„Du bist total verrückt!" Kam leise über Rikus Lippen.
Langsam ob Samu den Kopf. Diese Stimme. Gott, wie hatte er sie vermisst. „Rik..." Kam heiser und kaum zu hören, von Samu. Die wunderschönen blaugrauen Augen, waren verweint. Dennoch waren es die schönsten Augen, die Samu jemals gesehen hat. „Du bist noch da?" Riku nickte und kniete sich vor Samu auf den Boden. Ein leichtes Lächeln umspielte Samus Lippen. „Nothing is over. Because, only you can heal me." Flüsterte Riku und strich Samu durch die Haare. Diesem entwich ein zittriges Seufzen, als er Rikus Lippen auf seiner Stirn spürte. „Ich kann...nicht...ohne...dich, Rik. Ich...kann...einfach...nicht." Schluchzte er und schlang seine Arme um Riku. Seine grosse und einzig wahre Liebe.
Riku atmete tief durch und drückte Samu fest an sich. „Ich weiss...verdammte Scheisse, das weiss ich doch!" Auch Riku rannen die Tränen wieder wie Sturzbäche über die Wangen. „Bitte...schick mich...nicht weg...Riku..." - „Samu...ich..." Löste sich Riku wieder von Samu und stand auf. „Ich brauche Zeit..."
„Aber...ich...du hast doch gesagt...deine Worte..." Die Freude und Euphorie, die eben noch durch seinen Körper jagte, war weg. Verpufft, mit Rikus Worten. Mit 200 auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen. Samu schluckte schwer. Was war er auch so verdammt naiv zu glauben, dass dieser Abend etwas änderte. Ausser, dass jetzt alle wussten, dass er Riku liebte.
Sie konnten nicht dort weiterfahren wo alles in die Brüche ging. Keiner von ihnen wusste wahrscheinlich, wann dies passiert ist. Zeit. Was bedeutete das? Was wollte er ihm damit sagen? Wurde nicht wieder alles gut?
„Ja, ich liebe dich. Mein Herz hat nie aufgehört, dich zu lieben." Riss Riku ihn aus seinem Gedanken Karussell heraus. „Denke ich...Ich weiss einfach gerade nicht, wo mir der Kopf steht, Samu. Da bist du. Ich weiss und spüre, dass ich dich brauche. Doch gleichzeitig...Habe ich keine Ahnung, ob ich dir jemals wieder vertrauen kann."
Bei jedem weiteren Wort, hatte Samu mehr und mehr das Gefühl, als würde ihm jemand das Bisschen sicherer Boden, wieder unter den Füssen wegziehen. Gleichzeitig wurde er wütend. Auf was und wen, wusste er nicht. „Wofür habe ich dann diesen ganzen verdammten Zirkus heute Abend veranstaltet? Wenn vielleicht dennoch nichts mehr zu reparieren ist?" Verzweifelt raufte Samu sich durch die verschwitzten Haare, dass sie ihm in alle Himmelsrichtungen ab standen.
Wie Riku es liebte. Sein grosser Lausebengel. „Du kannst nicht erwarten, dass nach einem einzigen Abend, alles wieder so ist, wie es einmal war, bevor unsere Liebe auf der Strecke geblieben ist. Bevor ich ein weiteres Mal enttäuscht wurde. Und wieder von dem Menschen, den ich am meisten liebte und brauchte. Das steck ich nicht einfach so weg. DEN Vertrauensbruch nicht...nicht von dir. Du hast mir die Sterne vom Himmel geholt, mich auf Wolke sieben gebetet. Nur um mich dann irgendwann, von dort oben, fallen zu lassen. Der Aufprall, war schlimmer, als den damals bei Laura. Und wie es mir damals ging, muss ich dir nicht erzählen." Redete sich Riku gerade in Rage. Er musste das jetzt alles los werden. Auch auf die Gefahr hin, dass er Samu damit so sehr verletzte, dass dieser danach nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Doch die Wahrheit, war immer noch der beste Weg. „Und wenn ich dir, ernsthaft die Antwort auf die Frage 'Wofür' geben muss, dann...dann frage ich mich wirklich, wofür du das alles gemacht hast." Schweigend, sahen sie sich einfach nur an. Das sie nicht mehr alleine waren, registrierten sie nicht. Keiner von beiden.
„Sag du es mir, Samu. Sag mir, wofür du das alles, heute Abend, gemacht hast?" - „Ich habe das für dich getan, Rik. Um dir zu beweisen, dass du das Wichtigste für mich bist. Um dir meine Liebe zu beweisen. Um dich zurück zu gewinnen. Ich brauche dich, Rik. Ich kann kaum mehr atmen ohne dich. Sieh mich an, ich bin nur noch der Schatten von Samu Haber." Dies war Riku schon aufgefallen, kaum waren die Scheinwerfer im Club an gegangen. Ausser, dass die Frisur wieder etwas mehr war, wie früher, was Riku persönlich viel besser gefiel, war kaum mehr etwas von seinem Samu übrig. Dem Menschen, in den er sich verliebt hatte. Ohne es zu wissen. Er war dünn, viel zu dünn. Hatte schreckliche Augenringe. Doch was Riku am meisten einen Stich versetzte, waren Samus Augen. Das Leuchten war verschwunden. Sie waren leer, matt und ohne Ausdruck. Gleichgültig. Mit so viel Trauer, Angst und Verzweiflung darin, dass man beinahe danach greifen konnte.
Riku atmete tief durch. Er konnte Samu, hier und jetzt, nicht jegliche Hoffnung nehmen. Nicht so lange er selber nicht wusste, was er wollte. „Das hast du ja auch alles geschafft. Es war der schönste Liebesbeweis, den du mir machen konntest. Doch es ist ein einfaches, es zu zelebrieren. Was ist damit, es auch zu leben? Ich dachte schon einmal, dass wir das hin bekommen. Wieder und immer wieder. Doch die niederschmetternde Wahrheit ist, dass es nicht ging. Am Anfang nicht. Und kein weiteres Mal, als wir es erneut versucht haben. Wir haben uns immer wieder etwas vor gemacht. Was ist jetzt anders, Samu?"
Samu konnte nicht glauben, was Riku da gerade sagte. Klar, er hatte ihn immer wieder enttäuscht und vor den Kopf gestossen. Doch heute, hatte er alles, sein ganzes Leben und seine Existenz, alles hatte er auf eine verdammte Karte gesetzt, nur um Riku zu beweisen, dass es ihm dieses Mal ernst war. Und er zweifelte immer noch daran? „EINFACH? DENKST DU WIRKLICH, ICH HABE ES MIR HEUTE UND DIE LETZTEN TAGE UND WOCHEN EINFACH GEMACHT? WARST DU HEUTE ABEND AUCH DABEI?" Tickte Samu gerade vollends aus. Das war zu viel für seine Nerven.
Riku regte sich nicht. Dies, musste er jetzt über sich ergehen lassen. Wenn sie noch eine Chance haben wollten, dann mussten sie beide jetzt da durch. Jeder musste sagen, was gerade auf ihm lastete. Erstaunlicherweise, blieb Samu da.
„Und? Warst du da?" Riku nickte. „Dann hast du gehört, was ich gesagt habe?" Wieder ein Nicken. „ALLES, RIKU...ALLES, HABE ICH AUF EINE KARTE GESETZT! FÜR DICH, VERDAMMT NOCHMAL! DOCH WOFÜR? ICH HÄTTE ES AUCH GLEICH BLEIBEN LASSEN KÖNNEN. DANN HÄTTE ICH JETZT WENIGSTENS NOCH EINEN JOB, WENN ICH MIR SCHON MEINEN FREUND, WOHL ENDGÜLTIG ABSCHMICKEN KANN." Tränen rannen unaufhörlich aus Samus Augen, über seine Wangen. Sie waren ihm egal. War Samu sich schon so sehr an sie gewöhnt. Sein Herz hämmerte schmerzhaft gegen seine Brust. Der Kopf dröhnte. Die Luft schien so stickig, dass Samu kaum mehr atmen konnte. Er musste hier raus. Unbedingt. Auch wenn es einmal mehr feige wirkte, würde er wahnsinnig werden, wenn er hier blieb. Ausserdem hatte Samu Angst davor, etwas zu sagen, was er nicht wollte und er bereuen würde. Er wollte doch kämpfen. Um Riku und dessen Liebe. Stattdessen schrie er ihn an. Machte ihm Vorwürfe. Das wollte Samu nicht. Diese ganze Situation, Riku hier und doch so weit von ihm entfernt, gab Samu den Rest. All die Gefühle des ganzen Abends, liessen ihn so reagieren. „Es tut mir leid, Rik. Ich wollte dich nicht anschreien. Es ist nur...deine Gegenwart tut gerade so verdammt weh. Ich kann das nicht..." Wollte Samu an Riku vorbei nach draussen.
„Samu." Drang Rikus Stimme bis zu seinem Bewusstsein vor und dessen kalte Hand, die sein Handgelenk umfasste, jagte einen Stromstoss durch Samus Körper hindurch.
„Was noch, Rik? Willst du mir den Rest meines Herzens auch noch raus reissen? DANN NIMM ES! ICH WILL ES NICHT MEHR! ICH KANN UND WILL OHNE DICH OHNEHIN NICHT MEHR...Ich kann einfach nicht mehr..." Wurde Samus Stimme immer leiser und er sank erneut zu Boden. Vergrub sein Gesicht hinter seinen Händen und fing bitterlich an zu weinen.
Riku schloss die Augen. Wo waren sie nur hingekommen. Beide stürzten sie sich gegenseitig in den Abgrund, obschon es nur etwas gab, was sie brauchten. Einander. „Hey." Riku kniete sich zu Samu. Alles in ihm schrie nach ihm. So konnte er einfach nicht widerstehen und seine Finger durch Samus feuchten Haare gleiten zu lassen. Langsam lehnte Rikus seine Stirn gegen Samus Kopf. „Ich weiss, dass ich dich gerade in den Wahnsinn treibe, obschon es das Letzte ist, was ich will und es mir unendlich leid tut. Doch...Wenn du mich wirklich liebst und ich dir etwas bedeute...Gott klingt das scheisse..." Raufte sich Riku die Haare.
Samu hob den Kopf und sah ihn durch einen Schleier aus Tränen an. Sachte liess Riku seine Daumen über Samus Wangen gleiten und strich ihm ein paar Tränen weg. „Ich brauche einfach Zeit, um...das alles...heute...das was war...meinen Kopf und meine Gefühle zu ordnen...Zeit, um meinen Kopf und mein Herz, wieder ins Gleichgewicht zu bringen...Bitte!" Fest und flehend, sah er Samu an. „Bitte Samu!"
Samu kniff kurz die Augen zusammen und atmete tief durch. „In Ordnung!" Kam leise von ihm. Er würde alles tun. Seine Gitarren verkaufen. Einfach alles.
„Danke!" Flüsterte Riku. „Hilfst du mir dabei?" Kam darauf so leise, dass es kaum zu hören war, von Riku. Dabei sah er Samu mit einem so zuckersüssen Blick an, dass es diesem gleich wieder Tränen in die Augen trieb.
Wie gerne, würde er ihn jetzt einfach in den Arm nehmen, seine Nase in Rikus Locken vergraben und federleichte Küsse auf der empfindlichen Haut, hinter Rikus Ohr verteilen, bis es ihm ein wohliges Brummen entlockte und eine fette Gänsehaut bescherte. „Für den Rest meines Lebens! Ich habe geschworen zu kämpfen. Und das werde ich auch, Rik. So lange es nötig ist und darüber hinaus!"
Riku biss sich auf die Lippe. Dieses schiefe, schüchterne Lächeln. Wie hatte Samu es vermisst. Wir sehen uns, wenn du wieder Zuhause bist, Grosser!" Mit diesen Worten, berührte Riku, nur ganz kurz, Samus Stirn. Stand auf und ging.
Samu schloss die Augen und liess seinen Kopf gegen die Wand hintern ihm sinken. Was für ein Abend. Ohne Hoffnung und doch mit einem kleinen Hoffnungsschimmer. Riku wollte, dass er um ihn kämpfte. Wollte, dass Samu ihm half aus diesem Loch zu kommen. Er würde ihm beide seine Hände und alle Kraft, die ihm zur Verfügung stand, geben. Bis Riku wieder bei ihm war und darüber hinaus. Jeden restlichen Tag in seinem Leben.
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I am living in the Afterglow
FanfictionFortsetzung von 'Leave the past behinde' Riku hat sich, am Ende von 'Leave the past behinde', von Samu getrennt. Weil zu viel vorgefallen war, dass auch die tiefste Liebe, irgendwann nicht mehr ausreichte, um stark zu sein und so weiter zu machen. S...