Kapitel 24

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Es war schön, wieder einmal in Berlin zu sein, musste sich Riku eingestehen. War es doch eine sehr interessante, lebendige und offene Stadt.
Die Jahreszeit könnte besser gewählt sein, was ihn etwas erstaunt, beim Wunsch seiner Mutter. Doch das Wetter meinte es gut und verschaffte ihnen ein paar schöne, sonnige, spät herbstliche Tage, die man gut draussen verbringen konnte. Dies machten viele. Alle schienen die letzten, wärmenden Sonnenstrahlen zu geniessen. Machten es sich in den Parks der Stadt bequem. In dem Park, in dem Riku mit Mia war und sie ihm Mut machte und seiner und Samus Zukunft zuversichtlich entgegen sah.
Hier tummelten sich auch viele gleichgeschlechtliche Paare. Gerade blieb Rikus Blick auf zwei Männern haften, die auf ihn frisch verliebt wirkten. Der eine hielt seinen Freund fest mit den Armen umschlungen. Hauchte diesem immer wieder Küsse ins Gesicht und auf die Haare. Beide sahen so verdammt glücklich aus. Ihre Liebe wurde durch keine Bestimmungen von aussen zerstört. War sicher auch nicht immer einfach, aber sie lebten ihre Beziehung öffentlich. Ohne Angst, was morgen in der Zeitung stehen könnte. Weil nichts stand. Es interessierte niemanden. Sie waren einfach ein verliebtes Paar von vielen, das ihre Zeit genoss.
Wie gerne, würde Riku jetzt mit Samu hier stehen. Er liebte es immer, wenn Samu ihn genau so im Arm hielt und mit seiner Liebe überschüttete. Er sehnte sich so sehr, nach Liebe, dass jeder Gedanke daran, so verdammt weh tat. Riku hätte manchmal einfach am liebsten ganz laut geschrien, um dem Schmerz Luft zu verschaffen. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und wandte den Blick ab. Folgte dann seiner Mutter, die zu einem der Eiswagen, der noch geöffnet hatte, spaziert war.
Mit einem leichten Lächeln, nahm Riku das Eis entgegen, welches Alma ihm entgegen hielt. Bald würde es zurück zum Hotel gehen. Denn heute Abend, hatte Riku sich mit Mia verabredet. Einfach unverfänglich etwas trinken gehen. Das der heutige Abend, vielleicht sein ganzes Leben wieder einmal komplett auf den Kopf stellen konnte, wusste Riku zu dem Zeitpunkt noch nicht. Was auch gut so war. Sonst wäre er bestimmt in den nächsten Flieger gestiegen, um dem allen zu entfliehen.
Wie er reagieren würde und was Riku tat, wusste keiner von den Beteiligten, die von Mias und Almas Vorhaben wusste.

Samu gehörte nicht dazu. Keiner wollte ihm falsche Hoffnungen machen. Samu war auch ohne dieses Wissen, das reinste Nervenbündel. Dieser Abend entschied über alles oder nichts. Entweder er konnte Riku wieder für sich gewinnen oder stand ohne ihn da und auch ohne seinen grossen Traum, der Musik.
Für dieses letzte Konzert, entschieden die Jungs sich, gemeinsam mit Samu, die Set Liste ein bisschen zu ändern. Jukka hatte die Idee, ein paar Songs mehr ein zubauen, die für Riku und Samu eine Bedeutung hatten, wie zum Beispsiel 'Into the blue'. Es bedeutete zwar im Vorfeld mehr Arbeit. Schlussendlich sollte dieses letzte Konzert doch voll und ganz im Zeichen von den beiden stehen.
Samu war unglaublich froh und glücklich, hatte er seine Jungs hinter sich. Heute ganz besonders.
Beim Soundcheck eben, lief falsch, was nur falsch laufen konnte. Er versang sich bei jedem Song, mindestens gefühlte tausend mal und Gitarre spielen, war heute fast ein Ding der Unmöglichkeit.
„Leute, das bringt so nichts mehr. Wir beenden das für heute.“ Erhob Mikko das Machtwort und erlöste Samu aus diesem Albtraum. Er raufte sich die Haare. „Sorry Jungs!“ Es wurde ihm heiss und kalt zugleich, wenn er an heute Abend dachte. Seine Hände, waren jetzt schon schweissnass und ruhig halten, war gar nicht mehr möglich. Wie sollte Samu das nur durchstehen. „Sie werden es dir alle verzeihen, wenn du hier und da einen Patzer machst.“ Versuchte Sami ihn zu beruhigen.
Einen Patzer ist gut. Wenn er heute Abend so spielte, brauchte er gar nicht erst auf die Bühne zu gehen.
„Leg dich etwas hin und ruhe dich aus. Das wird schon.“ Machte Raul den Vorschlag. „Ich kann mich nicht hinlegen. Ich werde verrückt, wenn ich nichts zu tun habe.“ - „Dann lass uns eine Runde Joggen gehen, Samu.“ Hatte Osmo die Idee. „Das klingt gut!“ Samu schenkte Osmo ein dankbares Lächeln.

Mikko hing schon wieder am Telefon, als sich der Rest schon längst verzogen hatte. Auch er war angespannt. Da er nicht genau wusste, was ihn und eigentlich alle anderen, erwarten würde. Samu hielt sich weitestgehend verdeckt. Wahrscheinlich wusste er selber nicht genau, was er sagen wollte. Das passte zum Soundcheck, der mehr als zu wünschen übrig und nicht sehr viel Gutes erahnen liess. Aber Samu war ja grundsätzlich Profi. Er liess sich während der ganzen Tour, kaum bis gar nicht anmerken, wie es in ihm aussah. Mikko musste jetzt einfach auf Samu und die anderen Jungs vertrauen. Gerade hatte ihn Alma angerufen, dass Mia es versuchen wird, Riku zum Konzert zu schaffen, sie seien alle drei für heute Abend verabredet, um Rikus Geburtstag zu feiern. Sie wisse jedoch nicht, ob es klappte. Weshalb Mikko sich entschied, Samu nichts zu sagen. Er würde sich nur noch verrückter machen und total am Boden zerstört sein, wenn Riku doch nicht kam. Samu rechnete ohnehin damit, dass Riku erst danach davon erfuhr. Für Riku, wäre es jedoch besser, er würde es quasi direkt von Samu erfahren. Mikko hatte das Gefühl, dass es Riku mehr berühren würde, wäre er am Konzert mit dabei. Also hiess es jetzt Daumen drücken und an ein Wunder glauben. Mikko besprach noch ein paar Dinge mit den Technikern und machte sie auf jegliche Dinge aufmerksam, die sonst nicht passieren würden. Es war jedoch überflüssig, alles zu erwähnen. Jeder war beim Soundcheck dabei und jeder nahm schon seit Wochen, Samus Gefühlslage wahr.

Danach fuhr Mikko ins Hotel. Er rauchte noch eine vor dem Hotel. Genau in dem Moment, kamen Osmo und Samu um die Ecke gerannt. Oder wohl eher, zuerst Samu, als wäre der Teufel hinter ihm her und dahinter dann, mit reichlich Abstand, obwohl dieser gut in Form war, Osmo.
„Na geht's dir besser?“, fragte Mikko nach, da Samu genau vor ihm zum Stehen kam und atmete, als würde nächstens seine Lunge kollabieren. „Er lief wie ein Verrückter. Also fit ist der Herr ja noch allemal.“ Schnaufte Osmo nicht weniger heftig und stützte seine Hände auf den Knien ab.
Mikko musste lachen. „Dann erholt euch gut! Ihr wisst Bescheid wegen der Zeit, zu der uns Mike zur Location fährt?“ Beide nickten und verschwanden.
Zeit für Mikko, auch hoch zu gehen, um noch kurz etwas abzuschalten. Liisa, die mit gereist war, half ihm dabei, in dem sie ihn einfach fest im Arm hielt und seine Sorgen anhörte. Sie war einfach die Beste.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt