Kapitel 92

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Alles im Van verstaut, ging es los, in die Höhle der Löwen. Riku hielt Samus Hand, die ganze Zeit, mit seiner umfasst. Die andere, rieb Samu immer wieder an seiner Hose. Er schwitzte, obschon im gleichzeitig kalt war. „Geht es dir wirklich gut?“ Besorgt, sah Riku den grossen Blonden an, der gerade überhaupt nicht gross und so selbstsicher wie sonst, wirkte. Samu nickte nur. Fest umklammerte er Rikus Hand, als sie alle drei ausgestiegen waren. „Atme einmal tief durch. Du bist ja völlig durch den Wind.“ Hielt Riku ihn kurz zurück. „Es kann nicht schlimmer werden, als das letzte Mal.“ Klopfte Mikko ihm auf die Schulter. Samu wuschelte sich kurz durch die Haare, was die Unordnung darin nicht besser machte, reckte seine Brust und ging durch die Tür. Ohne Riku dabei loszulassen.
Der Aufzug, brachte sie in den fünften Stock. Wieder lagen alle Blicke auf ihm, kaum hatte Samu diesen verlassen. Doch anders, hatte Samu das Gefühl. Vielleicht lag es an Riku. Oder daran, dass er etwas besser aussah, als das letzte Mal. Samu wusste es nicht. Zumindest fühlte er sich heute nicht, als würde man ihn zu seiner Hinrichtung bringen. Mikko warf Samu einen aufmunternden Blick zu und klopfte an die Tür. Riku hielt sich, hinter Samu, noch im Hintergrund. Sie wollten den Überraschungseffekt sehen, wenn er auch da stand. Samus Herz hämmerte gegen seine Brust. „Ich bin bei dir." Flüsterte Riku und hauchte ihm einen Kuss in den Nacken. Die Tür öffnete sich und Mikko wurde als erstes begrüsst. „Samu." Traff dieses scheinheilige Lächeln des selben Typen, der ihn letztes Mal zur Schnecke machen wollte. Samu ignorierte dessen Hand und ging wortlos und mit einem kühlen, undurchsichtigen Blick, an ihm vorbei. „Ach, wir haben Verstärkung mit gebracht. Wie schön.“ Fassten sich die Herren, ziemlich schnell wieder, als sie Rikus Anwesenheit, kurz aus dem Konzept brachte. „Es geht um die Band und, wie immer, mehrheitlich um mein Privatleben und zu beidem, gehört Riku mit dazu.“ Setzte sich Samu, ohne Riku auch nur eine Sekunde los zu lassen. „Also?“ Wollte Mikko wissen. „Nun denn...Wie ihr sicher wisst, haben wir ein Angebot bekommen, mit dem euch Universal Finnland, aus eurem Vertrag bei uns kaufen will.“ Samu klatschte in die Hände. „Toll! Dann sind wir ja alle unsere Probleme los.“ Stand er auf, im wissen, dass es das noch lange nicht gewesen ist. „So einfach ist das nicht. Wir lassen die Leute, die bei uns unter Vertrag sind, nur ungern einfach so ziehen.“ Samus Augenbraue, schnellte in die Höhe. „Ach...“ Setzte er sich wieder ihn. Er fand gerade gefallen daran, die Herren etwas zu provozieren und heraus zu fordern. „Aus dem Vertrag werfen, ist ja auch viel effektiver und kratzt etwas weniger am Ego.“ Lehnte sich Samu in seinem Stuhl zurück. Ein eisiger Blick, traff ihn. „Formulieren wir es etwas anders. Wir lassen unter Vertrag stehende, ungern von anderen Labels abkaufen.“ Das klang doch gleich wieder anders. „Da können wir nichts dafür. Es scheint, es macht nicht allen etwas aus, dass unser Privatleben, was, wie das Wort es schon nennt, privat ist, nicht so in die Norm passt.“ Verschränkte Samu seine Arme vor der Brust. „Schliesslich geht es auch um die Musik und nicht darum, unser privates Leben, auf der Bühne zur Schau zu stellen. Wenn dem so wäre, müsste man ohnehin eine Altersbeschränkung einführen.“ Riku musste sich ein Lachen verkneifen und kniff Samu in die Seite. „Wir sind ja heute ganz lustig aufgelegt.“ Erntete Samu böse Blicke. „Nein. Das ist bloss eine Tatsache. Wir stehen nicht so darauf, unser Privatleben der Öffentlichkeit offen dar zulegen. Und wenn, dann nur das, was wir wirklich wollen.“ - „Ich denke, wir schweifen etwas ab.“ Holte Mikko das Gespräch zurück. Wenn Blicke töten könnten, würden hier ein paar tot umfallen. „Wir haben uns da etwas überlegt.“ Fingen sich die Herren wieder. Sie wollen den Geldesel nicht verlieren, schoss es Samu durch den Kopf. Nicht mit ihm. Sie konnten ihm weiss ich was anbieten. Um kein Geld der Welt, würde er hier, länger unter Vertrag bleiben. „Wisst ihr was? Spart euch eure Worte und netten Verträge. Ich bin hier fertig. Um genau zu sein, war ich das schon das letzte Mal, als ihr mich als den grössten Idioten, der im Musik Business herum läuft, hin gestellt habt. Aber wahrscheinlich, war ich damals etwas undeutlich. Obschon ich dachte, ich hätte mich deutlich und laut genug, ausgedrück.“ Stand Samu auf. „Ein Wir, gibt es unter uns nicht mehr. Ihr könnt euch, noch so einen scheinbar perfekten Vertrag aus den Fingern saugen. Ich werde ihn nicht unterschreiben. Niemals. Nicht nach allem was war. Denn, wie ich euch kenne, wird es irgendwo, wieder eine versteckte Klausel haben, die uns an unserem Privatleben hindert. Wir lassen uns aber nicht mehr vorschreiben, was wir tun und lassen sollen und was nicht. Privat ist privat und hat rein gar nichts mit der Musik zu tun. Und auch dort, lassen wir uns nicht mehr rein reden. Wir sind keine Anfänger mehr. Oder Teenie Stars, die all diese Vorschriften brauchen, um in diesem Geschäft zu bestehen. Wir wissen, was wir können und haben. Darauf, kann man aufbauen. Weiter arbeiten. Doch davon, habt ihr nur minimal eine Ahnung. Euch, geht es nur um den Profit.“ Samu wandte sich zum gehen. Drehte sich jedoch, den Türgriff schon in der Hand, noch einmal um. „Vielleicht solltet ihr euch das mal durch den Kopf gehen lassen. Wir sind keine Marionetten. Sondern Menschen.“ Verliess Samu das Büro. Scheinbar als die Ruhe selbst. Doch innerlich tobte ein Sturm.
Riku folgte ihm, ohne ein weiteres Wort und erwischte Samu gerade noch, bevor sich der Aufzug schloss. Ohne etwas zu sagen, zog er Samu an sich. Dieser zitterte am ganzen Körper. Das hatte ihn eine Unmenge an Kraft und Selbstbeherrschung gekostet. Draussen, liess sich Samu an der Mauer, gegen die Riku ihn lehnte, nach unten gleiten. Tief atmete er durch. Riku kniete vor ihm und sah Samu besorgt an. Sagen, tat keiner etwas. Was auch? Es gab nichts mehr zu sagen. Es war so, wie Mikko es voraus gesagt hatte. „Ich bin stolz auf dich!“ Küsste Riku Samus Stirn und liess seine dagegen sinken. „Und ich, bewundere dich für deine Ruhe.“ Stand nun auch Mikko draussen. „Alles gut, Samu?“ Kniete er sich zu den beiden. Samu nickte nur. „Haben sie noch etwas gesagt?“ Sah Riku ihn fragend an. Mikko schüttelte den Kopf. „Du hast sie, offentsichtlich, sprachlos gemacht.“ Klopfte Mikko Samu auf die Schulter und stand wieder auf. Über Samus Gesicht, huschte tatsächlich ein Lächeln. „Komm, lass uns nachhause gehen.“ Zog Riku ihn mit sich hoch. „Danke, warfst du da!“ Schloss Samu ihn in seine Arme. Nur noch leicht, zitterte er. „Ich habe doch gar nichts gemacht.“ - „Du warst da. Das reichte schon. Sonst hätte ich dem Kerl...“ - „Ich weiss.“ Gab Riku Samu einen Kuss und schob ihn dann zum Van. „Haben wir überhaupt einen Flug in nächster Zeit?“, fragte Riku nach vorne. Samu war zu geschafft, um sich noch um irgendwas zu kümmern. Er hatte Mikko und Riku dabei. Also musste er einfach mal nicht. „Ich werde gleich mal anrufen, ob wir es auf den nächsten noch schaffen. Ansonsten, müssen wir umdisponieren.“ Mikkos Nerven, möchte Riku manchmal echt haben. Er erzählte ihm das, in aller Seelen Ruhe.
„Kannst du noch einmal so viel Energie zusammen nehmen, damit wir uns beilen können, Samu?“ Sah Mikko nach hinten. „Wenn ich dadurch früher zuhause bin, dann werde ich durch den Flughafen fliegen.“ Kam brummend von Samu. Sah gerade nicht so aus, entlockte aber allen ein Lachen. „Mein fliegender Finne.“ Drückte Riku einen Kuss in Samus Haare. Kaum hielt der Van, musste es dann wirklich schnell gehen. Mikko besorgte einen dieser Gepäck Karren, damit es noch etwas schneller ging. Hatte Samu einfach zu viel Gepäck dabei. Die nette Dame beim Check In, wartete schon auf sie. „In letzter Sekunde.“ Lächelte sie die Herren freundlich an. „Jetzt müssen sie sich aber beeilen.“ Drückte sie jedem sein Ticket in die Finger und los ging es zur Kontrolle. Geübte Flieger, wie sie, hatten auch diese schnell passiert. Den Flughafen in Berlin, in und auswendig zu kennen, hatte auch was. Es ging alles viel schneller. Und schon hatten sie ihr Gate erreicht. Das Boarding, war schon im Gange. Also besser gesagt, sie waren die Letzten.
Völlig erledigt und ausser Atem, liess sich Samu in den Sitz sinken. „Brauchst du noch etwas oder soll ich alles oben verstauen?“ Samu schien zu überlegen. „Wir lassen den Rucksack einfach unten.“ Lächelte Riku und setzte sich neben den Blonden. Sanft, berührte er Samus Wange mit seinen Lippen. „Schlaf ein bisschen. Ich wecke dich, wenn wir da sind.“ Mikko beobachtete die beiden, von der Sitzreihe neben an. Riku war so unglaublich liebevoll. Und Samu einfach nur noch am Ende. „Hier, ziehe dir denn an.“ Reichte Riku Samu den Pulli, als sie in der Luft waren und Samu leicht zitterte. „Danke!“ War alles, was Samu noch sagen konnte, bevor ihn die Müdigkeit überrollte. Auf Rikus Gesicht, konnte Mikko Sorge sehen. „Er wird schon wieder.“ Legte er ihm die Hand auf die Schulter. Riku nickte. Die Zweifel, ob sie nicht doch daheim bleiben sollten, waren immer noch da. Doch er hatte es Samu versprochen, seine Überraschung nicht ab zu sagen. Aber vielleicht war es besser, wenn sie auch den Hinweg, flogen, statt mit dem Zug zu gehen. Riku würde sehen, wie es Samu in den nächsten Tagen ging. „Iss was, Schatz.“ Strich Riku sachte über Samus Wange. Mehr widerwillig als genussvoll, ass Samu seinen Teller leer. Es tat gut, musste er zugeben. Riku war einfach ein Schatz. An seiner Seite, konnte er sich jetzt einfach gehen lassen. Seiner Müdigkeit die Oberhand lassen. Sonst müsste sich Samu jetzt zusammenreissen, was ihn noch mehr Energie, die er nicht mehr hatte, kosten würde. „Wo sind wir denn?“ Sah Samu aus dem Fenster. „Irgendwo über dem Meer.“ Klappte Riku Samus Tisch wieder hoch und gab ihm einen Kuss in die Haare. „Zeit, um noch etwas die Augen zu schliessen.“ Sachte liess er seine Finger, in Samus Haaren verschwinden. Samu legte den Arm um ihn und zog Riku an sich. „Kuscheln.“ Grummelte er, was Riku ein Lachen entlockte. „Schlaf noch etwas, mein Kuschelmonster.“ Mikko schüttelte grinsend den Kopf, als er die beiden Teller zu sich nahm. Er sah sie noch zu Boden fallen. Die beiden scheinen es echt zu geniessen. Gut so, dachte Mikko. Sie hatten es mehr als verdient.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt