Kapitel 129

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Die Verträge unterschrieben, ging es ein paar Wochen später, es lag immer noch der letzte Schnee, im Norden Finnlands und auch noch ein bisschen in Helsinki, ins Studio. Allein die Fahrt dorthin, löste bei Riku so einige Erinnerungen aus. Er war dabei, sich eine neue Wohnung zu suchen, als sie das letzte Mal hin fuhren. Samu spürte, nur mit einem kurzen Blick zu Riku, dass dieser in seinen Gedanken hing. Er liess seine Finger durch Rikus Haare gleiten, bevor er dessen Hand, mit seiner umfasste. „Viele Erinnerungen?“ Riku nickte. „Du warst zu dem Zeitpunkt ziemlich niedergeschlagen und deprimiert. Unzufrieden mit deinem Leben.“ Riku nickte erneut. „Und wollte mich nie wieder in meinem Leben, verlieben.“ Samu erinnerte sich daran. „Ich bin froh, hast du deine Meinung geändert.“ Parkte er das Auto, vor dem Haus. „Hast du es jemals bereut?“ Sah er zu Riku. „Nicht eine Sekunde!“ Wahrscheinlich, war es schon hier passiert. Ein kurzer Kuss und die beiden, stiegen aus. Wieder waren sie zwei Tage eher gefahren. „Das selbe Zimmer!“ Grinste Riku. „Erinnerst du dich, als wir hier ankamen? Ich habe dich, mit aller Macht versucht, auf andere Gedanken zu bringen. Was für Gedanken du hattest, als ich mir mein Shirt ausgezogen habe, würde mich immer noch interessieren.“ Legte Samu seine Arme um Rikus Taille. „Dafür fingst du beinahe an zu sabbern, als ich mir mein Shirt gewechselt habe.“ Sah Riku ihn schelmisch an. „Na ja, ich fand dich schon immer heiss.“ Raunte Samu an Rikus Lippen. „Spinner!“ Riku liess sich in den Kuss fallen. „Ich dachte, um ehrlich zu sein, ich sei schon zu lange untervögelt, dass ich meinen besten Freund heiss fand.“ Riku konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Hat es da, wirklich schon angefangen?“ War Samus Blick fragend. „Wer weiss, wann es angefangen hat. Vielleicht war es Liebe auf den ersten Blick, nur ohne es zu wissen.“ - „Liebe auf den ersten Ton, war es auf alle Fälle.“ Samu legte seine Lippen erneut auf die von Riku. Verlangte nach einem Kuss, der sie beide schwindeln liess.
Zu ihrem Glück, waren die beiden Betten gross genug, dass sie in eines passten. Keiner hätte es sich vorstellen können, in getrennten Betten zu schlafen. Wobei wahrscheinlich keiner es wirklich gemerkt hätte. Die Studioarbeit war sehr intensiv, dass sie jedes Mal, immer erst spät ins Bett fielen. Dagegen, mussten sie auch nicht vor dem Mittag, wieder im Studio stehen. Trotz der vielen Arbeit, hatten sie auch Spass. Es fühlte sich so an, als würde die Zeit sie, als Band, wieder etwas näher zusammenrücken. In Erinnerungen, als es nur sie als Band gab und keiner von ihnen, ausser Mikko, vergeben war, zu schwelgen, trug ihr übriges dabei zu. So viel gelacht, hatten sie schon lange nicht mehr gemeinsam.

„Moi Mikko, alles gut Zuhause?“ Wurde der Manager, freudig begrüsst, als er dann auch noch auftauchte. Er wollte eigentlich schon viel früher im Studio sein. Sie hatten jedoch, in den Wochen davor, noch etwas Aufregung Zuhause, als Liisas Bauchbewohner, sich schon viel zu früh auf den Weg machen wollte. Das war alles, was die Jungs wussten. Das es weiter ging, während sie im Studio waren, ahnten sie nicht. Schnell jedoch war klar, dass irgendwas passiert sein musste. Mikko sah müde aus. Die Augen waren rot und von dunklen Augenringen umrandet. Er gab ein Bild ab, was keiner der Jungs, jemals von ihm gesehen hat. „Wie läuft es?“ Versuchte Mikko von sich abzulenken, da er die Blicke gespürt hatte. „Kann ich etwas hören?“ Samu sah in die Runde, von wo her nur fragende Blicke zurück bekam. Riku strich ihm nur kurz über den Rücken, damit er wusste, dass es richtig ist, jetzt erst die Musik in den Vordergrund zu stellen. Genau diese Ablenkung, brauchte Mikko in dem Augenblick. Obschon er nur widerwillig hier hoch fuhr, brauchte er einen kurzen Abstand. Die letzten Tage und Wochen, waren ihm gehörig eingefahren. „Klingt gut!“ Erhellte sich Mikkos Gesicht ein wenig. „Wie ich sehe, kommt ihr hier, gut ohne mich zurecht.“ - „Ist ja nicht unser erstes Mal.“ Die Stimmung war nicht so gelöst, wie sie sein sollte. Dafür hörte und spürte Mikko in den Liedern, wie viel entspannter seine Jungs waren, im Gegensatz zu den letzten Alben. „Dann werde ich morgen wieder heim fahren.“ Mikko konnte und wollte Liisa nicht so lange alleine lassen. Was ist, wenn noch einmal etwas passiert und er ist nicht da. Allein der Gedanke daran, liess ihn schwer schlucken und Tränen in seinen Augen ansammeln. „Jetzt, da du die Songs gehört hast. Würdest du uns bitte sagen, was los ist? Und sag jetzt nicht, nichts. Das nehmen wir dir nicht ab. Du siehst ziemlich scheisse aus, wenn ich das so sagen darf.“ Unterbrach Samu die Stille. Mikko seufzte. „Ist was mit Liisa oder dem Baby?“ Ein erdrückendes Gefühl, beschlich jeden, der im Raum sass. Riku hielt diese Stimmung nicht mehr aus. Stand auf und setzte sich neben Mikko. „Mir haben immer mal wieder Leute gesagt, dass reden, helfen kann.“ Mikko atmete tief durch. „Und sie hatten recht.“ Riku musterte Mikko. Er hatte, über all die Jahre hindurch gelernt, ihn zu lesen. Es war schwerer, als bei anderen Menschen, dennoch konnte man es auch bei Mikko. „Du solltest das nicht alles mit dir ausmachen, Mikko. Du hast nicht einfache Wochen hinter dir. Etwas, was keiner durchmachen will, der auf dem guten Weg ist, Vater oder Mutter zu werden.“ Mikkos Geste, wie er mit seinen Händen über sein Gesicht fuhr und sie dann in den Haaren verschwinden liess, zeigte den Jungs ganz deutlich, dessen Gemütslage. „Das du deine Gefühle, nicht auch noch auf Liisa laden willst, verstehe ich. Hat sie schon genug mit ihren eigenen zu tun. Doch jetzt bist du hier bei uns. Und wir können ziemlich gut zuhören.“ Mikko löste seine Hände von seinem Gesicht und sah in die Runde. In seinen Augen, glänzte es verdächtig. Rikus einfühlsame Art, brachte den härtesten Kerl dazu, seinen Emotionen freien Lauf zu lassen.
„Wir hätten es beinahe verloren, bevor wir es richtig hatten.“ Durchbrach Mikkos brüchige Stimme, die Stille. „Doch das war nur die Spitze des Eisberges. Dadurch, dass Liisa viel liegen musste, bekam sie eine Thrombose, die wanderte und beinahe...“ Kurz, musste Mikko sich fangen. „Ich hatte eine so verdammte Angst, sie zu verlieren.“ Brach Mikkos Stimme und stattdessen verliess ein leises Schluchzen seine Kehle. Riku legte einfach den Arm um Mikko und zog ihn an sich. Sein Manager und Freund, weinte tatsächlich. An seiner Schulter. Der Mann, vor dem Riku, noch lange Respekt hatte und nicht wirklich den Draht zu ihm fand. Der jedoch, vor allem im letzten Jahr, zu einem echten Freund wurde. Reflexartig und von seinen Emotionen übermannt, klammerte sich Mikko an Riku fest. Als wäre er seine letzte Rettung, um nicht ganz in diesem Strudel unter zu gehen. Ziemlich überfordert sahen sich die anderen an. „Was machst du dann hier? Du solltest bei deiner Frau sein.“ Fand Samu seine Worte wieder. „Weil...Mir zuhause die Decke auf den Kopf fiel. Und ich mir viel zu viele Gedanken darüber machte, was alles hätte passieren können. Liisa muss noch im Krankenhaus bleiben und da ist sie in den besten Händen. Emmi ist mit ihren Grosseltern, weg gefahren, damit sie nicht zu viel davon mit bekommt. Ich kann also keinem helfen. Ich komme mir vor, wie ein Zuschauer in meinem eigenen Leben und dieser Zustand macht mich wahnsinnig.“ Mikko liess das Gesicht in seine Hände sinken. „Dann ist es gut, dass du da bist. Für Ablenkung und um zu reden.“ Sass nun auch Samu neben Mikko und legte den Arm um ihn. „Das hat Liisa auch gesagt, als ich mich vehement dagegen gewehrt habe, sie allein zu lassen.“ Kam leise von Mikko. Und obwohl er sie nur ungern allein gelassen hatte, aus Angst, dass etwas passiert und er dann nicht da war, fuhr er hoch, um zu sehen, was seine Jungs machten. Es tat ihm schon jetzt gut. Mal den Kummer und die Ängste der letzten Tage, von der Seele zu reden. „Du hast halt eine kluge Frau.“ Lächelte Samu, was auch Mikko eines entlockte. „Die Beste!“ Kullerten neue Tränen über seine Wangen. „Wie konnte das passieren?“ War Sami geschockt. Bei ihm, war es noch nicht lange her, dass sie eine gesunde Tochter geschenkt bekamen. „Liisa hatte in den letzten Wochen, Blutungen und Wehen. Natürlich viel zu früh. Sie mutet sich einfach immer viel zu viel zu. Und kann sich schlecht still halten. Auch wenn sie merkt, dass sie es sollte.“ Mikko wischte sich die Tränen von den Wangen. Das konnte sich Samu lebhaft vorstellen. Für eine Frau, die gerne alles in ihrer Umgebung unter Kontrolle hatte, nicht gerade einfach, ausser Gefecht gesetzt zu sein. „Wir hatten Glück und mehr als einen Schutzengel. Dem Baby geht es, soweit gut. Sie konnten es in Liisas Bauch halten. Die Chancen, wären nicht gerade gut gewesen, dass es überlebt. Und Liisa, geht es den Umständen entsprechend, auch wieder besser.“ - „Wie ich sie kenne, macht sie gute Miene zum bösen Spiel.“ Bemerkte Samu. Mikko nickte. „Ihr kennt sie ja. Lässt sich nicht allzu viel anmerken und spielte die Starke. Wahrscheinlich kommt der Zusammenbruch erst später. Weshalb ich dann bei ihr sein muss.“ Alle nickten zustimmend. „Darin, könnt ihr euch die Hand geben. Das beherrscht ihr beide perfekt.“ Mikko entlockte Rikus Aussage, tatsächlich ein Lächeln. „Manchmal, ist das echt ein Fluch.“ Seufzte er. „Das war die schlimmste Angst, die ich jemals verspürt habe und die ich niemals mehr verspüren möchte.“ Wieder, brachen die Tränen aus Mikko heraus. Seine Hände zitterten, als er sich übers Gesicht fuhr. Die Angst, die ihn immer noch fest im Griff hielt, war beinahe mit Händen zu greifen. Und keiner, der in diesem Raum sass, konnte auch nur annähernd nachvollziehen, dies in sich zu spüren. Nur erahnen.
„Emmi wird nun einfach hinten anstehen müssen. Auch wenn ich das nicht mit Absicht mache. Liisa muss noch eine Weile im Krankenhaus bleiben und da wollte ich sie nicht alleine lassen und so viel wie möglich bei ihr sein. Was Emmi dazu verdonnert, bei Oma und Opa zu bleiben. Was sie natürlich toll findet. Aber sie braucht auch ihr Zuhause und ihre Eltern. Ich weiss nicht, wie ich das stemmen soll.“ So ratlos, hatten sie ihren Manager noch nie erlebt. Er, der schon viel schwierigere Dinge, stemmen musste. Aber hier, ging es um emotionale Dinge. Und das, war ein anderes Paar Schuhe. „Wenn es dir irgendwie helfen würde, können wir Emmi auch mal zu uns nehmen. Tagsüber. Dann könnte sie in der Nacht bei dir sein und auch mal Liisa besuchen.“ Überlegte Riku laut. „Das können wir nicht annehmen.“ Mikko schüttelte den Kopf. „Wieso denn nicht?“ Wollte Samu wissen. „Na ja, im Sommer, werdet ihr ohnehin nicht viel Zeit für euch haben, wenn du in Berlin bist. Und bis dahin, seit ihr mit dem neuen Album beschäftigt. Und vielleicht auch immer mal wieder getrennt. Dann könnt ihr doch nicht noch die wenige Zeit für Emmi opfern.“ - „Das ist kein Opfer, Mikko. Ausserdem, es ist nicht mehr das Selbe, wie früher, wenn wir getrennt sind. Wir können jetzt damit leben.“ Riku nahm kurz Samis Blick auf, der seinen traf. „Wir alle, sind ja auch noch da. Zu fünft, werden wir das schon hinbekommen. Wir sind doch ein Team!“ - „Danke!“ War alles, was Mikko hervor brachte. „Nicht dafür. Ihr habt all die Jahre, so viel für uns gemacht. Das ist das Mindeste, was wir zurück geben können.“ Darauf Samu. „Und jetzt, lass dich mal kurz in den Arm nehmen, Managerii.“ Bevor Mikko widersprechen konnte, befand er sich schon in Samus Umarmung. „Wir sind für euch da“, sagte er leise. Mikko war es heute nicht mehr möglich, sich gegen seine Gefühle zu wehren. Weshalb er schon wieder machtlos über seine Tränen war. Es berührte Samu im tiefsten Innern. Er hatte Mikko noch nie so willenlos erlebt. Und schon gar nicht von Tränen aufgelöst. Riku strich über Samus Rücken und drückte ihm einen Kuss in die Haare, während Samu Mikko einfach weinen liess. Mikko war am nächsten Tag schon wieder weg. Eine Woche später, verliessen auch die Jungs, das Studio. Zufrieden mit ihrer Arbeit, die sie aus dieser intensiven Zeit mit nahmen.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt