Kapitel 48

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Voller Vorfreude, die es in Rikus Körper angenehm Kribbeln liess, stieg er, am nächsten Morgen, in seinen Wagen, um zu Samu zu fahren. Natürlich viel zu früh. Doch das Wetter musste heute Nacht umgeschlagen haben. Die Strassen waren nass und die Luft ziemlich kalt. Dieser Schreck, von damals, kam manchmal immer noch hoch, wenn das Wetter schlecht war. Vor allem im Winter. So konnte es Riku gemütlich nehmen. Was er auch tat.
Dennoch bog er, mehr als nur zehn Minuten vor zehn, in den Weg ein, der zu ihrem Haus führte. Ihr Haus. Um es genau zu nehmen, war es das immer noch. Und der Gedanke daran, war irgendwie beruhigend. Riku hätte es nur schlecht ertragen, wenn Samu das Haus verkauft hätte. Wenn er ihn auch verstanden hätte.
Riku wusste noch genau, wie aufgeregt er war, als Samu mit ihm hier her fuhr. Nicht nur, weil er keine Ahnung hatte, was ihn hier erwartete. Viel mehr, war es die Tatsache, dass sie diesen Schritt gemeinsam gingen. Ein gemeinsames Heim, war noch einmal etwas anderes. Es besiegelte, so war es zumindest für Riku, die Worte ‘Ich liebe dich'  und den Schritt, eine Beziehung mit einander einzugehen.

Kaum brachte Riku das Auto zum stehen und war ausgestiegen, öffnete sich auch schon die Tür. Ein strahlender Samu, nur in seiner Jogginghose und einem T-Shirt, stand im Türrahmen. „Guten Morgen, Löckchen!“ Rikus Lippen, verzogen sich zu diesem schiefen Grinsen. Sein Blick galt darauf noch einmal dem Haus. Tief atmete er durch.
„Was ist los, hmm?“ Stand nun Samu neben Riku. Schlang seine Arme um dessen Taille und hauchte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Ich weiss nicht. Es war komisch, hier zu sein. Es fühlte sich alles so kalt an. So falsch. Dennoch bin ich unendlich froh darüber, dass du das Haus nicht verkauft hast.“ Lächelte Riku Samu an. „Ich habe es nicht übers Herz gebracht. Weil du es so sehr geliebt hast. Und weil es ein endgültiger Bruch gewesen wäre, auch noch unser Zuhause aufzugeben.“ Strich Samus Nase durch Rikus Haare. „Wenn du jetzt nicht hier stehen würdest und mir in Berlin stattdessen gesagt hättest, dass es endgültig aus ist, würde ich es verkaufen. Die Erinnerungen darin, sind ohne dich, kaum zu ertragen.“ Schmiegte sich Samu fester an Riku.
„Hast du mit dem Gedanken gespielt, dass ich nicht zu dir zurück komme?“ Wollte Riku wissen, während er seinen Blick, immer noch nicht vom Haus abwenden konnte. „Das war mein einziger Gedanke und meine absolut grösste Angst. Und die hält mich immer noch fest. Zumindest in meinen Träumen.“ Selbst letzte Nacht, nach dem er mit den schönsten Gedanken überhaupt, eingeschlafen ist. „Deshalb, habe ich eine solche Angst, nach Berlin zu gehen und dich hier schon wieder alleine zu lassen.“ Samus Stimme, war nur noch ein Flüstern und von Tränen erstickt.
„Hey!“ Drehte sich Rik zu Samu um und schlang seine Arme um dessen Körper. „Denkst du wirklich, ich bin gleich wieder weg, wenn du mich mal alleine lässt?“ Samu schüttelte den Kopf. „Das werde ich auch nicht. Ich werde dich vermissen, aber es sind nur ein paar Tage. Und an dem Tag, wenn du endlich wieder nachhause kommst, werde ich dich am Flughafen abholen kommen. Das klingt doch nach erträglichen Aussichten. Oder etwa nicht?“ Wieder nur ein Nicken. „Samu!“ Sanft strich Riku durch dessen Haare. „Nach einer solchen Liebeserklärung, wäre ich der grösste Vollidiot gewesen, wenn ich dich in die Wüste geschickt hätte. Zumal ich mich dadurch selber ins Unglück stürzen würde. Die Zweifel und die verletzten Stellen in meinem Herzen, haben zwar dafür gesorgt, dass ich dir nicht gleich um den Hals gefallen bin und dass ich immer noch zu viel denke, statt einfach mal zu fühlen. Dennoch bin ich so unglaublich aufgeregt, was gerade wieder alles passiert. Du verdrehst mir, einmal mehr, den Kopf in Sekundenschnelle. Schenkst mir diese innere Zufriedenheit, dass ich mich, ohne darüber nachzudenken, von meinen Gefühlen leiten lasse. Was unteranderem zu dem gestrigen Post geführt hat.“ Sprudelten die Worte nur so aus Riku raus. Immer wieder, landeten dabei sanfte Küsse in Samus Haaren. „Bin ich froh, dass ich das alles wieder schaffe.“ Hob Samu den Kopf und sah Riku durch einen Tränenschleier an. „Daran, habe ich, so merkwürdig es klingen mag, keine einzige Sekunde gezweifelt, nach dem Konzert und deiner Offenbarung.“ Wischte Riku die Tränen von Samus Wangen. „Früher, konnte ich nicht zu dir zurück kommen. Weil mich die Angst lähmte, dass du dann nicht bis zum Ende kämpfst und endlich den entscheidenden Schritt gehst. Das ist egoistisch, ich weiss.“ Samu schüttelte den Kopf. „Du hast alles Recht der Welt, egoistisch zu sein, wenn es um dein Herz geht, welches schon zu oft verletzt wurde.“ Strich Samu mit seinen Lippen, über die von Riku. „Und ich denke, deine Entscheidung war gut. Auch, wenn ich dir jetzt sage, dass ich das alles dennoch durchgezogen hätte, kann ich es doch nicht mit Gewissheit sagen. Es war wohl das härteste Konzert aller Zeiten. Doch es hat sich gelohnt. Denn, ich darf dich endlich wieder in meinen Armen halten und dieses wunderschöne Strahlten in deinen Augen sehen.“ Umschloss Samu Rikus Lippen.
„Möchtest du jetzt rein kommen und mit mir frühstücken?“ Gab er Riku wieder frei. Dieser nickte. „Dann komm!“ Umfasste Samu die kalte Hand von Riku. „Jääpuikko!“ Grinste er und legte auch noch seine andere Hand darum.

Auf dem Esstisch, stand doch tatsächlich schon alles bereit. Wenn es darauf an kam, wusste Samu tatsächlich, wie er ihn immer wieder zum Staunen bringen konnte. „Bist du im letzten Jahr zum Frühaufsteher mutiert?“ Grinste Riku. „Das bringen Albträume so mit sich.“ Darauf Samu gleichgültig. „Sorry!“ Nuschelte Riku. „Alles gut! Du kannst ja nichts dafür. Und auch wenn du gerade anderer Meinung bist, lass uns dieses Thema jetzt zur Seite legen und frühstücken.“ Deutete Samu Riku, sich zu setzen. Er verschwand in der Küche und kam gleich darauf, mit zwei Tassen Kaffee zurück. „Hier, Schatz.“ Stellte Samu die Tasse zu Rikus Teller. Strich ihm kurz über den Rücken und gab ihm einen Kuss aufs Haar. „Danke!“ Lächelte Riku. Es fühlte sich so normal an.
Während sie assen, diskutierten sie, was sie mit Emmi unternehmen konnten. War die Kleine eigentlich auch schon eine Grosse, mit ihren vier Jahren. „Wir lassen einfach sie entscheiden, was sie machen möchte.“ Verwarf Samu die Hände, da sie auf keinen grünen Zweig kamen. „Das ist vielleicht wirklich das Beste. Auch wenn sie Shoppen gehen will.“ Samu lachte auf. „Damit, wartet Emmi hoffentlich noch ein bisschen. Und tut dies dann, vorzugsweise lieber mit ihrer Mama.“ Riku musste ebenfalls grinsen. „Das wäre unser Glück, ja. Wobei. Sie hat so coole Onkels, mit denen muss man doch einfach Shoppen gehen wollen.“ Samu schüttelte amüsiert den Kopf. „Du Spinner!» Liebevoll strich er über Rikus Hand, die auf dem Tisch lag. Augenblicklich, fing es an zu knistern. „Warst du heute schon auf Insta?“ Riku schüttelte den Kopf. „Dann lass uns mal das Frühstück weg räumen und uns durch die Kommis wühlen und zählen, wie viele schon gepostet und uns markiert haben.“ Samu musste bei dem Gedanken lachen. Würde er das nie verstehen, weshalb man ihn auf seinem eigenen Bild markieren musste. Hatten sie wirklich das Gefühl, er like das Bild, was er selber gepostet hat?

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt