Kapitel 153

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Samu fühlte sich, als stünde er zum aller ersten Mal, in einem Backstage Bereich, eines Clubs. Er konnte sich nicht erinnern, dass er schon jemals so nervös und innerlich aufgewühlt war, bevor es auf die Bühne ging. Seit er Riku hatte, erst recht nicht mehr. Denn er tat immer alles, um Samus Nervosität in Grenzen zu halten. Da reichte schon ein einziger Blick von ihm. Letztes Jahr, fehlte ihm dies. Vor allem an einem ganz bestimmten Abend. Weshalb der Abend, an Rikus Geburtstag, der Moment war, in dem er so nervös und aufgeregt war, als hätte er all die Nervosität der letzten Jahre, in einen Abend gepackt. Samu kam es vor, wie ein Déjà-vu. Und doch, konnte man es nicht vergleichen. Ging es damals, um so viel mehr, als bloss um einen Tour Auftakt, bei dem der ein oder andere Patzer, noch verziehen wird. Es ging damals um sein Leben. Dagegen war das eigentlich, grundsätzlich, ein Kinderspiel. Ausser, dass in Helsinki mehr Familie und Freunde, als etwas anderes, dabei sein würde. Heute jedoch, hatte er wieder den wichtigsten Menschen neben sich.
Als hätte er Samus Gedanken gespürt, legten sich die starken Arme, um seinen Körper, die Samu immer so viel Kraft gaben. „Erinnere dich an diesen einen Abend, letztes Jahr. Es ging doch alles gut. Oder nicht?“ Samu schloss die Augen und lehnte seinen Kopf, gegen den von Riku. „Ich hatte damals eine so verdammte scheiss Angst, dass endgültig alles vorbei sein wird. Mein Leben, vollends in die Brüche geht. Das Gefühl, beim Gang auf die Bühne zusammen zu brechen, hat meinen Körper erfasst und beinahe um den Verstand gebracht.“ Rikus Arme, schlangen sich fester um Samus Körper. „Heute, bin ich bei dir. Und was hast du schon zu verlieren?“ Riku küsste sich über Samus Nacken. „Nichts. Denn das Wichtigste, hält mich so eben im Arm.“ Samu drehte sich zu Riku um und schloss ihn in seine Arme. „Mit dir an meiner Seite, schaffe ich alles.“ Samu vergrub sein Gesicht in Rikus Haaren. „Na siehst du. Hast du es vor einem Jahr, an deinem schwersten Konzert geschafft, packst du das heute mit Links, Grosser.“ Kraulte Riku die kurzen Haare in Samus Haaren. So kurz vor dem Konzert, war durch die Haare streichen, tabu. „Noch fünf Minuten, Jungs. Wir warten auf euch.“ Sah Mikko kurz zur Tür rein und war auch schon wieder weg. „Alles wie immer.“ Grinste Riku an Samus Hals. „Ja. Alles wieder wie immer.“ Schmunzelte Samu. „Sie werden alle unglaublich stolz sein. Allen voran deine Mama.“ Legte Riku seine Hände an Samus Wangen und fixierte dessen Blick, mit seinen graublauen Augen. „Und ich auch!“ Biss sich Riku auf die Lippe, bevor er diese auf die von Samu legte und einen Kuss verlangte.

Es schien, als hätten alle Beteiligten, ein kleines Déjà-vu. Denn als Riku mit Samu an der Hand, zu den anderen stiess, musterten Samu, vier Augenpaare. Jeder von ihnen, erinnerte sich an die Tour von letztem Jahr. Eine Katastrophe. Nicht unbedingt die Konzerte an sich. Wobei, nichts gegen Jukka, einfach einer fehlte. Es war mehr Samus Gemütszustand, der eine Katastrophe war. Und von Konzert zu Konzert, schlimmer wurde. Was jetzt auf sie zu kam, war mit damals, nicht zu vergleichen. Man sah Samu zwar die Nervosität an, doch ansonsten sah er aus, wie das blühende Leben. Seine Augen, strahlten endlich wieder. Und jedem, der jetzt und in den letzten Wochen zurück dachte, wurde bewusst, dass dieser leere Ausdruck in Samus Augen, schon viel früher von ihm Besitz ergriff, als erst letztes Jahr, während der Trennung von Riku. „Was seht ihr mich denn alle so an?“ Liess Samu seinen Blick, über seine Jungs schweifen. „Es geht mir gut. Zwar beschissen aufgeregt, aber so gut, wie schon lange nicht mehr.“ Die Runde nickte. „Wir rocken das Ding!“ Streckte Sami die Hand in die Mitte. Wie immer. Wenn man es jedoch genau nahm, war es jedoch besser als wie immer. Es war so, wie schon lange nicht mehr. Trotz der Nervosität, die ganz normal ist und die Samu schon immer gebraucht hat, um überhaupt auf die Bühne zu gehen. Eine kurze Umarmungsrunde, dann machten sich drei von fünf, schon mal auf den Weg, auf die Bühne. Riku hängte sich seine Gitarre um und sah dann zu Samu, der seine ebenfalls bekam. Tief atmete er durch. Zwei eher kühle Hände, die sich auf seine jetzt schon fast heissen Wangen legten, holten ihn kurzzeitig aus dieser Nervosität, die Samu zu verschlingen drohte. Riku sah ihn einfach nur an. „Ich liebe dich!“ So simpel und doch, beruhigte es Samu. Riku unterstützte seine Worte noch mit einem Kuss. „Und jetzt los auf die Bühne, mit dir.“ Bekam Samu noch einen leichten Kalbs auf den Hintern, was ihm ein Lachen entlockte. Gleichzeitig, betraten Samu und Riku die Bühne, was den Jubel Ohrenbetäubend machte. Gemeinsam, starteten sie in den ersten Song, der Club Tour, Never let go.
Waren die Hände, zu Beginn, noch zittrig und die Stimme brauchte viel Kontrolle, um sicher zu klingen, fiel all dies, nach jedem weiteren Ton und jeder Zeile des Liedes, von Samu ab. Seine Lockerheit, kam zurück. Erfasste jede Faser seines Körpers. Am meisten, füllte es sein Herz aus. Der Teil, der lange Zeit leer war. Ohne Musik. Weil er sie nicht mehr wollte. Einerseits aus Wut darauf, was sein Traum, die Musik, mit ihm und Riku gemacht hat. Andererseits, aus Angst, dass sie es erneut tat, wenn er der Musik noch eine Chance gab, wie Riku ihm. Jetzt war die Musik wieder da, wo sie hin gehörte. Neben dem Platz, in Samus Herzen, der nicht von Riku eingenommen wurde. Seite an Seite mit seinem Liebsten. Genau so, wie Samu auf der Bühne. Zu wissen, dass Riku wieder rechts von ihm stand und in der Musik versank, war für Samu das Grösste. Es gab ihm die Unterstützung, die er auf der Bühne brauchte. Riku war dies vom ersten gemeinsamen Konzert an, für Samu.

Die etwas intimere Art der Konzerte, regte Samu auch wieder dazu an, mehr mit seinem Publikum zu agieren. Das, was er an der Akustik Tour so mochte. Allein ein Lachen auf etwas, was er sagte, konnte eine Anregung sein und zu mehr führen. Samu genoss es. Wenn er auch bei jedem Konzert, merkwürdigerweise, wieder in diesen Grove kommen musste. Das kannte Samu sonst nicht. Nach dem zweiten Konzert, war er in der Regel, in diesem Konzert Feeling. Dieses Mal, schien es nicht zu funktionieren. Jedes Publikum, in jeder neuen Stadt und jedem anderen Land, war wieder anders. Da reichten auch nicht die paar Leute nicht aus, die praktisch jedes Mal oder zumindest sehr oft, in der ersten Reihe sichtbar zu sehen waren, um eine gewisse Konstante auf zu bauen. Auf so kleinem Raum, nahm man auf der Bühne Regungen im Publikum, viel schneller wahr, als in einer grossen Halle, bei der die Leute vor der Bühne und ringsherum, nur eine grosse Masse waren. Vielleicht waren es auch die sehr gemischten Reaktionen auf das Album, die Samu so unsicher machten. Manche Stimmen, waren nicht gerade in gutem Ton. Samu war sich das alles gewohnt. Dennoch, nagte es an ihm und liess ihn jeden Abend zweifeln. Wenn es auch keinen Grund dafür gab.
Die Tour, war alles in allem ein voller Erfolg. Die Fans schwärmten nach jedem Konzert. Samus Unsicherheit und nicht immer ganz so lockere Art, tat ihr keinen Abbruch. Die überwiegend, mehr als guten Resonanzen, waren die Bestätigung, dass es richtig war, während der Tour, gleich noch eine weitere Tour raus zu hauen. Eine Hallentour. Sie mussten es einfach versuchen. Alles oder Nichts. Nichts riesiges. Dreizehn Konzerte. Die jedoch freudig bejubelt wurden. Gingen doch viele Fans leer aus, bei der Club Tour, was zu weiterem Missmut sorgte, bei und unter den Fans. In Hallen, passten mehr Leute rein. Folglich hatten, trotz geringer Anzahl Konzerte, mehr Leute die Möglichkeit, sie Live zu erleben.
Samu fing auch wieder an, seine Blogs zu schreiben und die Fans, in einem gewissen Masse, an ihrem Tour Leben teil haben zu lassen. Dafür hatte er ja jetzt genügend Zeit, wenn er mit Riku, in ihrem eigenen Bus, in die nächste Stadt fuhr. Die Rücklichter der anderen, immer im Blick. Oft sass Samu bei Mike, wenn er seinen Worten im Kopf, freien Lauf liess. Riku an seine Seite gekuschelt. So konnte er immer mal wieder seine Nase in Rikus Haaren vergraben oder ihm einen Kuss darauf drücken, wenn er nach den richtigen Worten suchte. Er war oft, sehr nachdenklich. Die Fans schienen zwar begeistert zu sein, von dem was sie taten. Gleichzeitig herrschte Missmut. Heute löste schon ein simpler Post über die Tatsache, dass er nicht mit den anderen im selben Bus fuhr, eine grosse Diskussion aus, die kaum mehr enden wollte. Leute die ihn nicht kannten, urteilten sofort über ihn. Früher, wurden solche Dinge einfach hin genommen, weil sie keinen Einfluss auf das, was wichtig war, hatten. Nämlich die Musik und die Konzerte. Samu wusste, dass er diese Dinge, nicht an sich heran lassen sollte. Dennoch beschäftigte es ihn. Er war nicht der Typ Mensch, der einfach so sagen konnte, sollen die doch über mich reden und von mir halten, was sie wollen. Auch wenn er es sollte. Es gelang Samu nicht immer gleich gut. Im Moment, sogar sehr schlecht. Da er ohnehin die ganze Zeit am hadern und zweifeln war. Er sich Fragen stellte, die er sich früher nie gestellt hatte. Weil es auch keinen Grund dafür gab.
„Mach dir nicht zu viele Gedanken, Grosser.“ Sie sassen einmal mehr im Bus, der sie weiter brachte. Samu war schlaflos, wie so oft, in letzter Zeit. „Das bringt nur Kopfschmerzen, gibt Falten und zehrt an deiner Energie, die du so dringend brauchst. Ausserdem, bringt es dich um den verdienten Schlaf.“ Samu seufzte und liess seinen Kopf gegen den von Riku sinken. Ohne ihn, hätte Samu schon längst aufgegeben. Kapituliert. Wäre wahnsinnig geworden, ab seinen Gedanken, die kreisten. Riku schaffte es, dass sie immer mal wieder still standen. Ruhe gaben. „Lass uns ins Bett gehen und du erzählst mir, was dich bedrückt. Danach, kannst du bestimmt herrlich schlafen.“ Zum reden kam es nicht, kaum lag Samu in Rikus Armen, schlief er schon. So war es, bis jetzt, jede Nacht, in der sie unterwegs waren.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt