Gefühlte Stunden, sahen sie sich gegenseitig in die Augen, ohne zu wissen, was der andere dachte. „Du hast bekommen, was du gebraucht hast. Und jetzt...lass mich gehen, Samu.“ Samu entgleisten schlagartig alle Gesichtszüge. Hatte Riku das gerade wirklich gesagt. Dachte er wirklich...Ein Blick in Rikus Augen und Samu wusste, dass es ihm ernst war. Oder zumindest viel Wahrheit darin steckte. Rikus Augen waren kühl. Ja fast schon kalt. „Riku, ich bin nicht deswegen hier. Sondern um mit dir zu reden. Damit wir eine Lösung finden.“ – „Die Lösung haben wir schon gefunden, Samu.“ Darauf Riku so kühl wie möglich, während sich alles in ihm, schreiend nach Samu verzerrte. Dieser Kuss verlangte nach mehr. Viel mehr. Eines hatte Riku in den letzten Monaten jedoch gelernt. Seine Gefühle, Emotionen und das, nach dem er sich verzerrte, in Schach zu halten. „Die ist aber scheisse, Riku! Und nicht die Lösung, die wir beide eigentlich wollen.“ Wurde Samu nun laut. „Eine andere gibt es aber nicht. Und das weisst du genau so gut wie ich. Entweder wir beide oder die Musik. Die Band.“ – „Dann scheisse ich auf die Band! Ohne dich wird es Sunrise Avenue ohnehin nicht mehr geben. Denn ohne dich, werde ich nicht mehr weiter machen. Ohne dich bringe ich es nicht einmal mehr fertig, neue Songs zu schreiben.“ – „Erzähl keinen Scheiss, Haber. Natürlich wirst du weiter machen. Auch ohne mich. Und glaub mir, wenn du dich gegen die Band entscheiden würdest, käme früher oder später die Zeit, in der du es bereuen würdest. Wem würdest du dann die Schuld geben? Mir! Darauf zu warten, habe ich keine Lust.“ Verzweifelt, fuhr sich Samu durch die Haare. „Wie kann es besser so sein, wenn ich dadurch den Menschen verliere, der mir am meisten bedeutet? Mehr noch als die Musik. Wärst du nicht in mein Leben getreten, würde ich vielleicht gar keine Musik mehr machen. Du bist der Grund, weshalb ich weiter gemacht habe. Dank dir, konnte ich die Musik endlich wieder spüren. Und jetzt soll ich dich einfach so wegwerfen, wie ein Spielzeug, dass austauschbar ist?“ Riku lachte sarkastisch auf. „Das hast du doch schon lange gemacht, Samu. Es war dir bloss nicht bewusst.“ Rikus Stimme war nur noch ein Flüstern. Und er musste sich zusammenreissen, um nicht schwach zu werden und in Tränen aus zu brechen. „Es tut mir leid. Für jedes verdammte Mal, als ich dir weh getan habe! Das wird nie mehr vorkommen.“ Samu wollte Rikus Wangen berühren. Doch dieser wehrte ab. „Wie oft ich diesen verdammten Satz schon gehört habe, weiss ich gar nicht mehr. Und das wirklich traurige daran ist, dass dir das nicht einmal bewusst ist.“ Wie ein Schlag ins Gesicht, trafen Samu die Worte von Riku. Doch er wusste, dass jedes Einzelne wahr war. Riku hatte Recht, er war ein Arsch und würde wohl immer eines bleiben. „Mach es nicht noch komplizierter, Samu. Lebe dein Leben und ich werde das Selbe tun.“ Wenn der Kerl mit den schönsten blauen Augen, die er je gesehen hatte, noch lange vor ihm stehen blieb und Riku dessen Duft in seine Nase stieg, wusste Riku, dass er dem Orkan der in ihm tobte, nicht mehr standhalten konnte. Doch was tat er jetzt? Samu näherte sich erneut Rikus Gesicht und legte seine Lippen auf Rikus. Leicht, schüchtern. Fühlte sich so ein Abschiedskuss an? Riku schwindelte und er musste sich an etwas festhalten. Das Einzige, was er jedoch zu fassen bekam, war Samus Hemd. „Vergiss niemals, dass ich dich liebe, Rik. Und das für immer! Ich werde nicht aufgeben, um dich zu kämpfen, bis wir wieder ein Team sind. Du und ich, gegen den Rest der Welt. Und wenn es das Letzte ist, was ich tun werde.“ Mit diesen Worten, wandte sich Samu von Riku ab. Er konnte ihm nicht mehr länger in die Augen sehen. Neben alle den Worten, die Riku ihm an den Kopf geworfen hatte und mit denen er recht hatte, konnte Samu Rikus innerer Kampf sehen und spüren. Er kannte ihn einfach zu gut, um zu glauben, dass ihn das so kalt liess, wie er es rüber brachte. Oder wohl eher rüber bringen wollte. Jedes Wort war für Riku sicher die selbe Qual, wie für Samu und musste brennen wie Feuer. Ein letzter Blick zurück. Riku stand immer noch regungslos an die Wand gelehnt. Samu stieg in sein Auto. Mit einem Knall, fiel die Tür zu und Samu fuhr mit quietschenden Reifen davon.
Mit diesem Geräusch, war es Riku, als würde ihm jemand sein Herz, aus der Brust reissen. Er liess sich zu Boden gleiten. „Ich werde dich immer lieben, Hapa!“ Die Tränen, die er die ganze Zeit erfolgreich verdrängt hatte, strömten jetzt in Bächen aus seinen Augen und über seine Wangen. Es tat so verdammt weh. Wie jeder einzelne Schmerz, den er bis jetzt gefühlt hatte, zusammen genommen. Die Hände gegen seinen Mund gepresst, schrie Riku genau diesen Schmerz heraus. Wäre er alleine gewesen, hätte er den ganzen Schmerz, laut raus gelassen. Doch wer weiss, wer alles um die Ecke kommen konnte. Mit Samu hatte er auch nicht gerechnet. Oder etwa doch? Hatte er deswegen getrödelt, los zu fahren? In der Hoffnung, doch noch einmal auf Samu zu treffen. Noch einmal seine Gegenwart spüren. Es tat gleichzeitig gut und dennoch verdammt weh. Wie gerne, hätte Riku Samu verziehen. Ihm eine weitere Chance gegeben. In der Hoffnung, dass es dieses Mal anders wurde. Samu seine Worte ernst meinte und in Wahrheit umsetzte. Die Angst vor weiteren Schmerzen war einfach zu gross und lähmte Riku, diesen einen kleinen und dennoch riesigen Schritt zu tun, nach dem sich ein Teil von Rikus Herz so sehr sehnte.
„Verdammte Scheisse!“ Schlug Samu, mit Tränen überströmtem Gesicht gegen sein Lenkrad. Er musste, ausser Blickkontakt, raus fahren und sein Auto zum stehen bringen. Sah er, dank seiner Tränen, die Strasse nicht mehr. Die Hoffnung, an der sich Samu die letzten Wochen fest hielt, war eben in tausend kleine Teile zersplittert. Kein Schimmer mehr. Nur noch Leere und Dunkelheit. Riku liebte Mia nicht. Und dennoch flüchtete er sich in ihre Arme. Weil es einfacher und schmerzfreier war, als ihm noch eine Chance zu geben. „I help you hate me...“ Schluchzte Samu und liess alles raus. Niemand konnte ihn jetzt noch sehen. Also konnte er sich endlich gehen lassen.
Mit verschleiertem Blick, rappelte sich Riku auf, als er Stimmen hörte. Sein Auto, seine Zuflucht. Eine weitere Tür knallte zu. Fast schon symbolisch, für das was eben zwischen Samu und Riku vor sich ging. Riku hatte Samu, die letzte Tür, die noch hoffnungsvoll angelehnt war, zugeschlagen. Doch war es nicht nur die Tür, die zwischen zwei Menschen sein kann, die sie trennten. Sie verbrachten den ganzen Tag in der Gegenwart des anderen und waren doch meilenweit von einander entfernt. So weit, wie sie es nie zulassen wollten. Sie hatten sich geschworen, nichts und niemanden zwischen sie zu lassen. Doch sie scheiterten. Sie scheiterten dabei, sich gegen den grossen Druck zu behaupten und dafür einzustehen, anders zu sein. Sich zu sein. Das zu sein, was sie nun mal waren. Ein Herz und eine Seele waren sie. Das Traumpaar der Band, nannten sie die Jungs. Davon, war jetzt nichts mehr zu spüren. Wo früher Wärme war, war jetzt nur noch eisige Kälte. Wo sie früher kaum die Finger von einander lassen konnten, sahen sie sich jetzt kaum mehr an. Und doch, war da immer noch die Liebe zwischen ihnen, die sie beide, wie ein unsichtbares Band verband. Ein Band, welches keiner der beiden, einfach so trennen konnte und im Grunde ihres Herzens, auch nicht wollten. Und auch wenn sie es mit aller Macht versuchten, um diese Schmerzen los zu werden, scheiterten sie immer wieder kläglich daran. Der heutige Tag, war der beste Beweis dafür. Denn gegen die Macht der Liebe, waren sie genau so Chancenlos, wie alle anderen auch. Sie geht ihren eigenen Weg. Sucht sich immer wieder Schlupflöcher, um irgendwann am Ziel anzukommen.
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I am living in the Afterglow
FanfictionFortsetzung von 'Leave the past behinde' Riku hat sich, am Ende von 'Leave the past behinde', von Samu getrennt. Weil zu viel vorgefallen war, dass auch die tiefste Liebe, irgendwann nicht mehr ausreichte, um stark zu sein und so weiter zu machen. S...