Kapitel 42

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Als er sich wieder gefangen hatte, fuhr Riku zu seiner Wohnung. Oder viel mehr, an den Ort, an dem er ein Dach über dem Kopf hatte und schlief. Mehr war es nicht. Es war kein Zuhause für Riku. Seufzend liess er sich auf das Sofa fallen. War es richtig, was er tat? Riku liebte Samu. Er hatte ihn immer geliebt. Mia hatte recht, dass sie sich gegenseitig nur ausgenutzt haben. <<Ich muss dich morgen unbedingt sehen.>>, schrieb Riku seinem grossen Blonden. <<Du kannst mich auch gerne jetzt gleich wieder sehen.>>, kam gleich von Samu zurück. Riku musste schmunzeln. <<Schlaf dich aus, Grosser!>> Samus Herz fing aufgeregt an zu schlagen, als er Rikus Worte las. Vor allem, dass er ihn 'Grosser' nannte, trieb ihm Tränen in die Augen. <<Ich versuche es. Jedoch bin ich schon jetzt ganz aufgeregt, dich morgen wieder zu sehen. Es fühlt sich tatsächlich so an, als würden wir uns das erste Mal treffen. Mein Herz macht gefühlt Loopings in meiner Brust.>> Riku entwich ein Lachen, als er Samus Worte las. <<Du bist ein Spinner. Und verrückt.>> Ja nach dir, schoss es Samu durch den Kopf. Und wie er verrückt nach Riku war. Es war kaum auszuhalten. Seit seine Mauer auseinander bröckelte und Samu Riku an Samis Hochzeit wieder gesehen hatte, war die Sehnsucht nach seinem Löckchen kaum auszuhalten. <<Bei unserem Lieblingsplatz?>>, schrieb Samu. <<Um 14.00 Uhr.>>, kam darauf von Riku. <<Das klingt gut! Ich freue mich!> Das tat er wirklich. Samu wusste schon jetzt, dass er wahrscheinlich kaum ein Auge zu bekam. <<Ich mich auch! Träum was Schönes!>> Samu seufzte. <<Du auch!>>

Wie konnte man sich, nach all den Jahren, in denen man den selben Mann liebte, wieder so fühlen, wie frisch verliebt. Doch genau so, fühlte sich Samu. Was ihn natürlich nicht schlafen liess. Eine gefühlte Ewigkeit, wälzte sich Samu im Bett umher, bevor er aufstand und sich, seit einer gefühlten Ewigkeit, mal wieder an sein Klavier, welches im Wohnzimmer stand, setzte. Er hatte etwas in seinem Kopf und dazu diese unglaublichen Emotionen, die raus mussten. Das war ihm, in letzter Zeit, nicht mehr sehr oft passiert. Nur zweimal im letzten Jahr. Weshalb Samu umso aufgeregter war, was daraus werden würde. Vielleicht ein neuer Song. Vielleicht aber auch einfach der Befreiungsschlag seiner Blockade. Ohne die sein Kopf, zwischenzeitlich, nicht beinahe geplatzt wäre. Zuerst liess Samu einfach seine Finger über die Tasten des Klaviers gleiten. Um die paar Fetzen, die sich anhörten, wie eine Melodie, diesem zu entlocken. Ein Gefühl für sie zu bekommen und aus den Fetzen etwas Komplettes entstehen zu lassen. Was Samu heute so leicht fiel, wie schon lange nicht mehr. Die Melodie floss von seinem Kopf durch die Finger, in die Klaviertasten. Ein Glücksgefühl durchfuhr Samu. Ein anderes, als er heute den ganzen Nachmittag in Rikus Gegenwart verspürte. Das andere Gefühl von Glück, welches Samu ebenfalls zum Leben brauchte.

'I love your eyes, they smile at me
They say don't be afraid
We're heading for what we both need
And I know we ain't too late
Horizon's far and hard to see
But I'm sure we can make it
The engine runs and burns my feet
But that won't stop me'

Verliessen die Worte, mit der selben Leichtigkeit, Samus Lippen, wie die Melodie davor. Vor seinen geschlossenen Augen, Rikus Lächeln. Wie er ihn heute auf dem Flughafen anlächelte. Ihm damit Hoffnung gab, die davor so schwer zu sehen war. Hoffnung, dass sie gemeinsam auf das zu gingen, was sie beide brauchten. Hoffnung, dass sie noch nicht zu spät waren. Hoffnung, dass sie es schaffen können. Nichts würde ihn jetzt noch davon abhalten, alles dafür zu tun.

'Let's burn the bridges all behinde
You know inside
When to say goodbye'

Es war jetzt an der Zeit, die Brücken zu den schlechten Erinnerungen ihrer gemeinsamen Vergangenheit, abzubrechen. Als Paar, wie als Musiker, neue Wege zu gehen. Hinter sich zu lassen, was sie unglücklich machte und daran hinderte, dass zu tun und so zu leben, dass sie endlich gemeinsam glücklich sein konnten.

'We can't look behinde now
Please don't cry now
Let's creat a thunder
Oh, I'm by your side now
It's all fine now
And Baby we have passed
The point of no return
You saw the point of no return'

Sie durften nicht dem nach weinen, was war. Sondern sich auf das freuen, was kam. Auch wenn es bedeutete, dass sie gerade einen Sturm los schickten. Doch, wenn sie einander zur Seite standen, würden sie alles schaffen. Weil es genau richtig so war, wie es jetzt ist. Oder noch werden wird. Sie hatten die Brücke überschritten, hinter der es kein Zurück mehr gab. Sie sahen den Punkt schon lange kommen, an dem es kein Zurück mehr gab. Die Angst, ihn zu erlangen, war bis jetzt jedoch grösser.

'I have no fear cause I got your hand
You'd never let me fall
It's crazy how we understand
We might just hit the wall
Freedom loves my every bone
And it never felt quite like this
Leaving might be my new home
I like the way it taste
Hell yeah...'

Samu hatte keine Angst mehr davor. Denn er wusste, dass Riku seine Hand hielt und ihn niemals los lassen würde. Mit ihm an seiner Seite, würde Samu nicht fallen. Jeder noch so kleine Winkel seines Körpers, wurde von diesem unglaublichen Gefühl von Freiheit durchflutet. Er liebte es. Nichts hatte sich bisher so gut angefühlt. Es fühlte sich an wie ein neues Zuhause. Und Samu liebte schon jetzt, wie es roch. Ja zur Hölle, das tat er. Und er würde es niemals mehr hergeben. Festhalten, wie er Rikus Hand fest hielt. Damit auch er nicht fiel. Zusammen waren sie stark genug, sich auf der Brücke, auf der es kein Zurück mehr gab, nicht noch einmal um umzudrehen. Stattdessen weiter zugehen. In etwas Neues. Erst als der Song fertig war, kuschelte sich Samu ins Bett. Wann würde er dieses wohl wieder mit Riku teilen? Samu hoffte so sehr, dass es bald sein würde. Das sie dieses Weihnachten wieder gemeinsam feierten. Er würde für Riku daraus das schönste Weihnachten überhaupt machen. Wollte Samu jedoch die Hoffnungen klein halten. Er würde morgen Zeit mit Riku verbringen. Das war weit aus mehr, als sich Samu in den letzten Wochen erhofft hatte. Eigentlich hatte er überhaupt nicht mehr daran geglaubt. Nach der Ansage an Samis Hochzeit, war Samu der festen Überzeugung, Riku verloren zu haben. Über der ganzen Grüblerei, schlief Samu ein.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt