. Du solltest ruhig bleiben."Die Tür öffnet sich. Cati und Saskia kommen rein.
Cati:"Entschuldige, dass ich so schnell raus bin, aber ich wollte mit Saskia sprechen."
Saskia:"Hallo Miriam."
Ich:"Hallo."
Saskia:"Ich möchte gern ein Sono von deinem Bauch machen" und setzt sich auf den Hocker neben dem Ultraschallgerät.
Ich:"Warum?"
Saskia und Cati schauen sich an.
Cati:"Ich möchte, dass Saskia es sich anschaut, bevor ich dir sage, was ich meine zu sehen."
Ich merke, das was nicht stimmt. "Ist was mit dem Baby?"
Saskia:"Das sagen wir dir gleich. Machst du bitte deinen Bauch frei?"
Wortlos mache ich es.
DU LIEST GERADE
Das verlorene Kind
Fiksi PenggemarDr. Charlotte Engel ist 32 Jahre, Ärztin und arbeitet in der Klinik am Südring. Sie ist eine gute, beliebte Ärztin. Von ihren Kollegen wird sie sehr geschätzt, u.a. für ihre einfühlsame Art, wie auch ihrer Hilfsbereitschaft. Sie versucht jeden Fall...