Kapitel 15

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Die Reaktionen auf seinen Post, waren durchzogen und schnell wieder anderen Gesprächsthemen gewichen, wie zum Beispiel, wann es wohl eine nächste Tour gäbe und wie es grundsätzlich mit Sunrise Avenue weiter ging. Manche bekundeten schon ihre leisen Ängste. Samu konnte es ihnen nicht verübeln. Er selber, wusste nicht, wie es weiter ging. Die letzten Erledigungen für die kleine Tour, wenn man es denn so nennen konnte, waren am laufen. Mikko hatte schon fast alles unter Dach und Fach gebracht. Wobei ihm Jukka eine grosse Hilfe war. Danach stand ein Treffen mit den Jungs an. Samu musste sie darüber informieren, was er beim Konzert in Berlin vor hatte. Was für Konsequenzen es haben könnte oder wohl eher haben wird. Ausserdem mussten Termine zum Proben abgemacht werden. Samu sass mit seinem ersten Kaffee, viel zu früh für seinen Geschmack, auf der Terrasse und sah dem Morgen beim Erwachen zu. Auf seinem Handy hatte er das Bild mit dem Herz geöffnet, welches Anna gemacht hatte. Der Tag, an dem Samu endlich ganz und gar aufwachte und zu kämpfen an fing. Von Riku gab es keine Reaktion darauf. Warum sollte er auch? Vielleicht hatte Samu mit dem Bild mehr Glück. Berührte ihm mehr. Es wäre der Zweck dieses Bildes. Doch wann sollte er es posten? War heute der richtige Zeitpunkt? Gab es den überhaupt? ‘Wann, wenn nicht jetzt?’, fragte ihn seine innere Stimme. Ja, wann? Es sollte vor dem Konzert in Berlin sein. Also warum nicht heute. Samu atmete tief durch. Was schrieb man denn am besten unter dieses Bild? Es sagte eigentlich schon alles. Es sollte nicht direkt auf Riku bezogen sein und dennoch so, dass er und vielleicht auch ein paar andere, es verstehen oder Schlüsse daraus zogen. Hoffentlich nicht die Falschen. Samu strich sich übers Gesicht und liess seine Finger durch seine Haare gleiten. Er musste sie endlich wieder schneiden. Aber darum ging es jetzt nicht. Seine verdammten Haare, waren jetzt sowas von unwichtig. Er war doch sonst nicht so einfallslos, wenn es um Worte ging. Worte die gut klangen. Hinter denen jedoch nicht immer die Wahrheit stand. Jetzt jedoch, musste die Wahrheit daraus sprechen. Noch einen Schluck Kaffee, dann öffnete Samu seinen Instagram Account. Eine halbe Ewigkeit, betrachtete er das Bild, bevor er den Text schrieb.
I can’t go back and change what happenend. But I can start where I am and change the ending ❤ In love with the best and for me most important human in this beautiful world for so many years 😍😘 Tränen kullerten über Samus Wangen. „Rik.“ Entfuhr ihm schluchzend. Er sehnte sich so sehr nach ihm, dass es einfach nur weh tat. Da musste Samu nun durch. Riku musste auch durch so viele Dinge, die ihm weh taten durch. Warum sollte es ihm selber anders ergehen? Ob Riku es überhaupt sehen würde? Sollte er ihn darauf markieren? ‘Mach schon, Hapa. Entweder ganz oder gar nicht', redete Samu selber auf sich ein. Bearbeiten. Markieren. Speichern. Samu schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Jetzt war warten angesagt.

Riku wälzte sich die ganze Nacht unruhig im Bett umher. Wurde von Samu und dem schlechten Gewissen gegenüber Mia, wach gehalten. Völlig gerädert, schlurfte er am Morgen in die Küche, als er ein leises Rumoren hörte. Der leckere Duft, von Kaffee, stieg ihm in die Nase. „Guten Morgen! Möchtest du Kaffee?“ Lächelte ihn Mia leicht an. Zu viel Freundlichkeit am Morgen, nach einem solchen Desaster, wie er eines veranstaltet hatte. Kein vorwurfsvoller Blick. Nichts. Was war passiert? Er hatte das doch nicht bloss geträumt? „Mia es tut mir leid! Es tut mir so unglaublich leid! Ich wollte nicht...“ Liess sich Riku auf den Stuhl sinken und vergrub das Gesicht in seinen Armen, die auf dem Tisch lagen. Eine leichte Berührung, stoppte Riku in seinem Wortschwall an Entschuldigungen. „Trink erst mal einen Kaffee, dann reden wir.“ Drang Mias sanfte Stimme an Rikus Ohr. Wieder war Rikus Blick voller Verwirrung, als er Mia ansah. Sie strich ihm sachte eine verirrte Locke aus dem Gesicht. „Danke!“ Sah Riku Mia, immer noch entschuldigend an und nahm einen grossen Schluck Kaffee. „Ich wollte das nicht...ich...niemals wollte ich dich verletzen.“ Wenn Mia ihn anschreien würde, könnte Riku damit umgehen. Aber so, wusste er nicht, was noch alles kam. Riku machte sich auf alles gefasst. „Das weiss ich, Riku. Weh hast du mir nur bedingt getan. In gewisser Weise war gut, was gestern passiert ist. So komisch es jetzt klingen mag. Es hat mir die Augen endlich wieder geöffnet.“, fragend und ungläubig zugleich, sah Riku Mia an. „Ich muss dir etwas zeigen.“ Nahm Mia ihr Handy hervor und tippte darauf herum. Sie hatte Tränen in den Augen, als sie es heute Morgen gesehen hatte. „Schau es dir ganz genau an.“ Streckte sie Riku ihr Handy hin. Geöffnet bei Instagram und Samus Account. Misstrauen lag in Rikus Augen, als er Mia noch einmal an sah. „Lies es Riku! Bitte!“ Rikus Hände fingen an zu zittern. Sein Herz raste. Allein dieses Bild. Samu wie er am Strand, an seinem Strand, kniete und ein Herz malte, in welchem ganz deutlich und für jeden sichtbar, ein ‘R’ stand, liess es angenehm kribbeln. Riku liebte es, wenn Samu so nachdenklich aussah, wie er auf dem Bild wirkte. Er liebte nicht es, Riku liebte Samu. Er hatte nie aufgehört, ihn zu lieben. Die Worte von Samu, trieben Riku Tränen in die Augen. Sie waren so typisch für ihn. Er hörte dabei Samus Stimme, was Riku eine Gänsehaut bescherte und gleichzeitig schmerzte. „Er liebt...“ Kam leise und mit erstickter Stimme von Riku. Eine Träne tropfte auf das Display des Handys. Auf Mias Lippen lag ein Lächeln. Als sie den Text las, schmolz sie dahin. Was für eine süsse, wenn auch versteckte Liebeserklärung an den Mann, der ihr gegenüber sass. Die Liebe seines Lebens. Riku. „Natürlich, liebt er dich.“ Als ob sie ihn, mit ihren Worten aus seiner Schockstarre geholt hätte, sah Riku geschockt zu Mia. „Aber...das geht nicht.“ Schoss Riku hoch. Ging unruhig im Zimmer auf und ab. Die ganze Zeit widerholten sich Samus Worte in seinem Kopf. Schlichen sich in sein Herz. Umschlossen es. Als würden sich Samus Hände darum legen, um es wieder zu wärmen. Er konnte doch nicht einfach...Natürlich konnte er. Und hat es auch getan. Samu kämpfte, wie er es Riku an Samis Hochzeit gesagt hatte. Er hätte nicht gedacht, dass Samu es wirklich durchzog. Es war der Weg mit dem grössten Widerstand. Eigentlich perfekt für Samu. Doch seit einiger Zeit, wählte er lieber die leichten Wege, weshalb es überhaupt zu alle dem gekommen ist. Riku setzte sich auf das Sofa und sah Mia mit einem Blick an, der nicht zu deuten war. „Ich...“ Mia schüttelte leicht den Kopf, bevor Riku etwas sagen konnte, was nicht der Wahrheit entsprach. Sie legte ihre Hände an Rikus Wangen und sah ihn fest an. „Riku...du und ich, wissen es doch besser. Du liebst nicht mich. Sondern das, was du mit mir hast. Wenn du ehrlich zu dir selber bist und tief in dein Herz hörst, weisst du es auch.“ Rikus Stirn lehnte sich gegen die von Mia. „Ich wollte dir niemals weh tun, Kleines. Dich nicht ausnutzen.“ Mia lächelte. „Das weiss ich doch. Es war mein Fehler.“ – „Das stimmt nicht.“ Widersprach Riku. „Hör mir doch einfach mal zu.“ Strich sie ein paar Tränen von Rikus Wangen. „Der Fehler begann schon in jener Nacht, als ich mich mit dir eingelassen habe.“ Ein Blitzen trat in Mias Augen. „Der schönsten Nacht meines Lebens.“ Ein sanfter Kuss auf Rikus Wange und Mia löste sich von Riku und stand auf. „Ich fühlte mich geehrt, dass du dich für mich interessiert hast. Mich als deine beste Freundin machtest. Doch...“ Mia sah den Vögel vor dem Fenster zu. „Ich hätte es nicht zu lassen sollen. Allein wegen meinem Herzen wegen. Es war jedoch zu verlockend, dich in der Nähe zu haben, wenn auch nicht so, wie...“ Brach Mia ab. „Es tut mir so leid, Mia.“ Stellte sich Riku hinter sie und schlang seine Arme um Mia. „Ich hätte es sehen müssen. Wir waren zwei verlorene Seelen mit einsamen Herzen. Anfällig für Menschlichkeit. Vom ersten Augenblick an. Es ist nicht deine Schuld, Mia.“ Drückte Riku ihr einen Kuss auf die Haare. „Wenn, dann sind wir beide Schuld daran. Oder auch keiner. Das ist grundsätzlich ja auch egal. Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen.“ – „Das kann ich dir sagen. Du gehst nach Finnland zurück, wo du hin gehörst. Deutschland ist nicht deine Welt, Riku. Das spürst du doch selber ganz deutlich. Dein Zuhause ist Finnland.“ Mia wandte sich vom Fenster ab. „Bei Samu.“ Riku schnaubte. „Er denkt mal wieder er könne es sich so einfach machen. Zwei Posts und die Welt ist wieder in Ordnung.“ Schwer musste Riku schlucken, um seine Gefühle runter zu würgen. Denn der Post von heute Morgen, war mehr als das. Es war eine versteckte Liebesbotschaft an ihn. Eine, die so typisch war für Samu. Sicher hat ihm Anna dabei geholfen. „Mensch Riku, lass doch endlich mal dieses sture Getue. Du hast geweint. Ich habe es gesehen. Denn dieses Bild und die unglaublichen Worte dazu, treiben wohl jedem die Tränen aus den Augen. Auch, wenn sie nicht für einen sind. Ich möchte nicht wissen, wie es in dem Menschen aussieht, für den Samu diesen zuckersüssen Post gemacht hat.“ Durchdringend sah Mia Riku an. „Oder doch, eigentlich möchte ich es wissen. Denn er kann dich nicht kalt lassen. Niemals. Lass doch endlich wieder dein Herz einen Spalt weit offen.“ Stille. „Was soll ich denn jetzt tun?“ Lehnte Riku seinen Kopf gegen den von Mia, nach dem sie ihm eine Locke aus dem Gesicht gestrichen hatte. „Einfach nach Hause spazieren und sagen ‘Hey Schatz, hier bin ich wieder’? Ich habe ihn verlassen. Verdammt, ich habe ihn verlassen.“ Vergrub Riku das Gesicht hinter seinen Händen. „Samu würde dich mit offenen Armen empfangen.“ Strich Mia ihm über den Rücken. Die Tatsache, dass er ihn verlassen hatte, nagte schon die ganze Zeit an Riku. „Gib ihm zumindest noch eine Chance.“ Mia fühlte sich je schuldig, nicht schon lange eingegriffen zu haben. „Ich kann das nicht. Mein Vertrauen in Samu ist einfach zu sehr missbraucht worden. Mein Herz liebt ihn noch. Gleichzeitig schreit es vor Schmerzen.“ Verzweiflung lag in Rikus Stimme. „Das verstehe ich. Wird es jedoch nicht besser, in dem du dich hier verkriechst. Das was wir hier machen, ist nicht richtig, Riku. War es noch nie.“ Riku, der während dem schon wieder aufgestanden war, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand hinter sich und musterte Mia. „Warum?“ Was war das für eine Frage? „Du könntest diese ganze Situation jetzt schamlos für dich ausnutzen.“ Riku verstand diese Frau nicht. Sie schickte ihn weg. Obschon es für sie mehr war als Freundschaft. „Weil ich möchte, dass du glücklich bist. Deine Augen sollen endlich wieder strahlen. Ausgelöst von diesem wundervollen Lächeln, in das sich Samu sicher als erstes verliebt hat. Mit dem du auch all deine weiblichen Fans, um den Finger wickelst und um den Verstand bringst.“ Riku lachte auf. Das mit dem Lächeln, kam ihm bekannt vor. „Erinnerst du dich an den Nachmittag in Berlin, als wir uns zufällig wieder getroffen haben?“ Riku nickte. „Weisst du noch, was ich dir da über dich und Samu gesagt habe und was ich einmal unbedingt will?“ Mia musterte Riku. Es sah aus, als würde er sein Hirn nach dem Nachmittag durchforsten. „Das du die Erste sein willst, die uns zu unserer Freiheit gratuliert, wenn wir in dem Park, in dem wir waren, zusammen Spazieren gehen.“ Mia nickte. „Das will ich immer noch Riku. Es ist mir gestern wieder klar geworden. Was soll ich mit einem unglücklichen Mann an meiner Seite?“ – „Du bist eine erstaunliche Frau, Mia.“ Einen Finger unter Mias Kinn, zwang er sie sanft, ihn an zu sehen. „Der Mann, der dich einmal bekommt, kann sich glücklich schätzen, Kleines. Denk immer daran!“ Was sollte man darauf sagen? Auf solche Worte, von einem Mann wie Riku. Weshalb Mia bloss nickte und lächelte. Nein, es war nicht einfach. Mia fühlte sich jedoch so gut, wie schon lange nicht mehr. Weil es endlich das Richtige war, was sie taten. Was sie tat. „Willst du das Bild eigentlich nicht liken? Oder irgendwas darunter schreiben?“ – „Sollte ich?“ Riku überlegte schon die ganze Zeit. „Was ist denn das für eine Frage? Nach dem du schon das Letzte nicht geliket hast.“ Rikus Augenbraue hob sich. „Gib ihm immerhin einen kleinen Schimmer Hoffnung.“ Riku malträtierte seine Lippe. „Kannst du das lassen. Bitte!“ Ein Fragezeichen stand in Rikus Gesicht. „Dieses Lippenkauen. Das...Lass es einfach.“ Schüttelte Mia den Kopf. „Macht das nicht nur uns Männer an?“ Weiteten sich Rikus Augen. „Himmel, Riku. Müssen wir jetzt darüber reden?“ Konnte Mia nicht anders, als lachen. „Nein, aber es lockert die Stimmung auf.“ Grinste Riku. Wo er recht hat, hatte er recht. „Also was willst du schreiben?“ War Mia in der Küche verschwunden. „Das ich ihm Glück wünsche?“ War es mehr eine Frage, denn eine Feststellung. „Dein Ernst?“ Kam Mia mit einer Kleinigkeit zum Frühstück, wieder zurück. „Ich hab keine Idee. Reicht es nicht, wenn ich es einfach like?“ Mia stiess ihn in die Seite. „Ich schreibe das jetzt einfach so hin.“ Tippten Rikus Finger etwas auf Finnisch.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt