Kapitel 17

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„Schön, dass du da bist!“ Nahm Hilde Riku in den Arm. Er sah bei weitem nicht so glücklich aus, wie damals, als er mit der ganzen Truppe hier war. Sie wusste von Mike, von der Trennung von Samu und dessen Gründe. „Bist du gut gereist?“ Riku nickte. Er wusste, dass es die richtige Entscheidung war, zu Mike und Hilde zu fahren, als er die Idee dazu hatte. Er fühlte sich gleich etwas ruhiger. Hilde strahlte einfach dieses mütterliche Etwas aus, was Riku gerade brauchte. „Mike hat noch was Geschäftliches zu erledigen. Ich gebe dir erstmal ein Zimmer.“ Holte Hilde ihn aus seinen Gedanken und ging vor ihm her, die Treppe hoch. Riku war froh, hatte sie ihm ein anderes Zimmer als damals, bereit gemacht. Mit dem selben wundervollen Ausblick. Einfach etwas kleiner. „Ich hoffe es gefällt dir?“ – „Es ist toll! Danke!“ Hilde schenkte Riku dieses warme Lächeln, was einen einfach berührte. Er war ohnehin sehr anfällig für solch zwischenmenschliche Dinge. Weshalb er auch schon wieder diese verdammten Tränen in seinen Augen brennen spürte. „Ich lass dich jetzt allein. Fühl dich wie Zuhause! Wenn etwas ist, komm zu mir.“ Ohne etwas zu sagen, schlang Riku seine Arme um sie. Sanft strich Hilde ihm über die Wange und liess Riku alleine. Riku liess sich seufzend auf das Bett fallen.

Als Riku mit Mia auf dem Flughafen stand, hatte er plötzlich dieses Gefühl, dass er nach der Zeit mit ihr und bevor er nach Finnland zurück ging, noch etwas Abstand von allem brauchte. Zeit, um alles zu ordnen. Zu viel, war in den letzten Wochen und Monaten, ja sogar Jahren, passiert. Zwischendurch ging alles so schnell, dass Riku gar nicht hinter her kam. Weshalb er endlich ein bisschen Ruhe brauchte, um alles zu verstehen. Seine Trennung. Das Wiedersehen mit Samu. Samus kämpferischer Einsatz, ihn zurück zu bekommen. Riku strich sich durch die Haare. Was sollte er tun? War es eine gute Idee, einfach zurück zu kommen und dort anknüpfen, wo sie aufgehört haben? Würde sich überhaupt etwas ändern? Wenn Riku jetzt böswillig wäre, würde er Samu unterstellen, dass er sein Ziel erreicht hatte, in zurück zu bekommen. Warum sollte er danach noch etwas ändern? Riku schüttelte den Kopf über seine Gedanken. Das er Samu überhaupt so etwas unterstellte, erschreckte Riku. Sein Herz hat nun mal gelitten und vergisst das alles nicht so schnell. Wie schon zum x-ten Mal, seit Samu es gepostet hatte, öffnete Riku das Bild, mit diesem wundervollen Text darunter. Es sprach der Samu daraus, in den Riku sich verliebt hatte. Viele der Kommentare, verstand Riku nicht. Dennoch genug, um teilweise einfach nur verständnislos den Kopf zu schütteln. Wann wurde aus ihrer Fangemeinschaft ein solcher Haufen, der sich nur noch anfeindet und kaum mehr ein normales Wort mit einander sprechen kann? Scheinbar war nicht einmal mehr Platz für verschiedene Meinungen und Spekulationen. Dabei waren die doch einfach normal und menschlich. Widerspiegelte es den Zusammen halt der Band? Oder viel mehr der Graben darin? Riku musste jedoch auch schmunzeln. Manche überschlugen sich beinahe mit Herzen, weil sie aus dem ‘R’ genau die richtigen Schlüsse zogen. Leicht strich Riku mit seinem Finger über das Display. Reichte ihm dieser süsse Post? Eigentlich wollte Riku die Worte aus Samus Mund hören. Bei einem Interview. An einem Konzert. Wo auch immer und egal wie. Würde es überhaupt jemals dazu kommen? Kämpfte Samu weiter, auch wenn Riku, nach dem Post, nicht gleich wieder vor der Tür stand? Erwartete Samu es? Oder rechnete er damit, dass Riku noch einen viel grösseren Beweis wollte? Fragen über Fragen. Sie machten Riku wahnsinnig. Raubten ihm die Nerven und den Schlaf. Warum musste er auch nur so gekränkt sein? Riku schnaubte. Sprang vom Bett auf und zog sich etwas anderes über. Er brauchte frische Luft. „Etwas ausgeruht?“ Traf er Hilde in der Küche. „Ich gehe ein wenig Spazieren. Zum Essen bin ich wieder zurück.“ Hilde nickte und sah Riku nachdenklich hinter her. Sie wusste nicht, ob sie schon jemals einen so unglücklichen, jungen Menschen gesehen hat. Letztes Mal strahlte Riku mit der Sonne um die Wette. Und man hatte das Gefühl, dass nichts und niemand an die beiden heran kam. Hilde seufzte. „Wo kam der denn her.“ Stand Mike auf einmal hinter ihr und schlang seine Arme um Hilde. „Wie geht es unserem Sorgenkind?“ Er sah gerade noch, wie Riku im Wald verschwand. Sein Gang war nicht leichtfüssig, wie sonst immer. „Sehr unglücklich und verletzt. Seine sensible Seele hat wohl so einiges abbekommen und kann nicht verzeihen.“ – „Hast du mit ihm gesprochen?“, fragte Mike erstaunt. „Nein. Seine Haltung und Rikus Augen sagen alles.“ Mike küsste Hildes Haare. „Er war schon immer der Sensibelste von allen. Seine schlechte Erfahrung mit der Liebe, macht das Ganze auch nicht einfacher.“ Hilde nickte. „Hoffentlich kommt Riku hier etwas zur Ruhe. Er wirkt rastlos.“ – „Du wirst ihn schon wieder hin bekommen.“ Lächelte Mike seine Frau an und gab ihr noch einen Kuss. Wenn jemand Riku wieder einigermassen aufpäppeln konnte, dann war es Hilde.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt