Kapitel 11

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„Was soll ich denn noch alles machen? Haben die vergessen, dass ich gerade mehr in Berlin, bei The Voice, als Zuhause bin. Wie die letzten Jahre immer mal wieder. Und das, neben dem, dass es mir Spass macht und mich ablenkt, dass ich im Gespräch bleibe. Und dadurch auch die Band.“ Verwarf Samu die Hände, bevor sie in seinen Haaren landeten. Einmal mal mehr, hatte ihn sein Weg zu Mikko geführt, als Samu für ein paar Tage nach Hause kam. Dieses Mal nicht ganz freiwillig, da Mikko ihn angerufen hatte. „Wie sollen wir eine Tour durchführen ohne Gitarristen? Die Plattenfirma weiss noch nicht einmal, dass Riku draussen ist. Und ohne ihn mache ich nicht weiter.“ Mikko musterte Samu. Von der Hoffnung, die er noch vor Samis Hochzeit hatte, war nichts mehr zu spüren. „Bevor wir darüber sprechen, möchte ich jetzt endlich einmal wissen, was geschehen ist zwischen dir und Riku. Habt ihr noch geredet?“ Samu liess den Kopf hängen und nickte. „Wann? Ihr habt doch den ganzen Tag kein Wort gewechselt.“ – „Als ich nach Hause wollte, stand er beim Parkplatz rum. Da dachte ich, jetzt oder nie.“ Samu nahm einen grossen Schluck Bier. Er erinnerte sich an jedes einzelne Wort. Und sie taten noch immer verdammt weh. „Und über was, habt ihr geredet?“ – „Wir haben eher gestritten.“ War ja grundsätzlich nichts Neues mehr, dachte Mikko. „Lass dir doch nicht schon wieder alles aus der Nase raus ziehen.“ Kam Liisa aus der Küche. Sie hatte etwas Kleines zum Nachtisch zubereitet. Korvapuusti, um genau zu sein. Sie wusste, dass Samu diese liebte. In dessen Augen traten sofort Tränen. Alma hatte immer welche für ihn gemacht, als er mit Riku bei ihr war. Samu musste mal wieder bei Alma vorbei, falls sie ihn überhaupt noch sehen wollte. „Also? Was hat Riku gesagt?“ Samu atmete tief durch. „Das es aus ist. Riku kann mir nicht mehr vertrauen. Und den Vertrauensbruch nicht verzeihen.“ Wurde seine Stimme brüchig. „Ich habe ihn endgültig verloren.“ Liess Samu das Gesicht in seine Handflächen fallen. Mikko sah Liisa Hilfe suchend an. „Hast du nicht. Riku liebt dich immer noch. Das hätte der kälteste, gefühlsloseste Mensch gesehen. Sein verletztes Herz, sträubt sich einfach dagegen, sich dir wieder zu öffnen. Aus Angst, noch einmal enttäuscht und verletzt zu werden. Wieder nur leere Worte von dir zu hören.“ Stille. „Du weisst auch, dass es ihm nie um deine Projekte ging. Um keines, Samu.“ Samu nickte. „Es geht darum, was Riku sich immer gewünscht hat. Einen einzigen Wunsch, hättest du ihm erfüllen müssen. Müsstest du ihm erfüllen. Einen, den er nicht einfach hinten anstellen wollte. Und wahrscheinlich immer noch nicht will. Nicht wie ein paar andere.“, fragend sah Samu Liisa an. „Du weisst ganz genau, dass er für die Liebe zu dir, auf eine eigene Familie verzichtete und der Traum vom Heiraten, vergrub er ebenfalls. Dies tat er jedoch aus den Tiefen seines Herzens. Weil Rikus Liebe für dich genau so tief ist. Dafür, wäre es an dir gewesen, ihm entgegen zu gehen und zu euch zu stehen.“ Liisa musterte Samu, der immer tiefer ins Sofa sank. Samu dachte, sie würden es schaffen, wenn nur ihre Liebe stark war. Es würde reichen, wenn er Riku einfach seine Liebe gab. Dabei vergass Samu mehr und mehr, dass Riku mehr und andere Bedürfnisse hatte. Wünsche. „Ich wollte Riku nicht verletzen, mit meinem Verhalten. Sondern es einfach allen recht machen. Riku, der Band, den Fans, der Plattenfirma. Und das schien mir der einfachste Weg, mit dem geringsten Widerstand.“ Raufte sich Samu durch die Haare. „Dabei hast du Riku und dich selber vergessen. Und allen, unbewusst das Gefühl gegeben, dass es dir nur um dich geht und dir Erfolg wichtiger ist als alles andere.“ Was war er für ein Vollidiot. „Du hast aus den Augen verloren, was es bedeutet, eine Beziehung zu führen. Das es nicht nur um die Bedürfnisse von zwei Menschen geht. Es geht darum, diese zusammen zu legen und gemeinsam etwas Ganzes daraus zu machen. Dazu gibt es einen guten Spruch. ‘Liebe ist kein Solo. Liebe ist ein Duett. Schwindet sie bei einem, verstummt das Lied’. Eure Beziehung und eure Liebe, war einmal genau das. Es schien, von aussen betrachtet, so einfach zu sein, wie ihr das hin bekommen habt. Bis jemand daran rüttelte. Auf einmal wurde aus diesem unglaublich harmonischen Duett, wieder mehr ein Solo. Und das Liebeslied verstummte. Weil einer in die eine Richtung geht und der andere, in die Entgegengesetzte. Das dies nicht funktioniert, ist dir ja jetzt endlich klar geworden. Jetzt sorgen wir dafür, dass aus diesem ziemlich schräg klingenden Solo, wieder das schönste Duett wird!“ Lächelte Liisa Samu aufmunternd an. „Wenn ich könnte, würde ich alles dafür tun, um diesen Tag noch einmal zu bekommen, als Riku mich das letzte Mal darum gebeten hat, eine Entscheidung zu treffen. Denn ich habe die falsche getroffen.“ Tränen rollten still und leise über Samus Wangen. „Du kannst nicht mehr rückgängig machen, was geschehen ist. Was du jedoch tun kannst, ist endlich deinen Arsch hoch bekommen und für Riku und eure Liebe kämpfen.“ Setzte sich Liisa neben Samu und strich ihm sanft über den Rücken. „Das hat doch alles keinen Sinn.“ Vergrub Samu das Gesicht hinter seinen Händen. „Riku glaubt mir nicht mehr. Was ich ihm nicht einmal verübeln kann.“ – „Dann lass endlich Taten statt Worte sprechen. Du warst doch sonst immer so unglaublich einfallsreich, wenn es um Riku ging.“ Wo war dieser total süsse, verknallte Romantiker, der mal in Samu steckte? „Kleine Gesten. Sei es auch nur...keine Ahnung, was weiss ich...Das du dich endlich öffentlich von Vivi trennst. Auch wenn wir und auch Riku, wissen dass ihr nie ein Paar wart. Danach noch eine Geste, bis zu deinem Super Gau, den du geplant hast.“ Liisa sah zu Mikko. Dieser musterte Samu. Er hatte schon die selbe Idee im Hinterkopf. Zumindest was die Tour anging, nach der die Bosse verlangten. Samus Blick hellte sich sofort auf. In seinem Kopf fing es an zu rattern. Liisa sah dieses Flackern kurz in Samus Augen aufleuchten. Sein Blick veränderte sich innert Sekunden. Von völlig niedergeschlagen, zu kämpferisch. Was ihr gefiel. Sie wollte, dass beide wieder glücklich waren. Und so sehr es sich Riku auch einredete, war er es nicht. „Überleg dir gut, was du tun willst.“ So Mikko auf Samus Blick. „Denk ein paar Tage darüber nach.“ Samu nickte und leerte sein Bier. „Ich stehe hinter dir. Egal was in deinem Kopf vor sich geht. Und die anderen Jungs bestimmt auch. Ich habe schon Jukka angefragt, ob er für eine kleine Akustik Tour zu haben wäre. Wenn wir mehr wissen, sollen wir ihn anrufen.“ Samu wusste nicht, was er sagen sollte. „Du brauchst nichts zu sagen, Samu. Ich stehe auf Risiken.“ Grinste Mikko Liisa an. Diese legte Samu die Hand auf den Arm. „Wir holen Riku zurück!“ Sah sie ihn ebenso kampfeslustig an. Über Samus Gesicht huschte ein Grinsen. Dann ging er. Fest entschlossen, die Liebe seines Lebens wieder für sich zu gewinnen.

Samu hatte auch schon eine wage Ahnung, wie er dies machen wollte. Die Öffentlichkeit war der Schlüssel. Dort lag er schon immer. Es würde jedoch nicht reichen, wenn er es einfach der Öffentlichkeit mitteilte. Nicht nur zumindest. Da musste sich Samu schon mehr einfallen lassen. Er wollte Riku beweisen, dass er immer noch der Mann war, in den er sich verliebt und dem er sein Herz geschenkt hatte. Weshalb es etwas total romantisches sein musste, was Rikus Herz berührte. Immer und immer wieder. Als erstes würde er den Schritt gehen und sich öffentlich von Vivi trennen. Bevor er mit dem nächsten Schritt weiter ging. Immer schön einen Fuss vor den anderen setzen, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Mit Vivi, hatte er bereits in Australien einmal darüber gesprochen. Weshalb Samu wusste, dass sie nichts dagegen hatte. Im Gegenteil. Es war ihre Idee. Was war er nur von für unglaublichen Frauen umgegeben. Ein Bild für diesen Post, war schnell gefunden. Eines aus Australien, wählte Samu. Fröhlich lächelnd aber ansonsten neutral. ‘Wege kommen zusammen und Wege trennen sich, damit neue Wege den eigenen kreuzen können. Unsere Wege kreuzten sich immer wieder und gingen auch wieder auseinander. So, wie jetzt auch wieder. Danke, dass du immer irgendwo auf meinem Weg auftauchen wirst, um mich als eine meiner besten Freunde zu begleiten. Für immer dein bester Freund und grosser Bruder’. Wer dies nicht verstand, dem war nicht mehr zu helfen. Betrachtete Samu noch einmal was er geschrieben hatte, bevor er ihn postete.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt