151. Kurze Zeit bei der Arbeit

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Veröffentlicht am 11.05.2021

FREDERIK
Es ist Mitte März.
Tabea ist in der 23.SSW.

Professor Filou hat um 9 Uhr eine Sitzung einberufen. Alle Ärzte, die Zeit haben, sollen daran teilnehmen.

Tabea hat Spätschicht und ist deshalb nicht dabei.

Dr. Oliver Dreyer und ich sitzen nebeneinander. Prof. Filou erzählt uns sachliche Neuigkeiten aus der Klinik.

Prof. Filou:"Nachdem es keine Fragen mehr zum sachlichen Teil gibt und sie auch keine Anliegen mehr haben, komme ich zum personellen Teil."
Oliver schaut mich fragend:"Hat er personell gesagt?"
Ich:"Ja."
Oliver:"Hoffentlich nicht wieder irgendein PJler. Das wird mir zu anstrengend."
Ich:"Mit Niklas hattest du doch Glück und dann hattest du keinen mehr."
Oliver:"Stimmt. Wobei ich auch ohne gut zurecht komme."

Prof. Filou:"Wir bekommen Zuwachs im Ärzteteam. Ich heiße >>Herzlich Willkommen zurück<< Dr. Viola Greve."
Viola kommt zu ihm.
Prof. Filou:"Wir freuen uns sehr darüber Sie nach nur einer kurzen Auszeit von 5 Monaten zurück zu heißen.Ich wünsche Ihnen einen schönen 1.Arbeitstag und entlasse sie alle zurück an die Arbeit."

Oliver:"Ich dachte, sie kommt erst im Sommer wieder."
Ich:"Ich auch, wobei Pläne ändern sich."
Oliver:"Gut für uns. Endlich Verstärkung im Team."

Ich gehe zur Station um Visite zu machen.

Mittags sitze ich mit Oliver, Dr. Debbie Fischer und Dr. Jannik Pfeil im Aufenthaltsraum.

TABEA
Es ist 12 Uhr. Dienstbeginn für mich.

Ich gehe in den Aufenthaltsraum.
Ich:"Hallo zusammen" und setze mich neben Debbie an den Tisch. Frederik, Oliver und Jannik sitzen vor mir und können zur Tür schauen. 
Debbie:"Hallo Tabea. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?" und schaut zu meinem Bauch.
Ich:"Gut."
Debbie:"Wie verläuft die Schwangerschaft? Fällt dir das arbeiten noch leicht?"
Ich:"Es verläuft so wie es sein sollte und noch klappt die Arbeit gut. Wobei ich gehört habe, dass es mit zunehmenden Bauchumfang schwerer werden soll."

Dr. Miriam Dietz kommt herein. Hinter ihr läuft Dr. Viola Greve.
Debbie:"Das stimmt. Irgendwann kam ich kaum mehr an den Patienten ran." grinst, "da war ich echt froh, als das wieder ging."

Miriam geht zum Kühlschrank, holt eine Dose raus, schaut zu uns und geht wieder zur Tür.
Da entdeckt sie, wie auch ich, Viola.
Jannik:"Setzt euch zu uns."
Miriam schaut zu mir. Ihre Mimik kann ich nicht deuten. "Ich esse lieber alleine."
Oliver:"Meinst du nicht, dass es an der Zeit ist, mal neutral zu denken?"
Miriam:"Ich denke neutral. Ich habe nur keine Lust mit Personen an einem Tisch zu sitzen, die es mit der Ehrlichkeit nicht genau nehmen."
Ich:"Du weißt genau, dass das nicht stimmt."
Miriam:"Sagt die Person, die ich damit meine.", schaut zu den anderen am Tisch, "Ein anderes Mal sitze ich gerne mit bei euch." und schaut dann zu Viola, "Willkommen zurück." und geht.

Viola:"Danke." schaut ihr kurz hinter her und dann zu uns, "Es scheint so, als hätte ich was verpasst. Streit?"
Oliver:"Eher Eifersucht."
Debbie schaut zu mir. "Lass es nicht so an dich ran. Ihr fällt es schwer mit der Situation umzugehen."
Ich:"Mmh."
Frederik:"Trotzdem finde ich es nicht ok, dass sie Tabea als Lügnerin bezeichnet."
Debbie:"Das finde ich auch nicht ok. Ich finde, ihr solltet euch mal zusammen setzen und miteinander reden."
Oliver:"Dazu habe ich den beiden auch schon geraten."
Ich:"Wenn das nur so einfach wäre. Sie meidet mich. Auf Whatsappnachrichten reagiert sie nicht. Ich weiß nicht mal, ob sie die überhaupt liest oder einfach nur >>gelesen<< markiert."
Debbie:"Das ist schlimm. Ihr wart so gut befreundet."

Viola hat sich inzwischen an die Tischkante gesetzt.
Viola:"Das fand ich auch, dass ihr sehr gut befreundet wart. Darf ich fragen, was passiert ist, dass das jetzt nicht mehr so ist?"
Ich schaue auf den Tisch.
Frederik steht auf, setzt sich neben ihr und nimmt meine Hand. Ich schaue ihn an.
Frederik:"Es ist nicht deine Schuld."
Oliver:"Ich finde auch, dass du dich dafür nicht schämen musst. Im Gegenteil. Du solltest dich freuen. Und nur weil sie die Freude nicht mit dir teilen kann, heißt das nicht, dass du sie deshalb nicht zeigen darfst."
In Violas Mimik ist ein Fragezeichen.
Frederik:"Tabea und ich erwarten Nachwuchs." und lächelt.
Viola:"Wie schön. Herzlichen Glückwunsch."
Frederik:"Danke."
Viola:"Und Miriam kommt damit nicht zurecht?"
Ich:"Sie unterstellt mir, sie angelogen zu haben. Ich wollte keine Kinder und das wusste sie. Jetzt ist es doch passiert und sie meint, ich hätte immer welche gewollt und sie angelogen."
Viola:"Eine schwierige Situation für sie. Ich glaube sie wünscht sich sehr ein Kind und dann bin ich mit ihr zeitgleich schwanger, sie verliert ihr Kind, du wirst schwanger."
Oliver:"Da muss sie lernen mit umzugehen."
Viola nickt.

Das verlorene KindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt