Samu gesellte sich zu seinen Freunden und dem Mann, den er über alles liebte. Riku wirkte in sich gekehrt. Nippte an seinem Glas Sekt, welches alle Gäste zum Apéro Empfang bekamen. „Das war eine so schöne Trauung! Nicht wahr?“ strahlte Liisa Samu an. Dieser nickte abwesend. „Alles gut?“ Samu löste seinen Blick von Riku, dessen Anblick ihn immer und immer wieder gefangen nahm. „Nein, eigentlich nicht.“ – „So schlimm?“ Riku strich sich gerade durch seine Locken, als Samu den Blick hob. Liisa folgte Samus Blick. Diese Sehnsucht in dessen Augen, war schon allein zum ansehen, kaum auszuhalten. Wie musste es da in Samus Innern aussehen? „Schlimm? Ich dreh gleich durch, wenn er das noch einmal macht. Oder sein Duft mir in die Nase steigt. Und überhaupt.“ Wollte sich Samu durch die Haare raufen. „Nicht die schöne Frisur ruinieren!“ Rief Liisa lauter aus, als sie wollte. Damit zog sie Rikus Blick auf sie beide. Verzweiflung war nicht das richtige Wort dafür, wie Samu aus sah. Durch die Haare raufen, tat er nur, wenn er aufgewühlt war und nicht wusste, wohin mit seinen Händen. Ein bisschen darin herum wuscheln, würde der Frisur bestimmt keinen Abbruch tun. Im Gegenteil. Bevor Riku seine Gedanken weiter schicken konnte und ihm dabei noch wärmer wurde, wurden alle Gäste gebeten, einen kurzen Spaziergang zur Location, bei der gegessen wurde, zu machen. Angeführt vom Brautpaar und zwischendurch einem Stopp, um Fotos zu machen.
Wie erwartet, sassen die Jungs mit ihren Frauen, alle an einem Tisch. Gleich neben dem des Brautpaar. Bis auf Samu. Der sass neben Sami. Was jedoch nicht besser war. Denn sein Platz war quasi neben dem von Riku, der am anderen Tisch sass. Wenn Samu aufstand, musste er immer an Riku vorbei. Ihm dabei nicht einfach mal durch die Locken zu streichen und ihm einen Kuss auf die empfindliche Stelle hinter Rikus Ohr zu geben, kostete ihn jedes Mal unglaublich viel Selbstbeherrschung. Trotz dieser mehr als merkwürdigen Situation mit Riku, mit dem Samu tatsächlich noch kein wirkliches Wort gewechselt hatte, wurde es ein gelungener Abend. Mit viel zu lachen.
Als sich das Brautpaar verabschiedet hatte, sah auch Samu seine Aufgabe als beendet. Riku hatte er schon eine Weile nicht mehr gesehen. Ob er sich tatsächlich aus dem Staub gemacht hatte, ohne sich zu verabschieden? Samu verabschiedete sich von den übrig gebliebenen und schlenderte zurück zu seinem Auto. Die bereits etwas abgekühlte Luft, tat Samus überhitzten Gemüt gut. Es kühlte sich etwas ab. Bis er um die Ecke bog und ihn dort stehen sah. Eine Hand in der Hosentasche vergraben. Den Blick gegen den Himmel gerichtet. Wie konnte ein Mensch nur so verdammt gut aussehen, wenn er rauchte, schoss es Samu durch den Kopf. Sein Herz machte einen Hüpfer und schlug hektisch weiter. Samu schloss kurz die Augen und nahm allen Mut und Selbstbeherrschung zusammen.
„Hey!“ Stellte er sich neben Riku. Erschrocken zuckte dieser zusammen und wandte seinen Kopf zu Samu. Er stand viel zu nah. Das Blau seiner Augen, leuchtete in der Dämmerung. „Hey!“ Gab Riku zurück. was für eine geistreiche Konversation, schlug sich Samu innerlich gehen die Stirn. „Geht es dir gut?“ Versuchte Samu es mit der naheliegendsten Frage. „Nicht schlecht. Und dir?“ Samu hätte am liebsten geschrien. Was wurde bloss aus ihnen beiden. Denn ehemals besten Freunden. Die beiden, die von Anfang an ein Herz und eine Seele waren, konnten gerade nicht weiter von einander entfernt sein. „Ich hab die Bilder im Internet gesehen...“ Riku zuckte kaum merklich zusammen. „Bist du jetzt mit...Mia zusammen?“ Das würde zu keinem guten Gespräch führen. Samu spürte es. Riku verkrampfte sich. Trat einen Schritt von ihm weg und sah Samu an. „Und wenn es so ist?“ Riku zuckte nur mit den Schultern und sah ihn teilnahmslos an. „Wieso?“ – „Wieso nicht? Sag mir einen Grund, Samu, warum ich nicht mit Mia zusammen sein sollte. Habe ich etwa kein Recht darauf, glücklich zu sein?“ – „Natürlich hast du ein Recht darauf. Es gibt nichts Schöneres, als dich glücklich zu sehen. Ich sehe das Glück bloss nicht. Nicht wie früher, als es aus deinen Augen strahlte.“ Samu musterte Riku. Seine wunderschönen Augen waren leer und ohne dieses Funkeln. „Dann liegt es vielleicht daran, dass du es nicht sehen willst. Weil du es mir nicht gönnst.“ – „Nichts wünsche ich mir mehr, als dass du glücklich bist.“ – „Und jetzt hat Herr Haber bestimmt auch noch den passenden Grund auf Lager, weshalb ich nicht glücklich bin. Seiner Meinung nach.“ Tief atmete Samu durch. „Weil...du sie nicht liebst.“ Brachte Samu die Worte nur leise über seine Lippen. Um gleich darauf ein Donnerwetter von Rikus Seite zu erwarten. Dieser liess kurz den Kopf hängen. Nein, das tat er nicht. Nicht so, wie er gehofft hatte, dass er sie lieben konnte. Riku hatte sich jedoch irgendwie damit arrangiert. „Was spielt das für eine Rolle, wenn ich den Menschen, den ich wirklich und wahrhaftig liebte, nie wirklich hatte?“ Sah Riku Samu fest an. „Aber ich gehöre doch schon längst dir, Rik. Schon immer!“ Samu wollte Riku diese eine Locke, die ihm in die Stirn hing, nach hinten streichen. Liess dann jedoch seine Hand wieder sinken. „Aber nicht so, wie ich es möchte und es einmal war, obschon ich noch nichts davon wusste, was ich wollte.“ – „Also machst du dich lieber unglücklich?“ Samu glaubte nicht, was Riku ihm da gerade sagte. „Bin ich doch so oder so, Samu! Doch auf diese Weise, bin ich nicht alleine und komme vielleicht irgendwann über dich hinweg.“ Wurde Riku etwas lauter. „Aus meinem Herzen, werde ich dich wohl nie kriegen, aber zumindest so weit vergessen, dass es nicht mehr die ganze Zeit, so verdammt weh tut.“ Samu sah Tränen in Rikus Augen schimmern. Er hasste es. Weil diese wundervollen blaugrauen Augen strahlen sollten. Was sie jedoch schon seit Wochen, ja wahrscheinlich sogar Monaten, nicht mehr taten. Dies wurde Samu eben, mit Schrecken bewusst. Wie kam es bloss dazu? Wie konnte er das Wichtigste in seinem Leben, nur aus den Augen verlieren und so vernachlässigen. Die Mauer um sein Herz war schon vor Wochen gebröckelt. Doch jetzt, in dem Augenblick, als Riku endlich wieder richtig an sah, wurde Samu klar, was im letzten Jahr und länger, alles schief gelaufen ist. Sie liessen sich von der Öffentlichkeit voneinander weg treiben. Er selber, liess es zu. Weil der Erfolg, statt Riku im Fokus stand. Die Plattenfirma war der erste Ausschlag dafür. Weil sie keine schwule Band auf der Bühne haben wollte. Sondern mindestens einen Frauenschwarm. Wofür ja meistens unbewusst, der Sänger auserkoren wurde. Als Riku zu ihnen kam, änderte sich dies schlagartig. Riku mauserte sich quasi über Nacht zum ebenso grossen Frauenschwarm. Von der Plattenfirma sehr gern gesehen. Weshalb ihnen alles andere natürlich ein Dorn im Auge war und immer noch ist. Samu wusste es jedoch besser. Er war oft genug in den Sozialen Medien unterwegs, damit er wusste, dass es ihren Fans nichts ausmachen würde, wenn heraus kam, dass er und Riku ein Paar waren. Im Gegenteil. Viele wünschten sich die Zeit zurück, in der Riku und er noch zusammen auf der Bühne knuddelten. Aber erkläre man dies mal den Plattenbossen. Die hatten taube Ohren für alles, was nicht ihrem Schema entsprach. Warum sie Sunrise Avenue dann immer noch unter Vertrag hatten, war Samu dann jedoch auch schleierhaft. Obwohl. Nein, eigentlich nicht. Sie brachten gerade eine Menge Kohle ein. Wann hatten sie angefangen, sich unter ihrem Wert zu verkaufen und zu ignorieren, was die Fans wollten und deren Standpunkt, zu vertreten. Und allem voran, was sie selber wollten. Wann hatte sich Samu so sehr verloren, dass er sich nicht mehr für das einsetzte, was ihm wichtig war, sich stattdessen lenken und in eine Schublade stecken liess? Wann lief der grosse Traum, so aus dem Ruder und wurden sie zu Gefangenen in ihrem eigenen Paradies? Samu schnaubte. „Gib mir noch etwas Zeit und ich verspreche dir, dass du all das bekommst, was du dir immer gewünscht hast. Mikko hat gesagt, dass er in Verhandlungen mit Universal Finnland ist. Deren Vertrag wäre viel lockerer und mit grösseren Freiheiten und Mitbestimmungsrecht. Dann könnten wir endlich frei leben.“ Riku entwich ein Lachen. „Wir oft habe ich solch leeren Versprechungen schon aus deinem Mund gehört, Samu? Zu viele Male. Immer und immer wieder, habe ich dir geglaubt und vertraut, dass du etwas unternimmst. Geschehen ist jedoch nichts. Und du verlangst von mir, dass ich dir jetzt noch glauben soll? Tut mir leid Samu. Das kann ich nicht.“ – „Riku...ich...“ Riku konnte Schmerz in Samus Augen sehen. Dies zerriss ihm fast sein Herz, welches schon immer dem Blondschopf gehörte und niemand anderem. Und wahrscheinlich würde es auch immer Samu gehören. Sie hatten sich selber verraten, belogen und verkauft. Am allermeisten Samu. Er kam irgendwie von seinem Weg ab. Von sich selber. Auch wenn es im Augenblick den Anschein machte, dass er den richtigen Weg wieder gefunden hatte, konnte es Riku niemand garantieren. Er konnte und wollte es nicht riskieren, noch einmal von dem Menschen den er liebt, verletzt zu werden. Mag feige klingen. Doch zweimal reichte. Ein drittes Mal, würde Riku es nicht überstehen. Es tat zu fest weh, als wenn man sonst von einem Menschen verletzt wurde. „Ich brauche dich doch, Rik!“ Ging Samu auf Riku zu, dem nichts anderes übrig blieb, als die Flucht nach hinten an zu treten, bis er die Wand im Rücken spürte. „Sag mir, dass du nichts mehr für mich empfindest. Das du mich nicht mehr brauchst. Und ich werde gehen und dich in Ruhe lassen. Wenn nicht, werde ich um dich kämpfen, koste es was es wolle.“ Samu hatte seine Hände, neben Rikus Kopf, an der Wand abgestützt. Riku spürte seinen Atem nah bei seinem Gesicht. „Sag mir, dass du mich nicht liebst, Rik.“ Riku schüttelte den Kopf. „Tu das nicht, Samu. Bitte!“ Samu machte noch einen Schritt auf Riku zu, so dass ihre Körper sich nun berührten. Nur einem Windhauch gleich, aber für beide wie das Auslösen einer Lawine. Er konnte sich nicht noch länger in der Gegenwart seines Liebsten aufhalten, ohne ihn zu berühren. Zu heftig war der Kampf heute schon den ganzen Tag. Er musste ihn jetzt einfach küssen. Auch wenn er sich danach vielleicht eine Ohrfeige einfangen würde. Endlich wieder Rikus Lippen unter seinen spüren, wäre dies mehr als wert. Samu legte seine Hände an Rikus Wangen und musterte ihn. „Ich liebe dich, Riku Juhani Rajamaa!“ Mit diesen Worten, legte Samu seine Lippen auf die von Riku und konnte endlich wieder seinen Geschmack in seinem Mund aufnehmen. Ein Seufzen entwich beiden, als ihre Lippen verschmolzen und dabei ihre Zungen, einen langsamen, aber deshalb nicht weniger erotischen Tanz zu tanzen begannen. Riku legte seine Hände an Samus Hüften, eigentlich um ihn von sich zu schieben. Doch kaum spürte er Samus Zunge an seiner entlang streichen, zog er ihn noch näher an sich heran. Seine Hände schlichen sich unter Samus Sakko. Durch das Hemd, spürte Riku die warme Haut. ‘Stoss ihn weg. Das alles, macht es nur noch schlimmer’ – ‘Wenigstens noch ein einziges Mal. Nur noch einmal’, stritten sich die Stimmen in Rikus Kopf. Samu nahm ihm die Entscheidung ab und löste sich atemlos von Riku. Ein leichtes Lächeln lag auf Samus Lippen und seine Augen leuchteten. Er sah glücklich aus. Das erste Mal seit Monaten, sah Riku wieder Glück in den Augen seines ehemals besten Freundes. Genau wie damals, vor bald zehn Jahren, als sie zusammen im Kuudas Linja spielten. Diese Tatsache, zerquetsche Riku das Herz und schnürte ihm beinahe die Luft ab.
Doch es wurde an der Zeit, das Ganze zu beenden.
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I am living in the Afterglow
FanfictionFortsetzung von 'Leave the past behinde' Riku hat sich, am Ende von 'Leave the past behinde', von Samu getrennt. Weil zu viel vorgefallen war, dass auch die tiefste Liebe, irgendwann nicht mehr ausreichte, um stark zu sein und so weiter zu machen. S...